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171. Zusammenkunft am 09. Juni 2011 im Rathaus zu Aachen und der Aula Carolina

171. Zusammenkunft am 09. Juni 2011 im Rathaus zu Aachen und der Aula Carolina

Sprecher des Collegiums

Prof. Dr. Herwig Guratzsch

Vortrag in der Collegiumsrunde

Prof. Dr. Christopher Clark

Thema

„Kaiser Wilhelm II. und die Reichsidee“

171. Zusammenkunft am 09. Juni 2011 im Rathaus zu Aachen und der Aula Carolina

Begrüßung – Prof. Dr. Herwig Guratzsch

Sehr geehrte Herren!

In diesen beiden Räumen, dem hellen, freundlichen Weißen Saal und im >Werkmeisterge-richt<, der keineswegs so martialisch ist, wie er klingt, begrüße ich Sie herzlich im Namen des Kleinen Gremiums des Bremer Tabak Collegiums. Mit dem Eintritt in diese Stadt, in dieses alte, aus mannigfachen Zerstörungen wiedererstandene Rathaus verbinden sich historische Ereignisse, die zu den herausragendsten für uns Deutsche gehören. Hier erzählt jeder Zenti-meter Geschichte, es gibt nichts, was in dieser Stadt nicht von grandioser Vergangenheit gefüllt wäre.

Unter der Wucht anzuführender Beispiele wird man aber eher erdrückt als erhoben, und es wächst zwangsläufig die eigene Verlegenheit, auch nur einige Aspekte davon in Erinnerung zu rufen. Ich könnte mich aus der fatalen Lage befreien, indem ich mich der These des einzel-gängerischen Forschers Heribert Illig anschlösse, der behauptet hat, dass es Karl den Großen in Wahrheit nicht gegeben habe. Einigen von Ihnen wäre das vielleicht sogar recht, weil damit gefürchteten trockenen Rückblicken aus dem Wege gegangen würde. Allerdings müssen Sie zugeben, dass die Geschichtskundigen unter uns, nicht zuletzt Christopher Clark, unser Fest-redner, beleidigt wären. Sie hielten nur aus Anstand ein paar Minuten stille, um dann in die Offensive zu gehen. Vor allem wäre die Reaktion des Oberbürgermeisters von Aachen, Mar-cell Philipp, zu fürchten. Er würde am Ende die barschen Methoden des Mittelalters gegen den Sprecher in Ansatz bringen.

Nein es lohnt, die große Zeit der Karolinger, der nachfolgenden Perioden und ihrer bis heute wirkenden Impulse, die sich die Stadt Aachen weiterentwickelnd zu eigen gemacht hat, zu berühren. Hier hatte Karl der Große vor mehr als 1200 Jahren das kühne und vergleichslose Projekt >Kaiserpfalz< realisiert. Erst in allerjüngster Zeit ist es gelungen, sie in ihrer beispiel-haften Kubatur sich vorstellen zu können. Die Pfalzkapelle, die auch Aachener Münster ge-nannt wird, gehört dazu (im Rücken unseres Eingangs). Sie ist für den europäischen Norden des Frühmittelalters nicht nur wegen der Krönungen, die hier bis 1531 stattfanden, sondern im Blick auf die künstlerische Leistung von einzigartiger Bedeutung. Um das stärker erfassen zu können, müssen wir – wie bei zurückliegenden kulturgeschichtlichen Glanzleistungen – alle Zeit danach wegschneiden, uns sozusagen in den Zustand der Zukunftsunschuld versetzen, um die noch immer leuchtende Außergewöhnlichkeit spüren zu können. Dann strahlt das Kuppelmosaik des Aachener Münsters golden, dann staunen wir über die Marmorkapitelle, die gewaltigen Säulen aus Porphyr und Granit, die mühsam von weit her über die Alpen transportiert werden mussten, dann bewundern wir den schlank nach oben drängenden acht-eckigen Zentralraum, werden gefesselt von der Dominanz der Vertikalen dieser ehemals Maria gewidmeten Krönungskirche. Welch mutiger Griff über die ja erst beginnende Romanik hinaus! Wir begreifen, wenn wir nur einen Moment innehalten und wenn wir diesen geformten Ausdruck für die großen politischen, kirchengeschichtlichen und kulturellen Weichenstellun-gen nehmen, die hier ihren Ursprung haben, dass wir – ohne pathetisch zu werden – an der Wiege Deutschlands und Frankreichs stehen.

Selbst das hinreißende Bremer Rathaus, das uns in seiner alten authentischen Erscheinung fasziniert,  hat in diesem Rathaus seinen Vorgänger. Die Gutachter der >unesco<-Anmeldung des Bremer Rathauses für das Weltkulturerbe hatten ausdrücklich auf den Aachener Bruder als Vorbild hingewiesen. (Übrigens schneidet Bremen im Verhältnis zu Aachen nicht gut ab. Ich schwäche die Bemerkung aber gleich wieder in Rücksicht auf die Bremer Lokalpatrioten ab: Beide Städte beziehen sich ja gleichermaßen auf ihre karolingische Wurzel. Aber kein Kaiser hat Bremen je besucht (von der Stippvisite Heinrich III. 1047 abgesehen). Was in Aa-chen Realität war, war in Bremen bis 1646 nur Anspruch und Propaganda, wenngleich zwei wunderbare Innenräume in Bremen auf Karl den Großen bezogen werden dürfen: die Obere Rathaushalle und das Mittelschiff des St. Petri Domes.)

In den beiden Räumen, in denen wir hier stehen, prüften einmal früher die Werkmeister das Tuch, das weltweit von Aachen aus exportiert wurde, und im Weißen Saal, in dem Engel auf Kartuschen die vier klassischen Herrschertugenden symbolisch herbeitragen, fand 1748 der Friedenskongress  statt, der den österreichischen Erbfolgekrieg beendete. Die Wandbilder im >Werkmeistergericht< stammen aus der nämlichen Zeit, Johann Chrysanth Bollenrath hat sie geschaffen. Es sind überwiegend Damen, die die Szenen beherrschen, ohne dass eine Gleich-stellungsbeauftragte tätig geworden wäre. Sie verfügen über die Richtlinienkompetenzen und mahnen, dass Tugend über Laster zu triumphieren habe, dass sich alte Männer nicht an allzu jungen Frauen vergreifen sollten  und dass Frieden allein Wohlstand und Reichtum mit sich bringt und sie erhalten kann. Bei diesem letztgenannten Bild von Bollenrath hat man heraus-gefunden, dass nicht Mars und Merkur, sondern >Gerechtigkeit< und >Frieden< einträchtig die Erdkugel umfangen und die Waffen des Krieges wie auch Masken der Falschheit unter sich begraben. Aber niemand anders ist mit soviel Hingabe auf diesem Bild dargestellt, als Bollenrath selbst, scheinbar gemalt von der vollbusigen Muse der Kunst, Kunst, die nur in Friedenszeiten gedeihen kann. Das Zitat am Rand der erhabenen Bodenplatte bezieht sich auf den 143 Psalm: „Ihre Vorratskammern seien voll und überquellend“.

Diesem Motto, meine Herren, können wir uns nach dieser Stehübung nicht entziehen, zumal das Abendessen aus den Bremer ‚Vorratskammern’ in der Aula Carolina für uns gerichtet ist. Zuvor aber sollten wir uns ganz dem alten Brauch des Löffeltrunks hingeben, den ich mit dem Oberbürgermeister dieser Stadt vorspreche und den ich Sie bitten möchte, dialektecht nachzu-sprechen, indem Sie sich, mit Ihrem Löffel bewaffnet, freundlich Ihrem Nebenmann mit folgenden Worten zuwenden

Ik seh di   –   Dat freut mi

Ik drink di to   –   Dat doo

–  Zuprosten  –

Ik heff di tosapen   –   Hest den Rechten drapen!

171. Zusammenkunft am 09. Juni 2011 im Rathaus zu Aachen und der Aula Carolina

1. Tischrede – Prof. Dr. Herwig Guratzsch

Sehr geehrte Herren!

Es gehört zum erprobten Ritual des Tabak Collegiums, der Freude am Bremer Abendessen und den Gesprächen mit unfreiwilligen Pausen durch Tischreden zu begegnen. Das Unterbre-chen von Individualgesprächen, deren Spannung sich dadurch leicht auflöst, ist belastend für den Sprecher am Katheter. Er kann sich der Aufgabe eigentlich nur dann mit Zuversicht ent-ledigen, wenn er neue Impulse zu vermitteln glaubt, die zur Bereicherung beitragen. Daß er sich dabei in der Regel gründlich überschätzt, entspricht Ihrer Erwartung, die Sie freundli-cherweise höflich zurückhalten.

Mit der scheinbar mühelosen Eingangsfloskel wurde keineswegs Knigge zitiert. Ich lasse in-dessen die Quelle offen, weil wir seit einiger Zeit, dank hochtrainierten Spürsinns, Herkunfts-analysen von Texten gern vornehmen. Die Identifikationsfreude beim Auffinden alter Text-fetzen, auf die sich etwas wörtlich beziehen könnte, – eine sonderbare Internet-Lust mit schnellem Heureka-Effekt –  wächst ins Unermessliche. Daß das mit schwindendem Vermö-gen eigener Originalität und Kreativität einhergeht, lässt sich nicht nur im politischen Diskurs leicht erkennen. Die Statements wichtiger Politiker ähneln mehr und mehr einander bei zu-nehmender Verkümmerung ihres Begriffsgutes. Wozu auch unsere Sprache in ihrer Vielfalt gebrauchen und genießen, wenn sich die „Denke“ – das Unwort nutzen nicht nur ein paar Linke – verknappen lässt, etwa auf Schrumpfbegriffe wie „Hallo“, „ok“,  „Alles klar“ oder auf das in den unzumutbarsten Zusammenhängen vorkommende „Kein Problem“.

Wir befinden uns in der >Aula Carolina<, die weitaus jünger als Carolus Magnus ist. Erst 1663 wurde sie als Katharinenkirche des ehemaligen Augustinerklosters gebaut und nach Jahrzehnten vollendet. In napoleonischer Zeit entstand eine französische Sekundärschule an ihrer Stelle, aus der dann das Kaiser-Karl-Gymnasium hervorging, das diesen, ursprünglich Gottesdiensten gewidmeten Raum, zur Aula umfunktionierte. Heute als Turnhalle genutzt oder – wie vor wenigen Tagen anläßlich des Karlspreises – als Festsaal für Empfänge. Durch die fünf toskanischen Säulenpaare, die Arkaden und die imponierende Höhe von 10 Metern ein prächtiger, wohlproportionierter und doch zugleich schlichter Raum. Daß Christliches weltlichen Nutzungen gewichen ist, zeigt, dass die Bedenkenlosigkeit, Sinnzusammenhänge zwischen Architektur und ihrer beabsichtigten  Funktion, ihrer bestimmten Aura, aufzulösen, nicht erst unseren heutigen, teilweise hanebüchenen Umnutzungspraktiken entspricht.

Die Namen aber >Aula Carolina< beziehungsweise Kaiser-Karl-Gymnasium erinnern an den genius loci. –  Wie, meine Herren, dürfen wir uns denn den Kaiser vorstellen?

Unsere geringe Wissenslage über Karl den Großen hat zu uferloser Legendenbildung geführt. Auch wenn ernstzunehmende Historiker unserer Tage blumenreiche Interpretationen auf ihren schmalen Sachstand zurückstutzen, der durch Bilder und Symbole, durch archäologisch ans Tageslicht gebrachte Spuren und Nachahmungen verlorengegangener Zeugnisse zusammen-gesetzt erscheint, unterliegen wir weiter Phantombildern. So gibt es beispielsweise kein au-thentisches Porträt Karls des Großen. Deshalb ist es zur Wucherung aller möglichen Vorstel-lungen über ihn gekommen. Drüben im Rathaus begegnen uns solche Karl-Porträts. Glaub-würdig ist keins, auch das von Albrecht Dürer nicht, das im Foyer des Rathauses begegnet. (Wir werden, wenn wir zum Krönungssaal gehen, auf die Kopie davon stoßen.)  Sein Phanta-sieprodukt entstand 700 Jahre nach Karl 1511/13, also vor einem halben Jahrtausend, im Auf-trag der Stadt Nürnberg. Nürnberg war damals noch der Ort der Aufbewahrung der Reichsin-signien, die dann nach Wien verbracht wurden, so dass wir heute auch davon nur die – aller-dings ausgezeichneten – Repliken im Krönungssaal betrachten können.

Albrecht Dürer war Realist, ja verbissener Beobachter der wirklichen Züge eines Menschen. Er vergräbt sich geradezu in die Physiognomie, um zur psychischen Aussage vorzudringen. Er ist damit ein Pionier des Urgedankens der Renaissance, die Entdeckung des Individuums realitätsnah bis zur Schilderung der Gemütsverfassung hin zu treffen. Es muß diesen eindring-lichen Charakterisierer an der Schwelle zur Neuzeit entsetzlich gequält haben, ein Dreiviertel-figurenbild von Karl schaffen zu sollen, von dessen Aussehen, außer dass er sehr groß ge-wachsen gewesen sein soll (sieben Fuß groß), nichts überliefert war. So konnte er nur einer Traumintention nachgehen, nur fiktiv den Kaiser „erfinden“. Er tat es mit kontrollierter Lei-denschaft, glich sein Aussehen dem von Gottvatervorstellungen an, zeigte ihn mit langem Haar und weißen Bart und stattete ihn mit Ernst und feierlicher Würde aus. Dazu bildete er die ihm vertrauten Herrschaftssymbole ab, die er vom Original abgezeichnet hatte. So gelang es ihm, einen Realismus vorzutäuschen, der zum Pototyp für die enorme Nachwirkung wurde. Sie hat unsere bildliche Vorstellung von Karl dem Großen bis heute geprägt.

Unsere Vorstellung könnte durch ein weiteres, mit etwas Phantasie anzureicherndes Motiv belebt werden. Auch wenn wir wissen, dass die Herkunft des Bremer Tabak Collegiums auf die noble Runde bei Friedrich Wilhelm I. von Preußen in Königswusterhausen zurückgeht, ließe sich mit Karl dem Großen ein eindrucksvoller Vorbote definieren. Es gehört zur Über-lieferung seiner faszinierenden Wirkung, dass er das bedeutendste kulturelle Zentrum des Reichs hier in Aachen zwischen 794 und 798 etablierte. Er gründete eine Hochschule, in der die Sieben Freien Künste, die >artes liberales<, im Mittelpunkt standen. Damit erweckte er die Hochform antiker Bildung zu neuem Leben und versammelte um sich die geistige Elite seiner Zeit. Daraus destillierte sich ein Freundeskreis angelsächsischen, irischen, fränkischen, langobardischen und italienischen Ursprungs, der auf ritualisierte Floskeln und deren Korsett verzichtete. Zu ihm gehörten unter anderen Alkuin, Paulus Diakonus, Einhard, – Lichtgestal-ten abendländischen Denkens, denen in der Neuzeit mehrere Nobelpreise zugesprochen wor-den wären. Man gab sich Namen, um keine Unterschiede untereinander aufkommen zu lassen. So ließ sich Karl der Große David nennen. Bei der Entfaltung des Gesprächs im Schein der poetischen Maskerade stärkte man das Wissen um Dichtung, Rhetorik, Dialektik und Astro-nomie. Alles, bis auf das Rollenspiel, (das künftig vielleicht im Dialog des Kleinen Gremiums aufgegriffen wird) dürften auch heute die Bestandteile der Collegiumsgepflogenheiten sein. Die Intensität dieser Gesprächskultur muß bezwingend heftig gewesen sein. Einhard be-schreibt sie in einem Brief als „mitreißenden Wind“ und als „Sturm“.

Ein Letztes: ich muß Sie auf das Krönungsbild an der Fassade des Rathauses über dem Ein-gangsportal hinweisen, weil wir das beim Eintreten wahrnehmen können. Achten Sie bitte auf dieses Krönungsbild, das in der Mitte Christus zeigt, der die Krönung Karls durch Papst Leo III. als Majestas Domini lenkt. Wenn Sie Karls Aussehen auf sich wirken lassen, erkennen Sie die Gesichtszüge und den hochgezwirbelten Lippenbart des letzten deutschen Kaisers Wil-helm II.. Ist damit ein antizipatorischer Blick auf das Thema unseres heutigen Festredners Christopher Clark gemeint? Die Darstellung stammt von Johannes Müller, der sie im Zuge der Nachgestaltung der Rathausfassade 1901 geschaffen hat. 10 Jahre später, also vor genau 100 Jahren, besuchte Wilhelm II. nicht ohne Pomb und dem entsprechenden öffentlichen Beifall Aachen!

Ich wünsche Ihnen weiter Guten Appetit!

171. Zusammenkunft am 09. Juni 2011 im Rathaus zu Aachen und der Aula Carolina

2. Tischrede – Oberbürgermeisters der Stadt Aachen Marcel Philipp

Verehrte Herren,

es ist wohl Tradition an einem solchen Abend, dass auch der Hausherr zu Wort kommt!

Ich möchte Sie deshalb sehr gerne in unserer Aula Carolina begrüßen als Oberbürgermeister der Kaiserstadt, der Stadt Karls des Großen, als Oberbürgermeister der Stadt der Wissenschaft, und ich bin sehr froh, dass ich keine ausformulierte Rede mitgebracht habe, denn es bestünde die Gefahr, als Plagiator entlarvt zu werden; denn das, was Prof. Guratzsch gesagt hat, enthält schon auch das eine oder andere, was auch ich bei einer Rede, bei der ich der erste Grußwortredner gewesen wäre, gesagt hätte!

So habe ich die Chance – hat für Sie den Vorteil, es wird sowieso keine allzu lange Rede werden – so habe ich die Chance, es völlig anders zu machen, Sie nicht zu begrüßen in erster Linie mit dem Verweis auf Karl den Großen, der noch vorkommen wird – keine Angst – sondern Sie herzlich willkommen zu heißen in Aachen: der Stadt des Wassers!

Ich habe mir gedacht, in einer so hanseatisch geprägten Gesellschaft macht es Sinn, auf den Ursprung des Wortes Aachen hinzuweisen. Der Wortstamm kommt von Wasser und findet sich bei den ausländischen Wortschöpfungen Aix-la-Chapell oder Aquis Gran oder Aquis Grana sehr viel deutlicher wieder. Wir sind die Stadt des Wassers, und sie werden sich fragen: wo ist es denn, das Wasser? Von einem Meer sind wir weit entfernt und das, was wir unser Meer nennen, ist holländisch. Einen Fluss haben wir auch nicht zu bieten, nicht einmal einen größeren See. Und wenn ich von der Stadt des Wassers rede, meine ich auch nicht die Wassergläser auf Ihren Tischen, die mir hier und da noch unangetastet zu sein scheinen…,wobei wir uns da dem eigentlich Thema schon ein wenig nähern, denn Aachen hat Wasser, das man auch in Gläser füllen kann. Wir sind die Stadt der heißen Quellen, und wenn es unsere Quellen nicht gäbe, gäbe es Aachen nicht.

Es waren die Römer, die es zu schätzen wussten, die die heilende Wirkung zu schätzen wussten ebenso wie später Karl der Große, der ohne das Wasser wohl auch nicht hier seinen Sitz gewählt hätte; und somit wäre auch Aachen nicht der Ort gewesen, von dem ein Reich europäischer Dimension aus regiert worden wäre. Und damit sind wir natürlich wieder bei Karl dem Großen. Sie finden ihn überall in dieser Stadt. Herr Prof. Guratzsch hat zu Recht darauf hingewiesen, dass wir schon beim Betreten des Rathauses ihn in der Figur wiederfinden, die die Gesichtszüge Wilhelms des II. trägt und damit den Verweis auf den noch kommenden Vortrag gibt.

Aber ich möchte den Bogen ein wenig anders spannen und mich auf das Rathaus beziehen als einem Gebäude, das nicht nur generell viel über die Geschichte unserer Stadt erzählt, sondern vor allem den Bogen spannt vom „Kaiserglanz hin zur Bürgerfreiheit“. Das ist unter anderem der Titel des Buches,  das mein Vorredner offenbar sehr gut gelesen hat, und dessen Autor auch hier im Saale ist, lieber Georg Helg. Wir haben viele Gäste in Aachen, und es gibt viele Veröffentlichungen über Aachen, aber dass unsere Gäste die Veröffentlichungen vorher alle gelesen haben, das ist eher selten!

Es ist der mittelalterliche Kaiserglanz zunächst einmal. Die Kaiserpfalzanlage Karls des Großen bietet die Grundmauern, die sie teilweise in unserem Rathaus heute auch noch wiedererkennen. Nicht nur die Grundmauern, sondern, wenn sie vor dem Rathaus stehen und die linke Seite betrachten, den Granus-Turm, dann ist er einschließlich des 4. Stockwerkes noch komplett carolinisch, und es ist eigentlich nur der Beginn der Geschichte unseres Rathauses, denn sie erzählt auch von dem was danach kam: von 600 Jahren Krönungsgeschichte, die es nicht gegeben hätte ohne Karl den Großen. Von der Geschichte des Aachener Friedens, von den verschiedenen Baustielen, die sich dort abgespielt haben. Das Barocke haben Sie bereits im Weißen Saal und im Werkmeistergericht wahrnehmen können. Von der Geschichte der Zünfte über die auch das Werkmeistergericht erzählt und nicht zuletzt von unserer Entwicklung hin zur Demokratie.

Die Hanseaten haben es eher mit der Republik als mit dem Kaiserlichen und Sie finden in unserem Rathaus beides. Die Königshalle war es ursprünglich, aber als es neu errichtet wurde im gotischen Stil hatte es zwei Stockwerke, so wie man es heute wahrnehmen kann. Im Obergeschoss, dort, wo wir gleich gemeinsam sitzen werden, war der Saal der Feiern und der Krönungen. Dort wurden Krönungen gefeiert, und man kann die Aura noch heute spüren. Er ist wohl unter den profanen Sälen Europas einer der bedeutendsten, wenn nicht der Bedeutendste. Aber darunter, im unteren Geschoss, konnte man auch zu einer Zeit, als Kaiserglanz noch eine Rolle spielte, schon die Entwicklung zur Republik und zur Demokratie sehr gut verfolgen. Und das finden wir heute eigentlich genauso wieder, weil es auch Sitz des Stadtrates ist – auch heute noch ist. Der Rat tagt im Rathaus, und es ist Sitz des Oberbürgermeisters, und ich werde nicht darauf verzichten, dort auch  weiterhin das Büro zu haben, auch wenn es manchmal unpraktisch ist, weil alle anderen Mitarbeiter über die Stadt verteilt sind. Aber der Bogen, den dieses Rathaus ganz offensichtlich schlägt, und über den es viel zu erzählen gilt, dieser Bogen ist für uns als Stadt ungeheuer wichtig.

Wir nutzen das, um darauf zu verweisen, dass wir Europastadt sind! Karl der Große, man sagt, der erste Europäer, und weiß doch, dass es einer Erklärung bedarf, soweit zu gehen, Karl der Große bietet die symbolische Grundlage dafür. Und dass Sie ihn auch mythologisiert immer wieder finden im Rathaus, das werden Sie gleich in den Fresken sehen, die uns begegnen im Krönungssaal, das werden Sie bei mehreren Bildern und bei Statuen sehen.

Aber der Karls-Preis, den wir in der letzten Woche wieder hier in Aachen verliehen haben, macht es deutlich, dass das nicht nur die Geschichte ist, sondern dass das auch die Basis für unsere Gegenwart und für unsere Zukunft sein kann, denn es ist unglaublich, wenn man sieht, wie die europäischen Politiker von heute, Barosso, Trichet, die letzte Woche in diesem Raum auch beim Vorabend-Dinner gesessen haben, wie die den Geist, die Aura dieser Stadt, das, was vom Dom ausgeht, und das, was von unserem Rathaus ausgeht, wie sie das nutzen wollen und nutzen können, um auf die Bedeutung, die Kultur und die Entstehung  und die Zukunft Europas zu verweisen.

Diese Plattform bieten wir als Stadt Aachen mit großem Stolz, weil wir wissen, dass es nicht viele andere Städte in Europa gibt, die genau das bieten können. Und so wird das Thema  „Europa“ zu einem emotionalen Thema hier in Aachen und nur deshalb ist die Karls-Preis-Verleihung das, was sie ist.

Dieser weite Bogen von Karl dem Großen zu unserer heutigen demokratischen europäischen Entwicklung lässt sich aber noch im Kleineren widerspiegeln, in dem, was wir gleich noch im Vortrag als Bezug hören werden, denn der letzte Kaiser Wilhelm II. ist ja genau derjenige, der an der Schnittstelle steht zwischen dem Kaiserglanz und der Republik. Es ist derjenige, der das alles in einer sehr kurzen Periode verkörpert, wo wir auch den großen Bogen spannen können. Sie werden nicht nur ihn finden, seine Gesichtszüge in der Statur Karls des Großen am Eingang, sondern Sie werden seinen Vater finden in einem großen Gemälde in unserem Friedenssaal, und Sie werden seinen Großvater finden, Wilhelm  I. in einem ebenso großen Gemälde. Ein Bild, was entstanden ist bei einem Besuch in der Stadt Aachen, an dem Tag, an dem der Grundstein gelegt wurde für unsere Rheinisch Westfälische Technische Hochschule.

 Eine insofern für uns sehr schöne Beziehung, die sich da bildlich dargestellt findet, und unsere Hochschule ist dann tatsächlich auch das Attribut, was uns zur Stadt der Wissenschaft macht, das ist das, was den wirtschaftlichen Motor in unserer Stadt inzwischen ausmacht, wir sind nicht von einer großen Industrie abhängig, sondern der große Motor bei uns ist die Vielfalt der Wissenschaft, die Ingenieurwissenschaft im wesentlichen, aber auch vor allem auch die vielen Ausgründungen und Chancen, die sich durch die hohe Qualität der  Exzellenz-Hochschule in Aachen bietet. Und genau das versuchen wir in die Zukunft zu führen, indem wir ein neues großes Campus-Projekt entwickeln. Groß insofern, weil es eine Fläche umfasst, die genauso groß ist, wie die Innenstadt Aachens. Groß aber auch, weil es in der Qualität etwas völlig neues ist.

Die Philosophie, die dahinter steht, ist, dass man in der Entwicklung der Wissenschaft über Jahrhunderte wissen musste, wo etwas steht. Wo die Bibliothek ist, wo das Buch ist, wo etwas, was ich suche, niedergeschrieben ist. Bibliotheken reichten irgendwann nicht mehr aus, um sich das vermehrende Wissen zu bündeln und so wurde es wichtig, nicht nur zu wissen, wo etwas steht, sondern zu wissen, wer etwas weiß. Die Personen rückten mehr in den Fokus, und wir sind der Meinung, dass wir inzwischen eine nächste Stufe erreichen, indem wir sagen, es wird nicht nur wichtig sein zu wissen wer etwas weiß, sondern es wird in der  Zukunft gerade für die Industrie wichtig sein zu wissen, wo neues Wissen entsteht, wo zukünftiges Wissen entsteht. Und damit kommen wir als Stadt der Wissenschaft, als Stadt Aachen in eine ganz neue Rolle, in der wir Industrie und Wissenschaften, Industrie und Hochschulinstitute sehr eng miteinander mit Themen-Clustern verbinden, dadurch eine Ergänzung zu unserer Hochschule schaffen, die viel Beachtung findet, und die die zukünftige Entwicklung in unserer Stadt  deutlich prägen wird.

Und so sind wir immer wieder damit beschäftigt, zwischen unserer Geschichte und unserer Zukunft über die Stadt Aachen zu erzählen. Wir machen das sehr gerne und immer dann, wenn Besuch von auswärts da ist, dann machen wir das mit besonderem Nachdruck, und deshalb sind Sie es jetzt, die das jetzt von mir hören!

Ich wünsche Ihnen und uns einen sehr schönen weiteren Abend, ich bin begeistert von der Stimmung und der Tradition, die sich hier widerspiegelt. Das passt zu Aachen und ich wünsche mir, dass sie alle bald und oft wiederkommen.

Herzlichen Dank!

171. Zusammenkunft am 09. Juni 2011 im Rathaus zu Aachen und der Aula Carolina

Vortrag – Prof. Dr. Christopher Clark

„Kaiser Wilhelm II. und die Reichsidee“

Meine Herren, ich möchte mich zu allererst herzlich bedanken für die Einladung heute Abend. Wer die lange Liste derer, die vor dem Bremer Tabak-Kollegium schon vortragen durften, vor Augen hatte, weiß sehr wohl, dass es eine große Ehre ist, vor Ihnen zu stehen. Es soll heute Abend um das Thema ‘Wilhelm II. und die Reichsidee’ gehen, ein Thema, das zum Ort Ihres diesjährigen Treffens bestens passt, denn nirgendwo ist die Geschichte und das Erbe der Reichsidee in der Gegenwart fassbarer als in Aachen, wo der fränkische König Pippin der Jüngere den Hof baute, den sein Sohn Karl, Karl der Große genannt, zu seiner Residenz wählte und zu einer Kaiserpfalz mit Palast ausbaute – wir stehen (oder in Ihrem Fall) ja gerade dort, wo einmal sein Palast stand. Für die nächsten 600 Jahre blieb die Stadt Krönungsort der deutschen Könige. In der Pfalzkapelle von Aachen wurde unter anderem Friedrich I., genannt Barbarossa, von Kölner Erzbischof Arold II. von Wied zum römisch-deutschen König gekrönt. Die Reichsidee ist also gewissermaßen hier beheimatet.

Wie steht es aber mit dem Verhältnis zwischen dieser Reichsidee und Deutschlands letztem Kaiser, Wilhelm II.?  Die offizielle Proklamierung des deutschen Reiches in Spiegelsaal zu Versailles am 18. Januar 1871 sprach ja ausdrücklich von einer ‚Wiederherstellung des Deutschen Reiches’ – damit war eine Kontinuation des alten Heiligen Römischen Reiches der deutschen Nation gemeint, oder zumindest angedeutet. Die translatio imperii, jene sagenumworbene Beschwörung einer mystischen Kontinuität des alten Reiches mit dem antiken Rom sollte also gewissermaßen in die Moderne fortgesetzt werden.

War das ernst gemeint? War das kaiserliche Amt nach 1871 wirklich die Wiederherstellung des alten Heiligen römischen Kaisertums? Darüber waren sich die Experten im Kaiserreich nicht einig. Für den Historiker Albert von Ruville, Verfasser vielbeachteter Werke über die Geschichte des alten Reiches, der Kreuzzüge und sogar einer damals in England gut bekannten Studie zur ‚inneren Geschichte Englands unter George III.’ war die Identität zwischen dem neuen und dem alten Kaisertum selbstverständlich. In seiner 1894 erschienen Abhandlung Das Deutsche Reich ein monarchischer Einheitsstaat, lieferte von Ruville den Beweis für den staatsrechtlichen Zusammenhang zwischen altem und neuem Reich. Das heutige Kaiseramt, schrieb Ruville, sei zwar politisch bedeutender und mächtiger in der politischen Verfassungsrealtität als das alte, aber staatsrechtlich fast genau identisch. Das Deutsche Reich stehe, Ruville zufolge, in Rechtsnachfolge zum alten Kaiserreich. Das deutsche Kaiserreich sei also kein Bundesstaat – ein schwammiger, unbestimmter Begriff, den Ruville vehement ablehnte – sondern ein ‘decentralisierter Einheitsstaat’, dessen Staatsoberhaupt der Kaiser sei.  Damit sei der Kaiser Souverän des Reiches und habe im Wesentlichen die gleiche Rechtsstellung und die gleichen inhaltlichen Rechte wie die alten Kaiser des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation.

Aber Ruville war nur Professor für Geschichte an der Universität Halle und damit keine anerkannter Experte im Bereich Verfassungsrecht. Unter den eigentlichen Verfassungsjuristen wurde diese Kontinuitätsthese eher mit Skepsis betrachtet. Die Juristen Held und Rönne betonten den Gegensatz zwischen dem alten Wahlkaisertum und dem neuen Erbkaisertum. Und das neue Kaiserreich, wie der Jurist Karl Binding deutlich darlegte, war im Gegensatz zum alten keine heilsgeschichtliche Anstalt; es war säkular, also weder dem Papste noch irgendeiner religiösen Autorität untergeordnet. Dazu kam der paradoxe Tatbestand, dass die alten Kaiser zwar souveräne Reichsmonarchen gewesen waren, in Wirklichkeit jedoch auf Grund der ungeheuer komplexen, fragmentierten Struktur des alten Reichsgefüges über sehr bescheidene Machtbefugnisse verfügten. Gerade das Umgekehrte galt vom neuen Kaiser: er war zwar kein Reichssouverän, er übte in Bayern, Württemberg, Baden, Sachsen usw. keine direkte obrigkeitliche Gewalt aus, war jedoch in Wirklichkeit viel stärker als die alten Kaiser, wegen der Personalunion mit der preußischen Krone, die doch mit sehr bedeutenden obrigkeitlichen Rechten verbunden war, und das über ein Territorium, welches drei Fünftel der Fläche und Bevölkerung der Deutschen Reiches einschloss.

Schließlich war das neue Kaisertum deutsch, und das konnte man gerade von der Universalmonarchie des alten Reiches nicht sagen. Kaiser Wilhelm II. griff diese Problematik auf, als er im April 1901 anlässlich der Immatrikulation seines ältesten Sohnes an der Bonner Universität eine Festrede hielt. ‘Freuen sollen Sie sich, dass Sie junge Deutsche sind, beim Durchziehen der Strecke von Aachen bis Mainz, d.h. von Carolus Magnus bis zur Glanzzeit Deutschlands unter Barbarossa!’ ‘Aber’ – so fuhr er fort – ‘warum ward nichts aus all der Herrlichkeit? Warum sank das Deutsche Reich dahin? Weil das alte Reich nicht auf streng nationaler Basis begründet war. Der Universalgedanke des alten römischen Reiches deutscher Nation ließ eine Entwicklung im deutschnationalen Sinne nicht zu so musste Barbarossa´s Glanz erbleichen und des alten Reiches Bestand zerfallen, weil es durch seinen Universalismus an dem Kristallisationsprozess zur Nation gehindert ward’. Dies alles sei durch die Gründung des Deutschen Reiches vom Jahre 1871 anders geworden. ‘Aachen und Mainz sind uns historische Erinnerungen; aber das Sehnen nach dem Zusammenschluss zu einer Nation blieb in des Deutschen Busen’. Ich will Sie mit dieser kaiserlichen Skizze des Übergangs, bzw. Bruchs vom alten zum neuen Reich aufhalten. Interessant ist nur die Tatsache, dass diese deutschnationale Ansicht auch bei der Mehrzahl der Verfassungsjuristen maßgeblich war. In den Worten Karl Bindings im Jahre 1898: ‘Wir begreifen zuerst, dass [das Deutsche Reich] neu ist, weil es deutsch ist’.

Darüber herrschte – mit Ausnahme des Historikers Albert von Ruville – Einigkeit. Das Kaisertum von Jahre 1871 galt bei fast allen einschlägigen Experten als eine neue welthistorische Erfindung. Es handelt sich hier allerdings lediglich um einen negativen Konsens, ein Konsens darüber, was das neue Kaisertum nicht war. Darüber, was den positiven Inhalt des neuen Herrscheramtes ausmachte, herrschte eine Vielzahl von teilweise widersprüchlichen Meinungen. Darüber entfaltete sich eine ungewöhnlich lebendige und dynamische Debatte, die die ganze Geschichte des Kaiserreiches, bis zu seinem Untergang 1918 und der darauffolgenden Auflösung. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: der Verfassungsrechtler Seydel betrachtete den deutschen Kaiser als Exekutivorgan – ähnlich wie das Präsidentenamt in den Vereinigten Staaten. Für Zorn und Meyer war der Kaiser Bevollmächtigter der souveränen Reichsgewalt in einer monarchischen Aristokratie. Hänel und Rönne sahen in ihm den Träger des monarchischen Prinzips in einem Bundesstaat. Martitz zufolge war der Kaiser ein konstitutioneller Monarch und Rechtsnachfolger der alten Heiligen römischen Kaiser (Martitz war der einzige Verfassungsrechtler, der die Ruville’sche Kontinuitätsthese guthieß). Und für den einflussreichen Verfassungsrechtler Paul Laband war der Kaiser weder ein Monarch, noch ein Präsident, noch ein öffentliches Amt, sondern der Vorsitzende einer öffentlichen Korporation, ähnlich wie der CEO einer Aktiengesellschaft.

Interessant an diesem breiten Spektrum der zum Teil sehr widersprüchlichen Interpretationen ist vor allem die Tatsache, dass eine solche Vielfalt überhaupt möglich war. Sie war möglich, weil man eigentlich keine Ahnung hatte, was dieses neue Kaisertum sein sollte. Warum? Weil die Verfassung vom April 1871 über das kaiserliche Amt kaum etwas aussagte. Das lag natürlich an der eigentümlichen Situation, in der diese Verfassung zu Stande kam. Sie war das Produkt eines komplexen, historischen Kompromisses. Nach dem überwiegend von Preußen errungenen Sieg über Frankreich 1870/71 bestand die Aufgabe der neuen deutschen Reichsverfassung darin, die Macht unter einer Vielzahl von Interessen aufzuteilen. Bismarck selbst war natürlich in erster Linie daran interessiert, den Einfluss Preußens zu festigen und auszudehnen. Doch mit diesem Programm konnte man aus nahe liegenden Gründen die anderen deutschen Staaten natürlich nicht locken. Folglich musste ein Kompromiss gefunden werden zwischen den Ambitionen der souveränen Einheiten, die zusammen gekommen waren, um das Deutsche Reich zu bilden, und der Notwendigkeit einer zentralen, koordinierenden Exekutive.

Wie zu erwarten, war die daraus resultierende Verfassung ihrem Wesen nach ausgesprochen dezentral. Tatsächlich handelte es sich weniger um eine Verfassung im traditionellen Sinn als um einen Vertrag zwischen souveränen Territorien, die sich darauf geeinigt hatten, das deutsche Kaiserreich zu bilden. Und diese dezidiert föderative Ausrichtung der Verfassung hatte unweigerlich wichtige Folgen für die Stellung des Kaisers. Die Autoren der Verfassung gaben sich eindeutig alle Mühe, die Vollmachten des kaiserlichen Amtes nicht auf eine Weise hervorzuheben, dass sie die föderalistischen Empfindlichkeiten beeinträchtigt hätten. Hier ist ein Vergleich mit der Frankfurter Verfassung vom Jahre 1849 aufschlussreich. Während das ältere Dokument einen Abschnitt mit der Überschrift »Reichsoberhaupt« enthält, hat die Verfassung von 1871 keine entsprechende Rubrik. Stattdessen werden die Vollmachten des Kaisers im sehr kurzen Abschnitt IV festgelegt, der sich eigentlich gar nicht mit dem Kaiseramt, sondern mit dem Präsidium des Bundes und des Bundesrates befasst.

Schon 1876 musste der Verfassungsrechtler Ludwig von Rönne feststellen, dass in der neuen deutschen Reichsverfassung – ich zitiere – ‘allgemeine Grundsätze über die staatsrechtliche Stellung [des Kaisers] enthaltende Bestimmungen nicht vorhanden [sind], sondern nur einzelne Festsetzungen über die Rechte und Pflichten des Kaisers’. ‘Es ist daher einleuchtend,’ – ich zitiere weiter aus Rönne’s Staatsrecht des deutschen Reiches – ‘dass die Würde des Deutschen Kaisers in der Erfassung des Deutschen Reiches bis jetzt noch wenig ausgebildet erscheint, und dass es erst von den weiteren Entwicklungen dieser Verfassung abhängen wird, in welcher Weise sich die Stellung des Reichsoberhauptes, als des höchsten Organs der Reichsgewalt, gestalten wird’.

Das ist eine ungeheure Aussage. Ich will heute Abend nicht auf diese Geschichte der Entwicklung des Reichsgefüges in die Richtung einer einheitsstaatlichen Monarchie eingehen, sondern nur die rechtliche Unbestimmtheit des neuen Kaisertums hervorheben. Man wusste scheinbar mehr darüber, was dieses Amt nicht war, als über seinen positiven Inhalt. Das war gewiss keine Weiterführung des alten Kaisertums; was aus dem neuen Kaisertum noch werden sollte, war allerdings noch ganz offen.

Das war gewissermaßen das Urproblem Wilhelms II., des letzten deutschen Kaisers. Wilhelm I. war ein ehrbarer und weithin bewunderter Mensch, eine Persönlichkeit mit der Würde eines biblischen Patriarchen. Aber er war über siebzig, als das Reich ausgerufen wurde, und blieb im Grunde bis zu seinem Tod 1888 im Alter von 90 Jahren eher ein preußischer König als ein deutscher Kaiser. Er sprach selten in der Öffentlichkeit und überquerte kaum einmal die Grenzen seines Königreiches. Er behielt die knauserigen Gewohnheiten eines ost-elbischen Junkers bei: Er wehrte er sich zum Beispiel aus Kostengründen gegen die Installation eines Bades mit heißem Wasser im Berliner Schloss. Stattdessen zog er es vor, einmal in der Woche in einem über ein Gestell gezogenen wasserdichten Ledersack zu baden, der eigens von einem Hotel in der Nähe herbeigeschafft werden musste. Alte Uniformen mussten lange halten. Nach der Unterzeichnung von Staatspapieren wischte der alte König die feuchte Spitze des Federhalters am dunkelblauen Ärmel seiner Jacke ab. In diesen Verschrobenheiten steckte auch ein Stück preußischer Selbstinszenierung: der König trachtete danach, die preußische Schlichtheit, Selbstdisziplin und Sparsamkeit zu personifizieren. Er erschien jeden Tag pünktlich am Eckfenster seines Studierzimmers, um die Wachablösung zu beobachten – diese Wiederbelebung einer alten preußischen Tradition wurde zu einer der größten touristischen Attraktionen des damaligen Berlins. Damit konnte Wilhelm I. jedoch natürlich nicht die reichsdeutsche Dimension seines Amtes auch annähernd ausfüllen. Sein Sohn Friedrich III. war im Prinzip viel eher geeignet, diese Rolle zu spielen, war aber schon todkrank, als er im März 1888 den Thron bestieg. Wenn es überhaupt eine politische Figur gab, die in der Lage war als Integrationsfigur für das gesamte Reich zu wirken, dann war das Bismarck, wobei man bemerken muss, das Bismarck die Protestanten viel besser integrierte als die Katholiken!

Als Wilhelm II. im Jahr 1888 den Thron bestieg, glich das Amt des Kaisers also einem Haus, in dem die meisten Zimmer noch nie bewohnt gewesen waren. Wilhelm II. war fest entschlossen, die imperiale, reichsdeutsche Dimension seines kaiserlichen Amtes erstmalig in der Geschichte des Kaiserreiches zu personifizieren und auszufüllen. Der letzte deutsche Kaiser war also in einem gewissen Sinne auch der erste. Sein Antritt leitete eine Revolution im Führungsstil der deutschen Kaisermonarchie ein. Seine zwei kaiserlichen Vorgänger waren – auch was ihr öffentliches Ansehen betrifft – aufs engste mit dem preußischen Heer verbunden gewesen. Wilhelm dagegen förderte die deutsche Flotte, jene nationale, Reichsdeutsche Alternative zum preußisch dominierten Heer. Im Jahre 1902, im Laufe eines Besuchs nach England, versuchte Wilhelm dem konservativen britischen Premier Minister Arthur Balfour zu erklären, warum die deutsche Flotte von so großer innenpolitischer Bedeutung sei. “Während England ein staatlich in sich abgeschlossenes Ganzes bilde” – ich zitiere vom Telegramm des deutschen Botschafters, der dieser Unterhaltung beiwohnte – “Während England ein staatlich in sich abgeschlossenes Ganzes bilde, gleiche Deutschland einem Mosaikbilde, in dem die einzelnen Gefüge noch deutlicher erkennbar und noch nicht miteinander verschmolzen seien. Dies zeige sich auch in der Armee, die zwar von dem gleichen patriotischen Geiste durchdrungen, aber doch aus den Kontingenten der verschiedenen Staaten zusammengesetzt sei. Das junge Deutsche Reich brauche aber Einrichtungen, in denen es klar den einheitlichen Reichsgedanken verkörpert finde. Eine solche Einrichtung sei die Flotte. Sie sei ein stetes lebendiges Beispiel für die Einheit des Reiches. Schon aus dem Grunde sei sie notwendig und sie habe daher einen warmen Förderer an seiner Majestät.”

Wilhelm unterstützte die reichsweiten Spendenbeschaffungskampagnen zugunsten der deutschen Flotte und hatte bei den alljährlichen großen Flottenparaden in Kiel immer den Vorsitz. Er versuchte, mit nur teilweisem Erfolg, einen nationalen Kult um die Person seines Großvaters, ‘Wilhelm des Großen’, zu etablieren. Er reiste durch das ganze Reich, eröffnete Krankenhäuser, taufte Schiffe, besuchte Fabriken und nahm Paraden ab. Und vor allem hielt er Reden.

Kein Monarch der Hohenzollern hat jemals so oft und so direkt vor so großen Versammlungen seiner Untertanen gesprochen wie Wilhelm II. Wilhelms Großonkel Friedrich Wilhelm IV. hatte als erster, preußischer König spontan während der Zeremonie des Lehenseides 1840 eine öffentliche Rede gehalten. Bei diesem Ereignis verblüffte er sein Gefolge, indem er aus dem Stegreif auf dem Schlossplatz eine Ansprache an die riesige Volksmenge richtete. Das Experiment wurde jedoch nur selten wiederholt. Wilhelms Großvater sprach kaum einmal in der Öffentlichkeit, und sein Vater war zwar ein guter Redner, aber außerstande, neben Bismarck eine wichtige Rolle in der Öffentlichkeit zu spielen. Als er dann den Thron bestieg, hatte er schon fast seine Stimme verloren. Im Gegensatz dazu ließ Wilhelm II. die deutsche Öffentlichkeit in den Genuss eines ununterbrochenen Schwalls öffentlicher Äußerungen kommen. Allein in den sechs Jahren von Januar 1897 bis Dezember 1902 stattete er beispielsweise mindestens 123 deutschen Städten wenigstens 233 Besuche ab, wo er jeweils meistens auch eine Rede hielt, die anschließend in der regionalen und überregionalen Presse veröffentlicht und diskutiert wurde.

Wilhelms Reden waren, zumindest bis 1908, keine Standardtexte, die von professionellen Schreibern für ihn zusammengestellt wurden. Die Männer des Zivilkabinetts waren damit beschäftigt, für besondere Orte und Anlässe Fakten zu recherchieren und Texte zu verfassen. In manchen Fällen wurde eine letzte gedruckte Fassung an ein hölzernes Lesebrett geheftet, das dem Kaiser bei der Ankunft überreicht wurde, doch diese Mühe war zum großen Teil umsonst – Wilhelm zog es vor, frei zu sprechen.  Anders als sein Vater, der als Kronprinz stets im Voraus seine Reden formuliert und dann »immer wieder verändert« hatte, bereitete Wilhelm nur selten seine Reden vor. Sie wurden bewusst als spontane, unvermittelte Akte der Kommunikation inszeniert.

Die bombastischen Auftritte des Kaisers glichen Historiengemälden des 19. Jahrhunderts: überladen mit schwülstigem Symbolismus, in dem sich Stürme mit Strahlen erlösenden Lichts abwechselten, wo alles ringsumher dunkel war und erhabene Gestalten über den kleinen, alltäglichen Streitigkeiten schwebten. Die Monarchie sollte auf diese Weise eine »Charismatisierung« erfahren und jener transzendente, überhöhte Aussichtspunkt heraufbeschworen werden, von dem aus Wilhelm über sein Volk herrschen wollte. Die kaiserliche Monarchie wurde als letzter Garant der Einheit des Reiches dargestellt, als der Punkt, an dem »historische, konfessionelle und wirtschaftliche Gegensätze sich vereinigen und versöhnen«. Und schließlich zog sich auch die schicksalhafte – gewissermaßen die heilsgeschichtliche Dimension der Monarchie wie ein roter Faden durch alle Reden des Kaisers. In einer charakteristischen Ansprache im September 1907 im Rathaus von Memel forderte Wilhelm die Zuhörer auf, sich daran zu erinnern, dass »das Walten der göttlichen Vorsehung« bei den großen historischen Leistungen des deutschen Volkes »zu erkennen ist, und wenn unser Herrgott nicht mit uns noch etwas Großes in der Welt vorhätte, dann würde er unserem Volke auch nicht so herrliche Eigenschaften und Fähigkeiten verliehen haben«.  Mit solchen Äußerungen versuchte Wilhelm gewissermaßen den heilsgeschichtliche Glanz des alten Kaisertums in der Gegenwart wieder herzustellen.

Zuschauer, die den Kaiser bei öffentlichen Auftritten erlebten, waren oft beeindruckt von der Energie und Souveränität des Redners. Der Kulturhistoriker Karl Lamprecht, der Wilhelm mit eigenen Augen gesehen hat, schreibt in einem ähnlichen Ton von der »vollen, sonoren Stimme« des Kaisers, dem »immer lebhafter werdenden Minenspiel« und der »zu voller Tätigkeit aufsteigenden Gestikulation«. »Der Kaiser«, so Lamprecht, »wurde Redner vom Scheitel bis zur Zehe.« Auf dieser schauspielerischen und technischen Ebene erwies sich Wilhelm somit als sicherer Meister öffentlicher Auftritte. Der Inhalt seiner öffentlichen Äußerungen war jedoch häufig katastrophal.

Anfang 1891 sagte er zum Beispiel vor einer Versammlung rheinländischer Industrieller: »Einer nur ist Herr im Reiche, und der bin ich, keinen anderen dulde ich!« Die Äußerung war als Spitze gegen Bismarck gedacht, der seit seinem Abschied fortwährend in der Presse über den Kaiser lästerte und bekanntlich in rheinländischen Unternehmerkreisen viele Anhänger hatte. Aber Wilhelms Worte erregten ungewollt auch unter jenen Anstoß, die darin eine Verletzung der Würde der Bundesfürsten sahen. Immerhin waren auch die Bundesfürsten “Herren im Reich”.

Das Problem war zum Teil strukturell bedingt: denn Wilhelms öffentliches Amt umfasste nun einmal eine ganze Palette aus nichtübertragbaren Beziehungen zu spezifischen und sehr unterschiedlichen Zuhörerschaften. Wenn er alljährlich beim Festmahl des brandenburgischen Provinziallandtages sprach, dann nannte er sich für gewöhnlich »Markgraf« — eine Anspielung auf die einzigartigen, historischen Bande zwischen seiner Dynastie und ihrer Heimatprovinz. Dies war eine harmlose, wenn auch ein wenig pathetische Geste, die bei den konservativen Provinzpolitikern des brandenburgischen Landtags sehr gut ankam; für die Süddeutschen andererseits, die am nächsten Tag in der Presse den veröffentlichten Redetext überflogen, war dies ungenießbare Kost. Der enge Freund und Ratgeber Wilhelms, Philipp zu Eulenburg, erklärte das Problem in einem sehr freimütig kritischen Brief an den Kaiser. Ich zitiere:

„Die große Redegewandtheit und die Art und Weise Eurer Majestät üben auf die Zuhörer und Anwesenden einen bestrickenden Einfluss – wie dieses die Haltung unter den Brandenburgern nach der Rede Eurer Majestät wieder bewiesen hat. Bei der kühlen Beurteilung des Inhalts ergibt sich aber, unter den Händen des deutschen Professors, ein anderes Bild. Hier in Bayern sind die Leute geradezu »außer sich«, wenn Eure Majestät als »Markgraf« sprechen und die »Markgrafen Worte« im Reichsanzeiger stehen – quasi als Kaiserworte. Im Reichsanzeiger wollen die Reichsangehörigen Kaiserworte hören – auch nichts von Friedrich dem Großen (von dem sie nur zu gut wissen, dass er sagte: »La Bavière est un paradis habités par des animaux« [Bayern ist ein von Tieren bewohntes Paradies], und anderes noch), und auch nichts von Rossbach und Leuthen.“

Die Beziehung zwischen der preußisch-kaiserlichen Krone und dem bayerischen Staat sorgte für ständige Reibung. Im November 1891 wurde Wilhelm gebeten, sich in das offizielle Gästebuch der Stadt München einzutragen. Wilhelm schrieb die Zeile hinein: »Suprema lex regis voluntas« (der Wille des Königs ist höchstes Gesetz). Da musste der arme Eulenburg sich schon wieder an seinen Schreibtisch setzen:

„Weshalb Ew. Majestät das Wort schrieben, habe ich nicht zu fragen, aber ich würde ein feiges Unrecht begehen, wenn ich nicht von der schlimmen Wirkung schriebe, die das Wort in Süddeutschland verursachte, wo mich Ew. Majestät zum Aufpassen hingesetzt haben. [Eulenburg war damals preußischer Gesandter in München.] In erster Linie hat das Wort sehr verletzt weil die Leute eine Art persönlichen Kaiserlichen Willen über den [sic!] bayerischen Willen herauszulesen meinten. Alle Parteien, ohne Ausnahme, haben sich durch das Wort Ew. Majestät verletzt gefühlt, und es war dazu angetan, in schmählichster Weise gegen Ew. Majestät ausgedeutet zu werden.“

Wenn süddeutsche Karikaturisten versuchten, die Reichsansprüche des Kaisers lächerlich zu machen, so zeichneten sie ihn fast immer als eine nachdrücklich und unverbesserlich preußische Gestalt. Eine wundervolle Zeichnung aus dem Jahre 1909 für den Simplicissimus von dem in München wohnenden Olaf Gulbransson zeigt Wilhelm II. im Gespräch mit dem bayerischen Regenten bei den alljährlichen Reichsmanövern. Dieses Ereignis war schon von seinem verfassungsmäßigen Charakter her problematisch, weil die Beziehung zwischen dem preußisch-kaiserlichen und dem bayerischen Heer ein außerordentlich heikles Thema war. In der Bildunterschrift ist zu lesen: “Seine Majestät erklären dem Prinzen Ludwig die feindlichen Stellungen”. Die stereotypen preußisch-bayerischen Gegensätze sind in der Haltung und Kleidung der zwei Hauptfiguren köstlich wiedergegeben: Wilhelm steht kerzengerade in einer makellosen Uniform mit Pikelhelm in Reitstiefeln, die wie poliertes Ebenholz glänzen. Prinz Ludwig hingegen gleicht einem menschlichen Sitzsack. Die weiten Hosen flattern formlos um die O-Beine und über seinem Bart linst er irritiert hinter einem Kneifer hervor. Alles was an dem preußischen Kaiser als stramm und dominant auffällt, erscheint an dem bayerischen Prinzen gemütlich und schlaff.

Wir sollen uns über die Schwierigkeit der Aufgabe, die Wilhelm bevorstand, nicht täuschen. Er musste lernen mit den vielen deutschen Teilöffentlichkeiten umzugehen – und das in einem Land, in dem der innere Vereinigungsprozess noch ganz in den Anfängen steckte. Die vielbeschworene deutsche Nation war damals mehr Idee als Wirklichkeit. Die wunderbare Vielzahl von Partikularwelten, die Deutschland damals – wie heute – ausmachte, erschwerte die Aufgabe dessen, der sich berufen fühlte, Brandenburg, Preußen, und das Deutsche Reich anzusprechen und zu verkörpern.

Allerdings muss man gestehen, dass Wilhelm II. denkbar ungeeignet war für die kommunikativen Aufgaben seines Amtes. Wilhelms Reden machten auf die Zuhörer häufig einen guten Eindruck. Die Anwesenden konnten sich von dem Auftritt und der Überzeugung des Redners und der Feierlichkeit des Anlasses mitreißen lassen. Der Alkoholgenuss mag ebenfalls sein Teil beigetragen haben. Aber nachgedruckt auf nüchternem Papier wurden die kaiserlichen Äußerungen, selbst in massiv bearbeiteter Form, leicht zur Zielscheibe des Spotts: sie wirkten übertrieben, pompös, größenwahnsinnig. Sie »gingen leicht über das Ziel hinaus«, wie Holstein sagte. Metaphern und Passagen aus Wilhelms Reden wurden häufig herausgepickt und in satirischen Zeitschriften gegen ihn verwendet. Als er zum Beispiel Pessimisten den Kampf ansagte: »Schwarzseher dulde ich nicht!«, da antwortete der Simplicissimus, die Satirezeitschrift Nummer eins des wilhelminischen Deutschlands, mit einer ganzen Ausgabe, die dem »Schwarzsehen« gewidmet war. Als er einmal in einer exaltierten Rede versprach, quasi als neuzeitlicher Moses “seine Brandenburger herrlichen Tage entgegen” zu führen – wurde diese Phrase in der Presse wiederholt verballhornt. Die Wendung entwickelte schon bald ein Eigenleben und tauchte wiederholt in einer Vielzahl satirischer Zeitschriften auf: Noch im Jahr 1913 zeigte eine Karikatur im Simplicissimus den deutschen »Michel« als Kind. Es hält vertrauensvoll die Hand einer Don Quichote-ähnlichen Gestalt, in der man Wilhelm von hinten wiedererkennt. Vor den beiden steht ein Wegweiser mit der Aufschrift: »Herrlichen Tagen entgegen«. Das Kind fragt: »Ist es viel weiter, Papa?«

Die Karikatur spielte in der Tat eine immer bedeutendere Rolle bei der kritischen Rezeption des deutschen Monarchen. Als nach 1904 die ersten eindeutig negativen Karikaturen des Kaisers veröffentlicht wurden, ohne dass die Behörden die Betreffenden bestraften, kam es, wie Jost Rebentisch zeigt, zu einer regelrechten Kettenreaktion immer bissigerer, bildlicher Satiren. Im Jahr 1906 war Kaiser Wilhelm II. die am häufigsten karikierte Einzelperson im ganzen Reich. Weder über Wilhelm I. noch über Bismarck hatte man sich jemals so respektlos lustig gemacht (allerdings sind Parallelen in illegalen Darstellungen Friedrich Wilhelms IV. aus der Zeit der 1848er-Revolution zu entdecken). Immer wieder kam es in der wilhelminischen Ära zu juristischen Sanktionen wegen Majestätsbeleidigung, so beschlagnahmte man Zeitschriftenauflagen oder verfolgte und verhaftete Autoren und Redakteure. Letztlich erwiesen sich diese Maßnahmen aber als kontraproduktiv, weil sie in der Regel nur bewirkten, dass die Auflagen sprunghaft anstiegen und dass verfolgte Journalisten zu nationalen Berühmtheiten wurden.

Es gab zwei Möglichkeiten, dieses Problem zu lösen. Die erste bestand darin, den Wortschwall des Mannes selbst zu bremsen. »Ich wollte«, schrieb Wilhelms Mutter im Februar 1892 an Königin Victoria, »ich könnte ihm bei allen Gelegenheiten, bei denen er öffentlich sprechen will, ein Schloss vor den Mund hängen.« Wilhelm ganz zum Schweigen zu bringen, war ein Ding der Unmöglichkeit, aber viele hofften, seine öffentlichen Auftritte zu »lenken«. Man konnte ihn eventuell davon abhalten, bei Anlässen wie dem Bankett des Brandenburger Provinziallandtages, wo er sich gerne daneben benahm, eine “zündende Rede” zu halten. Holstein, Eulenburg und Hohenlohe bemühten sich gelegentlich mit beachtlichem Erfolg darum. Zumindest konnte man dem Kaiser vor Augen führen, wie sehr er sich und der Regierung schadete. Beispielsweise leitete die Reichskanzlei, die zuvor solches Material zurückgehalten hatte, im Mai 1891 Zeitungsausschnitte zu einer umstrittenen Rede direkt an Wilhelm weiter, wobei die kritischsten Passagen rot unterstrichen waren. Die Wirkung auf den Kaiser blieb nicht aus. Ende März 1892, fast einen Monat nach der umstrittenen Rede im Brandenburger Provinziallandtag, berichtete Graf Helldorf-Bedra, dass Wilhelm Nächte lang nicht geschlafen habe, nachdem er die Zeitungsausschnitte gelesen hatte, und immer noch angeschlagen und deprimiert wirkte. Aber derartige Episoden hatten keine dauerhafte Wirkung. Sobald der erste Schock nachgelassen hatte, kehrte nach und nach das kaiserliche Ego wieder zurück und der bombastische Wortschwall sprudelte von neuem. In seiner charakteristisch naiv-verworrenen Art betrachtete Wilhelm alle Versuche, seine öffentlichen Äußerungen zu zähmen, als Angriffe auf die persönliche Redefreiheit, die selbst die geringsten seiner Untertanen genossen.

Da der Souverän zumindest bis 1908 nicht willens oder außerstande schien, sich zurückzuhalten, bemühten Hof- und Regierungsbeamte sich darum, die Form zu kontrollieren, in der die Äußerungen des Kaisers das breite Publikum erreichten. Wilhelm reiste jedoch so häufig und sprach an so vielen Orten und zu so verschiedenen Anlässen, dass es so gut wie unmöglich war, die Verbreitung von Informationen über seine Äußerungen zu kontrollieren.

Ich komme langsam zum Schluss, denn Goethe hat einmal gesagt: “wer länger als zehn Minuten unwiedersprochen redet, erregt den Unwillen seiner Zuhörer”. Das Amt des Kaisers hatte, wie gesagt, keine solide Grundlage in der deutschen Verfassung. Überdies fehlte dem Amt eine politische Tradition. Es fand keine Kaiserkrönung statt. Es gab auch keine kaiserliche Krone. Wilhelm II. hatte dieses Defizit erkannt. Er sah viel klarer als seine Vorgänger, dass die preußische Krone es nicht geschafft hatte, sich als Bezugspunkt im öffentlichen Leben des deutschen Reichs zu etablieren. Bei der Thronbesteigung war er entschlossen, die kaiserliche Dimension seines Amtes auszufüllen. Er reiste unablässig durch die deutschen Staaten; er glorifizierte den Großvater als den heiligen Krieger, der dem deutschen Volk ein neues Zuhause gebaut hatte; er führte neue Feiertage und Gedenkfeiern ein, um gewissermaßen die konstitutionelle und kulturelle Blöße des preußischen Throns in den Mantel einer nationalen Geschichte zu kleiden. Er präsentierte sich selbst, so gut er konnte, als Personifizierung der “Reichsidee”. In diesem unablässigen Bemühen, die Reichskrone als politische und symbolische Realität in den Köpfen der Deutschen zu verankern, spielten die Kaiserreden eine wichtige Rolle. Sie waren Werkzeuge der “rhetorischen Mobilmachung”, die dem Kaiser eine einzigartig prominente Stellung im öffentlichen Leben in Deutschland sicherte. Für Wilhelm persönlich boten sie eine gewisse Entschädigung für die politische Beschränkung und Entmachtung, der er so häufig begegnete. Genau genommen waren sie, wie Walther Rathenau, der Autor der wohl tiefsinnigsten Reflektionen über diesen Monarchen, bereits 1919 beobachtete, das wirkungsvollste Instrument seiner kaiserlichen Souveränität.

Welchen Erfolg Wilhelm mit seinen Bemühungen hatte, ist eine andere Frage. Einerseits provozierten die eklatantesten Eskapaden, wie gezeigt, eine Woge feindseliger Kommentare in der Presse, vor allem wenn sie Deutschlands Beziehungen zu anderen Mächten betrafen. Als sichtbarstes (oder hörbarstes) Zeichen der Unabhängigkeit des Souveräns wurden diese Eskapaden zum Brennpunkt der Kritik am »persönlichen Regiment«. Langfristig erodierten sie allmählich den politischen Status der Äußerungen vom Thron. Es kam, vor allem nach 1908, immer häufiger vor, dass die Regierung sich von unerwünschten Reden mit der Begründung völlig distanzierte, dies seien keine bindenden, programmatischen Aussagen, sondern lediglich persönliche Meinungsäußerungen des Monarchen – ein Dementi, das den Schluss nahe legte, dass die politischen Ansichten des Kaisers keine größeren, politischen Konsequenzen hätten.

Die Skandale, die den Kaiserthron in den ersten beiden Jahrzehnten der Herrschaft erschütterten, waren nicht einfach willkürliche Störungen, wie plötzliche Gewitterstürme, die gelegentlich im Hochsommer vorkommen. Ihnen wohnte eine kumulative Logik inne. Mit jedem Skandal traten neue Themen zu Tage, die den politischen Diskurs nachhaltig prägten. An den Fäden, die in einem Fall zu Tage traten, wurde im nächsten weitergesponnen. Der Militärhistoriker und einstige Hauslehrer des Prinzen, Hans Delbrück, fasste diese schicksalhafte Dynamik in eine düstere Metapher: Jede neue Empörung sei wie ein Kranz, in den alle bisherigen Irrtümer und Fehltritte des Kaisers eingewoben würden, die im Gedächtnis der Öffentlichkeit gespeichert sind.

Wie der Wiener Korrespondent der Frankfurter Zeitung im Jahr 1910 treffend beobachtete, enthüllte ein Vergleich zwischen Wilhelm II. und Kaiser Franz Joseph von Österreich-Ungarn, wie kontraproduktiv der allzu häufige Gebrauch öffentlicher Stellungnahmen letztlich war: Der Habsburger sei, so hieß es in dem Artikel, ein »schweigender Kaiser«, der stets zwischen seiner Privatperson und dem öffentlichen Amt klar unterscheide. Niemals habe er das öffentliche Forum für irgendwelche persönlichen Äußerungen benutzt. »Was aber ist das Ergebnis dieser taktvollen Zurückhaltung? Eine Verminderung des kaiserlichen Ansehens etwa? Man mache doch einmal den Versuch, in Österreich vom Kaiser zu reden wie man es in Deutschland an jeder Tafelrunde hört, und man kann etwas erleben, auch von gar nicht in Loyalität getauchten Männern.«

Sollen wir aus alldem den Schluss ziehen, dass der Kaiser mit seinem Versuch, die Reichsidee zu verkörpern und zu projizieren letztlich gescheitert ist? Nicht unbedingt. Es ist bekanntlich schwierig, den Gradmesser der »öffentlichen Meinung« zu treffen, und man sollte sich vor jedem Urteil hüten, dass sich ausschließlich auf Zeitungskommentare stützt – »veröffentlichte Meinung« und »öffentliche Meinung« sind nicht ein und dasselbe. Die Ausländer sahen das manchmal klarer als die Deutschen: Der Kaiser mag »die Aura eines Souverän, der über jeder Kritik steht«, verloren haben, schrieb der niederländische Gesandte in Berlin 1908 auf dem Höhepunkt der Daily Telegraph-Affäre, als dem Kaiser wegen taktloser Äußerungen schon wieder eine Empörungswelle entgegenschlug. »Doch bei der persönlichen Ausstrahlung, die er besitzt, wird er in den Augen der Masse seiner Untertanen immer eine enorme Vorrangstellung behalten.«

Diese erstaunliche Unverwundbarkeit lässt sich nicht zuletzt durch den Umstand erklären, dass die Beziehung zwischen dem Kaiser und seinem Publikum nicht ausschließlich politisch, im engeren Sinne, war. Andere Elemente seiner Tätigkeit im Amt erregten ebenfalls das Interesse und die Sympathie wichtiger Teile der Öffentlichkeit. In einem viel stärkeren Ausmaß als seine beiden Vorgänger war Kaiser Wilhelm II., wie gesagt, ein Mann der modernen Wissenschaft, der sich mit renommierten Pionieren des industriellen und technischen Fortschritts umgab und sich öffentlich zu bahnbrechenden Forschungsprojekten bekannte. Wilhelms Anrufungen der göttlichen Vorsehung mögen zur Zielscheibe des Spotts der anspruchsvolleren Zeitungen geworden sein, doch trafen sie einen Nerv bei zahllosen einfachen Deutschen, und viele Protestanten der Mittelschicht unterstützten begeistert seine Bemühungen, die Kaiserkrone wiederum zu sakralisieren.

Zudem blieb der Kaiser ein nationales Symbol – nicht zuletzt mangels Alternative, weil das Reich über so wenige, echte nationale Symbole verfügte. In Bayern lockten Zeremonien des »Kaiserkultes« (Paraden, Denkmalenthüllungen und Feierlichkeiten von 1913) Zuschauermassen nicht nur aus der Mittelschicht, sondern auch Bauern und Ladenbesitzer an. Selbst innerhalb der sozialdemokratischen Milieus der Industrieregionen bestand offenbar eine Kluft zwischen der kritischen Sichtweise der SPD-Führung und der Masse der SPD-Anhänger: die von Polizeispitzeln in den Kneipen der Hamburger Arbeiterviertel aufgezeichneten Gespräche enthielten einige abfällige, aber auch viele positive und sogar leidenschaftliche Kommentare zu »unserm Willem«, der wegen seines Einsatzes für den Ausbau der Schiffindustrie gefeiert wurde.

Schließlich – und ich komme nun wirklich zum Ende – ist der »Unterhaltungswert« der Monarchie, der um 1900 durch die Kinematographie noch enorm gesteigert wurde, nicht zu unterschätzen. Der kaiserliche Hof erkannte rasch das propagandistische Potenzial der neuen Technologie. 1890 an gaben Hofbeamte und sogar der Kaiser selbst Filme in Auftrag, die den Monarchen zeigten. Oskar Messter, ein Pionier der Kinematographie, wurde in den Nahen Osten geschickt, um die Palästinareise des Kaisers zu filmen – das daraus hervorgegangene Material wurde im ganzen Reich gezeigt und war ein enormer Erfolg. Von 1905 filmte der Hoffotograf Theodor Jürgensen nicht nur Stapelläufe und andere Marineereignisse, an denen der Kaiser offiziell teilnahm, sondern auch – eine Neuheit in der Geschichte der monarchischen Selbstdarstellung – Szenen aus dem Alltagsleben an Bord der Jacht Hohenzollern, im Sommerpalast auf Korfu und zu Hause im Berliner Schloss. Die von Jürgensen aufgenommenen Sequenzen wurden von einem großen Filmverleih verwaltet und an Hunderten von Schauplätzen im ganzen Reich gezeigt. Dadurch wurde es möglich, den Kaiser in einer ganzen Palette privater Rollen zu präsentieren: als Familienvater, in der Freizeit und im Urlaub.

Die familiäre Dimension der Monarchie blieb ihrerseits ebenfalls ein wichtiger Brennpunkt für sentimentale Bindungen. Im Jahr 1913 war die Hochzeit zwischen Wilhelms Tochter Prinzessin Viktoria Luise und Ernst August III. von Hannover ein öffentliches Schauspiel; das mit einer frühen Form des Farbfilms aufgezeichnete und von Millionen Menschen im ganzen Reich bewunderte Spektakel bot den Massen womöglich das letzte Mal vor Ausbruch des Krieges die Gelegenheit, sich mit einem Ereignis im Leben des Monarchen emotional zu identifizieren. Selbst die kritischeren Zeitungen anerkannten die bemerkenswerte, psychologische Wirkung dieser Schauspieler auf die Zuschauermassen vor Ort und in den Kinosälen. Hier wurde ein Band zwischen Monarchie und Massenunterhaltung geschmiedet, das noch heute Bestand hat – wer in England während der Hochzeit von “Kate and Wills” weilte, als die ganze Nation während der Hochzeit von “Kate and Wills” beurlaubt und von Freude durchbebt das ganze herrliche Theaterspiel vor Millionen von Fernsehbildschirmen miterlebte, wird das nachdrücklich bestätigen können.

So erfolglos war Wilhelm II. meines Erachtens also nicht, in seinen Versuchen, als Reichsmonarch in den Geistern des Volkes lebendig zu werden. Beträchtliche (wenn auch nicht genau quantifizierbare) Reserven des »kaiserlich-royalistischen Kapitals« bestanden wohl doch noch in der deutschen Gesellschaft. Um sie ganz zu beseitigen, bedurfte es der traumatischen Umwälzungen eines Weltkriegs.

Dr. Konrad Adam
Publizist
Oberursel
Mitglied `Kleines Gremium´
Bremer Tabak-Collegium

Prof. Dr. med. Tobias E. Beckurts
Chefarzt
Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie
Krankenhaus der Augustinerinnen, Köln

Willem René Bezemer
Generalbevollmächtigter
Bankhaus Carl. F. Plump & Co., Bremen

Martin Billhardt
Vorsitzender des Vorstandes
PNE Wind AG, Cuxhaven

Prof. Dr. Hendrik Birus
Vice President and Dean
School of Humanities and Social Scienes
Jacobs University, Bremen

Ludger Block
Geschäftsführender Gesellschafter
Mega-Company Block GmbH, Friesoythe

Ludwig Blomeyer
Mitglied der Geschäftsleitung
Deutsche Bank AG, Bremen

Wilhelm von Boddien
Geschäftsführer
Förderverein Berliner Schloß e.V., Hamburg
Mitglied `Kleines Gremium´
Bremer Tabak-Collegium

Peter Braun
Geschäftsführender Gesellschafter
Peter Braun Personalberatung GmbH, Bremen
Präsident der Bremer Eiswette von 1829

Dr. Jochen Bräutigam
Vorsitzender des Vorstandes
Karlsverein-Dombauverein, Aachen
Vorsitzender des Vorstandes i.R., Sparkasse
Aachen

Dr. Thomas Brinkmann, L.L.M. (Tulane)
Rechtsanwalt u. Notar
Dr. Schackow & Partner – Rechtsanwälte und
Notare, Bremen
Mitglied `Kleines Gremium´
Bremer Tabak-Collegium

Dr. Gregor Broschinski
Mitglied des Vorstandes
Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA, Köln

Dr. Guido Brune
Mitglied des Vorstandes
Bremer Landesbank Kreditanstalt Oldenburg,
Bremen

Dr. Joachim Brunswicker
Geschäftsführer
Röchling Engineering Plastics KG, Haren/Ems

Stefan Burghardt
Vorsitzender der Geschäftsleitung
Commerzbank AG, Bremen

Mag. Rainer Burgstaller
Mitglied des Beirates
Signa Properties Advisory Board, St. Marien/
Österreich

Jan Christiansen
CEO
Diersch & Schröder GmbH & Co. KG, Bremen

Jan Friedrich Cirkel
Geschäftsführender Gesellschafter
Cirkel GmbH & Co. KG, Haltern am See

Prof. Christopher Clark
Director of Studies
St. Catherine‘s College, Cambrigde/Großbritannien
Publizist

Joachim Döpp
Mitglied des Vorstandes
Die Sparkasse Bremen AG, Bremen

Benedikt Graf von Dürckheim-Montmartin
Direktor
RWE Group, Hückelhoven-Rurich

Michael Eichmann, Lic. iur.
Chef des Stabes
Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung
BWL, Bern/Schweiz

Flavio Eichmann, Lic. Phil.
Assistent am Lehrstuhl für neueste Geschichte
und Zeitgeschichte
Universität Bern, historisches Institut, Bern/
Schweiz

Dr. Markus Elsässer
Vorstand
M. Elsasser & Cie AG, Düsseldorf

Hans Eveslage
Landrat
Landkreis Cloppenburg

Eckhard Fiene
Partner
M.M.Warburg & CO KGaA, Hamburg

Dr. Matthias Fonger
Hauptgeschäftsführer und I. Syndikus
Handelskammer Bremen, Bremen

Prof. Dr. Jörg Franke
Vorsitzender des Vorstandes
Bundesverband der Wertpapierfirmen (bwf),
Frankfurt am Main

Hartmut Frerichs
Stv. Landrat
Landkreis Cloppenburg

Ulf Giebel
Vorsitzender des Aufsichtsrates
LEGA AG, Bremen
Ehrenpräsident Bundesverband Deutscher
Inkasso-Unternehmen e.V., Berlin

Dr. Dieter Göken
Geschäftsführender Gesellschafter
Göken, Pollak & Partner Treuhandgesellschaft
mbH, Bremen

Dr. Dieter Goose
Unternehmerberater
Bonn

Dr. Klaus Hubert Görg
Seniorpartner
Görg Partnerschaft von Rechtsanwälten, Köln

Prof. Dr. Herwig Guratzsch
Hamburg
Direktor i.R.
Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen,
Schleswig
Mitglied `Kleines Gremium´ des Bremer Tabak-
Collegiums

Wilhelm von Haller
Vorsitzender des Vorstandes
Sal. Oppenheim jr. & Cie. KGaA, Köln

Rainer Hammer
Geschäftsführender Gesellschafter
Otto Stadtlander GmbH, Bremen

Prof. Henrik Rolf Hanstein
Inhaber
Kunsthaus Lempertz, Köln-Berlin

Gerhard Harder
Vorsitzender des Verwaltungsrates
Die Sparkasse in Bremen AG, Bremen

Dr. Martin Harren
CFO
Harren & Partner Wirtschaftsberatung GmbH &
Co. KG, Bremen

Jan Peter Hartmann, CFA
Vice President
Credit Suisse, Zürich/Schweiz

Dr. Peter Haßkamp
Senior Advisor
Bank of America Merrill Lynch, Bremen
Vorsitzender des Vorstandes i.R.
Bremer Landesbank Oldenburgische Kreditanstalt,
Bremen
Mitglied `Kleines Gremium´ des
Bremer Tabak-Collegiums

Thomas Haukje
Geschäftsführender Gesellschafter
Nordwest Assekuranzmakler GmbH & Co. KG,
Bremen

Paul Heinen
Geschäftsführer
Tobaccoland Automatengesellschaft mbH &
Co.KG, Mönchengladbach

Georg Helg
Fraktionsvorsitzender
FDP Fraktion der städteregion Aachen, Raeren/
Belgien

Christian Helms
Mitglied des Vorstandes
RUNIGS Express AG, Meckenheim

Robert Hempel
Geschäftsführender Gesellschafter
Hanseatische Waren Handelsgesellschaft mbH &
Co., Bremen

Nils Herrmann
Geschäftsführer
Willenbrock Fördertechnik Holding GmbH,
Bremen

Prof. Dr. Wulf Herzogenrath
Direktor
Kunsthalle Bremen

Dr. Heiner Heseler
Staatsrat
Senator für Wirtschaft und Häfen, Bremen

Heinrich Heuermann
Partner
KPMG AG, Bremen

Dr. Dr. med. dent.
Helmut Hildebrandt

Inhaber u. MKG-Chirurg
Fajen & Hildebrandt, Bremen

Wilken Frhr. von Hodenberg
Sprecher des Vorstandes
Deutsche Beteiligungs-AG, Frankfurt am Main

Peter Hoedemaker
Vorsitzender der Geschäftsführung
Kaefer Isoliertechnik GmbH & Co. KG, Bremen

Joachim Hoepp
Geschäftsführender Gesellschafter
Nanu-Nana Einkaufs- und Verwaltungsgesellschaft
mbH, Oldenburg

Andreas Hoetzel
Leriter Unternehmenskommunikation
BLG Logistics Group AG & Co. KG, Bremen

Kai Horten
Geschäftsführer
ATLAS ELEKTRONIK GmbH, Bremen

Stephan Hupertz, Dipl.-Ing.
Freier Architekt u. Inhaber
Hamburg

Prof. Dr. Hans Walter Hütter
Präsident
Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik
Deutschland, Bonn

Udo Immermann
Rechtsanwalt
Bremen

Dr. Siegfried Jaschinski
Vorstand
MainFirst Bank AG, Frankfurt am Main

Stephan Jender
Vorsitzender des Vorstandes
LEGA AG, Bremen

Peter Jung
Vorstand
Mercatura Cosmetics Biotech AG, Achim

Michael Kaib
Sales Director Germany
Imperial Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH,
Hamburg

Generalleutnant Roland Kather
Deutscher militärischer Vertreter
NATO und die Europäischen Union, Brüssel/
Belgien

Dr. Bernhard Kempermann
Rechtsanwalt & Notar i.R.
Oberursel

Prof. Dr. Max Kerner
Lehrstuhl
Mittlere Geschichte am historischen Institut
der RWTH, Aachen

Dr. A. Stefan Kirsten
Chief Executive Officer
Deutsche Annington Immobilien GmbH, Bochum

Dr. Martin Klinkhammer
Mitglied der Geschäftsleitung
Deutsche Bank AG, Bremen

Prof. Dr. med. Gerald Klose
Internist
Ärztl. Geschäftsführer u. Chefarzt innere Medizin i.R.
Klinikum links der Weser, Bremen

Egon Frhr. von Knobelsdorff
Generalsekretär und Rechtsanwalt
Der Johanniterorden, Berlin

Dr. Christian Kolb MIRCS
Executive Director
Corpus Sireo Asset Management Commercial
GmbH, Heusenstamm

PD Dr. Christopher Kopper
Historiker
Universität Bielefeld
Fakultät für Geschichtswissenschaften

Manfred Kuhn
Mitglied des Aufsichtrates
VAV Versicherung, Hannover

Prof. Dr. Johannes Kunisch
Historisches Seminar
Mittlere u. neuere Geschichte – Universität zu
Köln

Hans-Dieter Lampe
Geschäftsführender Gesellschafter
Handelsgesellschaft Frantz Kragh GmbH, Bremen
Generalbevollmächtigter und Mitglied `Kleines
Gremium´ des Bremer Tabak-Collegiums

Konteradmiral Heinrich Lange
Stellvertreter des Inspekteurs der Marine
und Chef des Führungsstabes der Marine
Bundesministerium der Verteidigung, Bonn

Dr. Winfried Lauffs
Aufsichtsrat
Alte Leipziger Versicherung AG, Aachen

Thomas Lemke
Rechtsanwalt
Sozietät Kramer – Lemke – Wilken, Oldenburg

Joachim Linnemann
Geschäftsführender Gesellschafter
Justus Grosse GmbH Immobilienunternehmen,
Bremen
Präsident Bremer Bürgerparkverein e.V.

Franz-Wilhelm Löbe
Leiter der Niederlassung Bremen
Siemens AG, Bremen

Henner Lothar
Honorary Chairman of the Management Board
Hanseatic Lloyd AG, Uttwil/Schweiz

Dr. Walter Maassen
Rechtsanwalt
Aachen

Prof. Dr. Udo Mainzer
Landeskonservator
LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland,
Köln-Pulheim

Franz Peter Marx
Geschäftsführer und Rechtsanwalt
Verband der deutschen Rauchtabakindustrie, Bonn

Prof. Dr. Tilman Mayer
Lehrstuhl für Politikwissenschaften
Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie
Universität Bonn
Vorsitzender des Vorstandes
Gesellschaft für Deutschlandforschung

Dr. Klaus Meier
Geschäftsführender Gesellschafter
WPD Windpark Management Holding GmbH & Co.
KG, Bremen

Prof. Dr. h.c. Rudolf Mellinghoff
Richter des Bundesverfassungsgerichts, Karlsruhe

Landrat a.D. Carl Meulenbergh
Präsident
ALRV, Herzogenrath

Herbert K. Meyer
CEO Region West
Siemens AG, Düsseldorf

Dr. Arno Morenz
Unternehmer
Dr. Morenz & Masing, Berlin

George Muhle jun.
Geschäftsführer
Atermann König & Pavenstedt GmbH & Co. KG,
Bremen

Dr. Joachim Nagel
Mitglied des Vorstandes
Deutsche Bundesbank, Frankfurt am Main

Prof. Dr. Helmut Neuhaus
Mitglied des Kuratoriums
Historisches Kolleg München, München

Prof. Dr. med. Ulf Neumann
Direktor
Chirugische Klinik am Universitätsklinikum
Aachen

Achim Neuse
Inhaber u. Kunsthändler
Galerie Neuse, Bremen

Vizeadmiral Manfred Nielson
Befehlshaber der Flotte
Flottenkommando, Glücksburg

Prof. Dr. med. Johannes Noth
Dekan und Direktor der neurologischen Klinik i.R.
Medizinische Fakultät der RWTH Aachen

Minister a.D. Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué
Lehrstuhl für internationale Wirtschaft –
Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft
Otto-von Guericke-Universität Magdeburg,
Magdeburg
Mitglied `Kleines Gremium´ des
Bremer Tabak-Collegiums

Prof. Dr. Dr. h.c. mult.
Hermann Parzinger

Präsident
Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin

Gustav Peltzer
Präsident
Club Aachener Casino, Aachen

Lutz H. Peper
Geschäftsführender Gesellschafter
Willenbrock Fördertechnik Holding GmbH,
Bremen

Bernd Petrat
Geschäftsführender Gesellschafter
Nordwest Industrie Holding GmbH, Hoya

Marcel Philipp
Oberbürgermeister der Stadt Aachen

Dr. Dirk Plump
Geschäftsführender Gesellschafter
W. Tiemann GmbH & Co. KG, Bremen

Prof. Dr. rer. nat. Reinhart Poprawe m.a.
Institutsdirektor
Fraunhofer Institut, Aachen

Michael Prym
Gesellschafter
William Prym GmbH & Co.KG, Stolberg

Dr. Detlev Rahmsdorf
Leiter Konzernstrategie Kommunikation
Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main

Christoph Raithelhuber
Mitglied des Vorstandes
Bankhaus Neelmeyer AG, Bremen

Dr. Stephan Redeker
Orthopäde und Rheumatologe
Hamburg

Martin Renker
Managing Director
Deutsche Bank AG, Düsseldorf

Wolfgang von Rohden
Vorsitzender des Aufsichtsrates
Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG, Berlin

Dr. Hans Christoph von Rohr
Rechtsanwalt
Taylor Wessing Rechtsanwälte, Mühlheim/Ruhr

Bürgermeister a.D. Thomas Röwekamp,
MdBB
Rechtsanwalt
Vorsitzender
CDU-Fraktion der Bremischen Bürgerschaft,
Bremen

Thomas Rust
Geschäftsführer
Bremer Weinkontor – Breko GmbH, Bremen

Senator Prof. Dr. h.c. mult.
Klaus Gerhard Saur

München
Vorstand Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin
Ehem. Geschäftsf. Gesellschafter Walter de Gruyter GmbH Verlag, Berlin
Mitglied `Kleines Gremium´ des Bremer Tabak-Collegiums

Prof. Dr. Markus Schächter
Intendant
Zweites Deutsches Fernsehen, Mainz

Stephan Schalk
Geschäftsführender Gesellschafter
Barth & Könenkamp Seiden GmbH & Co. KG,
Bremen

Dipl.-KFM. Werner Schlösser
Kur- u. Verkehrsdirektor
Aachen Tourist Service e.V., Aachen

Jörg Schnabel
Mitglied des Vorstandes
EGC Eurogroup Consulting AG, Bad Homburg

Minister a.D., Generalleutnant a.D.
Jörg Schönbohm

Kleinmachnow
Innenminister Brandenburg a.D.

Bernd Schultz
Geschäftsführender Gesellschafter
Villa Grisebach Auktionen GmbH, Berlin

Günter Schulz
Bremen
Senator Otto A. Schwimmbeck
Vorstand
OAS AG, Bremen

Prof. Dr. Rüdiger Seitz
Stv. Direktor
Neurologische Klinik Heinrich-Heine-Universität,
Düsseldorf

Prof. Dr. Georg Skalecki
Landeskonservator
Landesamt für Denkmalpflege, Bremen

Jürgen Speer
Persönlich haftender Gesellschafter
Neugart KG, Hennef

Dr. Heiko Staroßom
Mitglied des Vorstandes
Die sparkasse Bremen AG, Bremen

Dr. Willi Steul
Intendant
Deutschlandradio, Köln

Prof. Dr. Detlev Stöver
Institutsdirektor u. Universitätsprofessor an der
Ruhr-Uni Bochum
Forschungszentrum Jülich – Institut für Werkstoff
& Verfahrens der Energietechnik, Jülich

Dr. Karl-Theo Strepp
Schatzmeister
TSV Alemannia Aachen e.V.

Dr. Jobst Strickhausen
Zahnarzt
Praxis für Zahnheilkunde im Medic Center,
Mülheim

Wilhelm Tacke
Referent für Öffentlichkeitsarbeit i.R.
Katholische Gemeindeverband, Bremen

Chawkat Takla
Geschäftsführer
MIDITEC Datensysteme GmbH, Bremen

Dr. Thorsten Thiel
Chief Operating Officer and Vice President
Jacobs University Bremen

Dr. Jochen Thies
Publizist
Berlin

Prof. Dr. Joachim Treusch
Präsident
Jacobs University Bremen

Thilo von Trotha
Notar a.D.
Rötgen

Dr. Peter Ulrich
Domprediger
St. Petri Domgemeinde, Bremen

Jürgen Weber
Geschäftsführer
Rippen Weber und Sozien Steuerberatungsgesellschaft
mbH, Bremen

André Wedemeyer
Pers. haftender Gesellschafter
Cordes & Graefe KG, Bremen

Kai Wehmeyer
Vorstand
Big Dutschman AG, Vechta

Werner Weimann
Sprecher des Vorstandes
Deutsche Schiffsbank AG, Hamburg

Prof. Dr. Matthias Weiter
Lehrbeauftragter
Humboldt Universität zu Berlin

Dr. Patrick Wendisch
Geschäftsführender Gesellschafter
Lampe & Schwartze KG, Bremen
Mitglied `Kleines Gremium´ des
Bremer Tabak-Collegium

Dipl.-ing. Walter Wiese
Inhaber
Walter Wiese-Architektur Consulting, Aachen

Dr. Kuno Wilhelm
Rechtsanwalt
München

Bert Wirtz
Geschäftsführender Gesellschafter
mobau Wirtz-Unternehmensgruppe GmbH & Co.
KG, Heinsberg
Präsident IHK Aachen

Kurt Zech
Geschäftsführender Gesellschafter
Zech Group GmbH, Bremen

Dr. jur. Jan-Martin Zimmermann
Rechtsanwalt & Notar
Ahlers & Vogel Rechtsanwälte, Bremen

Dr. Matthias Zimmermann
Geschäftsführender Gesellschafter
Weser-Wohnbau GmbH & Co. KG, Bremen