184. Zusammenkunft am 28. September 2017 auf der Wartburg in Eisenach
Sprecher des Collegiums
Prof. Dr. Herwig Guratzsch
Vortrag in der Collegiumsrunde
Prof. Dr. Dr. theol. h.c. Dr. phil. h.c. Thomas Kaufmann
Thema
„Die Reformation und Europa – historische und wirkungsgeschichtliche Überlegungen“
184. Zusammenkunft am 28. September 2017 auf der Wartburg in Eisenach
Begrüßung – Prof. Dr. Herwig Guratzsch
Meine Herren!
Seien Sie herzlich im Namen des ‚Kleinen Gremiums‘ des Bremer Tabak-Collegiums auf der Wartburg, besser auf dem Vorhof des Romantik Hotels bei der Wartburg, begrüßt!
Unter bewusster Vernachlässigung aller herausgehoben zu begrüßenden Herren, möchte ich bei vier Persönlichkeiten eine Ausnahme machen:
Burghauptmann Günter Schuchardt, mein kunsthistorischer Kollege, langjähriger Chefkonservator der Wartburg und Kurator vielfältiger Veranstaltungen und Ausstellungen in schwer zu „bespielenden“ Räumen, S.K.H. Prinz Michael, mit dem ich die Ehre habe den Löffeltrunk zu nehmen, dessen Ururgroßvater Großherzog Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach es war, der die erheblich lädierte Wartburg im 19. Jahrhundert in jenen Zustand gebracht hat, wie sie uns heute, natürlich fortan beständig sinnvoll saniert, begegnet, Wolfgang Tiefensee, der als Leipziger Oberbürgermeister, als Bundesbauminister und schließlich hier in Thüringen als Minister für Wirtschaft und Wissenschaft mit der Wartburg naturgemäß verbunden ist, der aber zudem eine prekäre lokale Wartburg-Problematik zum Guten beeinflusst hat, als die Wasserversorgung der Burg zusammenbrach und er mit Hilfe von Bundesmitteln das Leitungssystem 2009 sanieren half und schließlich – nicht zuletzt – den Festredner, Herrn Prof. Dr. Thomas Kaufmann von der Göttinger Universität, dessen Vortrag wir nach dem schlichten Bremer Abendessen mit Spannung erwarten.
Unsere Gästeliste ist bereichert durch die Gegenwart von Theologen. Es wären weit mehr, wenn nicht die katholische Seite ihre Bischofskonferenz zur nämlichen Zeit in Fulda angesetzt hätte, kein Akt von gesuchter Distanz, sondern im Gegenteil. Die Agenda dort enthält Punkte, die die Nähe zur evangelischen Seite thematisieren im Sinne größerer Intensivierung der Annäherung. Solche Bereitschaftssignale begrüßen wir sehr. Papst Franziskus hat in diesem Sinne mit dem Satz votiert: „Einheit in versöhnter Verschiedenheit“ – eine nicht unkryptische Formulierung, die jenen sich selbst auflösenden Satz ins Gedächtnis rufen hilft: „Ich kann mich nicht erinnern, jemals etwas vergessen zu haben“.
An sich könnte die Begrüßung auf der Wartburg erheblich vortrefflicher begangen werden, wenn wir uns entschlössen, das Herzstück der Reformationslieder „Ein feste Burg ist unser Gott“ von Martin Luther gemeinsam anzustimmen. Doch sehe ich Verlegenheit in Ihren Gesichtern, so dass ich trotz des sangesfreudigen Thüringens darauf verzichten muss.
Was aber dieses Lied für uns als weit von Luther entfernte Menschen bedeutet, sollten wir uns vor Augen halten, auch wenn es etwas hölzern und musikalisch „gestampft“ wirkt. Luther setzt die Burg, die Schutz birgt, mit Gott gleich. „Eine feste Burg i s t unser Gott“. Die Gleichsetzung lässt sich schwer steigern, sie wird vom Geborgenheitscharakter des Menschen in Gott getragen. Wir mögen uns daran erinnern, dass im auslaufenden Spätmittelalter, an der Schwelle zur Neuzeit, kaum eine andere Vorstellung des Menschen denkbar gewesen wäre, außer dieser, dass er sich ganz und gar als Geschöpf Gottes betrachtete. Diese Ganzheitssicht hatte allerdings schon ein Jahrhundert früher begonnen zu bröckeln. Unter anderem dadurch, weil sich Menschen im priesterlichen Gewand anmaßten, die Sünden quasi selbst vergeben zu können, wenn vom Sünder entsprechend dafür gezahlt wurde. Gewiss eine etwas verkürzte Formel für das Ablassfiasko, die damals gängig gewordene Vergebungspraxis, die am Anfang des 16. Jahrhunderts üppige Blüten trieb. Mit ihr war ein Riss in das bis dahin noch eher gesunde Bezugsnetz Gott-Mensch gekommen. Luther ist dem dann entschieden entgegengetreten und hat damit einen der Ansatzpunkte für die Reformierung der Kirche geliefert.
Durch seinen Aufenthalt auf der Wartburg wurde ihre Bedeutung unter den Burgen Deutschlands zusätzlich gesteigert. War ihre Wirkung bereits früher legendenreich ausgeschmückt worden, nahm Ihr symbolischer Rang beständig zu. Die später stattfindenden national relevanten Festlichkeiten, Versammlungen, prominente Persönlichkeiten trugen dazu bei. Als es um den geeignetsten Ort der ‚Weimarer Republik‘ ging, wäre fast die Wartburg dafür ausersehen worden.
Aber es gab auch dunkle Stunden, wie jene in der DDR-Zeit, als am 18. August 1964 Walter Ulbricht den labilen Landesbischof Thüringens, Moritz Mitzenheim, zu einem vertraulichen Gespräch auf der Wartburg empfing. Ihm gelang es dabei, einen Keil in die zu dieser Zeit noch sehr geschlossene Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands zu treiben. Zwar kam es daraufhin zu Reiseerleichterungen für Rentner der DDR in die Bundesrepublik, die, wenn sie im Westen blieben, die DDR finanziell nicht unerheblich entlasteten – scheinheilig mit „menschlichen Erleichterungen“ etikettiert – , aber von da an gestaltete sich der Zugriff auf die evangelische Kirche leichter. Es ließ sich eine „Kirche in der DDR“ etablieren, die sich von der gesamtdeutschen Kirche abzuspalten hatte. Und Ulbricht vermochte jene unbeugsamen Bischöfe Gottfried Noth in Sachsen und Friedrich-Wilhelm Krummacher in Pommern von da an mit Repressalien in die Enge zu treiben und damit die Gläubigen und eine große Zahl von Theologen in der DDR in belastender Weise zu gängeln und staatskonform zu stimmen.
Meine Herren, das ‚Kleine Gremium‘ hatte sich vor zwei Jahren entschieden, anlässlich des Reformationsjubiläums die Zusammenkunft auf der Wartburg vorzusehen. Auch wenn uns klar war, wie sehr das Thema dann strapaziert und vielfältig dekliniert, welche weltweite Konjunktur ihm widerfahren sein würde, hielten wir eine Vertiefung, das ‚Auf-den-Grund-Sehen‘ für geboten und für erforderlich. Dass wir aber damit unserem Generalbevollmächtigten Hans-Dieter Lampe und Frau Rebecca Kreuzgrabe enorme Probleme technischer Art machen würden, Bremens vertrautes Tabak-Collegiums-Instrumentarium auf den Berg zu bugsieren, hatten wir uns nicht klargemacht. Wenn heute folglich gewisse Bestandteile fehlen, wenn Tabak und Kerzen nicht überall platziert werden durften, bitten wir um Nachsicht. Aber die „Installation“ im ganzen kann sich sehen lassen! Erlauben Sie mir deshalb, dass ich pro domo um kräftige Ovation für die beiden Regisseure und ihre Mitgestalter bitte.
Wir haben uns nun der alten Begrüßungsliturgie zu unterwerfen, die ich mit S.K.H. Prinz Michael vollziehe und gern zelebriere und die ich Sie bitte, mit Ihrem jeweiligen Gegenüber nachzusprechen und zu ‚betrinken‘:
Ick seh di (Ich sehe Dich) Ick drink di to (Ich trinke Dir zu) |
Dat freut mi (Das freut mich) Dat do (Das tu) |
|
– Prost! – | ||
Ick heb di tosapen (Ich hab` Dir zugetrunken) |
Hest´n Rechten drapen (Hast den Rechten getroffen) |
184. Zusammenkunft am 28. September 2017 auf der Wartburg in Eisenach
1. Tischrede – Minister Wolfgang Tiefensee
Sehr verehrter, lieber Herwig Guratzsch,
sehr verehrter Prinz von Sachsen-Weimar-Eisenach,
sehr geehrter Herr Landtagspräsident, lieber Herr Carius,
meine sehr verehrten Herren und liebe Damen, die uns bewirten und bedienen, an die soll auch gedacht sein, willkommen in Thüringen, willkommen auf der Wartburg! Danke für die Einladung.
Es ist das zweite Mal, dass ich dabei sein darf. Das erste Mal war in Leipzig.
Ich bin gebeten worden, in einem, wie ich jetzt immer mehr lerne, sehr gefestigten Ritual eine erste Tischrede zu halten, und – jetzt, da Sie bequem sitzen – anders, als das Ritual sagt, nicht auf Bremer Gestühl, sondern auf wartburgischem, würde ich Ihnen gerne die Wirtschafts- und Wissenschaftsgeschichte Thüringens, ausgehend vom Mittelalter bis heute, in einem schmalen 30-minütigen Vortrag vor Augen führen.
Es liegen hier sehr schlechte Ausgangspositionen für einen Redner vor, weil der nächste Gang wartet und man sich nicht sicher ist, ob der nächste Gang Sie nicht möglicherweise mehr interessiert, als das, was ich zu sagen habe.
Es gibt offensichtlich ein Ritual, dass man alles hier an Gestühl und was für die Bewirtung vorgesehen ist, aus dem hohen Norden herbringt. Ich hätte mir gewünscht, dass nicht nur das Gestühl von hier ist, sondern dass wir auch einen richtig guten Nordhäuser Doppelkorn trinken oder dass Sie die Thüringer Tischkultur erleben, indem Sie auf die hiesigen Speisen zurückgreifen, die nicht nur, wie man immer behauptet, aus Bratwurst und Knödeln bestehen, sondern durchaus vielfältig sind.
Es gab auch heute schon einen Schnaps. Und Herr Professor Raue, mit dem ich gerade gesprochen habe, einem alten Freund, der sagte: „Wenn das so weitergeht, dann gehe ich betrunken aus diesem Raum raus!“. Nach dem Motto: „Komm ich ganz normal aus dem Wartburg-Restaurant, tritt mir einer auf die Finger!“. Meine Damen und Herren, verzeihen Sie mir, wenn ich die Bedienung anspreche. Ich habe das schon bei der Eiswette in Bremen gemacht.
Ich möchte in diesen 10 Minuten sprechen – das ist wirklich hart für einen Politiker, 10 Minuten – über „Reformation, Revolution und Innovation“. Wir wissen nicht, meine Herren, wie die Lateiner wirklich gesprochen haben. Haben sie genius loci oder genius lozi (phon.) gesagt? Loci, weil aus dem Cäsar der Kaiser geworden ist oder also war ein Käsar (phon.) oder loci, weil aus dem Cäsar der Zar geworden ist. Wir wissen es nicht. Auf alle Fälle ist mir wichtig, dass Sie diesen genius loci in Thüringen und hier spüren. Weil ich Ihnen gern in diesem Dreiklang aus Reformation, Revolution und Innovation vor Augen führen möchte, dass es einfach eines Umfeldes bedarf, und gleichermaßen einer inneren Haltung, damit man das, was da ist, entgegennimmt und ständig zugleich in Frage stellt.
Eine Eigenschaft, die leider in unseren Schulen nicht vermittelt wird, die leider – mit Blick auf den letzten Sonntag – auch zu schwinden scheint in der Weise, dass man sich eigentlich ständig Gedanken machen müsste, woher kommt eigentlich meine Meinung, woher kommt eigentlich mein Vorurteil? Ist es fundiert oder sollte ich es nicht besser ständig in Frage stellen?
Es gibt einen wunderbaren Dreiklang, der sehr schön klingt und eine hohe Aussagekraft hat – und der leitet mich in meinem politischen Handeln:
Tradition, Vision, Mission
Wo kommen wir her? Was haben wir eigentlich vor Augen? Wo wollen wir hin? Hat es einen Anspruch, Visionär zu sein? Und was erwächst daraus für eine Mission?
Ich greife wahllos in die Kiste der Geschichte und nicht alles hat mit Thüringen direkt und unmittelbar zu tun, aber auch. Schauen wir, was sich zum Beispiel an diesem Ort getan und zugetragen hat. Die heilige Elisabeth. 13. Jahrhundert. Sie kennen das Rosenwunder und wenn nicht, ab in die Ausstellung! Morgen! Eine soziale Revolution. Weil wir uns nicht vorstellen können, was es bedeutete, was sie in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts bewirkt hat. Die Königin, sehr verehrter Prinz, steigt vom Thron und verteilt Gaben, die sich, als sie von Ihrem Ehemann kontrolliert wird, in Rosen verwandeln. Sie kennen das Gleichnis.
Oder eben die Reformation. Sie kennen das und haben es sattsam gehört, 500 Jahre Reformation, Thesenanschlag in Wittenberg, der offensichtlich so nicht stattgefunden hat – gehen Sie bitte in die Ausstellung! Und wir gehen hin auf das Jahr 2022, wo wir dann der Bibelübersetzung gedenken werden. Wir haben also schon im Hinterkopf, dass das kein singuläres Ereignis gewesen sein soll, sondern es soll fortgeschrieben werden.
Ist Ihnen bewusst, dass es eben nicht nur die Übersetzung oder die Veröffentlichung des Neuen Testaments durch Luther im Jahr 1522 gewesen ist, sondern dass er damit letztlich die deutsche Sprache begründet? Auch das werden Sie in der Ausstellung sehen, wie viel Vokabular, wie viele Sprüche aus unserem alltäglichen Leben aus dieser Übersetzung herrühren, z.B. „Mir geht ein Licht auf!“. Alltagssprache vor 500 Jahren – fast vor 500 Jahren eingeführt.
Ich springe: 150 Jahre Veröffentlichung des ‚Kapitals‘. Daraus erfolgt eine Revolution im Oktober/November 1917, die nun wiederum Nachwirkungen gehabt hat. Die schlimme Ära des Sozialismus, die ich am eigenen Leib erlebt habe.
Oder gehen wir in das Jahr 1919 – das wird Hellmut Seemann freuen, der hier als Präsident der Weimarer Kulturstiftung sitzt – die Gründung des Bauhauses. Wiederum in Weimar. Eine Zäsur und zwar nicht nur – wie viele meinen – in Architektur und Design, sondern es ist eine Revolution der sozialen Art, das soziale und gesellschaftliche Gefüge wieder neu zu definieren und zu verbinden mit Architektur, mit Wohnen und Stadtgestaltung und natürlich mit Design und Kunst.
Oder ein weiter Sprung: Gehen wir in das Jahr 1989 – und ich freue mich sehr, dass ich Richard Schröder hier am Tisch sitzen habe – zuvor eine kleine Revolution in der DDR, die ökumenische Versammlung für Frieden, Gerechtigkeit, für Wahrung der Schöpfung, in der er sehr aktiv war. Ich selbst habe die Demonstrationen in Leipzig erlebt. Mit allem hatten wir gerechnet, nur nicht mit Kerzen und Gebeten.
Ich habe Ende der 90er Jahre von Eric Hobsbawm ein Buch übereicht bekommen, als er den Buchpreis der Stadt Leipzig erhielt, ‚Das Zeitalter der Extreme‘, da hat er mir eine Widmung hineingeschrieben: „Ich schreibe über Revolution – Sie machen sie!“.
Und parallel laufen die industriellen Revolutionen, die man auch in Thüringen ablesen kann, wir sprechen von Industrie 4.0. Aber im 19. Jahrhundert mit Einführung der Dampfmaschine hatten wir die Industrie 1.0. Da sind natürlich Abbe, Zeiss und Schott aus Thüringen heraus wichtig.
Oder – und das passt wunderschön zum Tabak-Collegium – 1909 übernimmt Bernhard Reemtsma eine Zigarettenfabrik und vor 99 Jahren erfindet sein Sohn Hermann die erste Maschine zum Fertigen von Zigaretten. Das passt wunderbar hierher.
Jetzt sind wir in der heutigen Zeit, und es geht darum, aus Reformation und Revolution Innovation zu gestalten, also irgendetwas, was total neu ist, was noch nie dagewesen ist – möglichst disruptiv.
Einstein pflegte jeden Montag seinen Studierenden ein DIN A4 Blatt zu geben, auf dem die Fragen standen, die beantwortet und bewertet wurden, und die Zensur wurde am nächsten Montag veröffentlicht. Eines Montags kommt eine Studierende zu ihm und sagt, Herr Professor, sie sind aber sehr zerstreut, sie haben uns exakt dieselben Fragen wie vergangen Montag gestellt. Einstein überlegt kurz und sagt, Sie irren, es sind zwar dieselben Fragen, aber ich habe die Antworten geändert.
Natürlich ist es überhaupt kein Kunststück von A nach B zu kommen, es ist kein Kunststück miteinander zu kommunizieren, es ist kein Kunststück ein Dach über dem Kopf zu haben. Das sind Fragen, die sehr, sehr alt sind.
Einstein will uns eigentlich damit sagen, dass wir jeweils die neuen Antworten darauf finden müssen. Und das ist Innovation.
Weil ich einen freien Stuhl hatte, habe ich Herrn Fischer von TecArt eingeladen, das ist der Mann, der hinter Professor Guratzsch sitzt. Das ist ein total innovatives Unternehmen in Thüringen. Was Sie nicht wissen, ist, dass Thüringen das Industrie-Land par excellence ist. Wir starren immer nur auf die Vergleiche zwischen Ost und West. Brutto-Inlandsprodukt Ost zu Brutto-Inlandsprodukt West, Arbeitslosigkeit Ost zu Arbeitslosigkeit West, und keiner zoomt mal mit einem Zeiss-Mikroskop oder einer Lupe auf die tatsächlichen regionalen Gegebenheiten. Und siehe, da stellen wir fest, die Anzahl der Industriearbeitsplätze pro 1.000 Einwohner ist nach einem Kollaps Anfang der 90er Jahre – Deindustrialisierung – mittlerweile die stärkste in Ostdeutschland. Nordrhein-Westfalen, Niedersachen, Hessen, wir haben klassische Industrieländer überholt. Die Arbeitslosigkeit sinkt und sie sinkt deutlich unter die von Nordrhein-Westfalen, von Hamburg, von Bremen und vom Saarland. Es heißt in der Kette von Bundesländern, wo vermeintlich – wenn man nur Ost und West vergleicht – eine riesen Lücke klafft, schieben wir uns in diese Lücke hinein.
Das hat nicht zuletzt etwas mit diesem genius loci zu tun, natürlich auch mit der Unterstützung aus Westdeutschland, mit der Unterstützung der Europäischen Union, die wir dankbar angenommen haben. Und auch da bin ich Richard Schröder sehr dankbar, dass er vor einiger Zeit, Anfang der 2000er Jahre, ich weiß nicht mehr genau wann, ein Buch veröffentlich hat, in dem er aufräumt mit dem Vorurteil dass „da Billionen ‚rüber geflossen“ sind. Aber trotzdem haben wir das gebraucht. Auf der anderen Seite hieß es, Ärmel aufkrempeln und es selber gestalten. Also die Parole: In jedem Laden der Textilien verkauft, werden nur noch Hemden mit aufgekrempelten Ärmeln angeboten. So ist das in Thüringen. Aus dieser Stärke heraus, mit dieser Plattform wollen wir jetzt die Vision generieren, dass wir zu den Bundesländern aufschließen, die die innovativsten sind. Und zwar nicht nur auf dem Felde der Wirtschaft, sondern wir wissen, dass wir auch gesellschaftspolitisch, dass wir auch im sozialen und im Bildungsbereich enormen Nachholbedarf haben a) die Ziele zu stecken und b) sie einzuhalten.
Deshalb bin ich froh, dass Sie hier sind, dass Sie die Tradition spüren, diesen genius loci, der eine Haltung bei möglichst vielen produziert, eine Vision entwickelt, die für Deutschland trägt. Und das ist meine Kritik, dass wir zu wenig über Visionen reden, sondern nur die Politik der kleinen Schritte machen, die nicht zu lesen sind im Hinblick auf ein Ziel, und dass wir dann ganz konkret für Deutschland, für Europa, aber bitte auch weit darüber hinaus, angesichts der Sorgen und Probleme, die wir weltweit haben, eine Mission erfüllen, die die Welt ein Stück nach vorne bringt.
Das ist Thüringen, das ist die Wartburg und ich freue mich, dass Sie da sind und wünschte, dass Sie das ein Stück spüren und mitnehmen.
Und wenn ich gesagt habe – Professor Raue nimmt es mir bestimmt übel, dass ich ihn mit diesem Satz über den Alkohol zitiert habe – würde ich ganz gerne schließen mit einem Ratschlag eines ehemaligen Bundesverkehrsministers: sollten Sie morgen von einem Gendarm angehalten werden, der an Ihre Autoscheibe klopft und fragt: „Haben Sie Restalkohol?“, dann antworten Sie ihm: „Wer wird denn da betteln!“
Einen schönen Abend Ihnen!
184. Zusammenkunft am 28. September 2017 auf der Wartburg in Eisenach
2. Tischrede – Prof. Dr. Herwig Guratzsch
Meine Herren!
Das letzte Bremer Tabak-Collegium fand auf Schloss Emmeran bei Fürstin Gloria von Thurn und Taxis statt. Unserem Sprecher Dr. André Schmitz war es mit charmanten Bemerkungen gelungen, Ihrer Durchlaucht das Selbstgefühl zu geben, das schließlich bei ihr in dem Kompliment gipfelte, sie könne sich nichts Schöneres vorstellen, als inmitten von 130 Herren einen solchen Abend zu erleben.
Das hat im ‚Kleinen Gremium‘ unglaubliche Bereitschaftsneigung entwickelt, unseren Beitrag für das Glück der Damen von Seiten des Bremer Tabak-Collegiums weiter zu steigern. Auch wenn wir heute vermutlich nur am Rande die tapfere Katharina von Bora, Luthers Frau, und vielleicht auch jene bewunderungswürdige Heilige der Wartburg, Elisabeth, erwähnen werden, so lassen sich Offenheit und Freiheit für vermehrte Würdigung der Damen in unseren Reihen kaum noch bremsen. Dass wir bei nämlicher Gelegenheit schon in Bälde den Festvortrag von der berühmten Meeresbiologin Antje Boetius erwarten, beweist dies aufs Schönste.
Wir befinden uns im sieben Meter hohen Wappensaal des Wartburg-Hotels, das in etwa dieser Form vor knapp 100 Jahren von dem Berliner Architekten Bodo Ebhardt nach einem Brand entstanden ist. Die verspielten Malereien an den Wänden von Leo Schnug (Straßburg) greifen den Stil der Pocci-Entwürfe für Schloss Neuschwanstein auf. Von den 16 freischwebenden Wappen an der Decke über uns beziehen sich acht auf Minnesänger der Mannessischen Liederhandschrift und acht auf Persönlichkeiten, die mit der Burg verbunden sind, so auch auf frühere Burghauptmänner.
Meine Herren, die Wege zur Burg waren zu Luthers Zeit alles andere als so geebnet wie heute. Man stelle sich für einen Moment die Verhältnisse, die hygienischen Bedingungen auf der Burg vor (Flucht/Gefangenenwagen im Nachbau). Trotz der körperlichen Anstrengungen wurde der unfreiwillige zehnmonatige Wartburgaufenthalt Luthers zur intellektuellen Meisterstunde. Ein genialer Schachzug des sächsischen Kurfürsten Friedrichs d. Weisen, dessen sensationelles Ergebnis er gewiss nicht hatte voraussehen können. Denn nachdem eben noch auf dem Wormser Reichstag Martin Luthers Lehre von Kaiser und Papst vor aller Welt verurteilt, und er selbst für „vogelfrei“ erklärt worden war, reiften hier die nicht mehr aus dem Wege zu räumenden Begründungen für den am Evangelium, am Wort Gottes neu orientierten christlichen Glauben.
Wer einmal den Grundgedanken Luthers zu verstehen versucht hat, wie der Mensch vor Gott Gerechtigkeit erlangen kann (anhand des Paulusbriefes an die Römer im 1. Kapitel, Vers 17), dem wird klar, dass er es nicht durch fleißige Taten, durch ehrgeiziges Wirbeln erreicht, sondern dass die Annahme des Glaubens im Menschen sein Gerechtwerden bewirkt.
Wem diese von Luther zur zentralen Frage gemachte Einsicht widerfährt, dem gerät die soziale bis sozialistische Gerechtigkeitsdebatte unserer Tage nicht unbedingt zur erhellenden Vision. Mit der gutgemeinten, aber peinlichen >Gleichmacherei- These< möchte man die sozialen Unterschiede einebnen. Wer wie ich in der DDR aufgewachsen ist, der erinnert sich an diesen ideologischen Illusionismus. In Luthers Zeiten waren die sozialen Unterschiede, die zwischen Abhängigen und feudal-fürstlichen Entscheidern bestanden, weitaus krasser. Aber nicht das war Gegenstand von Diskussionen. Egal, an welchen Punkt in der Hierarchie der Einzelne gestellt war – das gehörte zur selbstverständlichen Vorfindlichkeit, der mit Nächstenliebe, Zuwendungsbereitschaft untereinander zu begegnen war – entscheidend war allein, ob der Glaube trägt, ob er jene umfassende Geborgenheit gibt, die der Mensch sucht, existentiell benötigt und auf die er angewiesen ist. Bei Luther ging es nicht um Aufhebung dieser Unterschiede, sondern um das je eigene Bestehen des Einzelnen vor Gott, – sei er Bauer, Patrizier oder Adliger. In dem Verhältnis Mensch-Gott hatte Luther den Ablass-Ballast beiseite geschafft. Nicht durch Opfer, nicht durch ein >Sich-Lieb-Kind-Machen< kann dem Menschen Gottes Gnade, Gottes Gerechtigkeit zuteilwerden.
Für uns ist das unendlich weit entfernt. In unserem heutigen Gesellschaftsgefüge fragt man nicht nach Gott und schon gar nicht, ob ich ihm gegenüber mein Leben so oder so ausrichte. Im Gegenteil: Wir fragen nach uns selber, suchen nach unbegrenztem Schutz unserer Existenz, indem wir sie möglichst hoch versichern lassen. Selbstgerechtigkeit, Selbstverwirklichung, Selbstbefreiung und Emanzipation sind unsere Kernbegriffe. In ungleich verwöhnteren Verhältnissen bauen und basteln wir an unserem Selbstschutz. Wir verbohren uns geradezu in Eigenliebe. Moralische, gar ethisch vom christlichen Glauben herkommende Ratschläge, Bedenken und Einschränkungen stören da nur. Schon der Hauch von Askese gegen sich selbst um des bedürftigeren Anderen willen, schon der zarte Ansatz eines Verzichts ist obsolet. Der egomanische Trommelwirbel hat uns fest im Griff, und die Diskrepanz zum radikal aufwühlenden Umbruch Luthers kann größer nicht sein.
Umso staunender nehmen wir wahr, zu welcher Opferbereitschaft die Menschen des Reformationszeitalters bereit waren, Luthers Vorstellungen zu folgen. Gern komme ich hier auf die rühmliche Rolle Bremens – das erwartete Wunschthema – zu sprechen, wobei ich mich auf die trefflichen Hinweise Professor Elmshäusers vom Bremer Staatsarchiv beziehe.
1528, als Eisenach gerade evangelisch wurde, verboten die Bremer bereits die katholischen Messen. Bremen wurde als erste Stadt Norddeutschlands evangelisch. Und nur Bremen gelang es in der Folgezeit, sich einem kaiserlichen Heer zu widersetzen, nämlich 1547 in der Schlacht bei Drakenburg. Enge Weggefährten Martin Luthers – Niederländer und Wittenberger – reformierten die Bremer. Bereits 1522 predigte mit gewaltiger Wirkung Heinrich von Zütphen in Bremen.
Er blieb zwei Jahre, bis er, nach Heide unfreiwillig versetzt, tückisch als Ketzer verbrannt wurde. Luther war schockiert und verfasste einen zweisprachigen Trostbrief.
Die Sympathie-Liste für Bremen ließe sich verlängern. Doch beende ich die Aufzählung, um den Höhenflug der Bremer in Rücksicht auf die niedrigen Türen der Wartburg einzuschränken.
Lassen Sie mich zum Schluss auf eine technische Fehlleistung meines Computers hinweisen, der ich nicht abergläubisch folge. Als ich mich auf die Reformationsthematik vorbereitete, verbesserte mein PC halsstarrig den Begriff >Reformation< in >Deformation<. Dieser Verschreiber ist übel. Doch kann ich Sie beruhigen. Mit Hilfe des Kirchenhistorikers Thomas Kaufmann wird uns die Wirkung der Reformation in einem Festvortrag vor Augen gestellt werden, in dem die geschichtlich übergreifenden Zusammenhänge deutlich werden.
184. Zusammenkunft am 28. September 2017 auf der Wartburg in Eisenach
Prof. Dr. Dr. theol. h.c. Dr. phil. h.c. Thomas Kaufmann
„Die Reformation und Europa – historische und wirkungsgeschichtliche Überlegungen“
Außer dem ZK der KPdSU, dem Kollegien von Mullahs und dem römischen Konklave, Gremien, zu denen mir ein Zugang notorisch verwehrt ist, ist das Bremer Tabak-Collegium die einzige größere Versammlung, skurriler Art – lauter schwarze Vögel – bei der die Anrede „Meine Herren“ angemessen und hinreichend ist. Ich werde Sie nun eine Dreiviertelstunde mit einem Vortrag peinigen oder Ihnen ein Schlafintermezzo nach und vor dem reichlich fließenden Alkohol verschaffen. Was ich Ihnen biete, ist akademisches Schwarzbrot. Aber Sie haben es ja nicht anders gewollt.
Über die Europäizität der Reformation möchte ich in doppelter Weise nachdenken. In einem ersten Schritt soll es darum gehen, inwiefern die Reformation in Europa wurzelte, in einem zweiten darum, inwiefern sie Europa veränderte. Am Schluss stehen einige bilanzierende Überlegungen.
Die europäische Resonanz auf Luther und die reformatorische Bewegung hing mit strukturellen Gegebenheiten des lateineuropäischen Geschichtsraumes zusammen. Darunter verstehe ich jenen Teil unseres heutigen Kontinents, der von der römischen Tradition bestimmt war, also West-, Nord-, Mittel- und Mittelosteuropa; seine Grenzen bildeten die von der Orthodoxie geprägten Länder und Landschaften – Griechenland, Serbien, Montenegro, Bulgarien, Rumänien, die Ukraine und Russland. Die Reformation war primär ein lateineuropäisches Ereignis; sie betraf die vom lateinischen Christentum geprägten Länder direkt oder indirekt und wirkte sich mittel- oder unmittelbar auch auf die außereuropäischen Gebiete aus, die unter deren Einfluss gerieten. Mit dem 16. Jahrhundert trat das lateinische Christentum in die Phase seiner bis heute anhaltenden globalen Ausbreitung ein.
Lateineuropa war von einigen prägenden kulturellen und religiösen Elementen bestimmt; dies war etwa der altrömische Grundsatz, dass eine einheitliche, das Gemeinwesen integrierende Religion unverzichtbar sei – die Religion als vinculum societatis, als Band der Gesellschaft; die lateinische Sprache in der gottesdienstlichen Liturgie und in der gelehrten Kommunikation, das kanonische Kirchenrecht, die großen Orden und Verbände des abendländischen Mönchtums, die transnationale, gesamteuropäische Organisationsstrukturen besaßen und – das Papsttum, dessen in Anspruch genommener Jurisdiktionsbereich alle zu Lateineuropa gehörenden Länder umfasste. Auch die seit dem 12. Jahrhundert als Institutionen gelehrter Bildung entstandenen Universitäten und der durch sie geprägte methodische Argumentationsstil, die sogenannte Scholastik und die ihr eigene Rationalität, markierten eine prägende Besonderheit der lateineuropäischen Welt. Bestimmte Praktiken des religiösen Lebens wie die bewaffneten Wallfahrten ins Heilige Land – also die Kreuzzüge –, das Bußsystem, das die Vergebung bestimmter Vergehen mit exakt tarifierten Kompensationsleitsungen verband oder die strengen sexualethischen Keuschheitsstandards für Priester aller Weihestufen – also der allgemeine Pflichtzölibat – waren Besonderheiten des lateinischen Christentums. Für den Ablass, die außerordentliche Vergebung zeitlicher Sündenstrafen, die eigentlich im Fegefeuer – dem postmortalen Reinigungsort – abzubüßen waren, galt dies ebenfalls. Durch die Ablässe konnte man einen teilweisen ‚Nachlass’ dieser im Bußsakrament auferlegten Sündenstrafen oder – ein exklusives Recht der Päpste mittels der sogenannten Plenarablässe – ihre vollständige Tilgung erreichen.
Auch in politischer Hinsicht war Lateineuropa durch Gemeinsamkeiten geprägt. Im 15. Jahrhundert fühlte man sich hier in wachsendem Maße durch das Osmanische Großreich bedroht. Als 1453 Konstantinopel, das ehrwürdige Zentrum des oströmischen Reiches, den türkischen Anstürmen erlag, wurde dies im Westen sensibel registriert. In den kommenden Jahrzehnten rückten türkische Heere immer weiter nach Europa vor; seit 1460 stand die Peleponnes unter osmanischer Verwaltung; 1461 fiel mit Trapezunt am Schwarzen Meer ein letzter christlicher Vorposten in türkische Hände; 1475 nahmen die Osmanen die genuesische Handelsniederlassung auf der Krim in Besitz; 1517 schließlich gelang die Eroberung Ägyptens und Syriens, 1521 erfolgte der Vorstoß nach Belgrad; im Herbst 1529 belagerten die Türken Wien. Die türkische Expansion bildete ein wichtiges politisches Hintergundsmotiv der Reformationsgeschichte. Die gewaltsame Beendigung einer ca. siebenhundertjährigen christlich-muslimischen Kopräsenz in Andalusien durch die Rückeroberung Granadas, die sogenannte Reconquista im Jahre 1492, war eine der ‚Antworten’ des lateinischen Westens auf die Vorstöße der Türken. Denn die Herrscher der Iberischen Halbinsel, die ‚katholischen Könige’ Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon, erstrebten die vollständige Rechristianisierung ihres Herrschaftsgebietes. Die Dominanz der Osmanen im Mittelmeerraum behinderte den Orienthandel; wegen entsprechender Abgabenpflichten verteuerten sich die begehrten Waren.
Die fieberhafte Suche nach einem Seeweg nach Indien war eine der welthistorischen Folgen des türkischen Imperialismus. Dass Bartolomeo Diaz 1487 erstmals das Kap der Guten Hoffnung, die Südspitze Afrikas, umsegelte, Christoph Kolumbus 1492 Amerika entdeckte und Vasco da Gama 1498 von Lissabon aus definitiv den Seeweg nach Indien fand, waren indirekte Konsequenzen der osmanischen Vormacht im Mittelmeer. Ob die Globalisierung Lateineuropas, die seit dem späten 15. Jahrhundert begann, ohne die Türken eingetreten wäre, ist fraglich. Ohne die Türken hätte es gewiss auch die Reformation nicht gegeben, denn ihretwegen wurde der Ablassbetrieb angekurbelt, ihretwegen expandierte das Druckwesen, ihretwegen herrschte eine propagandistisch nutzbare apokalyptische Erregung, ihretwegen bestand eine militärische Bedrohung des habsburgischen Kaiserhauses; die Karl V. zu Kompromissen nötigten und den sich der Reformation anschließenden Fürsten die Möglichkeit eröffnete, sich ihre Waffenhilfe gegen religionspolitische Zugeständnisse ‚abkaufen’ zu lassen.
Hinsichtlich seiner politischen Binnenstruktur war das lateinische Europa um 1500 vielfältig. Im Westen – Spanien, Portugal, Frankreich, England – hatten sich dynastisch geprägte monarchische Herrschaftsformen herausgebildet, die Merkmale staatlicher Verdichtung aufwiesen: einheitliche Verwaltungs- und Besteuerungssysteme, eine Machtkonzentration in der Hand der Könige, eine herrschaftsstrategische Einbindung des Adels, weitgehende Besetzungsrechte der Krone in Bezug auf höhere kirchliche Ämter und die Ausformung durch Sonderverträge mit der Kurie erleichterter nationaler Kirchentümer und Katholizismen. In Mittel- und Mittelosteuropa – im Heiligen römischen Reich deutscher Nation, Polen-Litauen, Böhmen und Ungarn – war die höchste Herrscherwürde, das Königs- bzw. Kaisertum, an Wahlakte gebunden, die bestimmte Adelsgruppen durchführten. In Nordeuropa löste sich die seit dem späten 14. Jahrhundert unter dänischer Führung bestehende Kalmarer Union auf; das seine Unabhängigkeit erstrebende Schweden (mit Finnland) einerseits, Dänemark (mit Norwegen und Island) andererseits entwickelten sich zu erblichen Monarchien. Im Laufe des späten 15. und des frühen 16. Jahrhunderts entstand durch die Heiratspolitik der seit 1452 die Kaiser stellenden Dynastie der Habsburger ein Länderkomplex, der neben den österreichischen und südwestdeutschen Erblanden Burgund und die Niederlande, das spanische Erbe unter Einschluss des außereuropäischen Kolonialbesitzes, Teile Nord- und Süditaliens (Mailand, Neapel, Sizilien), Böhmen und Ungarn umfasste.
Eine kulturelle Besonderheit, die Lateineuropa seit dem 15. Jahrhundert von der ostkirchlichen Orthodoxie einerseits, der islamischen Welt andererseits grundlegend zu unterscheiden begann, klang bereits an; sie war kommunikationstechnologischer Natur: Der Buchdruck mit beweglichen Metalllettern. Um 1450 war es dem gelehrten Mainzer Handwerker Johannes Gutenberg und seinen Mitarbeitern Fust und Schöffer gelungen, ein Verfahren der mechanischen Reproduktion von Texten zu entwickeln. Mittels des genialen Gedankens, Texte in ihre kleinsten Einheiten, die 26 Buchstaben des lateinischen Alphabets, zu zerlegen und durch ein Gussverfahren einzelne Typen aus beständigem metallischen Material herzustellen, war es möglich geworden, Schriftstücke in beliebig großen Mengen herzustellen. Als Bedruckmaterial kam neben dem teuren Pergament zusehend das günstigere Papier zur Anwendung; seit dem späten 14. Jahrhundert gab es Papiermühlen in Deutschland. Von diesen und aus dem Weinbau waren Pressen bekannt; beim Druckvorgang waren sie wegen der gleichmäßigen Kraftübertragung unerlässlich. Texte, die bisher von professionellen Schreibern in langen Zeiträumen abgeschrieben werden mussten, konnten nun ungleich schneller und kostengünstiger verbreitet werden. Die mittelbaren gesellschaftlichen und kulturellen Folgen des Buchdrucks begannen sich erst allmählich abzuzeichnen; für die Reformation waren sie zentral. Nach den ersten typographischen Anfängen Gutenbergs hatte sich die neue Technologie rasant verbreitet. Um 1500 existierten in Lateineuropa in ca. 150 Städten Druckereien. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits ca. 30.000 unterschiedliche Titel produziert worden; die Gesamtzahl der gedruckten Bücher ging in die Millionen. Für die Bildungseinrichtungen der Zeit, vor allem die Lateinschulen und Universitäten, bedeutete die neue Technologie einen wichtigen Innovationsfaktor; nun konnten die Lernenden bestimmte Lehrbücher erwerben und stetig mit ihnen arbeiten. Auch die Gelehrten erlebten neue und ungeahnte Möglichkeiten, ihre eigenen Ideen und Texte weit über den Wahrnehmungshorizont des Hörsaales und der Handschrift hinaus zu verbreiten und den Austausch innerhalb der europäischen Gelehrtenrepublik zu fördern. Die seit dem 13. Jahrhundert zunächst in den urbanen Zentren der Apenninhalbinsel entstandene kulturelle Bewegung des Humanismus, die sich derjenigen Künste und Wissenschaften bediente, in denen es um das ‚Humanum’, das Menschsein des Menschen, ging, machte sich die Möglichkeiten der Druckpresse zügig zu Nutze. Über weite geographische Distanzen, quer durch Europa, ließen sie einander an ihren textlichen Entdeckungen und eigenen literarischen Elaboraten teilhaben. Häufig waren die Humanisten, die über dichte Korrespondentennetzwerke verfügten, früher über neue Entwicklungen auf politischem oder kulturellem Gebiet informiert als ihre Zeitgenossen. Sie sollten auch die ersten sein, die Informationen über Martin Luther weitergaben und seine Texte nachdruckten.
Angesichts vielfältiger Ängste und Bedrohungen durch Natur- und Hungerkatastrophen, Pestepidemien oder den türkischen ‚Erbfeind’ aus dem Osten, die eine Hochkonjunktur apokalyptischer Motive auch in der zeitgenössischen Kunst mit sich brachten, war die Kirche die weithin unangefochtene Instanz der Heilssicherung – überall in Europa. Viele Menschen wandten sich mit ihren Sorgen, Nöten und Bedürfnissen an das Gnadeninstitut; sie bedienten sich der Instrumente und Praktiken, die sie anzubieten hatte: der Sakramente und Wallfahrten, der Messstiftungen, die das unblutige Opfer Christi zugunsten bestimmter Stifter wiederholten, der Heiltumsschauen, also besonderer religiöser Events, bei denen ablassträchtige Reliquien gezeigt wurden, der Bruderschaften – Korporationen aus Geistlichen und Laien, die zugunsten ihrer verstorbenen Mitglieder beteten und das Totengedenken ermöglichten, auch der vielfältigen religiösen Lebensformen im Kloster oder in der Welt. All die genannten Institutionen und Praktiken boomten; niemals zuvor waren so viele Kirchengebäude errichtet worden wie zu Beginn des 16. Jahrhunderts, und zwar im gesamten lateineuropäischen Raum. Dass ein innerer Zusammenhang zwischen dem individuellen religiösen Engagement – etwa durch die Menge der Gebete, die Höhe der Spenden, die Strapazen einer Wallfahrt etc. – und dem Ausmaß der Heilseffekte, eine Korrepondenz also von religiöser Leistung und geistlichem Lohn also, bestand, war im Ganzen selbstverständlich und integrierte die lateineuropäische religiöse Mentalität. Dass die Infragestellung dieses Systems religiöser Leistungsfrömmigkeit, wie sie dann Luther vortrug, gleichfalls überall in Lateineuropa nachvollziehbar war, versteht sich von selbst.
In Bezug auf die Entstehung reformatorischer Bewegungen in Lateineuropa lassen sich einige strukturelle Gemeinsamkeiten aufweisen. Für die Verbreitung reformatorischen Gedankenguts war allenthalben der Buchdruck zentral. In den Niederlanden, Paris und Dänemark wurden reformatorische Druckschriften rasch nachgedruckt; auch die Übertragung deutscher Texte in andere Volkssprachen ging rasch vonstatten; Antwerpen entwickelte sich zu einem internationalen Druckzentrum, in dem französische, spanische, dänische und englische Literatur erzeugt wurde. In zahlreichen europäischen Ländern – den Niederlanden, England, den baltischen und den nordeuropäischen Ländern, in Böhmen, Mähren und Nordfrankreich – gab es durchaus stattliche Ansiedlungen deutschsprachiger Kaufleute und Handwerker; vielfach waren diese ‚Auslandsdeutschen’ die ersten, die reformatorisches Gedankengut und Schrifttum aufnahmen und verbreiteten. Neben den Kaufleuten sind deutsche Studenten – vor allem in Richtung Italien und Frank· reich – als mobile Tradenten reformatorischer Überzeugungen zu identifizieren. Die transnationalen Organisationsstrukturen der Kirche und der Orden trugen das Ihre dazu bei, dass die Kunde von dem ketzerischen Bettelmönch aus Wittenberg weit herumkam. Auch Luthers eigener Orden, die Augustinereremiten, war ungemein zügig – und vielfach mit überwältigender Zustimmung – in die Ausbreitungsprozesse der reformatorischen Bewegung involviert. Die überkommenen Strukturen, die Lateineuropa im späten Mittelalter ausgebildet hatte, bildeten also entscheidende Voraussetzungen für die europäische Resonanz der Reformation. Ohne das als spezifischer kultureller, politischer und mentaler Raum formierte lateinische Europa wäre die Reformation undenkbar gewesen.
Doch nun zur zweiten Blickrichtung, der Rückwirkung der Reformation auf Europa. Im Zeitalter der Reformation erhielt Lateineuropa ein neues Gesicht. Nicht mehr die Einheit der Christianitas mit dem Papst als sichtbarem Haupt, der in der alten Kapitale des Imperiums, in Rom, residiert, sondern eine Vielzahl einzelner Länder prägten fortan den Geschichts- und Kulturraum. Dieses Europa der Nationen ist nicht durch die Reformation entstanden, aber doch befördert worden. Der explizite Bruch mit dem Papst, den die sich der Reformation anschließenden Länder, Städte, Territorien und Nationen vollzogen, zerstörte die rechtliche und spirituelle Einheit der lateinischen Christenheit. Während das alte Europa als Heimat der römischen Kirche in Frage gestellt wurde, eroberte sie neue Kontinente. Auch in seiner konfessionellen Diversität ist das lateineuropäische Christentum seit dem 16. Jahrhunderts eine global expandierende Religion. Bis heute.
Die durch die Reformation definitiv zerstörte kirchliche Einheit Lateineuropas war freilich auch vorher kein monolithisch geschlossener Untertanenverband des römischen Pontifex gewesen, sondern hatte aus einer Vielzahl eigener Einheiten bestanden, die je unterschiedlich lockere Bindungen an und dichte Beziehungen zur Kurie unterhalten hatten. Die Nationalstaaten traten nicht erst infolge der Reformation als politische Einheiten hervor, sondern hatten bereits im 14. und 15. Jahrhundert, etwa in Spanien, Frankreich und England, deutliche Konturen gewonnen; auch im Verhältnis zum Papst folgten sie einer jeweils eigenen Agenda. Dennoch hatten bis zur Reformation kulturelle Selbstverständlichkeiten bestanden, die nun nach und nach in Frage gestellt wurden oder sich aufgelösten: Die Präponderanz der lateinischen Sprache in allen die Religion und die Wissenschaft betreffenden Fragen wich einer sprachkulturellen Diversifizierung. In den sich der Reformation anschließenden Ländern wurden die Gottesdienste nun in aller Regel in den Volkssprachen abgehalten; da die Predigt ins Zentrum des Gottesdienstes rückte, die Sakramente Taufe und Abendmahl auf die persönliche Aneignung der Glaubenden hin ausgelegt wurden und der Gemeindegesang als wesentliches Element der religiösen Partizipation der Gemeindeglieder galt, kam die Verwendung einer anderen als der Sprache, die „die mutter ihm hause, die kinder auff der gassen, de[r] gemeine man auff dem marckt“ verwendeten – ihnen schaute der Wittenberger Reformator „auff das maul“ –, nicht in Betracht. Die religiöse Aufwertung der Volkssprache im Zuge der Reformation, die eine Vielzahl an nationalsprachlichen Bibelübersetzungen zunächst in Europa, à la longue weltweit, angeregt und schließlich auch die römische Kirche im Ganzen dazu veranlasst hat, ihre Fixierung auf das Lateinische und Römische, auf latinitas und romanitas, zu relativieren, schließlich gar die religiöse Diffamierung und Inkriminierung der volkssprachlichen Bibel aufzugeben und die etwa in Spanien bereits vor der Reformation breit einsetzende vernakulare Literaturproduktion sukzessive zu intensivieren, hat unabsehbare kulturelle Wirkungen gezeitigt, die Entstehung nationaler Literaturen begründet oder befördert und Bildungs- und Partizipationsmöglichkeiten eröffnet, die dem mittelalterlichen Christentum so nicht bekannt waren. Die religiös legitimierte Aufwertung der Volkssprachen im Zuge der Reformation trug mittelbar, in einem jahrhundertelangen Transformationsprozess, dazu bei, dass diese wie ein Sauerteig alle Bereiche der Gesellschaft durchsetzten und auch die Wissenschaft eroberten. Die Ausformung nationaler Christentumsvarianten infolge der Reformation hat schließlich die politischen Nationalisierungsprozesse beeinflusst, ja forciert. Die für die mittelalterliche Christenheit prägenden transnationalen Momente einer lateinischen ‚Einheitskultur’ verloren auch in den dominant katholisch bleibenden Ländern Europas nach und nach ihre universelle Geltung. Das Europa der konfessionellen Diversität und der nationalen Vielfalt und Konkurrenz, dessen Wurzeln ins Mittelalter zurückreichen, ist durch die Reformation dynamisiert worden.
Für die Generation der Reformatoren und ihrer Nachfolger war das Lateinische die allgemeine Verkehrssprache, die lingua franca der wissenschaftlichen und der ‚internationalen’ Kommunikation gewesen. Doch im Zuge des Humanismus, freilich intensiviert durch die kulturellen Herausforderungen infolge der Reformation, wurde die ständige Übersetzung von der Volkssprache ins Lateinische und umgekehrt zur selbstverständlichen Praxis. Anders als für einen mittelalterlichen Gelehrten, der sich in Bezug auf die seinen ‚Beruf’ betreffenden Sachverhalte ganz in einer lateinischen Sprachwelt bewegte, wurde die Bilingualität zu einer grundlegenden kulturellen Wirklichkeit all derer, die professionell zu schreiben und zu lehren hatten. Unter den europäischen Reformatoren gab es kaum einen, der nicht sowohl in Latein als auch in mindestens einer Volkssprache publiziert hätte. Die langfristigen kulturellen Wirkungen der Vernakularisierung einerseits, der Bilingualisierung der Gelehrten andererseits, sind unübersehbar. Die Reformation hat diese Prozesse entscheidend forciert und wesentlich verursacht.
In der mittelalterlichen Christenheit waren transnationale Rechts- und Organisationsstrukturen wirksam gewesen, die die Reformation bekämpfte und die in den Teilen Europas, in denen sie siegte, obsolet wurden. Das Europa der Wallfahrer erlitt Einbußen, selbst wenn man weiterhin bemerkenswert viele Reisende aus protestantischen Ländern in Rom oder im Heiligen Land antreffen kann. Das Europa der Orden, das angesichts der Präsenz insbesondere der Bettelmömche an den Universitäten auch das gelehrte Europa tiefgreifend geprägt hatte, existierte fortan nurmehr für die katholische Hemisphäre. Dies betraf in analoger Weise auch das kanonische Recht, das bisher überall gegolten hatte – oder jedenfalls hatte gelten sollen –, wo der Papst als Haupt der Kirche anerkannt war. Durch die Reformation aber wurde dieser europäische Rechtsraum der Vormoderne irreparabel beschädigt. Denn selbst dort, wo man bestimmte Kirchenverfassungselemente der römischen Tradition, etwa die Metropoliten bzw. Erzbischöfe in der schwedischen und der englischen Kirche, beibehielt oder Teile der lateinischen Liturgie weiterhin pflegte, auch Formen klösterlichen Lebens anerkannte und Traditionen des kanonischen Eherechts revitalisierte, wie in einigen lutherischen Kirchen im Reich, geschah dies aufgrund eigenmächtiger Entscheidungen der weltlichen Obrigkeiten oder auf den Rat ihrer theologischen oder juristischen Experten hin; dieser selektive Umgang mit bestimmten Rechtstraditionen des kanonischen Rechts aber setzte voraus, dass man sich souverän über die päpstliche Jurisdiktionskompetenz als solche hinwegsetzte. Für all die elementaren Belange im Leben jedes Christenmenschen, die – jedenfalls prinzipiell – durch das kanonische Recht geregelt waren – etwa die religiösen Pflichten der jährlichen Beichte und Kommunion, die sakramentale Versorgung von der ‚Wiege’ bis zur ‚Bahre’, die Regulierung von Ehekonflikten, das Verhältnis zur Pfarrgemeinde, die Geltung von Gelübden – waren neue Bestimmungen zu definieren bzw. Ersatzlösungen in der Zuständigkeit der jeweiligen weltlichen Obrigkeiten zu finden. Der evangelische Christ Europas wurde infolge der Verstaatlichungsdynamik, in die die Religion geriet, in einem umfassenderen Sinne ‚Untertan’ als es seine katholischen Vorfahren je gewesen waren.
Doch die Strukturen des alten Christenheitseuropas wurden durch die Reformation nicht nur forciert aufgelöst – auch Konturen eines evangelischen Europas zeichneten sich stetig ab. Recht bald nach dem Ausbruch des Ablassstreites, verstärkt dann aber im Nachgang der Leipziger Disputation von 1519, erhöhte sich die Zahl der Wittenberger Studenten sprunghaft. Auch der Anteil der Ausländer wuchs rasch; Wittenberg, das akademische Dorf am Rande der Zivilisation, wurde seit den 1520er Jahren für etwa ein halbes Jahrhundert zur frequentiertesten und hinsichtlich der Zusammensetzung seiner Besucherschaft ‚internationalsten’ Universität Deutschlands, ja Europas. Zwischen 1516 und 1520 war die Zahl der jährlichen Immatrikulationen in Wittenberg explosionsartig angestiegen, um über 400, auf 579; andere Universitäten wie Heidelberg, Köln, Erfurt, Rostock, Greifswald, Ingolstadt, Freiburg und Tübingen hatten massive Einbrüche zu verzeichnen und waren zeitweilig von Schließungen bedroht. Studenten aus Frankreich, England, Italien, Böhmen, Ungarn, besonders aber Skandinavien und dem Baltikum suchten in Wittenberg die ‚wahre’ reformatorische Lehre aus erster Hand kennenzulernen. Insbesondere Melanchthon, der eine ausstrahlende Lehrtätigkeit in der Philosophischen ebenso wie in der Theologischen Fakultät entfaltete, erwies sich als überaus attraktiver Lehrer. Bei ihm konnte man das theologisch-philologische Handwerkszeug eines evangelischen Schriftauslegers in nachvollziehbarerer Form lernen als bei dem genialisch-assoziativen, charismatischen Exegeten Luther, dessentwegen die meisten kamen, ihn aber, wie es scheint, in der konkreten Begegnung weniger als Professor denn als Prediger schätzten.
Ähnliche Strahlungswirkungen, wie Wittenberg sie auf das Europa der evangelischen, später primär der konfessionell-lutherischen Christenheit ausüben sollte, gingen seit 1559 von der Akademie Johannes Calvins und Theodor Bezas in Genf aus. Sie wurde für den europäischen Calvinismus genauso wichtig wie es Wittenberg für das europäische Luthertum war. Seit dem späteren 16. Jahrhundert entfalteten dann die niederländischen Universitäten, allen voran Leiden, eine internationale Sogwirkung, selbst über Konfessionsgrenzen hinweg. Doch das Europa der Studenten gab es vor und nach der Reformation nur für eine besonders ambitionierte Minderheit; das Gros der jungen Akademiker verbrachte seine Studienzeit ganz überwiegend an seiner Landesuniversität; die Territorialisierung und ‚Verstaatlichung’ der Universitäten, ihre Abhängigkeit von der jeweiligen Landesherrschaft, erhielt durch die Reformation einen kräftigen Schub.
Hinsichtlich der interterritorialen und zwischenstaatlichen Beziehungen innerhalb Europas blieb die Reformation gleichfalls nicht folgenlos. Immer wieder entstanden politische Allianzen und Kooperationen aufgrund konfessioneller Zugehörigkeiten oder gemeinsamer konfessioneller Gegnerschaften. Dies galt etwa für Kontakte, die Heinrich VIII. nach seiner Trennung von Rom (1534) zum Schmalkaldischen Bund suchte, für den Zusammenschluss der reformierten Kurpfalz mit den calvinistisch geprägten Provinzen der Niederlande, für antihabsburgische Koalitionspläne Franz I. von Frankreich und des reformierten König von Navarra vor seiner Konversion zum katholischen König Heinrich IV. von Frankreich und für dynastische Verbindungen zwischen dem dänischen und dem schwedischen Adel zu protestantischen Geschlechtern im Reich. Auch militärische Interventionen konnten nach und infolge der Reformation konfessionell motiviert werden. Die politischen Interaktionen und diplomatischen Verbindungen innerhalb und – aufgrund kolonialgeschichtlicher Zusammenhänge – auch außerhalb Europas haben sich infolge der Reformation grundlegend geändert.
Ein Europa der Händler und Kaufleute gab es vor wie nach der Reformation. Allerdings war der Besuch der an vielen Orten Europas stattfindenden Messen von den religionskulturellen Umweltbedingungen des jeweiligen Standorts mit bestimmt, z.B. der Geltung der Heiligenfeste oder ihrer Abschaffung, auch der Einhaltung bestimmter religiöser Regeln im öffentlichen Raum. Unter den europäischen Handelsregionen war die levantinische weitgehend von nicht-evangelischen Händlern dominiert; der die Nord- und Ostseeländer umspannende Wirtschaftsraum wurde vor allem von hansischen Kaufleuten bestimmt, denen im Laufe des 16. Jahrhunderts Niederländer und Engländer den Rang abliefen. Im Atlantikhandel, der vor allem von Lissabon, Sevilla, Antwerpen und Amsterdam aus betrieben wurde, überschnitten sich nationale und konfessionelle Grenzen und Konkurrenzen mannigfach.
Die konfessionellen Differenzen, zu denen es infolge der Reformation gekommen war, beeinflussten das Leben der Menschen, auch der Kaufleute, und sie wirkten ggf. auch auf das Konsumverhalten zurück – man denke nur an die Wirkungen, die die Abschaffung der Fastenvorschriften in den evangelischen Ländern zeitigten. Doch wenn es Geld zu verdienen galt, folgten schon die Europäer der Vormoderne ihrem Erwerbstrieb und nicht zwangsläufig konfessionellen Notwendigkeiten. Insofern sind die Wirkungen der Reformation in ökonomischer Hinsicht eher indirekter Art gewesen; in Form von Produktionssteigerungen und Prosperitätsgewinnen aufgrund der Abschaffung zahlreicher Feiertage traten sie allerdings direkt zu Tage. Ca. 80 Feiertage sind in den protestantischen Territorien abgeschafft worden. Das war ein unmittelbarer Produktivitätssteigerungseffekt. Die gegenüber wucherischen Zinspraktiken, dem Fernhandel, Devisenabfluss ins Ausland, Luxusimporten, auch der hemmungslosen Profitmaximierung, also Grundzügen des frühkapitalistischen Wirtschaftssystems, ausgesprochen kritischen Urteile der meisten Reformatoren, allen voran Luthers, wird man in ihren Wirkungen nicht überschätzen dürfen. Das Europa der Händler folgte vor wie nach der Reformation primär eigenen Handlungslogiken.
Nun einige abschließende Bemerkungen zur makrohistorischen Einordnung der Reformation. Die Reformation hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf die lateineuropäische Geschichte und deren globale Folgen. Mit der Ausbreitung der lateineuropäischen Zivilisation im Zuge der geographischen Entdeckungen, des Welthandels und der kolonialen Expansion kamen die konfessionellen Varianten des lateinischen Christentums auch in Asien, Afrika, Amerika und Australien zur Geltung. Auf den außereuropäischen Aktionsfeldern setzte sich die kontinentaleuropäische Konfessionskonkurrenz in direkter oder indirekter Form fort, konnte aber auch Momente der Interaktion und Kooperation aufweisen, die in der ‚Heimat’ undenkbar waren. Die globale Ausbreitung der lateineuropäischen Christentumsvarianten ist bis heute ungebrochen, der Protestantismus eine global rasant wachsende Religion.
Alle nicht-katholischen Gestalten des lateinischen Christentums sind in der einen oder anderen Weise Erben der Reformation geworden. Die Organisationsformen der nicht-katholischen Chirstentumsvarianten sind denkbar vielfältig; sie reichen von aktualistisch-geistgetriebenen Vergemeinschaftungen pfingstlerischer oder quäkerischer Provenienz bis hin zu den episkopalistischen, staatskirchlichen oder staatsanalogen kirchlichen Institutionen in Skandinavien, Großbritannien und Deutschland. Die heute üblicherweise unter den Begriff des „Protestanismus“ (protestanisme; protestantismo; protestantism) subsummierten nicht-katholischen Gestalten des lateinischen Christentums schließen die bis ins 20. Jahrhundert hinein als kirchentrennend empfundenen konfessionellen Differenzen etwa zwischen Lutheranern und Reformierten ein. Seit dem späteren 18. Jahrhundert kam die Tendenz auf, den Protestantismus als einen inneren Zusammenhang zwischen Luthertum und Reformiertentum wahrzunehmen und für grundsätzlich ‚moderner’ zu halten als den Katholizismus. Das dieser Perspektive zugrundeliegende Fortschrittsdenken war dem Protestantismus des konfessionellen Zeitalters fremd. Im Zuge des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts führte es dazu, gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Entwicklungen, denen man ‚modernisierende’ Wirkungen zuschrieb – demokratisch-partizipative Entscheidungsprozesse etwa, kapitalistische Wirtschaftsgesinnung, Individualisierung, Emanzipation durch Bildung, Toleranz, Menschenrechte – eine besondere Nähe zum Protestantismus zuzuerkennen und den Katholizismus als notorisch rückständig einzustufen. Eine definitive Antwort auf die Troeltschsche Frage nach der Bedeutung des Protestantismus für die Entstehung der modernen Welt dürfte problematisch sein; auch eine kausale Ableitung der modernen westlichen Zivilisation allein aus der Reformation kommt für uns Historiker heute nicht mehr in Betracht. Gleichwohl ist es unabweisbar, dass ein innerer Zusammenhang zwischen der religionsgeschichtlichen und kulturellen Entwicklung Lateineuropas seit dem späten Mittelalter und Einstellungen und Wertungen der westlichen Moderne besteht.
Die Reformation setzte in einer Vielzahl ihrer Erscheinungen, insbesondere in bildungs-, kommunikations-, rechts- und politikgeschichtlicher Hinsicht, das lateinische Europa des späten Mittelalters voraus, ja die Reformation ist als spezifische Frucht der historisch-kulturellen Formation „Lateineuropa“ anzusprechen. Die Reformation ruhte auf Traditionsbeständen des lateinischen Mittelalters auf und führte diese fort. Die innovativen Momente der Reformation kommen in, unter, mit der und gegen die mittelalterliche Gestalt des lateineuropäischen Christentums zur Geltung. Die Frage einer makrohistorischen Einordnung der Reformation im Verhältnis zu Mittelalter oder Neuzeit ist wissenschaftsgeschichtlich zu archivieren. Sie ist falsch gestellt.
Die historisch primären gesellschafts- und mentalitätsgeschichtlichen Folgen der mit der Reformation eingetretenen Pluralisierung des lateinischen Christentums bestanden nicht in der Relativierung, sondern in einer Intensivierung religiöser Bindungen.
Den konfessionellen Christentumsvarianten des Luthertums, des Reformiertentums und des römischen Katholizismus war gemeinsam, dass sie größte Anstrengungen unternahmen, um ihre Glieder religiös zu unterweisen, also zu katechisieren, ihnen einen disziplinierten Lebensstil nahezubringen und sie gegenüber den Versuchungen und Herausforderungen der konfessionellen Konkurrenz zu immunisieren. Die Pluralisierung des lateinischen Christentums infolge der Reformation hat primär Intoleranz, eine Kultur der rechtlich fixierten oder mentalen Abgrenzung, schließlich eine Gewaltbereitschaft freigesetzt, die in den Religionskriegen des konfessionellen Zeitalters explodierte. Die wachsende Konfliktdynamik infolge der konfessionellen Pluralisierung hat mittelbar allerdings dazu beigetragen, Strategien der Einhegung und der Pazifizierung, der Tolerierung des Unvereinbaren, der Relativierung religiöser Wahrheitsansprüche und des interkonfessionellen Austausches plausibel zu machen und in rechtlichen Formen zu fixieren. Die kommunikations- und wissenschaftsgeschichtlichen Folgen des Buchdrucks für den westlichen Zivilisationstypus sind kaum zu überschätzen. Indem die Reformation in allen ihren Erscheinungen den Buchdruck förderte und auch an der Verbreitung von ihr abgewiesener und bekämpfter kultureller Überlieferungen teilnahm, trug sie entscheidend dazu bei, dass vielfältiges, disparates und heterodoxes Gedankengut im lateineuropäischen Kulturraum in einer neuartigen Intensität im Schwange blieb und als kulturelle Ressource fungieren konnte. Auf dem Boden des lateinischen Christentums gedieh auch die Religionskritik wie nirgends sonst.
Die intensivierte Aneignung der konfessionellen Christentumsvarianten durch Katechismen und Predigten, Erbauungs- und Gebetsbücher zeitigte mittelbar fundamentale bildungsgeschichtliche Wirkungen. Diese werden in den protestantischen Territorien und Ländern in ihrer gesellschaftlichen Breite aufs Ganze gesehen früher wirksam als in den katholischen – eine Folge der konsequenten religiösen Aufwertung der Volkssprache und der Eröffnung von Partizipationsmöglichkeiten im Gottesdienst. In einigen Sprachen gehen die ersten erhaltenen oder gedruckten schriftlichen Dokumente unmittelbar auf die Reformation zurück – im Finnischen etwa, im Kroatischen, im Gälischen, im Slowenischen, im Prussischen; zumeist handelte es sich dabei um Katechismen, Übersetzungen des Neuen Testaments oder der ganzen Bibel.
Die sprachkultur- und bildungsgeschichtlichen Folgen der Reformation sind immens. Religiös relevante Texte in der eigenen Muttersprache lesen oder aneignen zu können – auch der evangelische Gemeindegesang war ein Attraktionsmoment allererster Güte – implizierte zugleich, verstehend teilzunehmen. Mit der Reformation ging ein Ausbau des Schulwesens und eine verstärkte Bemühung um die Alphabetisierung der Bevölkerung einher. Da den Vätern und Müttern in der evangelischen Hausgemeinde eine zentrale religiöse Vermittlungsaufgabe zuerkannt wurde, galt es als wünschenswert, ja notwendig, dass sie lesen und schreiben konnten. Die in der Volkssprache gehaltenen evangelischen Predigten eröffneten andere Möglichkeiten des Dabei- und des Involviertseins als die Teilnahme an einer lateinischen Messe. Intensivierte Bemühungen um die volkssprachliche Predigt, die Katechese, die religiöse Literaturproduktion auch im katholischen Bereich dokumentieren, dass die konfessionelle Konkurrenz das ‚Geschäft’ belebte und mittelbar die lateineuropäische Zivilisation im Ganzen veränderte.
Dort, wo der Protestantismus die dominierende Konfession wurde, bildete er eine besondere Nähe zur staatlichen Macht aus. Dies ergab sich mit einer gewissen Zwangsläufigkeit daraus, dass die weltlichen Obrigkeiten als ‚Notbischöfe’ oder ‚supreme heads’ an die Spitzen der Kirchentümer getreten waren. Diese notorische Staatsnähe des Protestantismus hat vielfach dazu geführt, dass sich die Religion gegenüber den Erwartungen, die von Seiten der Politik oder der Gesellschaft an sie gestellt wurden, als besonders ‚elastisch’, ja opportunistisch erwies. Die Bereitschaft, sich im 19. Jahrhundert unterschiedlichen Nationalismen zu akkomodieren, war ein Moment der ‚volkstümlichen’ Inkulturation, die allen konfessionellen Varianten des lateinischen Christentums eigen war. In Kontexten, in denen sich Protestanten in einer minoritären Situation befanden, konnten sie durchaus Potentiale alternativen Denkens gegenwärtig halten; für die protestantischen Sekten, die früher und nachdrücklicher als andere die Grundsätze der allgemeinen Religionsfreiheit, der Toleranz und des Gewaltverzichts propagierten, war dies in starkem Maße der Fall.
Der Weg zu einem befriedeten Neben- und einem toleranten Miteinander der Konfessionen war im nachreformatorischen Lateineuropa lang. Er wurde einerseits dadurch geprägt, dass staatliches Recht den Konfessionen Grenzen setzte und Regeln des Miteinanders definierte, andererseits dadurch, dass die Konfessionen selbst eigene Wahrheitsansprüche zu relativieren und das hohe Gut einer allgemeinen Religionsfreiheit zu affirmieren begannen. Seit dem 17. Jahrhundert fingen einzelne Territorialstaaten in Deutschland damit an, Migranten fremder Konfessionen aufzunehmen; auch Täufern, die als fleißige Handwerker galten, gewährte man immer häufiger Schutz. Die Erfahrungen zeigten, dass ein friedliches Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Konfessionen, also multikonfessionelle Gesellschaften, im Rahmen klarer rechtlicher Regeln funktionierte. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die bürgerliche Gleichstellung der Juden gesellschaftlich durchgesetzt und rechtlich fixiert. Im Laufe des späten 19. und des 20. Jahrhunderts wurde die durch staatliches Recht verbürgte allgemeine Religionsfreiheit ein Grundelement des freiheitlichen Rechtsstaates und der überstaatlichen Grund- und Menschenrechte.
Die Toleranz als Anerkennung der Existenzberechtigung einer anderen Religion war das Ergebnis eines Lernprozesses; in der lateineuropäischen Christentumsgeschichte war dieser Lernprozess durch die Erfahrungen von mannigfachem Leid und im Namen der christlichen Religion begangener Gewalt geprägt. Die Reformation hat diese Entwicklungen provoziert und dynamisiert und dadurch das ihre dazu beigetragen, dass ein westlicher Zivilisationstypus entstand, der nicht mehr auf der Vorstellung basierte, dass eine Gesellschaft nur auf der Grundlage einer einheitlichen oder dominierenden Religion existieren könne. Dieses tolerante, multireligiöse Gesellschaftsmodell steht heute aber vor neuen Herausforderungen. Die Geschichte der Reformation ist ein Musterbuch der Spannungen, Widersprüche, Evolutionen und Fortschritte der lateineuropäischen Zivilisation auf dem Weg zu toleranten, liberalen Gemeinwesen. Um unsere westliche Kultur im Horizont der Globalisierung weiterzuentwickeln, ist die Kenntnis ihrer Anfänge im Zeitalter der Reformation hilfreich, ja vielleicht unverzichtbar.
Vielen Dank!
Jürgen Albrecht
Sekretarius
Bremer Eiswette von 1829, Bremen
Dr. Dipl.-Ing. Michael Baumbach
General Manager Northern Germany
Bosch Sicherheitssysteme GmbH, Hamburg
Martin Billhardt
Vorsitzender des Aufsichtsrates
Deutsche Rohstoff AG, Heidelberg
Wilhelm von Boddien
Geschäftsführer
Förderverein Berliner Schloß e.V., Hamburg
ehem. Mitglied ‛Kleines Gremium‘,
Bremer Tabak-Collegium
Dietmar Boriesosdiek
Direktor
Sparkasse Leipzig
Dr. Harald von Bose
Landesbeauftragter Datenschutz
Magdeburg
Dr. Thomas Brinkmann, LL.M. (Tulane)
Rechtsanwalt u. Notar
Dr. Schackow & Partner – Rechtsanwälte und Notare, Bremen
Sprecher ‚Kleines Gremium‘,
Bremer Tabak-Collegium
Dr. Aurel Freiherr von Campenhausen
Hamburg
Christian Carius, MdL
Landtagspräsident
Thüringer Landtag, Erfurt
Matthias Claussen
Geschäftsführender Gesellschafter
C. Melchers GmbH & Co. KG, Bremen
Senator a.D.
Dr. h.c. Friedrich Dieckmann
Schriftsteller und Vizepräsident der Sächsischen Akademie
der Schönen Künste, Berlin
Frank Dreeke
Vorsitzender des Vorstands
BLG Logistics Group AG & Co. KG, Bremen
Ministerialrat a.D.
Helmut von Dreising
Hemmingen
Benedikt Graf von
Dürckheim-Montmartin
Hückelhoven-Rurich
Dr. Andreas Eckert
Vorsitzender des Vorstands
Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG, Berlin
Dr. Dietrich Elsner von der Malsburg
Rechtsanwalt u. Notar
RAe. Kapp, Ebeling & Partner, Hannover
Harald Emigholz
Sprecher der Geschäftsleitung
Emigholz GmbH, Bremen
Präses der Handelskammer Bremen – IHK für
Bremen und Bremerhaven
Thomas Fischer
Geschäftsführer / CEO
TecArt GmbH, Erfurt
Jürgen Fitschen
Vorsitzender des Vorstands
Deutsche Bank Stiftung, Frankfurt am Main
Mitglied ‚Kleines Gremium‘,
Bremer Tabak-Collegium
Michael von Foerster
Hauptgeschäftsführer und Rechtsanwalt
Verband der deutschen Rauchtabakindustrie,
Berlin
Dr. Peter von Foerster
Rechtsanwalt
Hamburg
Dr. Christoph Förster
Rechtsanwalt u. Notar
Sozietät von Einem & Partner, Bremen
Stephan M. Friedrich
Geschäftsführer
Lürssen Industrie Beteiligungen GmbH & Co. KG,
Bremen
Jörn-Michael Gauss
Geschäftsführer
Bremer Aufbau-Bank GmbH, Bremen
Dr. Ralph Geuther
Geschäftsführender Gesellschafter
Karl Geuther & Co. Holding GmbH & Co. KG,
Bremen
Ulf Giebel
Vorsitzender des Aufsichtsrates
Seghorn AG, Bremen
Ehrenpräsident Bundesverband
Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V., Berlin
Dr. Peter Götz von Olenhusen
Präsident
Oberlandesgericht Celle
Dr. Jürgen Großmann
Gesellschafter
Georgsmarienhütte Holding GmbH, Hamburg
Dr. Dankwart Guratzsch
Frankfurt am Main
Prof. Dr. Herwig Guratzsch
Hamburg
ehem. Direktor Stiftung Schleswig-Holsteinische
Landesmuseen, Schleswig
Mitglied ‚Kleines Gremium‘,
Bremer Tabak-Collegium
Dr. Robert Gutsche
CFO
IFA Rotorion Holding GmbH, Haldensleben
Peter Harren
Geschäftsführender Gesellschafter
Harren & Partner Ship Management
GmbH & Co. KG, Bremen
Dr. Peter Haßkamp
ehem. Vorsitzender des Vorstands, Bremer Landesbank
Mitglied des Beirates, Signa Holding GmbH, Wien
ehem. Mitglied ‚Kleinen Gremium‘,
Bremer Tabak-Collegium
Thomas Haukje
Geschäftsführender Gesellschafter
Nordwest Assekuranzmakler GmbH & Co. KG,
Bremen
Prof. Dr. Udo Martin Helmchen
Direktor i.R.
Institut für Pathologie des UKE Hamburg
Jörg Hempel
Geschäftsführer Deutschland
Nordex SE, Hamburg
Heinz-Werner Hempel
Geschäftsführer
Hanseatische Waren Handelsgesellschaft mbH &
Co. KG, Bremen
Philip W. Herwig
Geschäftsführender Gesellschafter
Röhlig Logistics GmbH & Co. KG, Bremen
Dr. Hubertus Hess-Grunewald
Präsident
SV Werder Bremen GmbH & Co KG aA, Bremen
Andreas Hoetzel
Leiter Unternehmenskommunikation
BLG Logistics Group AG & Co. KG, Bremen
Dr. Roland Hoffmann-Theinert
Rechtsanwalt und Notar / Partner
Görg Partnerschaft von Rechtsanwälten, Berlin
Pfarrer Gregor Hohberg
Vorsitzender des Stiftungsrats
Stiftung House of One, Berlin
Reiner Holznagel
Präsident
Bund der Steuerzahler Deutschland, Berlin
Prof. Dr. Dieter Kurt Hossfeld
ehem. Direktor der Onkologie des UKE, Hamburg
Carl Kau
Direktor Firmenkundenbetreuung
Oldenburgische Landesbank AG, Niederlassung
Bremen
Mitglied des Vorstandes Bund der Steuerzahler
Niedersachsen und Bremen e.V.
Prof. Dr. Dr. theol. h.c. Dr. phil. h.c. Thomas Kaufmann
Professor
Georg-August-Universität –
Fakultät für Theologie, Göttingen
Dr. Clemens Ritter Kempski und Rokoszyn
Jagd- und Forstgesellschaft Stolberg/ Harz mbH,
Stolberg-Südharz
PD Dr. Martin Keßler
Professor
Georg-August-Universität –
Theologische Fakultät, Göttingen
Walter Kleine
Mitglied des Vorstands
Seghorn AG, Bremen
Dr. Martin Klinkhammer
Mitglied der Geschäftsleitung
Deutsche Bank AG, Bremen
Dr. Christoph B. Klosterkemper
Geschäftsführender Gesellschafter
Atermann, König & Pavenstedt GmbH & Co. KG,
Bremen
Dr. Michael Knoche
Direktor a.D.
Klassik Stiftung Weimar –
Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek, Weimar
Wolfgang G. Köhne
Geschäftsführender Gesellschafter
Hellmering, Köhne GmbH & Co., Bremen
Dr. Torsten Köhne
Vorsitzender des Vorstandes
swb Aktiengesellschaft, Bremen
Pastor Peter Kollmar
Oberlandeskirchenrat a.D.
Hannover
Dipl.-Oec. Andreas Kottisch, MdBB
Vorstand
ePhilos AG, Bremen
Abgeordneter der Bremischen Bürgerschaft
Fedor Krüger
Geschäftsführer
Deutsche Factoring Bank GmbH & Co. KG,
Ratingen
Dr. Patrick Kuchelmeister
Vorstand
Sparkasse Celle
Otto Lamotte
Geschäftsführender Gesellschafter
Henry Lamotte Oils GmbH, Bremen
Vorsitzender des Aufsichtsrates
Sparkasse Bremen AG, Bremen
Hans-Dieter Lampe
Geschäftsführender Gesellschafter
Handelsgesellschaft Frantz Kragh GmbH, Bremen
Generalbevollmächtigter und
Mitglied ‚Kleines Gremium‘,
Bremer Tabak-Collegium
Prof. Dr. Martin Laube
Professor
Georg-August-Universität –
Theologische Fakultät, Göttingen
Markus Lesser
Vorstand
PNE Wind AG, Cuxhaven
Dr. Claus Liesner
Geschäftsführender Gesellschafter
AMC Asset Management Consulting GmbH,
Hamburg
Dietmar Lillig
Chairman
Formia Airline Supplies Ltd., Honkong
Joachim Linnemann
Geschäftsführender Gesellschafter
Justus Grosse GmbH, Bremen
Präsident Bürgerparkverein, Bremen
Ulf Lipske
Director
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft,
Bremen
Ralf Lochmüller
Sprecher des Vorstands
Lupus alpha Asset Management AG, Frankfurt
Thorsten Mackenthun
Geschäftsführer
Carl Büttner GmbH & Co. KG, Bremen
Robert Mahn
Mitglied des Vorstands
Minerva Versicherungs-AG, Bremen
Dr. Klaus Meier
Vorsitzender des Aufsichtsrates
wpd AG, Bremen
Burkhard Meier
Europäischer Repräsentant
MICROPAC Inc., Bremen
Prof. Dr. h.c. Rudolf Mellinghoff
Präsident
Bundesfinanzhof, München
Mitglied ‚Kleines Gremium‘, Bremer Tabak- Collegium
Alexander Mettenheimer
Vorsitzender des Aufsichtsrates
Small & Mid Cap Investmentbank AG, München
Dr. Daniel Model
Präsident des Verwaltungsrates
Model-Holding AG, Weinfelden
Uwe Müller
Mitglied der Geschäftsführung
Deutsche Factoring Bank, Bremen
Dipl.-Ing. Jochen Münnich
Wangen
ehem. Geschäftsführer,
Hermann-Reemtsma-Stiftung, Hamburg
Rabbi Prof. Dr. Andreas Nachama
Direktor
Stiftung Topographie des Terrors, Berlin
Mitglied des Stiftungsrats, Stiftung House of One
Dr. Tim Nesemann
Vorsitzender des Vorstands
Die Sparkasse Bremen AG
Cornelius Neumann-Redlin
Hauptgeschäftsführer
Die Unternehmensverbände im Lande Bremen e.V.
Senator a.D. Prof. Dr. Ulrich Nußbaum
Vorsitzender des Präsidiums
Deutsches Verkehrsforum e.V., Berlin
Senator für Finanzen in Bremen und Berlin a.D.
Honorarkonsul Lutz H. Peper
Geschäftsführender Gesellschafter
Peper & Söhne GmbH, Bremen
Honorarkonsul der Republik Lettland
Kai Uwe Peter
Verbandsgeschäftsführer
Sparkassenverband Berlin
Bernd Petrat
Geschäftsführender Gesellschafter
Nordwest Industrie Group GmbH,
Frankfurt am Main
Sebastian Pflum
Leiter Kooperation und Veranstaltungen
Stiftung Brandenburger Tor, Berlin
Caspar Plump
Geschäftsführer
Tiemann Truck & Bus, Bremen
Dr. Dirk Plump
Geschäftsführender Gesellschafter
W. Tiemann GmbH & Co. KG, Bremen
Prof. Dr. Peter Raue
Rechtsanwalt
Raue LLP, Berlin
Geschäftsführer der Osterfestspiele in Salzburg
und Justiziar der Berliner Philharmoniker
Jürgen Roggemann
Gesellschafter
Enno Roggemann GmbH & Co., Bremen
Wolfgang von Rohden
Vorsitzender des Aufsichtsrates
Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG, Berlin
S. K. H. Michael Prinz von
Sachsen-Weimar und Eisenach
Mannheim
Dipl.-Ing. Holger Sasse
Geschäftsführender Gesellschafter
NOVO-TECH TRADING GmbH & Co. KG,
Aschersleben
Senator E.h. Prof.
Dr. h.c. mult. Klaus Gerhard Saur
München
ehem. Geschäftsf. Gesellschafter
Walter de Gruyter GmbH Verlag, Berlin
ehem. Mitglied ‚Kleines Gremium‘,
Bremer Tabak-Collegium
Prof. Dr.-Ing. habil.
Prof. E. h. Dr. h. c. mult. Michael Schenk
Institutsdirektor
Fraunhofer Institut für Fabrikbetrieb und
-automatisierung, Magdeburg
Tankred Schipanski, MdB
Abgeordneter
Deutscher Bundestag, Berlin
Bundesminister a.D. Prof. Dr. Rupert Scholz
Rechtsanwalt Of Counsel
Kanzlei Gleiss Lutz, Berlin
ehem. Mitglied ‚Kleines Gremium‘,
Bremer Tabak-Collegium
Friedrich Tobias Schöne
Rechtsanwalt/Partner
Raue LLP, Berlin
Generalsekretär der Brandenburgischen
Genossenschaft des Johanniterordens
Prof. Dr. Dr. h.c. Richard Schröder
Vorsitzender des Vorstandes
Förderverein Berliner Schloss e.V., Hamburg
Mitglied des Nationalen Ethikrates
Klaus-Peter Schulenberg
Vorsitzender des Vorstands
CTS EVENTIM AG & Co. KGaA, Bremen
Ulrich Schütte
Ulrich Schütte Consulting, Hamburg
Hellmut Seemann
Präsident
Klassik Stiftung Weimar
Mitglied ‚Kleines Gremium‘,
Bremer Tabak-Collegium
Dipl.-Ing. Gerd-M. Smolich
Generalbevollmächtigter/Verwaltungsleiter
Fürstliche Verwaltung Detmold
Tom Ole Stankewitz
Rechstanwalt und Notar
Dr. Stankewitz & Coll., Bremen
Prof. Dr. Heiko Staroßom
Mitglied des Vorstands
Die Sparkasse Bremen AG, Bremen
Max F. Stegemann
Mitglied des Vorstands
Minerva Versicherungs-AG, Bremen
York Streifensand
Private Wealth Management
Bankhaus C.L. Seelinger, Braunschweig
Honorarkonsul Chawkat Takla
Geschäftsführender Gesellschafter
Miditec Datensysteme GmbH, Bremen
Honorarkonsul der Syrischen
Arabischen Republik
Prof. Dr. Michael Thimann
Professor
Georg-August-Universität –
Kunstgeschichtliches Seminar und
Kunstsammlung, Göttingen
Minister Wolfgang Tiefensee
Minister
Thüringer Ministerium für Wirtschaft,
Wissenschaft und Digitale Gesellschaft, Erfurt
Bundesverkehrsminister a.D.
Patrick Tillery
Geschäftsführer
Battermann & Tillery GmbH, Bremen
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Joachim Treusch
President Emeritus
Jacobs University Bremen
Vorstandsvorsitzender Wilhelm und Else
Heraeus-Stiftung
ehem. Mitglied ‚Kleines Gremium‘,
Bremer Tabak-Collegium
Pastor Dr. Peter Ulrich
Pastor/Domprediger
St. Petri Domgemeinde, Bremen
Dr. med. Hans-Jörg Volkmann, M.A.
Zahnarzt und Historiker
Verden
Dr. Dr. Martin A. Voss
Chefarzt
Evang. Krankenhaus – Paul-Gerhard-Stiftung,
Lutherstadt Wittenberg
Dr. h.c. Albert Helmut Weiler, MdB
Abgeordneter
Deutschen Bundestag, Berlin
Dr. Patrick Wendisch
Geschäftsführender Gesellschafter
Lampe & Schwartze KG, Bremen
Präsident der Eiswette von 1829
Mitglied ‚Kleines Gremium‘,
Bremer Tabak-Collegium
Lüder Anton von Wersebe
Geschäftsführer
Gutsverwaltung Boldevitz GmbH & Co. KG,
Parchtitz
Matthias Wierlacher
Vorsitzender des Vorstandes
Thüringer Aufbaubank, Erfurt
Dipl.-Ing. Wilko
Graf von Wintzingerode
Kirchohmfeld
Dr. Matthias Zimmermann
Geschäftsführender Gesellschafter
Weser-Wohnbau GmbH & Co. KG, Bremen