186. Zusammenkunft am 27. September 2018 im Residenzschloss Detmold
Sprecher des Collegiums
Minister a.D.
Prof. Dr. Dr. h.c. Karl-Heinz Paqué
Vortrag in der Collegiumsrunde
Dr. Reinhard Christian Zinkann
Thema
„Wohlstand als Friedenssicherung –
Beobachtungen eines deutschen Familienunternehmens“
186. Zusammenkunft am 27. September 2018 im Residenzschloss Detmold
Begrüßung – Minister a.D. Prof. Dr. Dr. h.c. Karl-Heinz Paqué
Sehr geehrter Herr Prinz zur Lippe,
sehr geehrter Herr Dr. Zinkann,
meine sehr geehrten Herren,
liebe Collegen,
ich darf Sie ganz herzlich zur 186. Zusammenkunft des Bremer Tabak-Collegiums im Fürstlichen Residenzschloss Detmold begrüßen. Es ist mir eine große Ehre und eine große Freude, die Zusammenkunft zu eröffnen und Sie heute durch den Abend zu führen.
Meine Herren,
der Begriff „Duodez“ geht auf das lateinische Wort „duodecim“ zurück, zu Deutsch: die Zahl „12“. Der Begriff stammt aus dem Buchdruck. Er beschreibt ein Buchformat, bei dem ein Papierbogen in zwölf Blätter, also 24 Seiten gebrochen wird. Im historischen Buchdruck wurden unterschiedliche Größen für den Papierbogen verwendet; erst ab dem späten 19. Jahrhundert gab es in Deutschland eine präzise Normierung. Aber eine Eigenschaft hatten Bücher im „Duodezformat“ immer: Sie waren klein, sehr klein, die Rückenhöhe lag in der Größenordnung von 12 Zentimetern. Gerade dieses kleine Format gab ihnen die ideale Gestalt, um Feines, Gediegenes und Wertvolles zum Ausdruck zu bringen: Erinnerungen, Märchen, Poesie – all dies fand sich im Duodezformat.
Wen wundert’s da noch, dass Spötter im 18. Jahrhundert begannen, den Begriff „Duodez“ auf Kleinstaaten anzuwenden. Sie sprachen mit triefender Ironie von „Duodezfürsten“, und sie meinten jene Herren, die eben nur kleine Territorien staatsrechtlich ihr eigen nennen konnten.
Meine Herren,
es ist für das Bremer Tabak-Collegium eine große Ehre und Freude, heute die Gastfreundschaft eines ehemaligen Duodezfürstentums zu genießen. Und zwar eines mit bescheidenem Territorium, aber einem wunderschönen Stammsitz hier in Detmold und mit einer stolzen Geschichte. In vielerlei Hinsicht ist es eine vorbildliche Geschichte, in der sich fürstliche Führungskraft gerade dann mit bürgerlicher Verantwortung verband, als die Zeiten schwierig wurden.
Vor ziemlich genau drei Jahren, sehr geehrter Stephan Prinz zur Lippe, starb Ihr verehrter Vater Armin Prinz zur Lippe, im Alter von 91 Jahren. Damals berichtete über die Trauerfeier die Frankfurter Allgemeine Zeitung, und sie berichtete von einem Staatsbegräbnis.
Sie berichtete von einer dynastischen Geschichte, die natürlich Jahrhunderte zurückreicht, aber gerade in den letzten vier Generationen besondere Akzente setzte. So gab es zur Wilhelminischen Zeit eine Erbfolgestreitigkeit, die im ganzen Reich Beachtung fand und bei der sich letztlich das kleine Fürstenhaus 1905 vor dem Reichsgericht in Leipzig durchsetzte – und zwar mit einer Lösung, die zu Recht einen 1886 abgeschlossenen Geheimvertrag nicht anerkannte. Wohlgemerkt: zum Nachteil von Adolf zu Schauburg-Lippe, dem Schwager des Kaisers Wilhelm II, was diesen nachhaltig erzürnte – er blieb dann auch der Inthronisierung von Leopold IV aus dem Hause Lippe-Biesterfeld fern. Kurzum: Der Rechtsstaat hatte sich durchgesetzt – gegen den Kaiser.
Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass Vertreter des Hauses Lippe auf der Seite des Rechtsstaats standen und dies auch deutlich bekundeten. Leopold IV war dafür ein leuchtendes Beispiel: Weil seine drei Söhne aus erster Ehe mit den Nationalsozialisten paktiert hatten, änderte er sein Testament und bestimmte seinen jüngsten Sohn Armin zum Nachfolger. Als Armin 1949 Chef des Hauses wurde, war das Fürstentum Lippe seit zwei Jahren Teil des neu gegründeten Landes Nordrhein-Westfalen. Dessen Wappen enthält die stolze lippische Rose, rechts unter dem gewundenen Strom des Rheines und links unter dem Pferd Westfalens, die lippische Rose als gleichberechtigter Teil dieses Landes.
Meine Herren,
leider waren damals nicht alle so klug und weitsichtig wie die Vertreter der Heraldik. Insbesondere das Innenministerium zeigte sich unerbittlich. In einem Namensfeststellungsbeschluss von 1950 wurde dem Oberhaupt des Hauses Lippe der Name: „Herr Armin Prinz zur Lippe“ zugeordnet, also nicht „Fürst“ zur Lippe, weil die Bezeichnung „Fürst“ ausschließlich die staatsrechtliche Funktion als Landesherr definiere und keine Adelsbezeichnung sei. Diese Rechtsauffassung war damals übrigens, soweit ich es als schnöder Volkswirt beurteilen kann, eine einmalige juristische Mindermeinung. Die Landesbeamten zeigten damit nicht gerade Verständnis für die dynastische Geschichte des Fürstentums, wohl aber deuteten sie an, welche Kraft, Macht und Dynamik die Ministerialbürokratie in der jungen Bundesrepublik in der Zukunft zu entfalten bereit war. Wohlgemerkt, Armin Fürst zur Lippe akzeptierte klaglos die Namensfeststellung. Die Mitglieder Ihrer Familie, Durchlaucht, sehr geehrter Stephan Prinz zur Lippe, waren und sind eben verantwortungsvolle Bürger dieses Staates.
Meine Herren,
sie mögen sich nun fragen, was das alles mit Bremen zu tun hat, wo es doch üblich ist, bei der Begrüßungsrede unserer Zusammenkünfte auf die Bezüge des jeweiligen Ortes zur Freien Hansestadt Bremen einzugehen. Ich könnte es mir einfach machen und an den Begriff „Duodez“ erinnern, also an das kleine Format. Lippe ist ein Duodez-Fürstentum, Bremen ist nun mal ein „Duodez-Bundesland“. Ich höre leisen Protest, aber ich bitte Sie, mir diese Einordnung zu erlauben – als gebürtiger Saarländer, der ausgerechnet aus dem allerkleinsten der bundesdeutschen Flächenländer kommt.
Meine Herren aus Bremen, „Duodez“ ist übrigens nichts anderes als ein Ehrentitel, vor allem dann, wenn man lippische Maßstäbe anlegt: Ehrenamt und Engagement für die Gemeinschaft, für Kultur und Soziales, das wird von der Bürgerschaft der Freien Hansestadt Bremen eben genauso groß geschrieben wie vom Fürstenhaus Lippe. Als Ihr Vater, Durchlaucht, Armin Prinz zur Lippe nach 66 Jahren als Chef des Hauses Lippe zu Grabe getragen wurde, da gab es keinen Nachruf, der nicht sein großartiges Engagement für die Menschen in der Region würdigte – nicht zuletzt als Mitbegründer und Ehrenvorsitzender der „Lippischen Gesellschaft für Kunst“ und im Förderverein des Landestheaters Detmold. Dies mutet doch alles sehr hanseatisch an, und man braucht sich gar nicht in die Details der Kunst- und Kulturszene Bremens einzuarbeiten, um die Ähnlichkeiten zu sehen. Es hilft gelegentlich schon, nicht zu groß zu sein, wenn es um den Einsatz für das Gemeinwesen geht, sei es nun mit stolzer bürgerlicher oder dynastischer Tradition.
Man hat mir versichert, dass Sie eingewiesen worden sind in alle Handgriffe, die notwendig sind, um ihn erfolgreich zu absolvieren. Ich empfehle Ihnen allen, sich auch einen Nachbarn zu suchen, mit dem Sie das Gleiche durchexerzieren können. Ich bitte Sie, mit Ihrem jeweiligen Gegenüber nachzusprechen und zu trinken:
Gemeinsamkeiten zwischen Bremen und Detmold gibt es natürlich noch viel mehr. Wir brauchen uns ja nur in diesem grandiosen Schloss umzuschauen. Was wir sehen, ist großartige Weserrenaissance; und was wir im Bremer Rathaus sehen, in das unser Tabak-Collegium ja stets mit der letzten Zusammenkunft im Jahr zurückkehrt, ist ebenfalls großartige Weserrenaissance. Kaum überraschend, denn der kürzeste Weg zwischen Bremen und Detmold ist knapp 180 km lang, ein gutes Stück einfach weseraufwärts – wen wundert es da, dass man eigentlich im gleichen Kulturraum bleibt.
Und übrigens auch im gleichen Wirtschaftraum: Ostwestfalen-Lippe und die Hansestadt Bremen erlebten lange Zeit die gleichen Wellen von Aufstiegen und Niedergängen im Laufe ihrer Geschichte. Detmold war stets Residenz- und nie Hansestadt, aber die weitere Region, in der es liegt, war eine Kernregion der Hanse: Dortmund, Münster, Soest und viele andere kleinere Städte bildeten eine wichtige Brücke zwischen einerseits der großen Hansestadt Köln mit ihren Verbindungen nach Flandern und London, andererseits den großen Hansestädten an Nord- und Ostsee, von Bremen über Hamburg bis nach Lübeck, der mittelalterlichen Königin der Hanse. Lübeck hat Soester Stadtrecht, und es wurde von Westfalen aufgebaut, wovon noch viele westfälisch klingende Namen berühmter Bürger in der Geschichte Lübecks Zeugnis ablegen.
Es gab also schon seit dem Mittelalter im norddeutschen Tiefland bis hin an die Ränder der Mittelgebirge ein dichtes Handelsnetz, das Wachstum und Wohlstand mit sich brachte. Es ist bedauerlich, dass die Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges und der Niedergang der Hanse den Rückblick auf jene großartige Zeit bis hin zur Weserrenaissance ein wenig verstellen. Hinzu kommt, dass der Aufstieg des Ruhrgebiets das 19. Jahrhundert dominierte, und dass seit den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts die wirtschaftlichen Wachstumszentren in Deutschland sich eher nach Süden verlagerten.
Aber warten wir es ab: Der Fall des Eisernen Vorhangs 1989 und die deutsche Wiedervereinigung 1990 haben wirtschaftlich und kulturell wieder neue Akzente gesetzt. Die Hansestädte erleben eine neue Blüte, und das mittelständisch geprägte Ostwestfalen-Lippe hat genau die richtige Wirtschaftsstruktur und kulturelle Prägung, um auch in der Zukunft wieder im Zentrum der Prosperität zu liegen, europäisch und auch global. Unser heutiger Gastredner Dr. Reinhard Zinkann, den ich hiermit herzlich begrüße, ist dafür der beste Repräsentant – mit seinem Unternehmen Miele, einer Ikone der mittelständischen Industrie Deutschlands.
Doch dazu mehr später am Abend. Zuvor darf ich mit Ihnen, Durchlaucht, und allen Gästen zum traditionellen Löffeltrunk übergehen.
Ich erhebe mit Ihnen den Löffel:
Ick seh di (Ich sehe Dich) Ick drink di to (Ich trinke Dir zu) |
Dat freut mi (Das freut mich) Dat do (Das tu) |
|
– Prost! – | ||
Ick heb di tosapen (Ich hab` Dir zugetrunken) |
Hest´n Rechten drapen (Hast den Rechten getroffen) |
186. Zusammenkunft am 27. September 2018 im Residenzschloss Detmold
1. Tischrede – Minister a.D. Prof. Dr. Dr. h.c. Karl-Heinz Paqué
Meine Herren!
jede Gesellschaft hat ihre Eigentümlichkeiten. Will man diesen auf die Spur kommen, hilft oft der Versuch, das betreffende Phänomen, um das es geht, in eine andere Sprache zu übersetzen. Dann merkt man manchmal sehr schnell, dass in der anderen Sprache gar kein treffender Begriff existiert, um das Phänomen zu beschreiben.
Der deutsche Begriff „Mittelstand“ ist ein solches Phänomen – jedenfalls dann, wenn man ihn im gewerblich-wirtschaftlichen Sinne verwendet. Ins Englische ist er kaum vernünftig zu übersetzen – am ehesten noch mit „medium-sized company“ oder „medium-sized business“, aber da dominiert die rein quantitative Größenmessung. Es fehlt das qualitative Element: das Bild vom familiengeführten Unternehmen – mit persönlicher Verantwortung und langfristiger Perspektive, nicht abhängig von einem anonymen Kapitalmarkt, der allzu leicht zur kurzfristigen Profitmaximierung des „shareholder value“ neigt.
Meine Herren,
wir freuen uns, dass wir heute einen der profiliertesten Vertreter des familiengeführten Mittelstands in Deutschland bei uns zu Gast haben: Dr. Reinhard Christian Zinkann, Geschäftsführer der Miele & Cie KG. Nochmals ein herzliches Willkommen an Sie, lieber Herr Dr. Zinkann.
Wenn ich die Miele KG dem Mittelstand zuordne, dann tue ich dies natürlich aus rein qualitativen und nicht quantitativen Gründen: Ein Unternehmen mit über 20.000 Beschäftigten weltweit, davon 11.000 in Deutschland, und mit einem Jahresumsatz von zuletzt 4,1 Milliarden Euro, das gehört der Größenordnung nach längst nicht mehr zum Mittelstand. Läge es in Südeuropa oder anderen Teilen Welt oder auch in Mittel- und Ostdeutschland, wo ich selbst lebe, würde es zu den Giganten zählen. Aber die Heimat von Miele ist Ostwestfalen, einer Brutstätte von erfolgreichen mittelständischen Unternehmen, die sich über Generationen eine starke Weltmarktposition aufgebaut haben.
Die Geschichte der Firma Miele ist beeindruckend. Carl Miele und Reinhard Zinkann Senior, der Urgroßvater von Dr. Zinkann, starteten das Unternehmen 1899 mit dem Bau von Milchzentrifugen in der kleinen Gemeinde Herzebrock, wenige Kilometer von Gütersloh. Von Anfang an lautete die Philosophie der Firma: „Immer besser“. Dieses Leitmotiv wurde schon auf die ersten Maschinen gedruckt, die bei Miele hergestellt wurden. Elf Mitarbeiter, vier Drehbänke und eine Bohrmaschine, damit begann alles, aber dabei blieb es natürlich nicht. Denn es folgte inzwischen über 119 Jahre hinweg eine Serie von Innovationen, die nie abriss, auch nicht in den schlimmsten Zeiten des Krieges.
Der Durchbruch in eine neue Produktwelt geschah schon im Jahr 1903, mit der Oberpendel-Waschmaschine Modell A, mit der die Zentrifugentechnik auf den Waschvorgang übertragen wurde. Damit begann der Aufstieg der legendären Miele-Waschmaschinen: ab 1910 mit Elektromotor, ab 1925 als kohle- und gasbefeuerte Trommelwaschmaschine für Großanlagen von Hotels oder Krankenhäusern und ab 1930 die sog. Schaukelwaschmaschine, die in fließendem Wasser die Wäsche hin- und herzieht. Ab den frühen fünfziger Jahren folgte der nächste große Schritt: von der Waschküche in die Wohnung, als Trommelwaschmaschine in Küche oder Bad, die schließlich ab den achtziger Jahren zunehmend vom Computer gesteuert wird – bis hin zur allermodernsten Elektronik, die der Schonung der Umwelt Rechnung trägt. Seit den frühen dreißiger Jahren produziert Miele auch Staubsauger, seit den späten fünfziger Jahren Geschirrspülmaschinen, seit den siebziger Jahren gibt es Elektroherde und Einbauküchen.
All dies ist Ihnen bekannt und vertraut – buchstäblich von zu Hause, als Teil unserer Alltagskultur. Hinzu kommen Produkte, die es nicht mehr gibt, weil Miele dem Zug zur Spezialisierung auf Kernkompetenzen folgte: Es gab in der Pionierzeit des Kraftfahrzeugs auch Automobile von Miele; es gab über Jahrzehnte Miele-Fahrräder sowie Mopeds und Motorräder.
All dies ist deutsche Wirtschafts- und Technikgeschichte. Mehr als das: Es ist Teil einer Qualitätsorientierung, die inzwischen über fast 120 Jahre durchgehalten wurde und weltweit erfolgreich ist. „Immer besser“ – das Leitmotiv von 1899, ist eingelöst worden. Der Ruf des Unternehmens beruht auf der Qualität seiner Produkte und seiner Dienstleistungen. Dazu nur ein Faktum: Mitten im Ersten Weltkrieg, 1916, bot Miele Zentrifugen mit einer Garantie von zehn Jahren an.
Meine Herren,
natürlich berichte ich dies hier nicht, um Werbung für Miele zu machen. Ich berichte es, um zu verdeutlichen, dass die großen Trends der Weltwirtschaft mit Strukturwandel, Globalisierung und Digitalisierung in einer Industrienation wie Deutschland keineswegs zu billiger Massenproduktion führen müssen. Im Gegenteil, Deutschlands Rolle ist die Herstellung von Qualitätsware und Qualitätsleistung, die durchaus etwas teurer sein kann und wohl auch sein muss als das, was aus anderen Regionen der Welt kommt.
Dazu gehört natürlich einiges: gute Qualifikation von Fachkräften, Präzisionsarbeit von Ingenieuren und Handwerkern sowie ein Betriebsklima, das die langfristige Motivation, Weiterbildung und Zusammenarbeit fördert. Für all dies ist eben Miele ein Paradebeispiel des stabilen deutschen Familienunternehmens, in dem noch heute zwei Familien die Strategie vorgeben – und dies trotz der allfälligen Wirbel in den Weltfinanzmärkten, trotz immer neuer Wellen von Managementmoden und trotz Crowd-Funding über das World Wide Web.
Und damit komme ich zur Persönlichkeit unseres heutigen Gastes. Bei zwei jüngsten Treffen in Berlin und Gütersloh hatte ich die Gelegenheit zu einem intensiven Gedankenaustausch mit ihm. Ich kann mich nicht entsinnen, dass ich mit einem Unternehmer jemals in so kurzer Zeit so viele Themen besprochen habe, die weit über seine eigentliche Tätigkeit hinausgehen – und dies mit großer Tiefenschärfe.
Reinhard Zinkann junior hat einen weiten Horizont. Schon an der Breite der Themen seines Studiums ist dies zu ermessen: Der promovierte Diplom-Kaufmann studierte nicht nur Betriebs- und Volkswirtschaftslehre, sondern auch Geschichte, Musikwissenschaft und Philosophie – und zwar an der TU Berlin sowie an den Universitäten Freiburg, Harvard und Köln. Seine Ehrenämter sind zahlreich und gewichtig: Vizepräsident und Schatzmeister des Markenverbands, Präsidiumsmitglied und Schatzmeister des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft und seit 2002 Sprecher der Hausgeräteindustrie im Vorstand des Zentralverbands Elektrotechnik und Elektronikindustrie (ZVEI). Daneben ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Falke KG aA und Mitglied weiterer Aufsichts- und Beiräte, darunter die Dräger AG und die Nobilia GmbH & Co KG. Viele weitere Mandate, Vereine sowie nationale und internationale Organisationen kommen hinzu – sie zu nennen würde den Zeitrahmen sprengen.
Erlauben Sie allerdings, mit Blick auf den Vortrag des heutigen Abends doch noch einen abschließenden Aspekt seiner Aktivitäten in den Blick zu nehmen. Er betrifft sein globales Engagement. Schon aus geschäftlichen Gründen kommt er in der Welt viel herum. Aber seine wahre Passion ist es, etwas beizutragen zur Entwicklung jener Regionen der Welt, die nicht auf der Sonnenseite der Geschichte stehen. Er ist Schirmherr des Kuratoriums von Opportunity International, einer christlich motivierten Hilfsorganisation mit Sitz in Chicago, die Hilfe zur Selbsthilfe durch soziale Mikrofinanzierung bereitstellt. Und er ist Vorsitzender des Libanon Projekts der Malteserstiftung.
Diese Aufgaben passen zu seiner ethischen und gesellschaftlichen Grundhaltung. Dr. Reinhard Zinkann steht in Deutschland für die Soziale Marktwirtschaft ein, also für jene typisch deutsche Wirtschaftsordnung, die unternehmerische und soziale Verantwortung zusammen denkt und niemals voneinander trennt. Er steht aber auch dafür, dass in der Welt insgesamt Wirtschaftsordnungen entstehen und mit Leben gefüllt werden, in denen die gleichen Prinzipien vorherrschen – in welcher lokalen Ausprägung auch immer. Dafür setzt er sich ein, ganz persönlich.
In einem unserer beiden Gespräche streiften wir die Frage, ob die soziale Verantwortung in irgendeiner Form schwierige und schmerzhafte betriebliche Entscheidungen verhindern könne oder solle. Reinhard Zinkann beantwortete diese Frage eindeutig mit nein: Um überhaupt am Markt bestehen zu können, muss sich ein Unternehmer genau diesen Entscheidungen stellen, diese aber dann mit großer sozialer Verantwortung treffen. Dies fällt natürlich leichter in einem Umfeld der bewährten Unternehmensphilosophie und der ungebrochenen Familientradition. Genau daran, so Zinkann, mangelt es leider in vielen Ländern der Welt.
Kurzum: Nicht die guten Geschäftsideen und die Innovationskraft sind weltweit knapp, sondern es fehlt zu oft an einem verlässlichen gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmen, der nicht nur die Gründung, sondern auch das nachhaltige Fortführen und Weiterentwickeln von Familienunternehmen ermöglicht.
Meine Herren, ich danke herzlich für Ihre Aufmerksamkeit. Und ich wünsche guten Appetit beim folgenden zweiten Gang des edel-rustikalen Bremer Abendessens.
186. Zusammenkunft am 27. September 2018 im Residenzschloss Detmold
1. Tischrede – S.D. Stephan Prinz zur Lippe
Meine Herren!
Zunächst möchte ich Sie hier in unserem Haus sehr herzlich begrüßen. Ich freue mich sehr, dass Sie alle den Weg nach Detmold gefunden haben und ich Ihnen unser Schloss vorstellen kann.
Ich bin sehr geehrt, hier die zweite Tischrede halten zu dürfen. Man hat mir zwar kein Thema vorgegeben, aber ich glaube, dass es für Sie interessant sein wird, ein paar Worte zu unserer Geschichte und zu unserem Haus zu hören.
Ich möchte meine Rede in drei Themenabschnitte gliedern. Dazu werde ich zunächst ein paar Worte zu unserer Familie und deren Geschichte sagen, sodann Ihnen diese Räume vorstellen und abschließen mit dem Selbstverständnis unserer Familie in der heutigen Zeit.
Der Name „zur Lippe“ ist erstmals in einer Urkunde aus dem Jahre 1123 erwähnt. Wir können also in fünf Jahren das 900ste Jubiläum dieses Namens feiern. Unsere Familie ist eine altsächsische Adelsfamilie. Wahrscheinlich stammen wir von dem Grafen von Werl ab, die unter den Ottonen groß geworden sind. Als die sächsischen Ottonen als Könige im heiligen römischen Reich von den Saliern abgelöst wurden, da hat man im 11. Jahrhundert auch die bedeutenden sächsischen Adelsfamilien zerschlagen. Hieraus ist dann – wie Phönix aus der Asche – unsere Familie erwachsen. Wir sind stolz darauf, dass wir aus eigener Kraft gewachsen sind. Wir haben dieses Land nie als Lehen bekommen, sondern wir haben es dynastisch erworben. Wir sind eine der wenigen heute noch bestehenden „Dynastenfamilien“.
Dies hat man mit Hilfe der Bischöfe von Paderborn erreicht. Die Bischöfe von Paderborn haben im Mittelalter die weltliche Hilfe unserer Familie gern in Anspruch genommen und im Gegenzug dafür Land und Einfluss ohne Lehen zurückgegeben. Die Bischöfe von Paderborn waren in dieser Zeit oftmals Brüder oder Vettern unserer Familie. Obwohl wir seit 1538 evangelisch sind, gibt es bis heute keine Familie, die mehr Bischöfe in Paderborn gestellt hat, als die unsrige.
Wir konnten diese Landesherrschaft aber auch aufbauen, weil Kaiser Barbarossa uns 1184 auf dem Reichstag zu Mainz das Privileg gegeben hat, Städte zu gründen. Dieses Privileg ist zwar nur mündlich überliefert aber offensichtlich erfolgreich umgesetzt worden. Wir haben die Städte Lippstadt und Lemgo mit einem sehr freiheitlichen Stadtrecht gegründet. Das Lippstädter Stadtrecht ist quasi die kleine Schwester der Magna Carta. Es hat schon damals den Bürgern sehr viele Freiheitsund Selbstverwaltungsrechte gewährt, u.a. Freiheit des Gewerbes oder Freiheit der Gerichtsbarkeit. Stadtluft macht frei, hieß es. Dadurch wurden sehr viele Menschen in diese Städte gelockt und damit die Machtbasis unserer Familie im Lande gestärkt.
Dieses Stadtrecht hat in Westfalen Vorbildfunktion gefunden. Auch das Soester Stadtrecht ist ein Derivat des Lippstädter Stadtrechts. Wir haben gerade gehört, dass in der Stadt Lübeck wiederum Soester Stadtrecht galt. Auf diese Weise besteht eine direkte Verbindung von Lippe nach Lübeck.
Eine andere Verbindung nach Bremen möchte ich noch als Ergänzung zu der Rede von Herrn Professor Paqué aufzeigen. Gerhard II. zur Lippe war von 1219 – 1258 in Bremen Erzbischof und ist im Bremer Dom mit einer Statue verewigt. Gerhard ist der einzige Bischof in dieser Bischofsgalerie, der ein Schwert trägt. Er war ein besonders kriegerischer Bischof und hat die in Bremen aufmüpfige Bauernschaft der Stedinger gemeuchelt. In seiner Zeit hat er deutliche Spuren hinterlassen.
Im Mittelalter war Lippe keine Duodezherrschaft, sondern hat über den ganzen nordwestdeutschen Raum bis ins Baltikum eine bedeutende Rolle gespielt. Einer unserer Ahnenherren war ein wichtiger Kolonisator des Baltikums. Im letzten Drittel seines Lebens entsagte er dem weltlichen Leben und wurde Mönch in dem von ihm gegründeten Kloster Marienfelde. Von dort ist er mit dem Schwertbrüderorden Anfang des 13. Jahrhunderts ins Baltikum gegangen. Hier machte er eine zweite Karriere. Er wurde erster Bischof von Semgallen (Riga). Die Geschichte ist kurios: Er wurde von zwei seiner Söhne, die ebenfalls Bischöfe waren zum Bischof geweiht. Mein Vater war immer stolz darauf, dass wir nicht nur Bischöfe gestellt, sondern auch legitime Nachkommen eines Bischofs sind. Unser Beitrag zum Zölibat.
Interessant ist nun wie diese dynastische Landesherrschaft im Reich anerkannt wurde. Aktuell ist der Besuch von Erdogan in Deutschland und die Rolle der Türkei in aller Munde. Die Türken haben schon immer eine besondere Rolle auch in Europa gespielt. 1453 haben sie Konstantinopel erobert. Das war ein sehr großer Schock in der damaligen Zeit. Man war sehr besorgt, was die Türken weiterziehen würden. Der Kaiser musste neue Truppen und Gelder auf Reichstagen sammeln und um Unterstützung werben. Da reichte es nicht, die alten Reichsfürsten einzuladen. Der Kaiser musste alle bedeutenden Herren und Warlords des Landes hierzu bitten.
Auf diese Weise wurde auch unser Vorfahre Bernhard VII wie ein Reichsfürst zum Reichstag eingeladen, um ihn zu motivieren, sich am Engagement gegen die Türken zu beteiligen.
Auf diese Weise hatten wir plötzlich Sitz und Stimme im Reichstag. Dieser wurde zwar wenig später wieder auf sogenannte Grafenbänke übergetragen – aber es war quasi die diplomatische Anerkennung der Landesherrschaft.
Wen wir weiter durch die Geschichte ziehen, spielt sicherlich auch die Reformation eine große Rolle. Seit 1538 sind wir lutherisch und – vielleicht noch wichtiger – seit 1604 reformiert.
Nach wie vor gibt es eine lippische Landeskirche in den Grenzen des alten Landes Lippe. Diese lippische Landeskirche ist die einzige territoriale, reformierte Kirche in Deutschland, im Gegensatz zur evangelisch reformierten Kirche in Deutschland, die viele einzelne reformierte Sprengel repräsentiert. Zu der damals reformierten Führungsmacht – der Pfalz – haben wir aufgeschaut. Deswegen hängt auch hier in diesem Raum über dem Kamin das Bild von Friedrich von der Pfalz, dem sogenannten Winterkönig von Böhmen, der dann in den Wirren des 30jährigen Krieges untergegangen ist.
Wir springen ein wenig in der Zeit und schauen uns diese Räume hier an, in denen wir sitzen. Diese Räume nennen sich die “Königszimmer“. Sie wurden für einen Besuch König Friedrich I. in Preußen eingerichtet.
Der König kam als Gast nach Detmold im Jahr 1711. Wenn ein König zu Gast ist, dann renoviert man und gestaltet Räume neu. Damals wie heute. Glücklicherweise hatte man gerade zuvor eine reiche Erbschaft gemacht, so dass man auch das nötige Kleingeld hierfür hatte. So ließ man Stuckateure aus Italien für die Decken kommen. Für die Parkettfußböden dagegen hatte man heimische Holzhandwerker genutzt. Noch heute ist die Holz- und Möbelindustrie in Ostwestfalen führend. Normalerweise finden Sie auch noch Inventar aus der Zeit in diesen Räumen. Dies haben wir aber aus Platzgründen für diese Veranstaltung wegräumen müssen.
An den Wänden sehen Sie monumentale Wandteppiche. Diese Wandteppiche stammen aus Brüssel. Sie wurden um 1675 gefertigt, nach Gemälden von Charles le Brun, dem Hofmaler Ludwig XIV. Sie zeigen das Leben Alexanders des Großen. In dem Raum rechts von mir sieht man einen Wandteppich der unter dem Namen „Alexander im Zelt der Frauen“ bekannt ist. Alexander hat den persischen Hofstaat gefangen genommen. Die Mutter des Königs Darius fällt Alexander zu Füßen und bittet um Gnade. Eine bekannte und rührende Szene.
Hier in diesem Raum sehen wir Alexanders Einzug in Babylon auf einem monumentalen goldenen Streitwagen. Dieser wird von zwei Elefanten gezogen. Der Wandteppich ist 5 x 8 m groß und hat damit die Grundfläche eines kleinen Hauses. Ein Weber soll für einen Quadratmeter ein Jahr gebraucht haben, was die Dimension dieses Teppichs noch einmal veranschaulicht.
In dem Raum links von mir sehen wir eine Schlachtszene, in der der König Darius auf einem Kriegsthron sitzt. Über Alexander, auf einem Pferd reitend und ein Schwert schwingend, schwebt ein Adler. Der Adler verkündet Alexander den Sieg. Einen ähnlichen Wandteppich mit diesem Motiv können Sie auch im Capitolinischen Museum in Rom bewundern. Das ist ein schönes Gefühl, wenn man durch das Capitolinische Museum geht und sagen kann: Haben wir auch!
Noch eine Anekdote am Rande:
Der Sohn von König Friedrich I. also König Friedrich Wilhelm I., hatte bereits ein Tabak-Collegium begründet, ähnlich schon wie das Bremer Collegium, auch mit diesen langen Pfeifen. Offensichtlich hat es dies zu dieser Zeit auch bei uns im Haus gegeben. Als wir in diesem Sommer eine Drainage neu gelegt haben, sind wir bei den Arbeiten auf eine Abfallgrube gestoßen. In dieser Abfallgrube haben wir u.a. viele, leider etwas zerbrochene Pfeifen gefunden, genau wie die, die das Bremer Tabak-Collegium nutzt.
Wenn wir nun in der Geschichte ein bisschen weiter springen, kommen wir zu den napoleonischen Kriegen. 1807 ist Lippe dem Rheinbund beigetreten. Damit wurde Lippe von Napoleon als souveräner Staat anerkannt. Fürstin Pauline, zu der Zeit Regentin für ihren minderjährigen Sohn, war eine treue Gefolgsfrau Napoleons. Sie haben im Hof des Schlosses zwei Kanonen gesehen. Es handelt sich um zwei Beutekanonen, auf denen die Namen dieser Geschütze eingraviert sind: Homer und Cassius. Ein lippisches Bataillon ist mit Napoleon nach Russland, nach Spanien und nach Tirol gezogen. Als sich mit der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 für Napoleon das Blatt wendete, hat man schnell die Seiten gewechselt. Man hat dann unter preußischen Fahnen in Waterloo gekämpft. Danach verfolgte man die französischen Truppen. Bei diesem Nachsetzen hat das lippische Bataillon die Festung von Montmédy eingenommen. Dabei wurden 60 Kanonen erbeutet. 58 mussten die Lipper an Preußen abtreten und zwei durften sie behalten. Die 58 an Preußen abgetretenen Kanonen gibt es nicht mehr, die sind eingeschmolzen worden – unsere gibt es noch.
Das kleine Fürstentum konnte seine Selbständigkeit noch bis zum Ende des Kaiserreiches wahren. Wir haben die Geschichte von Herrn Professor Paqué schon gehört. Ende des 19. Jahrhunderts gab es einen Streit mit der Schwesterlinie Schaumburg- Lippe um den Thron zu Lippe. Diesen Streit hat mein Urgroßvater gerichtlich gegen den Kaiser gewonnen. Mein Großvater war dann der letzte regierende Fürst, der in der Nacht vom 11. zum 12. November 1918 abdanken musste. Von ihm gibt es interessante Tagebücher, in denen er seine Gedanken zu dieser Zeit aufgeschrieben hat. Da hat man den Eindruck, dass er fast erleichtert war, so ähnlich wie der König von Sachsen, der gesagt haben soll: „Nun macht doch euren Dreck alleene!“ Die Verantwortung für die Folgen des verlorenen Krieges hatten nun andere zu tragen.
Es gibt eine besondere Tagebuchaufzeichnung vom 6. Dezember 1918, über die ich noch berichten möchte. An diesem Tag kehrte das lippische Bataillon, dessen Chef mein Großvater war, aus dem Feld zurück. Die Männer hatten gar nicht realisiert, was zwischenzeitlich passiert war. Als der Kommandeur sah, dass auf dem Schloss eine rote Fahne wehte, schickte er einen Mann nach oben, um die rote Fahne vom Schloss zu holen. Meinem Großvater wurde gemeldet: „Durchlaucht, Ruhe und Ordnung sind wieder hergestellt!“.
Das war natürlich nur ein kurzer Augenblick. Mein Großvater war klug genug und hat nicht versucht die alte Ordnung wieder herzustellen. Stattdessen ging er am 19. Januar 1919 mit seiner Frau zur Wahl der Nationalversammlung. Bemerkenswert an dieser Wahl war, dass auch Frauen erstmals mit wählen durften. Ein sehr frühes Frauenwahlrecht. Den beiden war damit offensichtlich klar, eine neue Zeit ist angebrochen. In Frankreich wurde das Frauenwahlrecht im Übrigen erst 1936 eingeführt.
Bedeutender als der eigentliche Machtverlust war für meinen Großvater die Frage der Vermögensauseinandersetzung. Das lippische Vermögen war groß und bestand aus Wald und Ländereien. Allerdings gehörten auch sehr viele Kulturgüter dazu. Wir haben ein eigenes Theater, eine große und bedeutende Landesbibliothek, es gab zwei Kurbäder und 8 Schlösser. Diese Dinge machen die Identität Lippes aus. Diese Kulturgüter waren sicherlich Staatsvermögen, die mein Großvater als Privatmann nicht weiterführen konnte und wollte. Die Staatseinnahmen des kleinen Landes reichten allerdings auch nicht aus, diese Dinge weiter zu finanzieren. Dafür brauchte man dieses Vermögen. Mein Großvater hat sich mit dem neuen Landespräsidenten in einem Vertrag geeinigt, dass ein Großteil des Vermögens dem Land zufällt, allerdings mit der Maßgabe, dass es dem Land verbleibt für die Erhaltung der Kulturgüter und zum Nutzen der Bevölkerung.
Als das Land Lippe 1947 – bis dahin war es Freistaat – aufgrund eines englischen Besatzungsdekrets an das Land Nordrhein-Westfalen angegliedert werden sollte, da stand diese vertragliche Regelung einer Vereinnahmung dieses Vermögens durch das Land Nordrhein-Westfalen im Wege.
Das Ergebnis war, dass wir einen lippischen Landesverband haben, der das Vermögen verwaltet und hiermit nach wie vor diese Kulturgüter pflegt und unterhält. Damit ist dieser Verband zu einem einzigartigen Kulturträger in der Region geworden. Das Ergebnis ist auch, dass Lippe als dritter Landesteil Nordrhein-Westfalens anerkannt und die lippische Rose in das Landeswappen aufgenommen wurde. So wirkt der Vertrag bis in die heutige Zeit hinein.
Mein Großvater verstarb 1949 und wurde von meinem Vater beerbt. Wir haben es schon von Prof. Paque gehört. Mein Vater nannte sich nach dem Tod meines Großvaters der Tradition folgend zunächst „Fürst“. Das Land Nordrhein-Westfalen hat ihm dies jedoch 1951 verboten, weil anscheinend die Monarchie noch so präsent war, dass man offensichtlich Angst davor hatte, dass die Bevölkerung einem neuen Fürsten wieder huldigen würde.
Dabei hat das Ganze hat eine gewisse Ironie: Historisch ist es so, dass abgesetzte Fürsten ihren Titel weitervererben und tragen dürfen, während abgesetzte Könige und Großherzöge dies nicht dürfen. So gibt es keinen König von Preußen mehr, auch keinen König von Hannover und keinen König von Sachsen.
Im 19. Jahrhundert wurde einmal versucht, eine Standeserhöhung zu Großherzögen zu erreichen. Das hat aber nicht geklappt, weil Lippe dafür doch zu klein war.
Nun haben die Sozialdemokraten in Düsseldorf diesen alten Wunsch indirekt erfüllt, in dem sie meinem Vater das Führen des Fürstentitels verboten und ihn damit letztlich – als Ironie der Geschichte – mit einem Großherzog gleichgestellt haben.
Das hat mein Vater dann mit großem Amüsement so akzeptiert.
Bemerkenswert ist noch abschließend:
Wir sind in der Revolution nie vertrieben worden. Mein Großvater musste nicht ins Exil gehen. Die Revolution hat uns dieses Schloss und seine Kunstgegenstände und damit auch die Wurzel der lippischen Geschichte überlassen.
Die Revolution hat uns damit eine Rolle in der heutigen, republikanischen Zeit zugewiesen, die wir bereit sind zu akzeptieren und wahrzunehmen. Es ist eine große Herausforderung, so ein Schloss zu erhalten und sich selber immer wieder zu legitimieren. In einer Zeit, in der so vieles fließt, versuchen wir, als eine Art „Konstante“ der Geschichte weiter zu existieren und diese Geschichte zu repräsentieren. Unser Leben hier im Schloss ist nur in einer freiheitlichen und toleranten Gesellschaft möglich. Nur dort finden wir unsere Nische. Deswegen engagieren wir uns auch für diese Gesellschaft und jammern keiner Monarchie hinterher. Wir wissen: Die tolerante, freiheitliche, liberale Gesellschaft ist die einzige Gesellschaftsform, die uns in dieser Nische bis heute weiter Leben lässt.
Das ist auch unsere heutige Botschaft: Man muss sich für diese freiheitliche, tolerante und rechtsstaatliche Gesellschaft engagieren, damit wir weiter gut hier leben können.
Vielen Dank!
186. Zusammenkunft am 27. September 2018 im Residenzschloss Detmold
Dr. Reinhard Christian Zinkann
„Wohlstand als Friedenssicherung:
Beobachtungen eines deutschen Familienunternehmers“
Sehr geehrter Herr Professor Paqué,
lieber Patrick Wendisch, dem ich als pars pro toto des kleinen Gremiums für die Einladung heute Abend zu danken habe,
lieber Herr Lampe,
hochfürstliche Durchlaucht – lieber Stefan als Hausherr,
zunächst darf ich Ihnen, lieber Herr Paqué, für die viel zu freundliche Einführung meiner Person herzlich danken. Zu Recht und zu meiner Freude haben Sie meinen Vater, Dr. Peter Zinkann, begrüßt und geehrt, indem Sie seine großartige Lebensleistung hervorgehoben haben. Ich möchte in Erwiderung darauf meinem Vortrag kurz vorausstellen, dass es ein sehr seltenes und großes Geschenk ist, stolz auf seinen Vater sein zu dürfen und über ihn sagen zu können, dass man ihn als Vater liebt, ihn für seine prägende Leistung verehrt und sich gleichzeitig freut, ihn jeden Tag im Büro zu sehen. Dieses enge Verhältnis ist auch in Familiengesellschaften eher selten. Umso schöner ist es daher, dass er es sich auch mit 90 Jahren nicht hat nehmen lassen, heute Abend bei uns zu sein – obwohl er die Rede schon vorab lesen konnte.
Ich freue mich heute Abend hier im Fürstlichen Residenzschloss zu Detmold bei der 186. Zusammenkunft des Bremer Tabak-Collegiums zu Ihnen sprechen zu dürfen – was ich als Ehre und in Anbetracht der sehr prominenten Vorredner auch als Herausforderung zugleich empfinde.
Meine Beziehungen zu Bremen sind übrigens vielfältig. So ist mein Vater gebürtiger Bremer – und Adolph Bermpohl, der für mich als Segler wichtige Gründer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger deren Sitz Bremen ist, wurde ausgerechnet in meiner Heimatstadt Gütersloh geboren. Kleiner Werbeblock sei gestattet: Bremen als Stadt ist auch immer eine Reise wert – nicht nur wegen seiner Museen, sondern auch wegen des wunderbaren Kammerphilharmonie Orchesters. Die Bremer hanseatische Tradition schätze ich nicht nur als Kaufmann außerordentlich, sondern durfte selbst auch schon Schaffermahlzeit und die Eiswette sogar als Redner als Ausdruck dieser Einstellung besuchen und ebenso bereits an dem Tabak-Collegium als drittem Beispiel für das wirklich einzigartige Bremer Mäzenatentums teilnehmen. Schließlich – wer das Kleingedruckte genau gelesen hat weiß, es ist nicht bekannt, wer unseren Abend hier sponsert. Daher möchte ich diesen Punkt auch vorab nutzen, um den unbekannten Mäzen für diese Einladung herzlich zu danken.
Last not least freut mich die buchstäblich generationenlange Freundschaft meiner Familie mit dem Hause Lippe, die mich immer wieder gerne hier nach Detmold führt.
Doch nun zum Thema:
Wie Sie wissen, ist vor wenigen Monaten der vielleicht bedeutendste Diplomat unserer Zeit verstorben – der ehemalige UN-Generalsekretär, Kofi Annan. Ich hatte mehrfach die Ehre, diesen großartigen Visionär anlässlich des internationalen Preises des Westfälischen Friedens, den er vor zehn Jahren in Münster entgegengenommen hat, im ausführlichen persönlichen Gespräch zu erleben.
Es war Kofi Annan, der uns diese Mahnung hinterlassen hat:
„Wirklicher Friede bedeutet auch wirtschaftliche Entwicklung und soziale“
Gerechtigkeit, bedeutet Schutz der Umwelt, bedeuten Demokratie, Vielfalt und“
Würde.“
Sicher würde niemand hier in diesem Kreis diesen Befund in Frage stellen.
Ja, zu seinem Verständnis von nachhaltigem Frieden gehörte mehr als nur ein Schweigen der Waffen: nämlich Wohlstand, Gerechtigkeit, Toleranz, Chancengleichheit, Demokratie und Wahrung der Menschenrechte. Wer würde dem nicht folgen wollen? Voraussetzung für all dies ist aber umgekehrt, dass man nicht aufeinander schießt – auch eine Erkenntnis, der wohl niemand widerspricht!
Wie Politik und Wirtschaft, Frieden, Stabilität und Wohlstand zusammenhängen, ja: sich wechselseitig beeinflussen – dafür gibt es anschauliche Beispiele zuhauf. Leider sind diese aktuell eher Besorgnis erregend als ermutigend.
Wie möchte ich mich dem Thema nähern?
- Starten möchte ich mit einer kurzen Bestandsaufnahme und deren Einordnung in den historischen Kontext.
- Sodann möchte ich den Ursachenzusammenhang von Krieg und Armut beziehungsweise Frieden und Wohlstand näher beleuchten
- und versuchen, Wege aus der verhängnisvollen Abwärtsspirale aufzuzeigen, die aktuell omnipräsent zu sein scheint.
- Im letzten Teil schließlich soll es um die Rolle und Verantwortung der Wirtschaft und der Unternehmer hierbei gehen, ehe ich Ihnen einige Schlussfolgerungen anbiete, zu denen ich mich auf Ihr Feedback freue.
Wenn wir vor – sagen wir 25 Jahren – über unser Thema von heute gesprochen hätten, wären wir sicher voller Zuversicht gewesen: Der Ost-West-Konflikt als bis dahin größte gefühlte Bedrohung des Weltfriedens schien überwunden, der Atomkrieg abgewendet – und die Völker Osteuropas konnten in freier Selbstbestimmung ihren Weg in die Demokratie antreten.
Tatsächlich hatte es bis 1990 immer wieder dramatische Situationen gegeben. Das Bewusstsein um die fürchterlichen Konsequenzen eines Atomkrieges mag in Einzelfällen und brisanten Situationen vielleicht dazu geführt haben, dass dann doch das Schlimmste ausgeblieben ist.
Der bekannte amerikanischer Politikwissenschaftler Francis Fukuyama, sagte zu dieser Zeit: die Geschichte der Menschheit sei bisher im Wesentlichen die Geschichte von Kriegen gewesen. Und nun käme das Ende der Geschichte. Fukuyama vertrat die These, dass sich nach dem Zusammenbruch der UdSSR und der von ihr abhängigen sozialistischen Staaten zeitnah die Prinzipien des Liberalismus in Form von Demokratie und Marktwirtschaft endgültig und überall durchsetzen würden. Die Demokratie habe sich deshalb als Ordnungsmodell behauptet.
Heute wissen wir, dass Fukuyama mit dieser Prognose, vorsichtig formuliert, nicht gerade einen Volltreffer gelandet hat. Trotzdem: Einiges ist besser geworden. Wir sollten nicht vergessen, dass es zumindest den KOMMUNISTISCHEN Terror nicht mehr gibt, an den wir uns in der Sowjetunion, in Osteuropa und auch China noch allzu gut erinnern; die großen Hungersnöte in China und Indien gehören der Vergangenheit an; die schlimmsten Diktaturen in Südamerika (Chile und Argentinien) und ebenso auch die Apartheid in Südafrika sind zumindest weitestgehend verschwunden.
Ja, manches ist besser geworden. Das reicht aber nicht!
Der in Harvard lehrende Evolutionspsychologe Steven Pinker hat in einer großen Studie die Entwicklung von Gewalt und die Bedingungen ihres Rückgangs in der Geschichte der Zivilisation untersucht.
Dabei war die Geschichte der Menschheit in Teilen auch nach 1990 weiter eine Geschichte der Gewalt – Krieg, Folter, Mord und Totschlag sind eben keine Naturkatastrophen. In seinem 1.000 Seiten Werk einem wahren Opus Magnum untersucht er inwieweit Aggression Bestandteil der menschlichen Natur ist. Deshalb wird unglücklicherweise die Gewalt vermutlich auch nicht vollständig aus der Geschichte verschwinden.
Oder doch? Nach Pinker wurde die menschliche Gattung immer weniger gewalttätig. Was ist nun wahr? Wir haben uns ständig mit diesen Entwicklungen auseinander zu setzen.
Der eine oder andere hier im Raum wird wissen, dass ich mich seit fast 20 Jahren für den Internationalen Preis des Westfälischen Friedens engagiere. Alle zwei Jahre werden hier Persönlichkeiten oder Organisationen ausgezeichnet, die sich in besonderer Weise um Frieden und Völkerverständigung verdient gemacht haben. Dieser Preis knüpft an den großen Friedensvertrag von 1648 an, der im Rathaus von Münster von 75 Gesandten aller damals maßgeblichen Herrschaftshäusern unterzeichnet wurde. Am Rathaus wurde damals eine Inschrift in Stein gemeißelt: Pax optima rerum – Friede ist das Beste aller Dinge. Es gibt wenig Aussagen in der Welt mit so viel unbestreitbarem Wahrheitsgehalt.
1998, als wir anlässlich des 350jährigen Jubiläums des Westfälischen Friedens diesen Friedenspreis, der heute von 75 Unternehmerpersönlichkeiten aus Westfalen getragen wird, stifteten, gab es immer noch mehr Grund zum Optimismus als heute. Inzwischen ist der Gegensatz Russland – Amerika leider wieder lebendig geworden.
In vielen Ländern toben Bürgerkriege, ich nenne nur Syrien, den Jemen, Afghanistan, Mali, Nigeria und Sudan. Zum Teil als Folge politischen Versagens einer oder beider Weltmächte. Weil Saudi-Arabien und der Iran um die Vormachstellung im Mittleren Osten ringen, schüren sie die Konflikte in der Region. Und auch die Türkei unter Erdogan mischt kräftig mit, um die Kurden zu schwächen. Viele Millionen Menschen haben ihre Heimat verlassen und sind auf der Flucht. In diesen Regionen der Welt, in denen Perspektivlosigkeit, Bildungsarmut, materielle Not und Hunger herrschen, findet sich der ideale Nährboden für Extremismus und schlimmer noch die Entwicklung oder Ausweitung von Terrorismus sowie religiösem Fanatismus.
Ganz nebenbei erleben wir immer wieder, dass keine Armee der Welt – und besäße sie noch so hoch entwickelte Waffensysteme – dies verhindern bzw. uns davor schützen kann. Daher sollte die Migrationsdebatte auch dort ansetzen, wo die Wanderungsbewegungen ihren Ursprung haben. Das heißt: Wir haben sowohl auf die kriegs- und krisengeschüttelten Regionen unserer Welt zu schauen, als auch in die wirtschaftsschwachen und daher armen Gegenden.
Man könnte versucht sein, so zu denken, wie es Goethe im Faust beim Osterspaziergang die Bürger sagen lässt:
„Wenn hinten weit in der Türkei,
die Völker aufeinanderschlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
und sieht den Fluss hinab die bunten Schiffe gleiten;
dann kehrt man abends froh nach Haus, und segnet Fried und Friedenszeiten“.
Heute allerdings ist die Welt so eng verknüpft, dass wir die Dinge fernab nicht so unberührt zur Kenntnis nehmen können wie deutsche Bürger im Spätmittelalter. Im Gegensatz zu damals haben die Verhältnisse direkte Auswirkungen auch auf uns. Wir schauen uns in der Tagesschau relativ ruhig und distanziert an, wo sich Lebensangst breitmacht. Der Zuschauer erlebt in seiner kleinen Friedensidylle des Wohnzimmers, wie Menschen anderswo gerade auch durch politische Irrwege in Not und Existenzangst geraten; wie sie abgeschnitten werden von Lebensgrundlagen, deren Kern in wirtschaftlichem Handeln liegt. Ich meine damit Arbeit, Produktion, Handel, Bildung und Ernährung.
Hier liegt das Biotop der Zukunftschancen, die jeder Mensch für sich und seine Kinder sucht. Unzufriedenheit und damit Unfrieden entstehen dort, wo sie nicht zu finden sind.
Die reifen Industriegesellschaften des Westens werden im Gegensatz zu Asien und Afrika kein oder nur ein sehr geringes Bevölkerungswachstum erfahren. Darauf weist der ehemalige Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, Klaus Töpfer hin: In unserer Region in Europa wird das Durchschnittsalter deutlich ansteigen. Im Gegensatz dazu werden die Entwicklungsländer, dabei vor allem der afrikanische Kontinent und der indische Subkontinent, deutlich weiterwachsen. Diese Regionen sind gegenwärtig gekennzeichnet durch eine sehr junge Bevölkerung.
In Europa beträgt der Anteil der unter 15-Jährigen 16 %,
in Asien 24 %,
in Lateinamerika 26 %
und in Afrika 41 %.
Töpfer ergänzt: „Es besteht Konsens darüber, dass diese Bevölkerungsentwicklung sich im hohen Maße auf Städte, auf Megacitys, auf urbane Großagglomerationen konzentrieren wird. Bis zu 75% der Bevölkerung wird in absehbarer Zeit in städtischen Strukturen leben.“
Wo also gilt es, anzusetzen?
Ich höre aus der Politik, etwa in der Flüchtlingsfrage immer wieder das Postulat: Wir müssen die Probleme an den Wurzeln lösen. Die stärksten Wurzeln, Hunger und Armut bilden mit ihren Folgen ein hohes Bedrohungspotenzial. Überzeugende Antworten darauf, wie wir diese Probleme lösen können, habe ich noch nicht gehört.
Die nachhaltige Produktion einer ausreichenden Menge von gesunden Lebensmitteln für die bis 2050 um drei auf ca. zehn Milliarden Menschen wachsende Weltbevölkerung stellt eine der großen globalen Herausforderungen. Hier kommt die Wirtschaft immer stärker ins Spiel. Und das nicht nur allein in der Sparte Landwirtschaft.
Der zunehmende Klimawandel erfordert trotz aller Fortschritte in der Ernährungswirtschaft, hochwertige Lebensmittel unter kontrollierten Bedingungen zukünftig nah bei den Menschen – auch in den Megacities – unter Hightech Bedingungen zu produzieren. Neue Stichworte sind dabei: „Urban Foodproduction“ oder vertikale Formen der Lebensmittelproduktion; dort wo die Menschen leben und damit in den Ballungszentren.
Diese Entwicklung spielt sich jenseits der Magnetfelder USA-China-Europa ab. Wenn es um America First, internationalen Handel, Strafzölle und Protektionismus geht, wird all das offensichtlich ausgeblendet.
Am Beginn der modernen Volkswirtschaftslehre steht Adam Smith mit seinem Buch vom „Wohlstand der Nationen“, das noch heute von jedem Volkswirtschaftsstudenten wenigstens auszugsweise gelesen werden muss. Der gern gescholtene Philosoph und Ökonom predigte nicht nur das gern gehörte „Laissez faire“, sondern auch eine aufgeklärte Nächstenliebe. Sympathie für die Mitmenschen, schreibt der Schotte, sei Grundlage der Moral und zugleich Triebfeder menschlicher Arbeit. Seine Vision vom „Wohlstand der Nationen“ scheint heute so aktuell zu sein wie vor bald 300 Jahren.
Smith beweist schlüssig, dass sich der Wohlstand aller Beteiligten im internationalen Austausch erhöht. Und dass Zölle das Gegenteil bewirken. Das, was jetzt Trump in die Wege leitet, wird den Wohlstand in allen Ländern auf Dauer sinken lassen. Welche politischen Konsequenzen das haben wird, muss sich noch zeigen. Der glühende Smith-Verehrer Henry Ford hat es in den Gründerjahren der Industriegesellschaft vorgelebt: Wer gute Geschäfte machen will, muss dafür sorgen, dass es breiten Schichten gut geht. Wegweisender noch ist sein Postulat, dass sich Arbeiter die Konsumgüter leisten können, die sie herstellen. Denken wir heute daran, wenn Werkbänke in Entwicklungsländer ausgelagert werden? Und ja, die Wirtschaft braucht Freiheit ebenso wie Schranken, die ein aufgeklärter Kapitalismus seit Jahrhunderten kennen könnte und kennen muss. Wie die Welt retten, wenn es am Kapital für moderne Umwelttechnik fehlt? Wie die Armen für unser Wirtschaften gewinnen, solange sie Hunger leiden? Wie Zuversicht schaffen, so lange Menschen ihr Glück in der Ferne suchen, weil ihre Heimat nicht lebens- und liebenswert erscheint, sondern von Kriegen und Verteilungskämpfen ruiniert wird?
Zurück zu unseren aktuellen Herausforderungen. Was läuft in dieser Zeit schief und was bedeutet das für uns in der Wirtschaft?
In Russland und der Türkei hatten wir nur kurzzeitig wichtige Etappenerfolge in Richtung Demokratie und Öffnung zum Westen. Das hat sich gewandelt. Heute erfreuen sich Autokraten eines breiten Rückhalts im Volk. Aus der Auflösung der Sowjetunion heraus sind eine Reihe der osteuropäischen Länder in eine Demokratiekrise geraten. Wir registrieren Terror in ehemaligen Sowjetrepubliken, Autonomiebewegungen gegen territoriale Ansprüche aus Moskau, Völkerrechtsverletzungen des russischen Präsidenten am Schwarzen Meer und die neue Konfrontation zwischen Russland und der EU als Folge.
Dass in Großbritannien, dem Mutterland der Demokratie in Europa, eine Mehrheit für den Austritt aus der EU gestimmt hat, hat einen Schock ausgelöst – im Lande selbst und natürlich in Europa. Heute weiß niemand, wie der Austritt letztlich vollzogen werden wird. Die Hinweise sowohl aus London als auch aus Brüssel, dass wir uns auf einen „ungeordneten Ausstieg“ einstellen sollten, sind Besorgnis erregend. Die Zukunft des freien Handels steht hier in Frage und ist global großen Risiken ausgesetzt.
Inzwischen gewinnt aber auch auf der Insel die Einsicht an Boden, vielleicht doch einen Irrweg eingeleitet zu haben. Auf eine mögliche Korrektur oder ein eventuelles Referendum nach Neuwahlen über die zuletzt diskutiert wurde, sollten wir aber keine Hoffnung setzen.
Dabei geht Europa auf eine großartige Idee zurück, die sehr viel mit unserem heutigen Thema zu tun hat.
Die Frage, wie sich verhindern lässt, dass Völker Krieg gegeneinander führen haben Konrad Adenauer und Charles de Gaulle für unseren Kontinent nach dem zweiten Weltkrieg so beantwortet:
Den Vätern der europäischen Einigung ging es im Kern weniger um den Abbau von Zöllen und Grenzkontrollen. Sie wollten dauerhaften Frieden – alles andere war Mittel zum Zweck. Nie wieder Bombenteppiche und Soldatengräber in Europa – das war die wahre Vision. Und wer wirtschaftlich eng miteinander verflochten ist, so der naheliegende Folgegedanke, der führt keinen Krieg gegeneinander.
Bedauerlicherweise war der Balkan noch nicht mit einbezogen. Auch daran sollten wir uns erinnern. Hier können Wohlstandsperspektiven in Europa den Hass von gestern verdrängen. Man könnte dies auch als Feldversuch unseres Themas „Wohlstand als Friedenssicherung“ betrachten – allerdings steht es gemessen an den Vorgängen in der übrigen Welt in einem vergleichsweise bescheidenen Rahmen!
Gerade hat die Dynamik zugenommen, in der sich in vielen Ländern Protektionismus und gegenseitige wirtschaftliche Behinderung ausbreiten. Amerika hat unter Trump ganz offen den Wirtschaftskrieg gegen den Iran, China, Korea, Russland, Japan und auch gegen Europa begonnen. Während 1648 sich die Staaten gegenseitig dazu verpflichteten, Verträge einzuhalten „pacta sunt servanda“ geht Trump davon aus, dass er mächtigste Verträge nur dann einhalten muss, wenn er von ihnen profitiert.
So wird das austarierte und weiter zu entwickelnde, ja eigentlich das noch zu optimierende Welthandelssystem gefährdet. Willkürlich anmutende Strafzölle und protektionistischen Entscheidungen bestimmen die wirtschaftspolitische Agenda; die Börsen reagieren nervös, die Währungen werden gefährlichen Schwankungen ausgesetzt. Und am Ende wird bestehender Wohlstand weltweit gefährdet. In einem FAZ-Beitrag vom 21. September dieses Jahres analysierte Jan Ottmar Hesse unter dem Titel: „Im Abgrund“ gar Parallelen zwischen Trumps Handelspolitik und der Wirtschaftskrise als Folge von Protektionismus in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts.
Den Wirtschaftskrieg, den Trump mit China begonnen hat, bremst die Konjunktur dort schon jetzt und hat globale Auswirkungen. Die chinesische Industrie lebt weitgehend vom Export nach Amerika und muss ihre Produktion herunterfahren, was schon Rückwirkungen auf die Rohstoffmärkte der ganzen Welt hat.
Exportabhängige Länder wie Deutschland wären von einem Wirtschaftskrieg natürlich besonders betroffen. Immer massiver bekommen wir Deutschen zu hören, wir würden auf Kosten anderer immer reicher werden? Und dies nicht nur vom Präsidenten der USA, über dessen volkswirtschaftliche Expertise man streiten mag, sondern auch von der IWF-Präsidentin, den Staats- und Regierungschefs unserer europäischen Nachbarn und von dem einen oder anderen Ökonomie- Nobelpreis-Träger.
Wir sind damit wieder weit von dem entfernt, was einst Valéry Giscard d‘Estaing und Helmut Schmidt mit der direkten Abstimmung unter den Großen dieser Welt erreichen wollten. Übrigens waren diese beiden Initiatoren der G7 auch Träger unseres Internationalen Preises des westfälischen Friedens. Heute ist aus dieser Konferenz der Staatschefs die G 20 geworden – alles wurde immer komplizierter und voller kritischer Begleiterscheinungen.
Ich erinnere nur an das Treffen in Hamburg, wo übrigens Trump ein „America first“ noch nicht voll entfaltet, wohl aber als Vollzug seiner Wahlagenda im Kopf hatte. Wir haben in Hamburg mehr von Krawallen gehört als von politischen Lösungen. In eine zentrale Rolle ist gleichzeitig China mit seinem stürmischen Wachstum auf dem Weg zur Weltmacht gerückt. Trumps Wirtschaftskrieg gegen China wird dort die Stimmung gegen die westliche Welt auch nicht positiv beeinflussen, sondern Gegenreaktionen zur Folge haben.
Stefan Baron, der frühere Chefredakteur der Wirtschaftswoche und spätere Kommunikationschef der Deutschen Bank, geht in seinem neuesten, sehr lesenswerten Buch „China – Psychogramm einer Weltmacht“ der heutigen Rolle Chinas in den G20 der Welt auf den Grund. Die entscheidende Veränderung liegt darin, dass sich das Reich der Mitte von einem der ärmsten Entwicklungsländer zur größten Handelsnation – auch nach Kaufkraft gemessen entwickelt hat.
Schritt für Schritt gestaltet Peking das Land nach den Vorstellungen des Staatspräsidenten auf Lebenszeit Xi Jiping. Da stehen unsere Vorstellungen von Demokratie, Menschenrechten und Freiheit nicht unbedingt an erster Stelle. Die Chinesen haben sich ihrem Staat mehr unterzuordnen, als wir uns das vorstellen können, ob uns das nun passt oder nicht.
David Shambaugh, Politik-Wissenschaftler an der George Washington University ortet in der künftigen Entwicklung Chinas die „wichtigste Frage der Weltpolitik“. Auf dem Spiel stehe nicht nur „unser Wohlstand, sondern auch unsere Identität und der Weltfrieden“.
Diesen Ball nimmt Baron in seinem Buch auf, in dem er unter anderem auf die Frage eingeht: Wann führt der wirtschaftliche Wettbewerb zu Krieg? Hierzu empfiehlt sich die Lektüre von Graham Allisons „Destined for war – can America escape the Thukydides Trap“. Er untersucht Kriegsursachen, insbesondere die der nach dem im 4. Jahrhundert vor Christus lebenden griechischen Strategen und Historiker Thukydides benannten strategischen Falle, die zum Peloponnesischen Krieg führten. Es geht dabei um einen unvermeidbaren Krieg, der aus der aufkommenden Rivalität zwischen dem aufstrebenden Athen und der Angst Spartas um die Beibehaltung seiner Vormachtstellung entstand.
Allison wurde sogar vom nationalen Sicherheitsrat der USA eingeladen, zu der Frage zu sprechen, ob es zum Krieg mit China kommen werde. Peter Navarro, der in Kalifornien lehrende Wirtschaftswissenschaftler und Protektionist und Mitglied der Trump Administration, behandelt in seinen Büchern wie „The coming China Wars“ oder „Death by China“ den Konfrontationskurs sogar sehr explizit. All dies sind weitere sichtbare Zeichen für die politische Unruhe in Washington.
Ein anderes Zeichen dafür, wie sich politische Fehlentwicklungen direkt auswirken, sind die aktuell unterschiedlichen Reaktionen auf den Währungs- und Devisenmärkten. Der Ihnen vielleicht noch bekannte Wirtschaftspublizist Peter Gillies, gelernter Bankkaufmann und früherer Chefredakteur der Zeitung „Die Welt“, beschrieb Anfang September in einem Kommentar die „Bockigen Währungen“. Warum sie sich so verhalten, schildert er so:
„In autoritären Regimen werden Befehle meist befolgt oder komplett vollstreckt. Einer Instanz können die Machthaber jedoch befehlen was sie wollen, sie ist ungehorsam und reagiert bockig: die Währung. Ihre Stärke oder Schwäche entzieht sich den Befehlen von oben. Die Türkei, Venezuela, Argentinien und andere Schwellenländer machen die Erfahrung, dass die globalen Marktkräfte stärker sind als alle Präsidenten und Regierungschefs. Selbst das schwerste diktatorische Geschütz macht eine schwache Währung nicht stark.“
Die Menschen folgen mitnichten dem Drängen des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, ihre US-Dollar und Euro unter der Matratze hervorzuholen und gegen die Lira einzutauschen, um diese zu stärken. Viel Erfolg scheint dieser Solidaritätsappell nicht gehabt zu haben, denn die türkische Währung bleibt schwach. Gillies weiter: „Erdogan beharrt auf seiner bizarren Notenbankpolitik, die die Lirakrise verschärft statt sie zu dämpfen. In der Folge klettert die Inflation und in deren Kielwasser die Arbeitslosigkeit.“
Venezuela und Argentinien seien hier als Volkswirtschaft aber durchaus ebenso als Beispiel für eine katastrophale Politik genannt, wie der südafrikanische Rand und die indische Rupie, die mit dramatischen Kursverlusten gegen den Dollar kämpfen.
Wenn hohe und steigende Inflationsraten nicht bekämpft, sondern geduldet werden, entstehen neben der Arbeitslosigkeit soziale Schieflagen. Meist kommen Korruption sowie eine falsche Notenbank-, Handels- und Steuerpolitik hinzu. Aus der Währungs- kann dann leicht eine Wirtschaftskrise werden, an deren Ende der Staatsbankrott droht. Dann sind wie immer die erprobten Nothelfer gefragt: die reichen und stabilen Länder nebst dem Internationalen Währungsfonds (IWF).
Was ist aus dem einst reichen Land Venezuela geworden? Da beachtet die Welt hilflos einen Diktator, der das Land in den Staatsbankrott treibt. 2,3 Millionen Landsleute haben sich auf die Flucht begeben. Wohin? Überwiegend nach Brasilien. Werden sie dort Wohlstand finden? Ich bezweifle das. Sorgen und Unsicherheiten über eine weitere Währungsentwicklung lassen uns auch wieder nach Europa zurückkehren. Das Handelsblatt meldete Anfang September mit Blick auf Großbritannien: „Alarmstufe Rot“. Es komme einer Bankrotterklärung einer Premierministerin gleich, wenn sie sage, beim „Ausscheiden aus der EU ohne Deal“ gehe die Welt nicht unter. Das kann einfach nicht wahr sein! In den Führungsetagen der deutschen Wirtschaft herrscht inzwischen Alarmstimmung. Erste Firmen fangen an, Notfallmaßnahmen umzusetzen, Ifo-Chef Clemens Fuest warnt vor einem „gewaltigen wirtschaftlichen und politischen Schaden“. Er setzt das in Relation zu den 84 Milliarden Euro, die im vergangenen Jahr die deutschen Exporte ins Vereinigte Königreich betrugen.
Was müssen wir feststellen: die Wirtschaft muss selbst handeln, wenn die Politik versagt.
Womit wir bei der Rolle der Unternehmen wären.
Die beschriebenen Entwicklungen haben unmittelbare Auswirkungen auf unsere Unternehmen. Jeder kann und muss nach seinen Fähigkeiten, Stärken und seiner Kreativität reagieren – besser noch agieren. Aber auch dabei gibt es Grenzen.
Nicht dass man alles unbegrenzt auf die Wirtschaft abladen könnte. Motto: Was die Politik dann eben doch nicht schafft, werden schon die Unternehmen richten. Doch ob wir wollen oder nicht – wir haben eine Verantwortung, die wir wahr- und ernst nehmen müssen.
Bei allem Wohlstand und besten Wirtschaftsdaten wäre es freilich hilfreich, wenn unsere Politik mehr Kraft und gestaltenden Einfluss gegen das aufbringen würde, was in Europa und in der Welt so alles schiefläuft.
Das könnte auch einem Unternehmen wie Miele dort helfen, wo internationale Konflikte unsere Aktivitäten erschweren. Das erleben wir gerade international in mehreren Regionen.
Lassen Sie mich an der Stelle kurz auf die Situation unseres Unternehmens eingehen:
Miele gehört zu der zunehmend kleiner werdenden Zahl deutscher Industriekonzerne, die den größeren Teil ihrer Produktion nach wie vor in Deutschland unterhalten. Als hochpreisiger Anbieter sind wir zugleich auf die Skaleneffekte einer weltweit erfolgreichen Marktpräsenz angewiesen, da in Deutschland und seinen Nachbarländern allein die erforderlichen Stückzahlen nicht annähernd zu realisieren wären.
Tatsächlich erzielt Miele heute 70 Prozent seines Umsatzes von 4,1 Milliarden Euro außerhalb Deutschlands, beschäftigt dort aber auch 44 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 8.900 Beschäftigte, von insgesamt 20.000 verteilt auf 48 Länder – das klingt jetzt alles andere als gewaltig.
Bezieht man aber die gesamte deutsche Wirtschaft in diese Rechnung mit ein, so leisten deutsche Unternehmen doch einen beachtlichen Beitrag dazu, überall auf der Welt Menschen und ihren Familien Arbeit und Brot zu geben. So beschäftigt allein Bosch mehr als 30.000 Menschen allein in Indien, davon 14.000 Ingenieure, und ist dort einer der größten Arbeitgeber überhaupt. Und die Dax-30-Konzerne beschäftigen mehr als 60 Prozent ihrer Mitarbeiter in anderen Ländern als in Deutschland.
Allerdings wird auch uns, bezogen auf unser Exportgeschäft, derzeit nicht alles unbedingt leichter gemacht.
Was also bremst uns aktuell und was nicht?
Die Strafzölle der USA auf importierte Waschmaschinen treffen uns nicht, weil unsere Maschinen von ihren Abmessungen her davon nicht erfasst sind. Hintergrund ist, dass sich die Maßnahme gegen die größeren Modelle der koreanischen Anbieter richtet, die dem US-Platzhirsch Whirlpool um ein Vielfaches mehr zusetzen, als die Produkte der europäischen Hersteller. Allerdings haben auch wir uns mit unseren Waschmaschinen in den USA einiges vorgenommen. Und wer weiß, was dem US-Präsidenten noch einfällt, wenn unserer jüngste Marktoffensive tatsächlich fruchtet? Ganz aktuell sind wir aber seit einer Woche nun doch auch mit Sonderzöllen in Höhe von 25% zusätzlich ab Januar auf die ca. 180.000 Staubsauger aus unserer chinesischen Produktion betroffen.
Davon aber ganz abgesehen: Sollte der gerade aufkeimende Handelskonflikt weiter eskalieren, würde dies, wie bereits angedeutet, zu einer ernsten Belastung der Weltwirtschaft führen, die nicht nur in reichen Ländern zu Einbrüchen führen könnten, sondern vor allem in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Aktuell stehen beispielsweise die Türkei und – erneut – Argentinien regelrecht auf der Kippe.
Aktuell blicken wir bei Miele mit Sorge auf die US-Sanktionen gegen den Iran. Dort haben wir gerade in den letzten Jahren einen aufstrebenden und für uns wichtigen Exportmarkt gepflegt. Um hier nicht zwischen die Fronten zu geraten, aber weil es ohnehin gravierende Probleme mit der Abwicklung des Zahlungsverkehrs gibt, ziehen wir uns zwangsläufig erst einmal aus dem Iran zurück.
Allgemein haben wir weiter im Auge:
- der wichtige Absatzmarkt Türkei fällt immer tiefer in die Krise, die inzwischen spürbar bei den Konsumgütern ankommt.
- die Eiszeit mit Russland und der Syrien-Krieg verunsichern unverändert die Märkte, die für uns wichtig waren und weitgehend weggebrochen sind.
- im wichtigen Absatzmarkt Israel gibt es wegen er anhaltenden politischen Instabilität der gesamten Region nach wie vor nur einen Importeur statt einer eigenen Vertriebstochter;
- wegen Armut und Instabilität fallen weite Teile Afrikas und Südamerikas als Absatzmärkte weg
- und dann haben wir ja noch den bereits erwähnten Brexit mit seinen Auswirkungen auf die Stimmung der Konsumenten und die Wechselkurse
Was aber kann die Wirtschaft und was können wir Unternehmer tun?
Als Familienunternehmer verweise ich auch hier auf das für uns typische Denken in Generationen statt in Quartalsberichten – und zitiere Goethe:
„Was du ererbt von deinen Vätern hast,
erwirb es, um es zu besitzen!
Was man nicht nützt, ist eine schwere Last.
Faust 1, Nacht.“ (Faust)
Nachhaltiges Unternehmertum basiert auf einer Kontinuität in den Werten und Zielen, aufgebaut, gefestigt und gelebt über Jahrzehnte und Generationen. Hier hat der Familienunternehmer den großen Vorteil der Unabhängigkeit – er handelt mit seinem eigenen Geld und er ist nur sich und seinen Mitgesellschaftern Rechenschaft schuldig. Natürlich gibt es auch verdiente Konzernmanager, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten die langfristige Stärkung des Unternehmens, das Wohl von Gesellschaft und Umwelt im Blick behalten und sich für diese engagieren. Den Kapitalmärkten als solchen ist die Langfristperspektive jedoch – zumindest bislang – eher wesensfremd. Wer gleichwohl dafür plädiert, an die Weisheit der Börsen und Spekulanten zu glauben, mag sich an die Verwerfungen erinnern, die ein ums andere Mal dadurch entstanden, dass anonyme Investoren mit möglichst geringen Mitteln möglichst schnell möglichst viel Geld verdienen wollten.
Dass dieses immer wieder belegte kurzfristige Primärinteresse der Kapitalmärkte in absehbarer Zukunft durch eine Art allgemeinen Wertekanons ersetzt werden könnte, ist kaum zu erwarten.
Die so entstehende Lücke, so mein Eindruck, müssen also bis auf Weiteres die Familienunternehmen mit ihrer Werteorientierung, Innovationskraft und Qualitätsorientierung füllen. Wir als Unternehmer sind also hier ganz persönlich gefordert. Wir können durch unsere Einstellung und unser Vorbild motivieren und vieles positiv anstoßen oder bewegen. Dies ist vor allem auch etwas, was uns durch die Gnade unserer Geburt im friedlichen Umfeld und mit allen Möglichkeiten des Lebens von Gesundheit bis Ausbildung gut zu Gesicht steht – ja, ich möchte fast sagen – eine innere Verpflichtung sein sollte.
Und wenn ich das auf unsere Rolle in der Welt übertrage, so zitiere ich in diesem Zusammenhang Papst Franziskus, der obwohl aus seiner persönlichen Vergangenheit/ Erfahrung heraus nicht gerade als Unternehmer/Kapitalfreundlich bekannt, in der Lehrschrift „Evangelii Gaudium“ schreibt:
„Die Tätigkeit eines Unternehmers ist eine edle Arbeit, vorausgesetzt, dass er sich von einer umfassenderen Bedeutung des Lebens hinterfragen lässt; das ermöglicht ihm, mit seinem Bemühen, die Güter dieser Welt zu mehren und für alle zugänglicher zu machen, wirklich dem Gemeinwohl zu dienen.“
Bei allen Fragen und aller Kritik an seiner Person und der Institution der Katholischen Kirche, ist diesem Nachsatz bzw. dieser Aufforderung nichts hinzuzufügen – es ist schlicht die sehr richtige Aufforderung sich von nachhaltigem – diesem heute so oft gebrauchten Wort – und verantwortungsvollem, statt egoistischem Denken und Handeln leiten zu lassen.
Auch und gerade die großen Familienunternehmen bewegen sich aber zugleich im Spannungsfeld zwischen dem bewährten „Made in Germany“ und den Anforderungen der Globalisierung. Damit können wir nicht nur Märkte erschließen, sondern müssen auch im Ausland fertigen, um trotz zunehmenden Preis- und Kostendruck die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Allerdings kann dies nur in einem Umfeld von politischer Stabilität und Rechtsicherheit stattfinden. Denn was sich Familienunternehmen keinesfalls leisten können, sind riskante Abenteuer in Ländern, wo Korruption, Willkür oder gar bürgerkriegsähnliche Zustände zu befürchten wären. In dem Büro, in dem erst unser Gründer Carl Miele und später sein Sohn Carl Miele jun. saßen, hängt noch heute dieser alte Kalenderspruch „Friede ernährt, Unfriede verzehrt“.
Unsere Altvorderen hatten dies auf die besonderen Herausforderungen bezogen, die sich daraus ergeben konnten, dass es sich bei Miele um ein Zwei-Familien- Unternehmen gehandelt hat und bis heute handelt. Aber natürlich gilt dieser Spruch im Kleinen wie im Großen, zumal in einer globalisierten Welt.
Wir müssen uns auch sozial engagieren – etwa in international tätigen und wirkungsvollen Hilfsorganisationen. Da gibt es genügend Beispiele wie Opportunity International, eine internationale, christlich motivierte Hilfsorganisation, die auf der Graswurzelebene in der Mikrofinanzierung arbeitet. Sie vergibt Kleinkredite an unternehmerisch tätige, arme Menschen und schult diese zugleich in Unternehmensführung und Gesundheitsfürsorge. Ich nenne hier pars pro toto die vielfältigen Aktivitäten des Malteserordens oder aber die von Bürgerstiftungen. Als ein Beispiel hierfür möchte ich das vielfältige bürgerschaftliches Engagement in der Flüchtlingsarbeit anführen.
Ja – wir können das schaffen und es wäre schlimm, wenn wir als Teil der reichsten Volkswirtschaft Europas unsere Augen und Herzen hier verschließen und uns nur von den negativen Medienberichten oder Stimmungsmache leiten lassen. Wir dürfen so auch nicht politische- und Kriegsflüchtige aus Syrien mit Wirtschaftsflüchtlingen aus dem Maghreb über einen Kamm scheren, selbst wenn die Flucht über das Mittelmeer gleich dramatisch ist. Insofern stehe ich immer noch trotz der Spaltung der Gesellschaft und der Verwerfungen in der Politik, die es ausgelöst hat, hinter dieser Aussage von Kanzlerin Merkel.
Ja, es gibt ein Problem bei der Integration unterschiedlichster Art und auch gegenseitiges Unverständnis für die Andersartigkeit. Aber – hat nicht das gesellschaftliche Engagement bei der Integration gezeigt, dass wir viel tun und erreichen können, wenn wir uns gemeinsam einsetzen? Wir dürfen hier und jetzt nicht aufgeben und Populismus einzelner nachgeben. Dabei sollten wir auch nie vergessen, dass ein Teil unserer Eltern und Großeltern selbst einmal Heimatvertriebene waren, die keineswegs hier im Westen nur willkommen waren.
Als großartige Leistung von persönlichen Aktivitäten seien aber nur zwei Beispiele genannt: Die deutsche Deichmann-Stiftung, die in Indien wirkt oder weltweit die Bill und Melinda-Gates-Stiftung. Es gibt sie also – charismatische Unternehmerpersönlichkeiten, die sich gesellschafts- und sozialpolitisch in unterschiedlichster Weise aktiv einbringen – durch große Stiftungen und auch persönlichen Einsatz. Sie geben ein Beispiel und setzen als Vorbilder nachhaltige Ziele in der Gesellschaft. Es können aber nicht genug Organisationen und Persönlichkeiten sein, die sich international auf unterschiedliche Art und Weise helfend engagieren.
Ich zitiere Friedrich den Großen aus seinem persönlichen Testament: „Unser Leben ist nur eine kurze Zeitspanne vom Leben bis zum Tode. In dieser kurzen Zeitspanne ist es die Pflicht und Bestimmung des Menschen für das Wohl der Gemeinschaft, deren Mitglied er ist, Sorge zu tragen“. Nichts anderes meinte Kennedy mit seinem berühmten Spruch: „Don’t ask what your country can do for you – ask what you can do for your country.”
Wir stellen also unverändert fest, und das behält seine Gültigkeit: Je besser es dem Menschen geht, desto friedlicher ist die Welt um ihn herum. Das gilt in jeglicher Hinsicht und damit auch und besonders im materiellen Sinne.
Und je friedlicher die Welt ist, desto leichter ist es, Wohlstand für breite Bevölkerungsschichten zu ermöglichen.
Unser Beitrag sollte verstärkte Präsenz in der Welt sein. Je mehr deutsche Unternehmen auch außerhalb ihrer Heimat- und Nachbarländer gut bezahlte Arbeitsplätze bieten, desto besser für die mittel- und langfristige Entwicklung des Lebensstandards in den betreffenden Ländern. Und wer vor Ort produziert, ist im Zweifel auch gut beraten, wenn er dort ergänzende Entwicklungsprojekte initiiert, etwa mit Blick auf Hygiene, Bildung oder medizinische Versorgung.
Nachhaltigkeit und internationale Orientierung gehören zur DNA der Unternehmen unserer Region, von denen nicht wenige zu den vielzitierten Hidden Champions zählen, deren Beitrag zum Erfolg des Exportstandorts Deutschlands bekanntlich kaum zu überschätzen ist.
Für uns Unternehmer aus Westfalen und Lippe ist das Petitum für Frieden und Stabilität in der Welt geradezu essenziell. Denn wer miteinander Handel treibt, schießt nicht aufeinander. Umgekehrt kann nicht miteinander Handel treiben, wer aufeinander schießt.
Das wussten Adenauer und de Gaulle, Schmidt und Giscard d’Estaing, Kohl und Mitterand – und auch für Merkel und Macron wird nichts Anderes gelten. Ganz sicher wusste es Kofi Annan. Ebenso wissen es die Initiatoren des Preises des Westfälischen Friedens und natürlich, last but not least der frühere Außenminister und heutige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der als Ehrenvorsitzender unserer Jury ebenso angehört, wie z.B. Juncker, EU-Kommissionspräsident, Bundesbankpräsident Weidmann oder Friedrich Merz als Vorsitzender der Atlantik-Brücke.
Und was immer in Trump, Putin, Erdogan und den Brexiteers vorgehen mag – auch sie werden sich dieser Einsicht auf Dauer nicht verschließen können.
Lassen Sie uns daher weiter Zeichen setzen dafür,
- dass wir den Traum vom Frieden nie aufgeben dürfen;
- und dass es Wohlstand und Freiheit nur in friedlichen Verhältnissen geben kann;
- und dass sich der Frieden nur mit den Mitteln der Diplomatie dauerhaft sichern lässt.
Daher werben wir für ein gemeinsames Wertesystem der gegenseitigen Toleranz. Dies fängt unmittelbar vor unserer Haustür an und sollte bei allen Unterschieden in Kulturen und Werten im Kern global gelten.
Verehrte Gäste, lassen Sie mich Ihnen als Fazit meiner heutigen Ausführungen acht Thesen anbieten, die nach meiner Wahrnehmung elementar sind für ein gemeinsames Verständnis unseres heutigen Themas.
- Erstens: Gewalt lässt sich grundsätzlich nicht mit Gewalt beenden, sondern mit Diplomatie und der Bereitschaft zur Einsicht und zum Kompromiss. Und anders, als bei den Hegemonialkriegen früherer Epochen haben wir heute die Möglichkeiten, Wirtschafts- und Bürgerkriegen präventiv entgegenzuwirken und diese bestenfalls sogar ganz zu verhindern.
- Zweitens: Die Botschaft, dass es Wohlstand und Freiheit nur in friedlichen Verhältnissen gibt, müssen wir immer wieder auf unsere Fahnen schreiben – und diese hochhalten.
- Drittens: Frieden braucht übernationale Solidarität. Wir müssen alles tun, internationale Verflechtungen zu stärken, wirtschaftlich und politisch – für einen freien Welthandel und gegen Protektionismus.
- Viertens: Zu den großen Risiken für den Weltfrieden zählen Hunger und Krankheit. Deshalb müssen wir uns mehr als bisher mit der Frage befassen, welchen Beitrag wir mit unserem wirtschaftlichen und technischen „Knowhow“ zu Ernährung und Gesundheit leisten können.
- Fünftens: Wer den Frieden sichern will, darf Wohlstand nicht nur importieren, sondern muss ihn auch exportieren.
- Sechstens: Teilen kann aber nur der, dem es gut geht. Teilen wird erst durch erfolgreiches Wirtschaften möglich und es ist somit auch eine wesentliche Grundlage aller Bemühungen um den Frieden. Teilen heißt aber auch: Arbeit zu exportieren und somit wirtschaftliche Perspektiven zu bieten. Es braucht also Leistungsbereitschaft und – jawohl – auch ein gesundes Maß an Ehrgeiz. Erfolg zu haben ist ein wesentliches Motiv für die Menschen freier Gesellschaften. Die Alternative wäre Zwang, dessen Scheitern wir überall dort sehen, wo Gleichheitstheorien mit staatlicher Gewalt durchgesetzt werden sollen.
- Siebtens: Wer gute Geschäfte machen will, muss dafür sorgen, dass es breiten Schichten gut geht – frei nach Henry Ford
- Und achtens schließlich: Wir Unternehmerinnen und Unternehmer müssen uns fragen, ob wir uns ausreichend einbringen. Denn wir können unsere gesellschaftliche Verantwortung nicht auf die Politik und die NGOs abwälzen, denn dort ist bisweilen eher die Ideologie der Vater des Gedankens. Wir können auch nicht beklagen, dass etwa in Parlamenten und Regierungen Kompetenz und Niveau sinken – uns selbst aber abwenden.
- Als letztes und neuntens: Jeder von uns sollte je nach seinen individuellen Möglichkeiten immer wieder versuchen, mit politisch oder auch wirtschaftlich anders Denkenden oder Handelnden – auch weltweit – auf allen Ebenen ins Gespräch zu kommen. Nur so kann man ein wirklich fundiertes Bild bekommen. Wir dürfen nicht aufhören auch eine andere Handlungs- und Denkweise aus deren Sicht zu analysieren und so dementsprechend zu versuchen sie besser zu verstehen. Es sind Gespräche, die als Brücke die Menschen miteinander verbinden können! Und genau deshalb gilt das alte Wort, dass es besser ist miteinander als übereinander zu sprechen mehr denn je. Also vor unserer Haustür auch mit Gruppen, die aus einer anderen Kultur mit einem anderen Gedankengut stammen, wie zum Beispiel Flüchtlinge. Der Dalai-Lama hat es einmal so umschrieben: „Dialog bedeutet Konsequenz, denn wir lassen uns auf die Meinung des anderen ein.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Meine Herren,
all dies gilt auch und gerade in Zeiten einer vermeintlichen Trendwende der Werte. Mitten im Wohlstand, der in der Geschichte ohne Beispiel ist, beginnen auch Teile unserer Eliten den Wert des Wohlstands zu hinterfragen. Das erfasst unser Wirtschaften, unsere Leistungsorientierung und geht nicht selten einher mit Widersprüchen. Manch Anhänger einer möglichen Rückwärtswende kann nämlich unter der elektromagnetischen Strahlung eines Windkraftwerks leiden – und zugleich verzweifeln, wenn es am Mobilfunkempfang hapert.
Nun eine allerletzte Frage:
Erinnern Sie sich noch an den 6. März 1987? An diesem Abend kenterte die Kanalfähre „Herald of Free Enterprise“, der Botschafter des freien Handels. 193 Menschen kamen ums Leben.
Heute, 31 Jahre später, möge uns die Erinnerung an dieses damals britische Schiff symbolhaft als Mahnung dienen:
Untergangsszenarien helfen niemandem! Die Welt steht nicht vor dem Untergang; sie muss nur richtig gestaltet werden. Dazu gehören Mut, Überzeugungs- und Durchsetzungskraft. Die Prinzipien eines erfolgreichen unternehmerischen Handels sind Muster voller Wert!
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich freue mich nun auf unsere Diskussion.
Hans-Hermann Ahlers
Geschäftsführer
OSPIG GmbH & Co. KG, Bremen
Volker von Alvensleben
Partner/Rechtsanwalt
DLA Piper Global Law Firm, Hamburg
Dr. Philipp Graf Batthyány
Berlin
Stefan Bellinger
Geschäftsführender Gesellschafter
Carbox GmbH & Co.KG, Achim bei Bremen
Dr. Thomas Brinkmann, LL.M. (Tulane)
Rechtsanwalt u. Notar
Dr. Schackow & Partner – Rechtsanwälte und Notare, Bremen
Sprecher ‚Kleines Gremium‘,
Bremer Tabak-Collegium
Dr. Gregor Broschinski
Mitglied des Vorstandes
Sparkasse Düren
Christoph Bruns
Geschäftsführer
Mund + Bruns GmbH, Bremen
Dr.-Ing. Günther W. Diekhöner
Geschäftsführender Gesellschafter
DD Die Denkfabrik Forschungs und Entwicklungs GmbH, Bremen
Präsident des Industrie-Clubs Bremen e. V.
Moritz Döbler
Chefredakteur
Weser Kurier Mediengruppe, Bremen
Stefan Dohler
Vorsitzender des Vorstandes
EWE AG, Oldenburg
Sebastian Drewes
Geschäftsführer
Peugeot Saveurs Deutschland GmbH, Metelen
Dr. Gunter Dunkel
dunkel.invenstments GmbH, Hannover
Benedikt Graf von Dürckheim-Montmartin
Hückelhoven-Rurich
Kai Eberhard
Geschäftsführer
DAL – Deutsche Anlagen-Leasing GmbH & Co. KG, Mainz
Robert Eberhardt
Wolf Verlag, Berlin
Dr. Joachim Elbrächter
Facharzt für Neurologie und Psychiatrie
Hamburg
Dr. Dietrich Elsner von der Malsburg
Rechtsanwalt und Notar
Hannover
Harald Emigholz
Sprecher der Geschäftsleitung
Emigholz GmbH, Bremen
Präses der Handelskammer Bremen –
IHK für Bremen und Bremerhaven
Jürgen Fitschen
Vorsitzender des Vorstandes
Deutsche Bank Stiftung, Frankfurt am Main
Mitglied ‚Kleines Gremium‘,
Bremer Tabak-Collegium
Michael von Foerster
Hauptgeschäftsführer und Rechtsanwalt
Verband der deutschen Rauchtabakindustrie,
Berlin
Stephan M. Friedrich
Geschäftsführer
Lürssen Industrie Beteiligungen GmbH & Co. KG, Bremen
Rolf Giesdorf
Lippischer Zeitungsverlag Giesdorf GmbH & Co. KG,
Detmold
Dipl.-Kfm. Bernhard Göcking
Geschäftsführer
Emsländer Baustoffwerke GmbH & Co. KG, Haren
Dr. Dieter Göken
Geschäftsführender Gesellschafter
Göken, Pollak & Partner
Treuhandgesellschaft mbH, Bremen
Ronald von Grundherr
Grundherr Golfmanagement, Bremen
Senator Martin Günthner
Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen
Bremen
Prof. Dr. Herwig Guratzsch
Hamburg
ehem. Direktor Stiftung Schleswig-Holsteinische
Landesmuseen, Schleswig
Mitglied ‚Kleines Gremium‘,
Bremer Tabak-Collegium
Friedrich-Wilhelm Haniel
Oerlinghausen
Dr. Herbert Hanselmann
Geschäftsführer
dSpace GmbH, Paderborn
Dr. Christian Hansen
Partner
FIDES Treuhand GmbH & Co. KG, Bremen
Prof. Henrik Rolf Hanstein
pers. haftender Gesellschafter
Kunsthaus Lempertz, Köln
Honorarkonsul Peter Harren
Geschäftsführender Gesellschafter
Harren Shipping Group & Co. KG, Bremen
Honorarkonsul von Jamaika
Kapitän Alfred Hartmann
Präsident
Verband Deutscher Reeder (VDR), Hamburg
Ernst-Michael Hasse
Vorsitzender des Kuratoriums
Schwering & Hasse Stiftung, Lüdge
Ehrenpräsident der IHK Lippe zu Detmold
Dipl.-Kfm. Ernst-Constantin Hasse
Geschäftsführer
Schwering & Hasse Elektrodraht GmbH, Lügde
Dr. Peter Haßkamp
Bremen
Mitglied des Beirates Signa Holding, Wien
ehem. Mitglied ‚Kleines Gremium‘,
Bremer Tabak-Collegium
Thomas Haukje
Geschäftsführender Gesellschafter
Nordwest Assekuranzmakler GmbH & Co. KG,
Bremen
Helmut Herdt
Hauptgeschäftsführer
Stadtwerke Magdeburg (SWM), Magdeburg
Thomas W. Herwig
Partner
Röhlig Logistics GmbH & Co. KG, Bremen
Philip W. Herwig
Geschäftsführender Gesellschafter
Röhlig Logistics GmbH & Co. KG, Bremen
Oliver Hoins
Geschäftsführender Gesellschafter
Hoins Intermusik GmbH, Bremen
Christian Ascan Jarck
Geschäftsführender Gesellschafter
Stone Investments GmbH, Berlin
Carl Kau
Ipontix Corporate Finance GmbH, Bremen
Mitglied des Vorstandes Bund der Steuerzahler
Niedersachsen und Bremen e.V.
Michael Kiesewetter
Vorsitzender des Vorstandes
NBank, Hannover
Prof. Dr. Stefan Kirmße
Geschäftsführender Partner
zeb/rolfes. schierenbeck.associates GmbH,
Münster
Dr. Christoph B. Klosterkemper
Geschäftsführender Gesellschafter
Atermann König & Pavenstedt GmbH & Co. KG,
Bremen
Dr. Torsten Köhne
Vorsitzender des Vorstandes
swb Aktiengesellschaft, Bremen
Thomas Köning
Sprecher der Geschäftsführung
OSPIG GmbH & Co. KG, Bremen
Dr. Stefan Körner
Kunsthistoriker / Kunstsachverständiger
Griesebach GmbH, Berlin
Christian Kötter-Lixfeld
Intendant & Geschäftsführer
Bremer Philharmoniker GmbH, Bremen
Dipl.-Ing. Ferdinand Freiherr von Korff
Sassenberg-Fürchtorf
Hans-Dieter Lampe
Geschäftsführender Gesellschafter
Handelsgesellschaft Frantz Kragh GmbH, Bremen
Generalbevollmächtigter und Mitglied ‚Kleines
Gremium‘, Bremer Tabak-Collegium
Friedhelm Freiherr
von Landsberg-Velen
Schloß Dankern, Haren (Ems)
Dr. Claus Liesner
Geschäftsführender Gesellschafter
AMC Asset Management Consulting GmbH,
Hamburg
S. D. Stephan Prinz zur Lippe, LL.M.
Rechtsanwalt und Steuerberater
Detmold
S. D. Ferdinand Prinz zur
Lippe-Weißenfeld, M.A.
Rechtsanwalt
SLB Kloepper Rechtsanwälte, München
Ulf Lipske
Director
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft,
Bremen
Dr. Klaus Meier
Vorsitzender des Aufsichtsrates
wpd AG, Bremen
Ulf Meyer zu Eissen
Bielefeld
Prof. Dr. h.c. Rudolf Mellinghoff
Präsident
Bundesfinanzhof, München
Mitglied ‚Kleines Gremium‘,
Bremer Tabak-Collegium
Dr. Uwe Meyer
Leiter des Forstamtes
Matthias Graf von Westphalen GmbH, Bad
Wünnenburg-Fürstenberg
Jan Möllmann
Bielefeld
Dr. Hans Moormann
Geschäftsführender Gesellschafter
Jöst GmbH & Co. KG, Dülmen-Buldern
George C. Muhle
Geschäftsführender Gesellschafter
Atermann König & Pavenstedt GmbH & Co. KG,
Bremen
Cornelius Neumann-Redlin
Hauptgeschäftsführer
Die Unternehmensverbände im Lande Bremen
e.V., Bremen
Dr. Andreas M. Odefey
Geschäftsführer
BPE Unternehmensbeteiligungen GmbH,
Hamburg
Lutz Oelsner
Vorsitzender des Vorstandes
Gestra AG, Bremen
Präsident der Unternehmensverbände im Lande
Bremen
Dr. Alfred Oetker
stv. Vorsitzender des Beirates
Dr. August Oetker KG, Bielefeld
Landesminister a.D.
Prof. Dr. Dr. h.c. Karl-Heinz Paqué
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Vorsitzender des Vorstandes Friedrich-Neumann-
Stiftung für die Freiheit
Mitglied ‚Kleines Gremium‘,
Bremer Tabak-Collegium
Caspar Plump
Geschäftsführer
Tiemann Landtechnik GmbH, Bremen
Timo Poppe
Vorstand Infrastruktur und Finanzen
swb AG, Bremen
Rainer Graf Praschma
Bielefeld-Sennestadt
Christian Pricelius
Wirtschaftsredakteur
Deutsche Welle, Berlin
Georg-Jescow von Puttkamer
Geschäftsführer
Schwering & Hasse Stiftung, Bad Pyrmont
Jochen von Reden
Schloss & Gut Wendlinghausen, Dörentrup
Friedhelm Rieke
Geschäftsführer
Stadtwerke Bielefeld GmbH, Bielefeld
Jürgen Roggemann
Gesellschafter
Enno Roggemann GmbH & Co., Bremen
PD Dr. Dr. Thomas Rusche
Geschäftsführender Gesellschafter
SOR Rusche GmbH, Oelde
Douglas Graf von Saurma-Jeltsch
Geschäftsführer Vorstand
Malteser Hilfsdienst e.V., Köln-Kalk
Dr. Frank Schlaberg
Sprecher des Vorstandes
Bankhaus Neelmeyer AG, Bremen
Dr. Harald Schlüter
Rechtsanwalt und Notar
RAe. Schlüter, Riedenklau & Kollegen, Bielefeld
Dr. h.c. André Schmitz
Vorsitzender des Vorstandes
Schwarzkopf-Stiftung, Berlin
Mitglied ‚Kleines Gremium‘,
Bremer Tabak-Collegium
Friedrich Tobias Schöne
Rechtsanwalt/Partner
Raue LLP, Berlin
Generalsekretär der Brandenburgischen Genossenschaft
d. Johanniterordens
Bernd Schreiber
Präsident
Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser,
Gärten und Seen, München
Ulrich W. Siekmann
Geschäftsführender Gesellschafter
SieMatic Möbelwerke GmbH & Co. KG, Löhne
Dipl.-Ing. Gerd-M. Smolich
Generalbevollmächtigter/Verwaltungsleiter
Fürstliche Verwaltung Detmold
Karsten Specht
Geschäftsführer
Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband
(OOWV), Brake
Ralf Stapp
Mitglied der Geschäftsführung
Bremer Aufbau-Bank GmbH, Bremen
Prof. Dr. Heiko Staroßom
Mitglied des Vorstandes
Die Sparkasse Bremen AG
Max F. Stegemann
Mitglied des Vorstandes
Minerva Versicherungs-AG, Bremen
Cornelius Strangemann
Geschäftsführer
Lestra Kaufhaus GmbH, Bremen
Honorarkonsul Chawkat Takla
Geschäftsführender Gesellschafter
Miditec Datensysteme GmbH, Bremen
Honorarkonsul der Syrischen Arabischen Republik
Prof. Dr. Michael Thimann
Professor
Kunstgeschichtliches Seminar,
Georg-August-Universität, Göttingen
Marcus Trentmann
Rechtsanwalt und Notar
Trentmann PartGmbB, Bremen
Hans Georg Vassmer
Geschäftsführer
Hellmering, Köhne & Co. GmbH & Co. KG,
Bremen
Christian Veit
Regionalvorstand
NORD/LB, Bremen
Johann Dietrich Wätjen
Rittergut Altenrode, Gielde
Hubertus Graf von Wedel
Essen, Ruhr – Heidhausen
Dr. Patrick Wendisch
Geschäftsführender Gesellschafter
Lampe & Schwartze KG, Bremen
Mitglied ‚Kleines Gremium‘,
Bremer Tabak-Collegium
Präsident der Eiswette von 1829
Martin Wüller
Geschäftsführer
Seghorn Inkasso GmbH, Bremen
Guido Zerreßen
Vorstand
Seghorn AG, Bremen
Dr. Matthias Zimmermann
Geschäftsführender Gesellschafter
Weser-Wohnbau GmbH & Co. KG, Bremen
Dr. Reinhard Christian Zinkann
Geschäftsführender Gesellschafter
Miele & Cie. KG, Gütersloh
Dr. Peter Zinkann
Gütersloh
Dr. Bogislav von Zitzewitz
Direktor
Commerzbank Bielefeld