198. Zusammenkunft am 26. September 2024 im Provinciehuis und der Martinikerk in Groningen/Niederlande
Sprecher des Collegiums
Dr. Torsten Köhne
Vortrag in der Collegiumsrunde
Patrick Lammers
Thema
„Resiliente Energiewende – die notwendige Balance von Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit“
198. Zusammenkunft am 26. September 2024 im Provinciehuis und der Martinikerk in Groningen/Niederlande
Begrüßung – Dr. Torsten Köhne
Meine Damen, meine Herren,
im Namen des „Kleinen Gremiums“ begrüße ich sie ganz herzlich zu unserer 198. Zusammenkunft hier in Groningen.
Besonders willkommen heißen möchte ich den Kommissar des Königs für die Provinz Groningen, Herrn René Paas, verbunden mit großem Dank, dass wir heute hier sein dürfen. Mijnheer Paas, van harte welkom hier op het Bremer Tabak-Collegium.
Ebenfalls herzlich begrüßen möchte ich Patrick Lammers, der nachher zu uns sprechen wird. Vielen Dank, lieber Patrick, dass du dir die Zeit für unser Collegium nimmst. Wir freuen uns auf deinen Vortrag.
Letztes Jahr um diese Zeit haben wir uns in Rom im Palazzo della Cancelleria getroffen.
Das war ein sehr besonderes Collegium, weit weg von zuhause, aufwändig zu organisieren, es war heiß und auf vatikanischem Boden – für uns bremische Kaufleute trotz all der Reisen, die wir schon unternommen haben, ungewohnt, aufregend und auch ein Stück exotisch.
Heute sind viele von uns „mal eben“ hier hergefahren, waren vielleicht schon oft hier in Groningen, das Wetter kommt den Bremern unter uns normalerweise ziemlich bekannt vor und irgendwie ist das nah und vertraut und trotzdem sehr interessant. Ich finde das schön und wünsche mir, dass wir noch oft in den Niederlanden sind und unsere niederländischen Freunde bei uns. Gemeinsamkeiten zwischen Groningen und Bremen gibt es viele und es ist gute Tradition, in der Begrüßung zu diesem Abend einige davon kurz zu beleuchten.
Dies ist das Bremer Tabak-Collegium und deshalb geht es wie schon oft natürlich zuallererst um Tabak. Hier und heute können wir nachher in der Collegiumsrunde aus holländischen Tabakpfeifen holländischen Tabak rauchen. Das ist einerseits auf unseren Veranstaltungen immer so und natürlich sehr angemessen, andererseits sei für diejenigen unter uns, die bisher noch nicht unsere Gäste waren, der Hinweis erlaubt, dass es für unsere gesellige Zusammenkunft selbstverständlich keine Verpflichtung zum Rauchen gibt. Das ist auch ganz gut so, denn so cool wie früher, als jedenfalls in meiner Generation die echten Männer und manche zu bewundernde Frauen in der 9. Klasse holländischen Shag drehten, werden wir vielleicht, und man muss wohl sagen bedauerlicherweise, in unserer Runde nicht mehr sein. Der Shag war oft „Javaanse Jongens“ und der kam von Koninklijke Niemeyer aus Groningen. Unsere Väter rauchten Lux oder Lord Extra, die kamen von Martin Brinkmann aus Bremen.
Tabak wurde ab dem 16. Jahrhundert unter anderem von holländischen Seeleuten nach Europa eingeführt. Er kam später oft aus der ehemals niederländischen Kolonie Indonesien, wo es ideale Bedingungen für den Tabakanbau gab. Durch die für sie günstigen Handelsmöglichkeiten kauften besonders die niederländischen Hersteller dort Rohtabake ein und sowohl in den Tabakmischungen als auch bei den Zigarren waren „Java“ und „Sumatra“ schnell nicht mehr wegzudenken und generierten großes Wachstum auch auf dem deutschen Tabakmarkt.
Bremische Seeleute brachten nicht nur und zum Glück den Bordeaux ins Land, sondern Bremen blickt ebenfalls auf eine über 300-jährige Tabaktradition zurück. Davon übrig geblieben ist neben uns, dem Bremer Tabak-Collegium, die Bremer Tabakbörse, die seit Ende der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts und bis heute das Zentrum für den Handel indonesischer Tabake für Europa ist. Auch übrig geblieben ist das über 160 Jahre alte Tabakhandelsgeschäft Niemeyer Cigarren mit mehr als 100 Filialen, wobei es familiäre Verbindungen zwischen der Bremer Familie Niemeyer und der Groninger Familie Niemeyer trotz gleicher Schreibweise nicht zu geben scheint.
Gemeinsam haben Groningen und Bremen aber, dass 2022 die große Tabakfabrik Niemeyer in Groningen ebenso wie 2021 die große Tabakfabrik Brinkmann in Bremen nach gut 200 Jahren ihren Betrieb endgültig eingestellt haben. Das ist traurig, aber man soll nach vorne blicken und in Bremen haben wir mit dem Tabakquartier ein tolles Beispiel dafür, was man aus einer alten Tabakfabrik machen kann.
Traditionen soll man pflegen, andererseits aber fest und optimistisch in die Zukunft schauen. Groningen tut das beim Tabak in besonderem Maße mit dem Beschluss, die erste raucherfreie Stadt zu werden und damit die Vorreiterrolle der Niederlande im Kampf gegen den Tabakkonsum besonders zu unterstützen. So ändern sich die Zeiten seit der 9. Klasse!
Nicht nur der Tabak verbindet Groningen und Bremen, auch die Geschichte dieses Gebäudes und des Rathauses in Bremen weisen einige Parallelen auf.
Das Provinciehuis in Groningen ist sehr alt. Ursprünglich, nämlich seit 1425, eine Lateinschule, finden hier seit 1602 die Provinzversammlungen statt, also die Zusammenkünfte des Provinzrates, des Parlaments der Provinz Groningen. Das Bremer Rathaus ist, wenngleich als Rathaus gebaut, ähnlich alt, nämlich 1405 bis 1408 erbaut und wird seitdem durchgängig vom Senat genutzt. Beide Gebäude sind Anfang des 19. Jahrhunderts um Neubauten im Neo-Renaissance-Stil ergänzt worden, hier in Groningen 1917 um das neue Provinciehuis, in Bremen um das neue Rathaus von 1913. Da sind wir also nah beieinander und wer hier den Statenzaal betrachtet, wird finden, dass dieser gut ins Bremer Rathaus passen würde und die dortige obere Rathaushalle oder auch der Senatssaal hier in dieses Gebäude.
Vielleicht ist dieser Eindruck auch ein wenig Folge der über die Jahrhunderte intensiven Beziehungen zwischen Groningen und Bremen. Da ging es viel um Streit vor allem in der Zeit zwischen 1420 und 1500, gern auch mal über „genommene Schiffe“, im Staatsarchiv gibt es aber auch viele Dokumente über das Bemühen um Frieden. Nach den dunklen Jahren des Zweiten Weltkrieges gab es umfangreichen Kulturaustausch, unter anderem im musikalischen Bereich. Und heute eben diese Nähe. Mit ähnlichen politischen Rahmenbedingungen in Deutschland und den Niederlanden. Mit Handel, Häfen, Schifffahrt und ähnlichen Herausforderungen bei Klima und Umwelt, Migration, Demografie, Industrie und so langsam auch bei der Parteienlandschaft. Das ist Europa, und zwar ein besonders nahes und selbstverständliches Europa.
Meine Damen und Herren, wie schön, dass wir heute hier sein dürfen!
Und wie immer wird es nun etwas intensiver mit dem Löffeltrunk, der übrigens eine ostfriesische Tradition ist.
Bitte suchen sie sich dazu eine Partnerin oder einen Partner – ich habe schon einen eingeladen, nämlich René Paas. Sie müssen nicht geübt haben – René Paas hat bestimmt auch nicht geübt, aber achten sie darauf, dass ihr Löffel schön voll ist, und dann tauschen sie den schönen Trinkspruch aus:
Ick seh di (Ich sehe Dich) Ick drink di to (Ich trinke Dir zu) |
Dat freut mi (Das freut mich) Dat do (Das tu) |
|
– Prost! – | ||
Ick heb di tosapen (Ich hab` Dir zugetrunken) |
Hest´n Rechten drapen (Hast den Rechten getroffen) |
198. Zusammenkunft am 26. September 2024 im Provinciehuis und der Martinikerk in Groningen/Niederlande
Ansprache des Kommissars des Königs in der Provinz Groningen – René Paas
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich heiβe Sie herzlich willkommen in Groningen, in unserem Provinciehuis. Vorab muss ich Ihnen leider mitteilen, dass ich nicht an dem gemeinsamen Abendessen teilnehmen kann. Bis gestern Abend schien meine Teilnahme sicher, aber wie der ein oder andere mitbekommen haben dürfte, ist gestern Abend recht überraschend die Koalition der Groninger Provinzialregierung auseinander gebrochen. Heute Abend werde ich darum Gespräche mit den Fraktionsvorsitzenden im Groninger Provinzparlament führen, um über mögliche Lösungen zu beraten.
Seien Sie versichert: Wir freuen uns trotzdem sehr über Ihren Besuch. Wir befinden uns hier in unserem Atrium mit seinem Glasdach aus dem Jahr 2006. Ein Raum, der Geschichte und Modernität verbindet. Gleich nebenan befindet sich unser Statenzaal, einer der ältesten Rathaussäle in den Niederlanden, der noch voll genutzt wird. Hier fasst unsere Volksvertretung jeden Monat Beschlüsse zur Zukunft von Groningen.
Dabei kann es schon einmal heiβ hergehen. Das haben wir gestern erlebt und war auch zu früheren Zeiten nicht anders, als Vertreter der Stadt und der Umgebung den Ommelanden, wie wir sagen, hier zusammenkamen.
Der Zusammenschluss von Stadt und Ommelanden wurde als eine Art Zwangsehe empfunden. Die Vertreter der Ommelanden konnten die Vertreter der Stadt nicht ausstehen. Und umgekehrt war es genauso. Aus diesem Grund betraten die beiden politischen Kräfte diesen Saal auch getrennt durch ihre eigenen Türen. Ob das historisch korrekt ist, wissen wir nicht, aber es wird vermutet, dass darauf die niederländische Redewendung zurückgeht „Niet door één deur kunnen gaan. Sie passten nicht durch eine Tür. Also: Es nicht gut miteinander finden können.
Sie sind wahrscheinlich nicht mit dem Phänomen der Provinz als Verwaltungsebene vertraut. Und mit meiner Rolle als Kommissar des Königs, die ich seit 2016 in der Provinz Groningen ausüben darf. Die Niederlande haben zwölf Provinzen. Es sind keine Bundesländer und auch keine Regierungsbezirke oder Landkreise.
Die Kernaufgaben der Provinzen liegen, wenn auch mit leichten Unterschieden, vor allem in den Bereichen Wirtschaft, Verkehr und Transport (Mobilität, auch auf dem Wasser), Vitalität und Lebensfähigkeit des ländlichen Raumes, nachhaltige Raumentwicklung, Umwelt und Natur. Und auch der Kultur widmen wir Zeit, Geld und Aufmerksamkeit.
Darüber hinaus gibt es in den Provinzen eine ‚offene Haushaltsführung‘. Das bedeutet, dass die Provinzen auch andere Aufgaben übernehmen können und dabei viel Entscheidungsbefugnis haben – aber natürlich viel zu wenig Geld.
Der Kommissar des Königs repräsentierte ursprünglich die königliche Autorität in einer Provinz. Er oder sie fungiert also auch heute noch als Vertreter der niederländischen Regierung in einer Provinz. Und er ist Vorsitzender, aber kein Mitglied, des Provinzparlaments. Und Vorsitzender der Provinzialregierung.
Ich bin eher Vertreter der Provinz selbst als des Königreiches. Ich bin „somewhere on the Bridge”.
Bei Ihrem heutigen Besuch geht es vor allem um Energie. Das ist kein Zufall. Unsere Provinz beliefert nämlich seit jeher die gesamten Niederlande und darüber hinaus mit Energie.
Das geschah erst in Form von Torf. Nach dem Torf kam das Gas. Das Erdgas, das in den Niederlanden für enormen Wohlstand gesorgt hat. Das Groninger Gasfeld wurde an einem Ort gefunden, an dem Sie vorbeigefahren sind, direkt an der A7 bei Hoogezand. Das wurde 1959 entdeckt und man wusste zunächst gar nicht, wie groß es tatsächlich ist.
Seit der Entdeckung hat die niederländische Volkswirtschaft 428 Milliarden Euro mit dem Groninger Gasfeld verdient.
Aber Sie wissen ja: Die Gasförderung hatte nicht nur Vorteile. Sondern auch Nachteile. Und diese Nachteile bekamen vor allem die Einwohner unserer Provinz in Form von Erdbeben zu spüren. Keine Beben wie in Ländern wie Nepal oder Japan. Sondern eine konstante Serie von Erschütterungen, die wegen des weichen Bodens und der ständigen Wiederholungen verheerende Auswirkungen auf Gebäude haben. Sie zerbröckeln Stück für Stück.
In diesem Jahr, 2024, wird die Förderung aus dem Groninger Feld endgültig eingestellt. Damit ist das Thema „Energie in und aus Groningen“ aber nicht zu Ende.
1/3 des Stromes, den wir in den Niederlanden verbrauchen, kommt aus Groningen oder wird hier angelandet. Es werden Offshore Windgebiete vor unserer Küste entwickelt. Der Eemshaven ist einer der wichtigsten Häfen für den europäischen Offshore Sektor. Darüber hinaus passiert viel im Bereich Wasserstoff.
2019 hat die Europäische Kommission die nördlichen Niederlande als erstes sogenanntes Hydrogen Valley Europas ausgewiesen. Sie werden heute Abend noch mehr zu diesem Thema hören.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt bei uns in Groningen – der Bürgermeister würde sagen: The city, that never sleeps – Genieβen Sie den Abend in der Martinikirche und hoffentlich bis bald.
198. Zusammenkunft am 26. September 2024 im Provinciehuis und der Martinikerk in Groningen/Niederlande
2. Tischrede –
Dr. Torsten Köhne
Verehrte Gäste,
bevor ich beginne, gibt es eine wichtige Mitteilung. In der Collegiumsrunde darf nicht geraucht werden. Wer eine rauchfreie Stadt beschließt – lässt auch in der Kirche das Rauchen nicht zu.
Ich werde nicht weiter vertieft die Verbindungen und Gemeinsamkeiten von Groningen und Bremen untersuchen. Nur so viel sei noch gesagt: Wer heute „Verbindungen Bremen Groningen“ googelt, der kommt sofort auf die „Wunderlinie“. Das ist ein in der Umsetzung befindliches Ausbauprojekt der durchgehenden Bahnverbindung zwischen Bremen und Groningen, die seit Ende der 50er Jahre bis 2015 existent war. Durch den zweispurigen Ausbau soll die Fahrzeit zwischen den Städten auf 2 Stunden und 11 Minuten reduziert werden, immerhin 25 Minuten schneller als 1977.
Leider ist das in mehreren Staatsverträgen, Kooperations- und Koalitionsvereinbarungen hinterlegte Projekt trotz bereits vor Jahren bereitgestellter Fördermittel ein wenig spät, denn man hat erst im eigentlich vereinbarten Fertigstellungsjahr 2019 mit dem Bauen begonnen und möchte nun 2030 fertig sein. Die erhebliche Verspätung ist wesentlich auf den notwendigen Neubau der Friesenbrücke über die Ems zurückzuführen, die 2015 von einem Schiff gerammt wurde und seither unpassierbar ist.
„Brücken in Deutschland“ ist vermutlich noch schwieriger als Windenergieanlagen, wie sonst kann es sein, dass der Neubau einer Eisenbahnbrücke an einer Stelle, an der vorher schon eine stand, geschlagene 10 Jahre dauert. Da beruhigt es die deutsche Seele auch nicht, dass es ein in den Niederlanden gebautes Schiff war, das die Brücke gerammt hat – aber keine Schuld hatte, denn es waren Missverständnisse in der Kommunikation zwischen Lotse und Brückenwärter, die letztlich zu dem Unglück geführt haben. Was bleibt ist: Infrastrukturerneuerung und -ausbau, ob nun bei Bahn oder Windenergie, muss schneller gehen.
Patrick Lammers wird gleich in der Collegiumsrunde zur Energiewende vortragen und vielleicht einiges zu den Herausforderungen berichten, die es bei deren Realisierung zu meistern gilt.
Ein wesentliches Thema dabei ist jedenfalls Akzeptanz in der Gesellschaft, also bei den Menschen und den Unternehmen. Die hängt gewöhnlich stark davon ab, ob Projekte und die Energiewende insgesamt als vorteilhaft wahrgenommen werden und es im Ergebnis auch sind, nicht nur gefühlt für wohlwollende Betrachter oder gar Ideologen, sondern tatsächlich für uns energiewirtschaftlichen Normalos.
Ein Beispiel dafür ist die gar nicht so kleine Energiewende in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts, als nach Entdeckung des Groningen-Feldes das giftige, teure und in der Produktion stark umweltschädliche Stadtgas aus der Kohlevergasung schnell durch erheblich umweltfreundlicheres und effizienteres Erdgas ersetzt wurde. Die Vorteile lagen für alle auf der Hand, wurden kommunikativ gut unterlegt und dann flutschte das – es wurde investiert und gekauft.
Zugegebenermaßen ist das bei der Energiewende schwieriger, weil sie sich aus einer vermeintlich deutlich in der Zukunft liegenden klimatischen Bedrohung – also einer negativen Entwicklung – ableitet. Unmittelbare Vorteile für Mensch und Unternehmen, das Positive also, aber nicht so klar und vor allem unmittelbar auf der Hand liegen. Strom kommt auch heute, mitten in der Energiewende in Deutschland, nach wie vor aus der Steckdose, bloß teurer als woanders. Warm ist es im Haus auch, bloß teurer. Wettbewerbsfähig ist europäischer Stahl aus wasserstoffbasierter Produktion jedenfalls heute erkennbar bei weitem nicht und das gefährdet vorhandene industrielle Strukturen – auch negativ und vielleicht schlicht nicht lösbar. Weitere Beispiele haben sie alle selbst im Kopf, von Chemie über Verkehr bis Landwirtschaft.
„Energiewende“ ist heute vielleicht deshalb noch immer eher böse für die einen und ganz toll für die anderen, oft irgendwie dazwischen. Tatsache ist, dass das Thema „Energie“ auch in aktuellen Zeiten multipler Krisen nicht nur umweltpolitisch und volkswirtschaftlich, sondern auch im privaten Bereich als sehr relevant und leider oft auch als überkomplex wahrgenommen wird.
Und tatsächlich ist die Breite auch enorm. Sie reicht von der spannenden Frage, ob ich mit Strom aus meinem Balkonkraftwerk an einem sonnigen Morgen den Toaster betreiben könnte – nein, kann ich nicht, auch nicht für nur einen Toast – bis zu immer wieder mehr oder weniger heftig geführten Diskussionen über eine Renaissance der Kernenergie in Deutschland – in einem Land, das gerade gegen den globalen Trend alle Kernkraftwerke abgestellt hat und sich von heute an noch 50 Jahre für die Bestimmung eines Standortes für die Endlagerung von radioaktiven Abfällen Zeit lassen will. Seit Inbetriebnahme der ersten deutschen Kernkraftwerke sind das dann ungefähr 100 Jahre. Und dann muss das Endlager auch noch gebaut werden – siehe Friesenbrücke!
Auch umfasst die Energiewende eben nicht nur Strom, wie wohl die meisten über die Jahre irgendwie immer gefühlt oder gedacht haben, sondern auch und gerade Wärme, Verkehr, Industrie, also so ziemlich das ganze Funktionieren unserer Industriegesellschaft. Was fördert also Akzeptanz, Verhaltensänderung und Umsetzungsgeschwindigkeit, Image und Zuversicht im Hinblick auf die notwendige Transformation? Ich finde, zuallererst Klarheit, Wahrheit und Augenmaß.
Das sind schwierige und vielleicht auch altmodische Begriffe in Bereichen, deren Entwicklung stark vom Rahmen abhängig ist, den Politik und Gesetzgeber setzen. Da geht es wie immer in der Politik um Wahlperioden, Koalitionen, Verhandlungspakete, fachliches Know-how, Kommunikation und auch Ideologie. Und natürlich sollte nach Helmut Schmidt ganz allgemein „die Dummheit von Regierungen nie unterschätzt“ werden. Spezifisch für die deutsche Energiepolitik lässt sich das mit dem Hinweis im Wall Street Journal 2019, diese sei die „dümmste der Welt“, bei Bedarf noch weiter spezifizieren. Aber ist das wirklich so extrem?
Extrem sind jedenfalls die Versprechungen. Zur Erinnerung: Ein Grundversprechen deutscher Energiepolitik ist, dass wir innerhalb von ungefähr 25 Jahren alle Kern-, Braunund Kohlekraftwerke abstellen. Darüber hinaus verbannen wir Öl und Erdgas aus den Kellern und Benzin und Diesel aus den Autos. Stahl stellen wir nicht mehr im Hochofen mit Kohle her, sondern demnächst mit Wasserstoff in Direktreduktionsanlagen.
Neue Gaskraftwerke sind zulässig und nach jahrelanger Diskussion um das Marktdesign bestimmt schnell in fünf Jahren gebaut, aber nur, wenn man auch sie demnächst mit Wasserstoff betreiben kann. Den haben wir, notfalls in Namibia oder Marokko, aus Strom und Wasser gewonnen, um dann in unseren neuen Kraftwerken Strom damit zu produzieren. Das alles klappt, weil wir fast den gesamten Energiebedarf aus Strom aus erneuerbaren Energien decken können, also Wind und Solar. Wir und jeder von uns kann sich das ohne nennenswerten Wohlstandsverlust leisten, wir bleiben global wettbewerbsfähig und die weltweiten CO2-Emmissionen sinken um ungefähr 2%, weil wir demnächst CO2 frei sind.
Es sei dahingestellt, ob eine Energiepolitik, die das alles mehr oder weniger gleichzeitig erreichen will, dumm ist oder nicht. Realistisch scheint sie aber immer weniger zu sein. Trotz in jüngster Zeit zum Glück deutlich erhöhter Dynamik beim Ausbau von Wind- und Solarenergie ist absehbar, dass nicht genügend regenerativ erzeugter Strom zur Verfügung stehen wird, um den Bedarf in unserem „electricity only Szenario“ zu decken.
Es ist klar, dass die Ausbauziele bei Wasserstoff, die sowieso nur einen Teil des für eine echte Transformation tatsächlich notwendigen Wasserstoffbedarfs beinhalten, absehbar nicht erreichbar sind, weil weder hier noch woanders auf der Welt genügend Regenerativstrom produziert werden kann und auch keine Transportkapazitäten aus anderen Ländern zur Verfügung stehen. Es ist auch klar, dass absehbar Wasserstoff eine wettbewerbsfähige Produktion von Stahl in Deutschland nicht ermöglichen wird. Absehbar ist ebenfalls, dass notwendige neue Erdgaskraftwerke nicht schnell genug am Netz sein werden, weil Marktdesign und Kraftwerksplanung zu spät in der notwendigen Verbindlichkeit festgelegt werden. Und schließlich treibt das sog. Heizungsgesetz die Leute ziemlich flächendeckend auf die Barrikaden, unabhängig davon, ob sie sich eine neue Heizung nebst energetischer Sanierung leisten können oder nicht.
Betrachtet man also den Stand nur einiger der großen Energiewende-Themen, es gibt natürlich noch weitere größere und weniger große, dann mag man bei Wahrheit und Klarheit als wesentliche Voraussetzungen von Akzeptanz doch gewisse Zweifel haben. Denn noch wird zumindest in Bund und Ländern oft so getan, als sei so ziemlich das ganze Energiewende-Programm ungefähr im geplanten Zeitrahmen, ohne nennenswerte ökonomische und soziale Belastungen und mit den gewünschten ökologischen Vorteilen, umsetzbar. Große Teile der Gesellschaft glauben das aber nicht oder haben zumindest das, was man ein „komisches Gefühl“ nennen würde. Erst recht diejenigen, die etwas vertiefter ins europäische oder nordamerikanische Ausland blicken und sehen, dass unsere nationale Energiepolitik durchaus noch immer Sonderweg-Charakter hat.
Es wäre also an der Zeit, für Klarheit zu sorgen und auszusprechen, dass die Dinge eben nicht in den Himmel wachsen. Das nicht alles geht, was schön wäre und schon gar nicht gleichzeitig. Und das Realisierbarkeit etwas mit Ökonomie, sozialer Ausgewogenheit, Vertrauen und Zukunftsglaube und ja, auch mit angemessener ökologischer Wirkung zu tun hat.
Und da sind wir dann bei dem schönen altmodischen „Augenmaß“.
Wir sollten mit dem Geld, das wir haben, und mit der gesellschaftlichen Kraft, die wir generieren können, zuerst diejenigen Themen umsetzen, die den größten ökologischen Effekt haben und uns alle am meisten motivieren. So viele Windmühlen und Solaranlagen bauen, wie möglich, aber überall in der Republik. Und auch die Transportnetze dazu.
Erst die Heizungen mit besonders schlechten Emissionswerten austauschen, später auch andere, wenn es denn geht. Stahl vielleicht erstmal mit mehr Erdgaseinsatz herstellen, die Hochöfen noch einige Zeit halten und klären, ob und wie weit die Produktion mit Wasserstoff dauerhaft subventioniert werden soll und warum.
Pkw elektrisch, aber nicht auch noch mit Wasserstoff. Öffentliches Geld für die, die Energiewende wirklich nicht selbst bezahlen können. Und nur für die. Und einen Pfad, der für Industrie und Bürger Energiepreise erwarten lässt, die einigermaßen in die Welt, zumindest die europäische, passen.
Und wenn dann auch öfter die Umsetzung so klappt, wie sie geplant war, gesetzgeberische Maßnahmen ordentlich kommuniziert werden und handwerklich in Ordnung sind, also nicht so wie das Heizungsgesetz, dann kommen wir vielleicht ein wenig besser voran und können jedenfalls bei der Energiewende ein wenig fröhlicher in die Zukunft blicken.
Meine Damen und Herren, Patrick Lammers wurde in Rotterdam geboren und ist in den Niederlanden aufgewachsen. Nach seinem Studium der Verfahrenstechnik hat er Energiewirtschaft klassisch von der Pike auf bei Shell im Raffineriebereich gelernt und sich dann in der internationalen Shell-Organisation über viele Jahre mit Trading, Business Development und M&A befasst. Er hat dezentrale Energieerzeugungsanlagen in Entwicklungsländern entwickelt, ein Startup geführt und ein britisches Industrieunternehmen. Patrick Lammers war einige Jahre bei einem Beratungshaus in New York tätig und kam
2009 zum heute zu e.on gehörenden größten niederländischen Energieversorger Essent. Dort wurde er 2017 CEO. Seit 2021 bis Sommer dieses Jahres war er Vertriebsvorstand der e.on SE. Heute ist er CEO von Skyborn Renewables, einem großen internationalen Entwickler von Offshore Windparks.
Was kann es heute erhellenderes geben, als zur Energiewende einen Vortrag eines so weit gereisten und so vielfältig in der nationalen und internationalen Energiewirtschaft erfahrenen Menschen wie Patrick Lammers zu hören und anschließend zu diskutieren. Darauf und zuvor auf den Käsegang freue ich mich sehr.
Vielen Dank!
198. Zusammenkunft am 26. September 2024 im Provinciehuis und der Martinikerk in Groningen/Niederlande
Vortrag: Patrick Lammers
„Resiliente Energiewende – die notwendige Balance von Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit“
Sehr geehrte Damen und Herren,
Herr Paas musste leider gehen, weil es ein Energiethema hier in Groningen gab. Die kleine protestantische Partei, die ChristenUnie, konnte sich nicht mehr mit dem Parlament in Groningen abfinden. Die neue Partei, die BBB (BoerBurgerBeweging), konnte sich nicht einigen für einen Windpark in Eemshaven. Eemshaven ist voll mit Power Plat, Industrie und Windparks – aber nun gut. Das ist Demokratie.
Ich freue mich sehr, in Groningen zu sein. Meine beiden älteren Brüder sind hier geboren. Da wurde gerade das Gas gefunden. Meine Mutter hat immer erzählt, dass es so kalt hier war, 1962. Wir hatten fast keine Kohle mehr und mussten alles ranschaffen aus den verschiedenen Ecken.
Ich bin in Rotterdam geboren. Mein Vater war hier bei Philips und ist dann zu Shell nach Rotterdam gegangen.
Herzlichen Dank für die Einladung, zu Ihnen hier in Groningen zu sprechen. Mein Thema ist, wie könnte es in diesen Zeiten und an diesem Ort anders sein, „Energie“. Hier in Groningen befindet sich Europas größtes Gasfeld, das die Niederlande und Deutschland Jahrzehnte lang sicher und zuverlässig mit Erdgas versorgt hat und uns erst die Möglichkeit eröffnet hatte, in den 60er Jahren, eine leistungsfähige Erdgaswirtschaft aufzubauen. Und auch heute noch ist Gas, sowohl im Wärmemarkt als auch in der Stromherstellung, nicht aus unserer Energieversorgung wegzudenken.
Herr Paas hat erzählt, dass das Gasfeld der Wirtschaft 400 Milliarden EURO gebracht hat. Was er nicht erzählt hat, dass dort noch Gas im Wert von 700 Milliarden zu fördern wäre.
Es gibt viele Meinungen dazu, warum diese Erdbeben gekommen sind.
Sie kamen erst mit voller Wucht nach 2010 – mit der Energiekrise. Da hat die Gasunie mehr gefördert. Vielleicht nicht kontrolliert. Die Politik hat sich dann entschieden, das zu schließen.
Aber es war eben genau die Lieferung von Erdgas durch die Ostsee aus den russischen Feldern, die zu Beginn des Ukraine-Krieges zu einem Risiko für die Versorgungssicherheit Europas wurde. Schlagartig wurde uns klar, dass unsere Energieversorgung durch vorher undenkbare Szenarien gefährdet werden kann. Das große Projekt der Energiewende, der Dekarbonisierung aller Sektoren unserer Wirtschaft, hat seither ein neues Attribut: Resilienz! Lange hatten wir, in der Gewissheit, dass es immer günstigeres Gas geben würde, nur auf das Thema Klima gesetzt.
Nun aber werden wir deutlich daran erinnert, dass das energiewirtschaftliche Dreieck drei Eckpunkte hat: Klimaschutz, Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit.
Ich möchte daher heute über die aktuelle Situation der Energiekrise sprechen und wie wir als Gesellschaft damit umgehen können. Obwohl wir uns in einem schwierigen Umfeld befinden, wie zum Beispiel dem Ukraine-Krieg und dem Nahost-Konflikt, ist die befürchtete Eskalation der Energiekrise bisher ausgeblieben – dank des europäischen Energiemarkts und -verbundes.
Jeder, der denkt, man könne den Markt manipulieren oder so weit regulieren, dass es keinen Markt mehr gibt, wird feststellen, dass es keine Effizienz, keine Effektivität und die Energie wird nicht dort ankommen, wo sie gebraucht wird und bezahlt werden kann. Wir hätten die Krise nicht überstanden, ohne dass es einen freien Markt gibt.
Dennoch machen uns hohe Energiekosten zu schaffen, insbesondere in Deutschland, da unser wirtschaftlicher Erfolg auch auf günstigem russischem Pipeline-Gas beruhte, das wir nun schneller ersetzen müssen, um unser Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Das sind noch 20 Jahre. Das ist auf dem Energiesektor nicht viel Zeit.
In dieser aktuellen Situation müssen wir uns „ehrlich machen“ in Bezug auf die Energiekosten. Die Beschaffungskosten für Strom und Gas werden aufgrund der geopolitischen Situation auf absehbare Zeit hoch bleiben, und die Transformation zu einem CO²-neutralen Energiesystem ist nicht kostenlos. Der Staat kann dieses Problem nicht allein lösen. Er kann Investitionen in den klimafreundlichen Umbau unterstützen, um die Energiekosten für Haushalt, Gewerbe und Industrie aber auf einem wettbewerbsfähigen Niveau zu halten, brauchen wir ein ausreichendes Energieangebot.
Der Staat kann nicht alles regeln. Da müssen auch die privaten Kunden und das Gewerbe mitziehen. Der Netzausbau muss noch richtig anfangen. Wenn wir im Norden von Deutschland über den Netzausbau sprechen, um die Offshore-Windparks, aber auch Solarfelder anzuschließen, dann geht es um hunderte von Milliarden über die nächsten fünf bis zehn Jahre. Tennet, eigentlich Staatseigentum der Niederlande, hat sich damals von RWE und anderen einen Teil gekauft, das heißt jetzt Tennet Deutschland. Die Niederlande wollten das verkaufen – der Bund hatte nicht genug Geld. Jetzt ist es ein Problem für die Niederlande. Die haben 20 Milliarden Schulden an Tennet Deutschland gegeben. Da kommen nochmal 19 Milliarden dazu. In den nächsten sechs Wochen. Das gefährdet aber das Rating der Niederlande. 40 Milliarden innerhalb eines Jahres auf ein Bruttonationalprodukt von 750 Milliarden kann von einem AAA zu einem AA führen. Die Staatsanleihen fliegen hoch. Sozialleistungen können u.U. nicht mehr gezahlt werden. Und das ist nicht nur in den Niederlanden so. Das gilt für ganz Europa. Jetzt wird klar, was die Energiewende bedeutet und was das kostet. Das ist nicht kostenfrei. Das meine ich mit ehrlich sein.
Hierfür ist es wichtig, schneller und konsequenter als bisher massiv in erneuerbare Energien und die dafür notwendigen Netze, Back-up-Kapazitäten, Speicher und Flexibilitäten zu investieren. Die Industrie, die Quelle unseres Wohlstandes, steht vor einer doppelten Herausforderung. Sie muss in die Dekarbonisierung ihrer Produktionsprozesse investieren, obwohl sie bereits durch den Energiepreisschock infolge des russischen Angriffskrieges geschwächt ist.
Zusätzlich belasten uns strukturelle Standortnachteile, insbesondere die überbordende Bürokratie, die in Deutschland und auch in der EU alles kompliziert, teuer und langweilig macht. Deshalb müssen wir zwei Dinge tun: Die Bürokratie entschlacken, um mehr privates Kapital anzuziehen und das Investieren billiger zu machen, und die Bürokratie entschlacken, um schneller zu werden und den Angebotsschock des fehlenden russischen Erdgases zu überwinden.
Meine Damen und Herren, auch wenn ich nun einige Jahre in Deutschland bin, als Holländer habe ich dann doch einen anderen Blick auf vieles. Und erlauben Sie daher die Feststellung, dass das Verhältnis von Gründlichkeit zu Pragmatismus hierzulande nicht passt. Nicht passt, angesichts der Dringlichkeit, mit der wir die Energiewende vorantreiben müssen. Auch wenn ich kein Freund von Alarmismus bin: In Sachen Klimawandel ist es höchste Zeit, schneller zu werden. Politik und Verwaltung müssen pragmatischer handeln und sich bei der Entwicklung und Umsetzung von Gesetzen an drei Zielen orientieren: Geschwindigkeit, Einfachheit und Umsetzbarkeit. Ein Beispiel dafür ist der Hochlauf von Wasserstoff, bei dem die Definition von grünem Wasserstoff viel zu lange gedauert hat und die Kriterien extrem anspruchsvoll sind, was die Produktionsoptionen reduziert. Es ist wichtig, immer nach vorne zu schauen und sich auf das Machbare zu konzentrieren.
Die Dekarbonisierung der Wirtschaft schreitet weltweit voran, und wir machen stetig Fortschritte bei der großen Transformation dieses Jahrhunderts. Der Umbau des Systems in Industrie und Energiewirtschaft ist in vollem Gange, und es gibt große Fortschritte. Gerade in diesem Feld bieten sich einige interessante und innovative, nachhaltige Energielösungen an. Hierbei geht es im Sinne einer echten Kreislaufwirtschaft oft darum, Energie mehrfach zu nutzen, zum Beispiel durch die Abwärmenutzung, um möglichst wenig Primärenergie zu verschwenden. Abwärme ist eine wertvolle Energiequelle, die noch viel zu häufig ungenutzt verpufft. Sie fällt beispielsweise in industriellen Prozessen wie der Zementherstellung, in der Papier- und Stahlindustrie an. Abwärme kann nicht nur ins Wärmenetz eingespeist werden, sondern man kann daraus sogar Strom gewinnen. Hierfür ist Abwärme noch beinahe vollständig ungenutzt.
Die Abwärmenutzung hat ein enormes Potenzial in Deutschland und in der Welt. Mit konsequenter Abwärmenutzung könnten wir weltweit jährlich 750 Millionen Tonnen CO² vermeiden – eine CO²-Menge, für deren Aufnahme es einen Wald in der Größe von Deutschland bräuchte. Würden allein die deutschen Zementwerke ihre gesamte Abwärme in grünen Strom umwandeln, ließe sich damit ein Bedarf von 480 Gigawattstunden decken – das entspricht dem Verbrauch der Einwohner einer Stadt wie Mannheim. Bei meinem früheren Arbeitgeber E.ON gibt es mittlerweile eine Reihe von Industriekunden, die diesen Weg gehen und die Abwärme in Strom umwandeln. Mutig sein, neue Wege gehen, auf die neueste Technologie setzen.
Aber auch im Privatbereich ist die Dekarbonisierung in vollem Gange. Die Menschen sind zwar, das merken wir bei Umfragen, von vielen Entscheidungen der Politik – Stichwort Heizungsgesetz – genervt und verunsichert, aber sind dennoch in hohem Maße bereit, sich für Klimaschutz zu engagieren. Sie sind oft idealistisch und pragmatisch zugleich. Mit intelligenten Lösungen kann jeder einzelne die Energiewende unterstützen und gleichzeitig etwas für seinen eigenen Geldbeutel tun.
PV-Anlagen rechnen sich für Privatleute. In Kombination mit dem Elektroauto ist das besonders nachhaltig und man fährt mit dem Strom vom eigenen Dach kostengünstiger als mit einem Verbrenner.
Eine aktuelle Studie aus dem Frühjahr dieses Jahres hat ergeben, dass fast jeder dritte Eigenheimbesitzer plant, in den nächsten zwei Jahren eine Solaranlage anzuschaffen. In ein Elektroauto möchte etwa jeder fünfte investieren, in eine Wärmepumpe ungefähr jeder sechste. Vor allem Eigentümerinnen und Eigentümer in der Altersgruppe unter 40 Jahren, also die Jüngeren, wollen in Solar auf dem eigenen Dach investieren. Als Gründe für die geplante Investition geben die Befragten vor allem den Wunsch an, ihre Stromkosten zu senken (82 Prozent) und das Klima zu schützen (56 Prozent). Wer unter 40 Jahre alt ist, will bis Ende 2025 zudem häufiger ein Elektroauto (23 Prozent vs. 18 Prozent) oder eine Wärmepumpe (20 Prozent vs. 15 Prozent) anschaffen.
Meine Damen und Herren, das freut mich. Vor allem, weil ich daran sehen kann, dass die Menschen sich von der manchmal erratischen Politik nicht irre machen lassen und „ihre Energiewende“ umsetzen.
Ich bin überzeugt, dass Industrie, Mittelstand und Haushalte wissen, dass die Transformation langfristig ökonomische Chancen hat. Aktuell wird der Übergang durch die ablaufbare Energiekrise, das konjunkturelle Umfeld und die Zinswende erschwert. In dieser Situation sind viele anfällig für falsche Versprechen und rückwärtsgewandte, vermeintliche einfache Lösungen. Die Akzeptanz hängt davon ab, dass wir die Phase des Übergangs so kurz und wirtschaftlich tragbar wie möglich gestalten. Dies funktioniert nur durch eine noch schnellere und ausgewogenere Umsetzung.
Politik und Regulierung müssen den Weg frei machen, anstatt mit immer kleinteiligeren Vorschriften neue Komplexität zu schaffen. Dann können Energiewirtschaft, Mittelstand und Industrie partnerschaftlich zeigen, dass neue Energie funktioniert, im Sinne von Nachhaltigkeit, Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit. In diesem Sinne wünsche ich uns allen gemeinsamen Erfolg bei der Umsetzung des wichtigsten Projekts unserer Zeit.
Dankeschön.
Marieke Abbink-Pellenbarg
Directeur
NEC (New Energy Coalition) – New Energy
Forum, Groningen/Niederlande
Hans-Hermann Ahlers
Partner
OSPIG GmbH, Bremen
Prof. Thomas Albert
Intendant
Musikfest Bremen
Sven Ambrosy
Landrat
Landkreis Friesland, Jever
Honorarkonsulin Petra Baader
CEO
Baader Global SE, Lübeck
Norwegische Honorarkonsulin
Johannes Bieniek, LL.M.
Rechtsanwalt und Notar
Ganten, Hünecke, Bieniek & Partner, Bremen
Martin Billhardt
Geschäftsführer
Sidlaw GmbH, Hünenberg (Zug)/Schweiz
Dr. Andreas Blühm
Direktor
Groninger Museum, Groningen/Niederlande
Wilhelm von Boddien
Geschäftsführer
Förderverein Berliner Schloß e.V., Hamburg
ehem. Mitglied ‚Kleines Gremium‘,
Bremer Tabak-Collegium
Bente Boerstra, LL.M.
Rechtsanwältin
BBG und Partner, Bremen
Honorarkonsul Hylke Huibert Boerstra
Honorarkonsulat des Königsreichs der Niederlande,
Bremen
Beirat, Krämer-Gruppe
Matthias Böhm
Geschäftsführender Gesellschafter
Lampe & Schwartze KG, Bremen
Tobias Braun
Mitglied der Geschäftsleitung
Lampe & Schwartze KG, Bremen
Dr. Jörg Bremer
Journalist, Historiker und Autor
ehem. Korrespondent und Redakteur Frankfurter
Allgemeine Zeitung
Mitglied ‚Kleines Gremium‘, Bremer Tabak-Collegium
Dr. Thomas Brinkmann, LL.M.
Rechtsanwalt u. Notar
Dr. Schackow & Partner – Rechtsanwälte und
Notare, Bremen
Sprecher ‚Kleines Gremium‘, Bremer Tabak-Collegium
Dr. Kai Brüggemann
Vorsitzender der Geschäftsführung
Chairman of the Board
Deharde GmbH, Varel
Präsident Industrie-Club Bremen e.V.
Olaf Buske
Partner
KPMG AG, Bremen
Jan Christiansen
Geschäftsführer
Diersch & Schröder GmbH & Co. KG, Bremen
Kristiina Coenen
Director – Tax & Legal Garage
Deloitte Deuschland, Düsseldorf
Constantin Conrad
Geschäftsführer
Lexzau, Scharbau GmbH & Co. KG, Bremen
Ulf Cronenberg
Rastede
Dipl.-Kfm. Heiner Dettmer
Geschäftsführender Gesellschafter
Dettmer Group KG, Bremen
Senator a.D. Dr. h.c. Friedrich Dieckmann
Berlin
Schriftsteller und Vizepräsident der Sächsischen
Akademie der Künste
Johann Doden
Syndikus und Hauptgeschäftsführer
Arbeitgeberverband für Ostfriesland und
Papenburg e.V., Emden
Tobias Döpkens
Geschäftsführender Gesellschafter
Adler Solar GmbH, Bremen
Noel Dörr
Rothschild & Co., München
Peter Döscher
Geschäftsführer
I-GSK Döscher GmbH, Geestland
Klaus Filbry
Vorsitzender der Geschäftsführung
Werder Bremen GmbH & Co. KG aA, Bremen
Dr. Matthias Fonger
Hauptgeschäftsführer und I. Syndicus
Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und
Bremerhaven
Jens-Uwe Freitag
Vorsitzender des Vorstandes
Braunschweiger Versorgungs-AG & Co. KG,
Braunschweig
Staatsrätin Maike Frese
Staatsrätin
Die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und
Transformation, Bremen
Bert Gausepohl
Geschäftsführer
Bühnen GmbH & Co. KG, Bremen
Heinz-Jürgen Gerdes
Geschäftsführender Gesellschafter
Friesische Wollweberei GmbH&Co.KG, Zetel
Olaf Geyer
Partner
Arthur D. Little GmbH, Frankfurt am Main
Simon Golshan, LL.M.
Partner, Rechtsanwalt
Walch, Rittberg, Nagel Rechtsanwälte und
Steuerberater Partnerschaft mbB, Hamburg
Verena Grewe
Geschäftsführerin
Arthur Behrens
Elektronische Bauteile GmbH & Co. KG, Bremen
Theresa Gröninger, MdBB
Sprecherin für Wirtschaft
CDU-Bürgerschaftsfraktion, Bremen
Prof. Dr. Herwig Guratzsch
Hamburg
ehem. Direktor Stiftung Schleswig-Holsteinische
Landesmuseen, Schleswig
ehem. Mitglied ‚Kleines Gremium‘,
Bremer Tabak-Collegium
Frits Häcker
Hamburg
Hannes von Heimendahl
Landwirt
Kempen
Philip W. Herwig
Geschäftsführender Gesellschafter
Röhlig Logistics GmbH & Co. KG, Bremen
Peter Hoedemaker
Bremen
Christoph Holtkemper
Geschäftsführender Gesellschafter
ROLAND Umschlagsgesellschaft für
kombinierten Güterverkehr mbH & Co. KG,
Bremen
Vorstand Giebel Familienstiftung
Anke van Hove
Präsidentin
Oberlandesgericht Oldenburg
Gerhard Jochum
ehem. Mitglied des Vorstandes
EnBW Ernergie Baden-Würtemberg AG
Horst Jürgens
Vorsitzender des Beirates
H. Jürgens Holding GmbH, Bremen
Joachim Jürgens
Geschäftsführer
OMNILAB-LABORZENTRUM GmbH & Co. KG,
Bremen
Carl Kau
Geschäftsführender Gesellschafter
Ipontix Corporate Finance GmbH, Bremen
Mitglied des Vorstandes Bund der Steuerzahler
Niedersachsen und Bremen e.V.
Dr. Christoph B. Klosterkemper
Geschäftsführender Gesellschafter
Atermann König & Pavenstedt GmbH & Co. KG,
Bremen
Dr. Torsten Köhne
Bremen
Mitglied ‚Kleines Gremium‘, Bremer Tabak-Collegium
Elmer Koole
Nuis/Niederlande
Dr. Malte Köster
Rechtsanwalt
Willmerköster Rechtsanwälte und
Insolvenzverwalter, Bremen
Rebecca K. Kreuzgrabe
Generalbevollmächtigte und
Mitglied ‚Kleines Gremium‘
Bremer Tabak-Collegium
Patrick Lammers
CEO
Skyborn Renewables GmbH, Hamburg
Henry Lamotte
Bremen
Hans-Dieter Lampe
Geschäftsführender Gesellschafter
Handelsgesellschaft Frantz Kragh GmbH, Bremen
ehem. Generalbevollmächtigter
Bremer Tabak-Collegium
Dipl.-Ing. Philipp Lehnert
Managing Director
Vector Foiltec Holding GmbH, Bremen
Marcel Linnemann
Geschäftsführer
Justus Grosse GmbH, Bremen
Julian Linnemann
Projektleiter
Justus Grosse GmbH, Bremen
Barbara Lison
Geschäftsführerin
Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung, Bremen
I.H. Ebba Freifrau von Loë
Rheinberg-Budberg
Dr. Eberhard Lohmann
Rechtsanwalt
Bremen
Generalleutnant a.D. Ton van Loon
Nederweert/Niederlande
Thorsten Lorenzen
Partner
Baker Tilly, Ratingen
Dipl.-Kfm. Jens Lütjen
Geschäftsführender Gesellschafter
Robert C. Spies KG, Bremen
Robert Mahn
Mitglied des Vorstandes
Minerva Versicherungs-AG, Bremen
Markus Mainka
Leiter der Kommunikation Standort Bremen
Mercedes Benz AG – Werk Bremen
Janina Marahrens-Hashagen
Geschäftsführende Gesellschafterin
H. Marahrens Schilderwerk Siebdruckerei
Stempel GmbH, Bremen
Dr. Klaus Meier
Geschäftsführender Gesellschafter
Überseeinsel GmbH, Bremen
Prof. Dr. h.c. Rudolf Mellinghoff
Ottobrunn
Richter des Bundesverfassungsgerichts a.D.
Präsident des Bundesfinanzhofes a.D.
Mitglied ‚Kleines Gremium‘,
Bremer Tabak-Collegium
Claudia Messerknecht
Gesellschafterin
sagmalspaghetti GbR, Bremen
Christian Meyer-Hammerström
Geschäftsführer
Osterholzer Stadtwerke GmbH & Co. KG,
Osterholz-Scharmbeck
Dr. Dörte Mierau
Senior Policy Advisor Internationale Beziehungen
Gemeente Groningen, Groningen/Niederlande
Carola von Moltke
Marketing Manager
KfW – Kreditanstalt für Wiederaufbau,
Frankfurt am Main
George C. Muhle
Geschäftsführender Gesellschafter
Atermann König & Pavenstedt GmbH & Co. KG,
Bremen
Eske Nannen
Vorsitzende des Aufsichtsrates
Kunsthalle Emden
Cornelius Neumann-Redlin
Hauptgeschäftsführer
Die Unternehmensverbände im
Lande Bremen e.V., Bremen
Sabine Niemeyer
Regionalleiterin Privatkunden Region Nord
Deutsche Bank AG, Hamburg
Lutz Oelsner
ehem. Vorsitzender des Vorstands
Gestra AG, Bremen
Präsident der Unternehmensverbände im
Lande Bremen e.V.
Anja Ottersberg-Maenner
Senior Manager Kunden und Partnermanagement
Lampe & Schwartze KG, Bremen
René Paas
Commissaris van de Koning
Provincie Groningen, Groningen/Niederlande
Dirk von Padberg
Partner
Hartz Regehr GmbH, München
Minister a.D. Prof. Dr. Dr. h.c. Karl-Heinz Paqué
Vorsitzender
Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit,
Potsdam
Mitglied ’Kleines Gremium‘, Bremer Tabak-Collegium
Honorarkonsul Lutz H. Peper
Geschäftsführender Gesellschafter
Peper & Söhne GmbH, Bremen
Honorarkonsul der Republik Lettland
Bernd Petrat
Geschäftsführender Gesellschafter
Nordwest Industrie Group GmbH, Bremen
Max Roggemann
Geschäftsführer
Enno Roggemann GmbH & Co., Bremen
Gerhard B. Roggemann
Geschäftsführender Gesellschafter
Kalfamer Holdings GmbH, Hannover
Member of the Board of Governors,
Jacobs University Bremen
Arend-Jan Rozema
Managing Director
Amasus Shipping, Delfzijl/Niederlande
Alexander Ruddat
Geschäftsführender Gesellschafter
Ruddat Grundbesitz GmbH & Co. KG, Bremen
Julius C. Runge
Geschäftsführender Gesellschafter
Tegro Runge GmbH, Bremen
Thore Schäck, MdBB
Landesvorsitzender/Fraktionsvorsitzender
FDP Bremen
Botschafter a.D. Gajus Scheltema
Velp/Niederlande
Dr. Marina Schlieper
Deputy General Manager
Mitsui & Co. Deutschland GmbH, Düsseldorf
Bürgermeister Koen Schuiling
Bürgermeister
Gemmente Groningen, Groningen/Niederlande
I.H. Ines Gräfin von der Schulenburg
Kestner-Gesellschaft, Hannover
René Schutte
Program Manager Hydrogen
Gasunie, Groningen/Niederlande
Jan Schütz
Vorstand/CFO
Johann Bunte Bauunternehmung SE & Co. KG,
Papenburg
Caspar Seemann
Partner
Hartz Regehr & Partner GmbH
Vermögensverwaltung, München
Ralf Stapp
Vorsitzender der Geschäftsführung
Bremer Aufbau-Bank GmbH, Bremen
Max F. Stegemann
Mitglied des Vorstands
Minerva Versicherungs-AG, Bremen
Daniel Steigmann
Mitglied der Geschäftsleitung
Deutsche Bank AG Bremen
Cornelius Strangemann
Geschäftsführer
Lestra Kaufhaus GmbH, Bremen
Juliane Tegtmeyer
Leitung Fundraising & Events
Die Deutsche Kammerphilharmonie
Bremen GmbH, Bremen
Senatorin a.D. Dr. Helga Trüpel
Agentur Art, Bremen
Henning Twickler
Coördinator Internationalisering
Provincie Groningen/Niederlande
Dr. Tammo Vitens, LL. M.
Rechtsanwalt
Dr. Schackow & Partner –
Rechtsanwälte und Notare, Bremen
Philipp Wacker
Geschäftsführer
Vollers Group GmbH, Bremen
Jakob Weets
Geschäftsführender Gesellschafter
Spedition Weets GmbH, Emden
Jonathan Wehking
Geschäftsführer Beteiligungen
Joh. Jacobs & Co. (AG & Co.) KG, Bremen
Dr. Patrick Wendisch
Gesellschafter
Lampe & Schwartze KG, Bremen
Mitglied ‚Kleines Gremium‘,
Bremer Tabak-Collegium
Präsident der Eiswette von 1829
General a.D. Volker Wieker
Ganderkesee
Generalinspekteur der Bundeswehr a.D.
Mitglied ‚Kleines Gremium‘,
Bremer Tabak-Collegium
Klaus Windheuser
Mitglied des Vorstands
Die Sparkasse Bremen AG, Bremen
Dr. Michael Winkler
Geschäftsführer
Hella Fahrzeugkomponenten GmbH, Bremen
Nils Wrogemann
Mitglied der Geschäftsleitung
Deutsche Bank AG, Bremen
Henning von Zanthier
Rechtsanwalt
Falkensee
Dr. Matthias Zimmermann
Geschäftsführender Gesellschafter
WWB Weser-Wohnbau Holding GmbH & Co. KG,
Bremen