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164. Zusammenkunft am 27. September 2007 im Berliner Rathaus

Sprecher des Collegiums

Prof. Dr. Rupert Scholz

Vortrag in der Collegiumsrunde

Prof. Dr. Richard Schröder

Thema

Wie gehen wir mit der Einheit um ?

164. Zusammenkunft am 27. September 2007 im Berliner Rathaus

Vorwort

Es gehört zur Tradition des Bremer Tabak-Collegiums, regelmäßig Zusammenkünfte nach Berlin, in die deutsche Hauptstadt, einzuberufen. So haben Bremer Tabak-Collegien 1972 im damaligen Berlin-Museum, 1974 in der Neuen Nationalgalerie, 1980 im Schloß Bellevue, 1984im Berliner Reichstag, 1987 im Schloß Charlottenburg, 1987 im Kronprinzenpalais und im Jahr 2000 im Hause der DG-Bank am Pariser Platz stattgefunden.

Dieser Tradition entsprechend versammelte sich das Bremer Tabak-Collegium am 27. September 2007 zu seiner 164. Zusammenkunft erneut in Berlin – dieses Mal im Roten Rathaus, dem Amtssitz des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, der persönlich an einer Teilnahme verhindert war und von Thilo Sarrazin, dem Berliner Senator für Finanzen vertreten wurde.

Der Sprecher des Collegiums, Professor Dr. Rupert Scholz, begrüßte die etwa 180 Gäste des Collegiums im Foyer im ersten Obergeschoß des Rathauses und bedankte sich beim Hausherrn für die für die Einladung des Collegiums in das Rathaus, und vor allem auch dafür, daß die üblicherweise strengen Regeln des Rauchens im Hause für das traditionsreiche Collegium etwas gelockert werden konnten.

Das Bremer Abendbrot fand im Wappensaal statt, einem mit den Wappen der Länder getäfelten Saal, der damit eine bezeichnende Umgebung vor allem für die Tischrede des Hausherrn wurde, der sich, nicht gänzlich unerwartet, mit den Finanzen und den Finanzbeziehungen von Bund und Ländern auseinandersetzte, und nicht zuletzt auch den Bremern hier einige Leviten las.

Der mächtige Festsaal des Rathauses, fast zu groß selbst für eine große Collegiumsrunde, war dann Schauplatz eines überaus eindrucksvollen Vortrages von Prof. Dr. Richard Schröder, Theologe an der Humboldt-Universität zu Berlin zum Thema „Wie gehen wir mit der Einheit um ?“ Es gab wohl kaum jemanden in der Collegiumsrunde, der nicht in besonderer Weise emotional erfasst wurde von dem Thema der deutschen Einheit – der Wiedervereinigung, die vor gut anderthalb Jahrzehnten noch wohl allen Menschen in Deutschland, im Osten wie im Westen, als ein unerwartetes Geschenk von historischer Dimension erschienen war, die seither ihren Platz in den Herzen vieler damals noch so dankbarer Menschen verlassen und den Weg in die Welt wohlfeiler Nachrichtenmedien, Vorurteile und kommerzieller Betrachtungen angetreten hat. Es war eine Wohltat, Richard Schröders von Herzen kommendes Plädoyer für eine Rückbesinnung zu hören – ein Plädoyer, dem sich zahlreiche Wortbeiträge in der dem Vortrag folgenden Aussprache anschlossen.

Auch während des Ausklangs in dem außerordentlich schönen Säulensaal beherrschte der eindrucksvolle Vortrag noch zahlreiche Gespräche und Diskussionen.

*   *

Die 165. Zusammenkunft des Bremer Tabak-Collegiums wird im Juni 2008 in Danzig/Gdansk – in den Räumen des Rechtstädtischen Rathauses und des Artushofes in der Langgasse – stattfinden.

164. Zusammenkunft am 27. September 2007 im Berliner Rathaus

Begrüßung – Professor Dr. Rupert Scholz

Meine sehr geehrten Herren !

Im Namen des Kleinen Gremiums des Bremer Tabak-Collegiums darf ich Sie heute sehr herzlich zu unserem heutigen Tabak-Collegium im Roten Rathaus in Berlin begrüßen. Als heutiger Sprecher des Kleinen Gremiums freue ich mich sehr, daß Sie alle unserer Einladung gefolgt sind. Mein besonderer Gruß gilt natürlich unserem heutigen Festredner, Herrn Prof. Dr. Richard Schröder, und unserem heutigem Gastgeber, Herrn Senator Dr. Sarrazin, der heute den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit hier im Roten Rathaus vertritt.

Wenn ich mich Ihnen allerdings als heutiger Sprecher des Kleinen Gremiums des Bremer Tabak-Collegiums vorstelle, so wird der eine oder andere von Ihnen vielleicht fragen, wie kommt der Berliner Rupert Scholz dazu, als Sprecher einer der traditionsreichsten Institutionen der Hansestadt Bremen hier in Berlin aufzutreten, ist besagter Scholz doch, wie den meisten bekannt ist, kein Bremer, sondern ein Ur-Berliner. Letzteres ist ebenso richtig wie meine Zugehörigkeit zum Kleinen Gremium, zu dessen Mitglied ich vor vielen Jahren berufen worden bin – eine Berufung, die für mich nicht nur eine außerordentlich hohe Ehre bedeutete, sondern die mich inzwischen auch zu einem Stück Bremer und Hansestädter, ungeachtet meiner Berliner Geburt und meines Lebens in Berlin, hat werden lassen. Letztlich ist es gerade die große Toleranz, die große Liberalität bremischen Hanseatentums, die auch das Bremer Tabak-Collegium seit jeher geprägt hat und die ganz wesentlich dazu beigetragen hat, daß das Bremer-Tabak-Collegium traditionell, in aller Regel zweimal im Jahr, gerade außerhalb Bremens tagt und einlädt. So gehört es auch jeher zur Tradition des Bremer Tabak-Collegiums, auch regelmäßig zu Zusammenkünften in Berlin, also in unserer deutschen Hauptstadt, einzuladen. Heute sind wir bereits zum achten Mal in Berlin. Nach einer ersten Zusammenkunft im Jahr 1972 im damaligen Berlin-Museum haben Bremer Tabak-Collegien bereits in der Neuen Nationalgalerie 1974, im Schloß Bellevue 1980, im Berliner Reichstag 1984, im Schloß Charlottenburg 1987, im Kronprinzenpalais 1997 und das letzte Mal im Hause der DG-Bank am Pariser Platz 2000 stattgefunden.

Heute tagen wir nun im Roten Rathaus, jenem berühmten Traditionsbau von Waesemann, dessen Bau 1861 begonnen und 1870 mit der feierlichen Einweihung als Rathaus Berlins abgeschlossen wurde. Heute ist das Rote Rathaus Sitz des Regierenden Bürgermeisters einer Stadt, die nicht nur und wieder zur Hauptstadt Deutschlands wurde, sondern die über die Wiedervereinigung auch ihre eigene Einheit wiederfand. Wenn wir uns heute bei diesem Tabak-Collegium mit der deutschen Einheit befassen, wenn Prof. Richard Schröder, Autor des Buches „Die wichtigsten Irrtümer der deutschen Einheit“, heute zur Frage „Wie gehen wir mit der Einheit um ?“ zu uns sprechen wird, so findet diese Thematik hier im Roten Rathaus ihren besonderen und wahrhaft symbolkräftigen Ort. Ist der Reichstag das Symbol für die wiedergewonnene staatliche Einheit Deutschlands, so ist das Rote Rathaus Symbol für die wiedervereinigte Stadt Berlin, für den wiedervereinigten Stadtstaat Berlin und damit auch für die stadtstaatliche Metropole des Landes Berlin, eines der Länder unter sechzehn anderen Bundesländern.

Fragt man nach Verbindungslinien, nach Verwandtschaften zwischen Berlin und Bremen, so finden sich solche ebenso in der Vergangenheit wie in der aktuellen Gegenwart. Im einzelnen werde ich hierauf noch später zurückkommen. Aber ein Thema muß ich schon jetzt, gleichsam der Geschäftsordnung halber, unmittelbar und direkt ansprechen: nämlich die Rolle des Rauchens und die Rolle des Tabaks. Das Bremer Tabak-Collegium sieht sich in der Tradition von Friedrich Wilhelm I. und von Friedrich dem Großen. Sie waren die Begründer der berühmten Tabak-Collegien, auf denen „bei Pfeifenrauch und Ducksteiner Bier im Kreise Vertrauter, Minister, Militärs sowie ‚durchreisender Standespersonen‘ es galt, die eigene Meinung zu Tagesgeschehnissen zu äußern und die Meinung der geladenen Gäste kennen zu lernen. An diese Tradition knüpft das Bremer Tabak-Collegium an; und dies nicht zuletzt auch im Wissen um die traditionelle Rolle Bremens als großer Importeur wie Hersteller von Tabakwaren. Und wenn man so will, verbindet schon der Tabak Berlin und Bremen nicht nur auf der Grundlage der historischen Reminiszenz an Friedrich Wilhelm I. und Friedrich dem Großen, sondern auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Denkt man an den Beitritt Bremens zum Norddeutschen Bund zurück, so erinnert sich auch jeder an die harten Kontroversen zwischen Bismarck und Bremen bzw. den anderen Hansestädten, soweit es um die Bismarck’sche Schutzzollpolitik für Industrie und Landwirtschaft ging. Bismarck wollte das staatliche Tabakmonopol; Bremen hielt energisch gegen, bestand auf der Freiheit des Marktes und Handels und setzte sich im Ergebnis auch erfolgreich durch, das Bismarck’sche Tabakmonopol scheiterte am Widerstand Bremens. Und wenn man an die Nachkriegszeit denkt, so ist Bremen immer ein besonderer Standort der deutschen Tabak-Industrie gewesen wie geblieben, und das alte West-Berlin machte ihm hierbei kräftig Konkurrenz. Die Produktion von Tabak-Waren verlagerte sich in hohem Maße nach Berlin oder, wie es gelegentlich ein wenig boshaft ausgedrückt wurde, auf die „verlängerte Werkbank“ Berlin, eine Werkbank, die gerade wegen der besonderen wirtschaftlichen Probleme der Westberliner Insellage und deren notwendigem Angewiesensein auf staatliche Subventionen in vielfältiger Hinsicht in der Tat zu einer Art von „verlängerter Werkbank“ wurde oder auch verfiel – verfiel jedenfalls im Lichte der früheren Berliner Geschichte, die Berlin bekanntlich als größte europäische Industriestadt nach London auswies. Immerhin, der Tabak hat Bremen und Berlin auch in der Nachkriegszeit miteinander verbunden – Bremen blieb ein Zentrum der Tabakproduktion und Berlin wurde, und sei es auch nur als verlängerte Werkbank“, zum Konkurrenten wie zum Partner.

Heute geht es um die Partnerschaft zwischen Rotem Rathaus und Bremer Tabak-Collegium. Das Bremer Tabak-Collegium bekennt sich zum Rauchen und zum Konsumieren von Tabakprodukten, vor allem zur traditionellen Tonpfeife. Im Roten Rathaus gilt allerdings, wie uns von unserem Gastgeber gesagt wurde, ein prinzipielles Rauchverbot; und hierauf muß ich Sie schon jetzt geschäftsordnungsmäßig hinweisen. Wir haben allerdings eine großzügige Regelung erhalten. Beim Abendessen bitte ich Sie, nicht zu rauchen. Anderes gilt aber beim Collegium selbst. Dort dürfen unsere Tonpfeifen geraucht werden, dort hat man uns – jetzt spreche ich von Berliner Liberalität – eine großzügige Ausnahme vom sonst geltenden Generalverbot gewährt.

Ein bestimmter Zeitgeist lehrt uns allerdings heute, daß Rauchen nicht mehr in, sondern daß Rauchen out ist, daß das Rauchen angeblich zu bekämpfen ist, daß Rauchen gesundheitsschädlich ist, daß Rauchen also und grundsätzlich verboten gehört. Vergegenwärtigt man sich die öffentlichen Diskussionen in Deutschland aus den vergangenen Monaten, so hat man manchmal den Eindruck gewinnen können, als sei das Rauchen wahrhaftig das schlimmste Werk Satans, gehört Rauchen also wahrhaftig und absolut in die Hölle verbannt. Diese Diskussion ist natürlich auch am Bremer Tabak-Collegium nicht vorbeigegangen; und ich darf Ihnen versichern, daß niemand bei uns zum Rauchen gezwungen wird, daß wir andererseits aber unverändert der Meinung sind, daß das Rauchen auch ein wenig erlaubt bleiben muß. Und hierfür haben wir viele gute Zeugen – bis hin wiederum zu Friedrich Wilhelm I. und Friedrich dem Großen. Oder lassen Sie mich Thomas Mann aus dem „Zauberberg“ zitieren: „Gott sei Dank raucht man ja in der ganzen Welt, es ist nirgendwo unbekannt, so viel ich weiß, wohin man auch etwa verschlagen werden sollte. Selbst die Polarforscher statten sich reichlich mit Rauchvorrat aus für ihre Strapazen, und das hat mich immer sympathisch berührt, wenn ich es las“. Jean-Paul Sartre hält ein Leben ohne Zigaretten für „ein bißchen weniger lebenswert“ und Molière meint sogar, ohne Rauchen sei es überhaupt nicht wert, gelebt zu haben. Mark Twain schreibt: „Wenn man es im Himmel nicht tun darf, gehe ich nicht hin“. Andererseits ist der Kampf gegen das Rauchen auch nichts Neues. Schon Rodrigo de la Jerez, ein Begleiter von Columbus und vielleicht der erste offizielle europäische Raucher, wurde, als er aus Mund und Nase qualmend aus Amerika heimkehrte, von der Inquisition umgehend in den Kerker geworfen. 1603/04 nennt James I., König von England und Schottland, in seiner sogar eigenhändig verfaßten Streitschrift „A counterblaste to tobacco“ das Rauchen „The greatest senne of all“. Andererseits und wiederum heißt es, in einer französischen Schrift aus dem Jahre 1700 „Le bon usage du Tabac en poudre“: Der Tabak „macht das Gehirn und die Nerven trockener und beständiger. Daraus erfolgt eine sichere Urteilskraft, eine klarere und umsichtigere Vernunft und eine größere Beständigkeit der Seele“. Der holländische Arzt Cornelius Bontekoe schreibt im 18. Jahrhundert das Rauchen sei eine Tätigkeit, die „allem Ungemach, das eine sitzende Lebensart mit sich zu bringen pflegt, vorkommen und abwehren kann“. Der holländische Arzt Beintema von Palma schreibt: „Einer der studiert, muß notwendig viel Tabak rauchen, damit die Geister nicht verloren gehen oder daß sie anfangen zu langsam umzulaufen, weshalb der Verstand, sonderlich schwere Sachen nicht wohl faßt, wieder möge erweckt werden, worauf alles klar und deutlich dem Geiste überliefert wird, und er wohl überlegen und beurteilen kann“.

Sie sehen also, meine Herren, das Pro und Contra zum Rauchen ist nichts Neues; und ich denke, es sollte hier schon ein bißchen der Grundsatz „Chacun a son gout“ gelten, wie er wiederum Friedrich dem Großen zugeschrieben wird. Dies ist jedenfalls die Devise des Bremer Tabak-Collegiums und deshalb freuen wir uns, daß man uns auch heute die beschriebene Ausnahme vom hiesigen Rauchverbot gewährt hat. Ein wenig Trost will ich auch denen spenden, die mit dem Rauchen auf Kriegsfuß stehen. Ich darf Ihnen eine phantastische Perspektive aufzeigen, die, soweit ich sehe, bisher noch niemand aufgegriffen hat: Im Jahre 1627 hat der kurpfälzische Gesandte Johann Joachim v. Rusdorff über die damals in den Niederlanden hochkommende Mode des Rauchens wie folgt berichtet: „Ich kann nicht umhin, mit einigen Worten diese neue, erstaunliche und vor wenigen Jahren aus Amerika nach unserem Europa eingeführte Mode zu tadeln, welche man eine Sauferei des Nebels nennen kann, die alle alte und neue Trinkleidenschaft übertrifft. Wüste Menschen pflegen nämlich den Rauch von einer Pflanze, die sie Nicotiana oder Tabak nennen, mit unglaublicher Begierde und unauslöschlichem Eifer zu trinken und einzuschlürfen“. Man sprach damals also nicht vom Rauchen des Tabaks, sondern vom „Rauchtrinken“ oder „Tabaktrinken“. Und so veröffentlichte beispielsweise der jesuitische Prediger und Schriftsteller Jakob Balde im Jahre 1658 seine Satire gegen das Rauchen unter dem Titel „Die truckene Trunkenheit“. Und wenn wir dies hören, so ist ja rasch die Parallele zum Alkohol und Alkoholtrinken gezogen. Noch – so muß man es wohl sagen – ist ja auch das Trinken von Alkohol nicht verboten. Aber auch hier sind ja viele schon auf dem Kriegspfad. Gäbe man jenen das Stichwort, daß das Rauchverbot eigentlich nur einen ersten Schritt zum Verbot von Trunkenheit und Alkohol darstellen könnte, so wäre der zweite Schritt mit Sicherheit rasch getan: nämlich auch das Trinken zu verbieten.

Und wieder stünden wir vom Bremer Tabak-Collegium vor einem zweiten Problem, nämlich dem, daß zu unseren Usancen nicht nur das Rauchen, sondern auch das Trinken von edlem Rotwein gehört. Und so kann ich nur – damit darf ich schließen – die Hoffnung ausdrücken, daß dieser zweite Kriegspfad nicht auch noch beschritten werden möchte, stünde dann das Bremer Tabak-Collegium doch in einem Zwei-Frontenkrieg; und solche Zwei-Frontenkriege sollte man bekanntlich nach Möglichkeit vermeiden.

Bin ich damit schon beim Trinken von Alkohol, so darf ich nunmehr unseren heutigen Hausherrn, Herrn Senator Dr. Sarrazin, zu mir bitten, um das gemeinsame Zeremoniell des traditionellen Löffeltrunks vorzunehmen:

„ik seh di“ – „dat freut mi“
„ik drink di to“ – „dat doo“
„ik heff di tosapen“ – „hest den Rechten drapen“
„Prost“

164. Zusammenkunft am 27. September 2007 im Berliner Rathaus

1. Tischrede – Professor Dr. Rupert Scholz

Meine sehr geehrten Herren !

Wie ich bereits in meiner Begrüßung gesagt habe, steht unser heutiger Tagungsort, das Berliner Rote Rathaus, in ganz entscheidender, außerordentlich symbolkräftiger Weise für die deutsche Einheit einerseits und für den Stadtstaatenstatus Berlins andererseits. Mit den Fragen der deutschen Einheit wird sich unser heutiger Gastredner, Prof. Dr. Richard Schröder, in seinem Vortrag im einzelnen befassen. Gestatten Sie mir deshalb, ein paar andere Aspekte unserer heutigen Gesamtthematik, nämlich den Stadtstaat und die Hauptstadt Berlin einerseits und im Verhältnis hierzu die Hansestadt Bremen andererseits anzusprechen.

Berlin ist heute anerkannte und wohl auch allseits akzeptierte Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands. Denkt man noch an die fast dramatisch zu nennenden Auseinandersetzungen um die Frage „Berlin oder Bonn“ vor allem im Deutschen Bundestag zurück, denkt man an viele der damals beschworenen Horrorszenarien um und gegen die Hauptstadt Berlin zurück, so kann man heute nur konstatieren, daß alle diese Horrorszenarien nicht Realität geworden sind, daß Berlin vielmehr eine inzwischen längst allseits akzeptierte Hauptstadt geworden ist, daß Berlin zunehmend seine Rolle als nationale Metropole angenommen hat und in dieser Rolle auch in ganz Deutschland identifiziert wird. Die vom Sohn des legendären Berliner Bürgermeisters Ernst Reuter, Edzard Reuter vor noch nicht allzu langer Zeit provozierend gestellte Frage „Ist Berlin zwar die formelle, in Wahrheit aber nur geduldete Hauptstadt der Deutschen ?“ ist wohl längst in dem Sinne beantwortet worden, daß Berlin nicht nur formelle Hauptstadt ist, daß Berlin nicht nur geduldete Hauptstadt ist, daß Berlin vielmehr die wirkliche und zunehmend auch identitätsstiftend-wirksame Hauptstadt der Deutschen geworden ist.

Berlin hat aber nicht nur seine Rolle als Hauptstadt zu bestehen und auszufüllen, Berlin muß auch seine Rolle als Bundesland bzw. als Stadtstaat im Konzert wie Wettbewerb der sechzehn Bundesländer bestehen. Und hier sind die Probleme nach wie vor offenkundig. Die wirtschaftliche Lage Berlins ist nach wie vor außerordentlich prekär, Berlin kann mit Sicherheit nicht aus eigener Kraft wirtschaftlich und damit auch finanziell genesen. Zu groß sind die Lasten, die vor allem auf das wirtschaftliche Ausbluten in den Jahrzehnten der Teilung zurückgehen. Die einst größte Industriestadt Deutschlands ist heute, wie jedermann weiß, in verhängnisvollem Maße verschuldet, sie ist kein funktionstüchtiger, effektiver Industriestandort mehr. Diese wirtschaftlich wie finanziell prekäre Situation Berlins führt rasch zum Vergleich mit der Hansestadt Bremen.

Bremen wie Berlin gehören heute zu den meistverschuldeten Bundesländern; und beide Bundesländer haben vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe um eine tragfähige Zukunftslösung für ihre finanziellen Probleme gekämpft – zuletzt Berlin mit negativem Ausgang. Die zugrundeliegenden Zahlen zur finanziellen Situation Berlins wie Bremens sind bekanntlich deprimierend. Bremen hat zwar noch im Jahre 1994 Bundeszuschüsse in Höhe von 8 Milliarden Euro erhalten, hat dennoch aber derzeit 13 Milliarden Schulden und muß dafür Jahr für Jahr rund 550 Millionen Euro Zinsen zahlen. Berlin sitzt sogar auf einem Schuldensack von rund 60 Milliarden Euro. Alles dies hat viele Ursachen, ist sicherlich in der einen oder anderen Facette auch selbst verschuldet, insgesamt aber von beiden Bundesländern jedenfalls nicht ausschließlich allein zu vertreten. Dies zeigt sich sehr deutlich vor allem am Beispiel Bremens. Bremen verfügt, nach Hamburg, nach wie vor über das zweithöchste Bruttoinlandsprodukt, d.h. ein Bruttoinlandsprodukt je Einwohner in Höhe von 36.600 Euro (Meßzahl 2005). Bremen liegt hinsichtlich der Industriebeschäftigten im Vergleich hinter Baden- Württemberg, dem Saarland und Bayern nach wie vor mit 90 Industriebeschäftigten je tausend Einwohner auf dem vierten Platz der bundesstaatlichen Vergleichsskala. In der Arbeitsplatzdichte liegt Bremen mit 575 Erwerbstätigen pro tausend Einwohner auf Platz zwei hinter Hamburg (Meßzahl 2005); und ähnlich lag bzw. liegt die Arbeitslosenquote. Andererseits bei den Sozialhilfeempfängern liegt Bremen mit 8,7 per einhundert Einwohner an der Spitze – vor Berlin mit 7,4 Sozialhilfeempfängern. Und bei den Staatsausgaben pro Einwohner ist die Situation ähnlich. Mit 5.490.- Euro liegt Bremen an der Spitze, vor Berlin mit 5.330.- Euro und Hamburg mit 5.000.- Euro. Schon diese Zahlen dokumentieren die spezifischen Probleme Berlins wie Bremens, dokumentieren aber – gerade wenn man das insgesamt sehr viel besser gestellte Hamburg mit einbezieht – die typische Stadtstaatenproblematik, die zu den wesentlichen Brennpunkten der heute aktuellen Reformdebatte um die Finanzverfassung der bundesstaatlichen Ordnung gehört.

Die Stadtstaaten bilden nach wie vor recht effektive Wirtschaftsstandorte und sie gewährleisten vor allem ein Maß an wirtschaftlicher wie sozialer und auch kultureller Infrastruktur, das in seiner Bedeutung weit über die eigenen Bedürfnisse und deren Befriedigung hinausreicht. Alle drei Stadtstaaten leisten unendlich viel für ihr jeweiliges Umland – von Brandenburg bis Niedersachsen, Schleswig-Holstein usw., oder kürzer ausgedrückt: Alle drei Stadtstaaten sehen sich in ihrer wirtschaftlichen Lage ganz wesentlich durch die sogenannte „Speckgürtelsituation“ gekennzeichnet wie belastet, d.h. Menschen aus dem Umland arbeiten in Berlin oder Bremen, zahlen ihre Steuern aber in Brandenburg oder Niedersachsen. Und weiter: Eine Fülle von Unternehmen wandert zunehmend in das jeweilige Umland ab, sind die Kosten doch dort – von entsprechenden Grundstücken angefangen – ungleich günstiger und verfügt man auf der anderen Seite doch über all die Vorzüge der großstädtischen Infrastruktur des jeweiligen Stadtstaates – ein Kostenfaktor, für den wiederum der jeweilige Stadtstaat allein aufzukommen hat. Dies ist das Dilemma Berlins, ebenso das Dilemma Bremens – ein Dilemma, das im Zuge der aktuellen Föderalismusreform dringend gelöst werden muß.

Es geht vor allem um die Fragen der Steuerverteilung und des Finanzausgleichs. Nach der heutigen Situation wird beispielsweise Bremen buchstäblich „armgerechnet“. Bremens Bruttoinlandsprodukt liegt bei rund 140 % des Länderdurchschnitts; nach der Steuerzerlegung erhält Bremen aber nur 106 %, also ein Minus von rund 35 %. Ganz ähnlich ist die Situation in Berlin wie auch in Hamburg, wobei Hamburg allerdings mit diesen Problemen noch am besten fertig wird.

Die jetzt begonnene sog. Föderalismusreform II steht vor einer wahrhaft herkulisch zu nennenden Aufgabe. Die grundgesetzliche Finanzverfassung muß von grundauf revidiert werden, soll unser bundesstaatliches System vital und attraktiv bleiben. Die Zahl der inzwischen angewachsenen Probleme und Fehlentwicklungen ist wahrhaftig evident. Sie beginnt bereits mit der Verteilung der Steuern und setzt sich vor allem beim horizontalen wie vertikalen Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern einerseits wie unter den Ländern andererseits fort. Der horizontale Finanzausgleich vollzieht sich heute über die Codierung der jeweiligen Finanzaufkommen der Länder in Bezug zur jeweiligen Einwohnerzahl. Die erste Konsequenz dessen ist, daß wirtschaftlich leistungsfähige und haushaltsmäßig sparsame Länder buchstäblich für ihre erfolgreiche Finanzpolitik bestraft werden; denn sie werden gezwungen, ihre Überschüsse an solche Länder abzuführen, die keine vergleichbar verantwortliche Finanzpolitik betreiben. Völlig überhöht wird hierbei das Prinzip der sog. „Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse“ im gesamten Bundesgebiet, wie sie heute noch Regelungsmaßstab des Grundgesetzes ist. So sehr natürlich ein gewisser Einheitlichkeitsstandard für die Lebensverhältnisse aller Bundesbürger auch im Bundesstaat vorauszusetzen ist, kann dies doch nicht bedeuten, daß man buchstäblich bis an die Grenze von fast 100 % finanzieller Gleichheit mittels horizontalen Finanzausgleichs vorstößt. Ein weiterer Kritikpunkt liegt im Auseinanderfallen von steuerrelevanter Wertschöpfung und steuerrelevanter Wertnutzung. Wenn Arbeitnehmer, die ihren Wohnsitz in Niedersachsen oder in Brandenburg haben, wertschöpfend in Bremen oder Berlin tätig werden, kann der steuerliche Nutzen aus dieser Wertschöpfung nicht allein dem Lande Niedersachsen oder Brandenburg zufallen, weil jene wertschöpfenden Personen ihren Wohnsitz dort, also im Umfeld des betreffenden Stadtstaates, haben. Steuerliche Wertschöpfung und steuerliche Wertnutzung müssen ausgleichsmäßig zusammengeführt werden. Oder anders ausgedrückt: Neben das Wohnsitzprinzip muß das (wertschöpfende) Arbeitsstättenprinzip als Verteilungsmaßstab treten.

Zu alledem hat unser heutiger Hausherr und Gastgeber, der Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin, einen, wie ich meine, grundlegenden Reformvorschlag entwickelt, von dem man nur hoffen kann, daß er in den Beratungen der jetzt tagenden Föderalismusreform-Kommission Zustimmung finden möchte. „Der Spiegel“ hat diesen Vorschlag ein „radikales Modell“ genannt; und dies ebenso richtig wie auch verfälschend. Richtig deshalb, weil die Vorschläge Sarrazins ebenso durchgreifend wie einfach und überzeugend sind; mißverständlich deshalb, weil das Wort von der „Radikalität“ ein Stück an scheinbarer Uneinlösbarkeit oder Überhöhung zu indizieren scheint. Näheres Zusehen offenbart indessen nur allzu rasch, daß die Vorschläge Sarrazins wirklich geeignet sind, die hier kurz angesprochenen Grundprobleme unserer bundesstaatlichen Finanzverfassung in wahrhaft grundlegender Weise zu reformieren. Sarrazin fordert auf der einen Seite, sämtliche Steuern mit Ausnahme der Kommunalsteuern dem Bund zu überlassen und dem Bund im Gegenzug die Pflicht aufzuerlegen, die Länder mit regelmäßigen Finanzzuweisungen auszustatten, d.h. das heute so besonders problematische und inzwischen völlig intransparente System des horizontalen Finanzausgleichs unter den Ländern würde – zumindest weitgehend – entfallen, es bliebe bei einem ausschließlich vertikalen Finanzausgleichssystem im Verhältnis von Bund und Ländern. Hinsichtlich der Mittel, die den Bundesländern vom Bund zuzuweisen sind, sollen sich diese nach den Vorschlägen Sarrazins nur noch zu 75 % an der jeweiligen Einwohnerzahl orientieren und zu 25 % sollen andere Kriterien, insbesondere die Wirtschaftskraft der jeweiligen Bundesländer maßgebend werden.

Nach meiner Auffassung ist dies genau der richtige Weg, man könnte sagen es ist der „Königsweg“ für die anstehende Finanzverfassungsreform. Vor allem über die Einbeziehung der jeweiligen Wirtschaftskraft würden die vorgenannten Probleme, die gerade die Stadtstaaten so sehr belasten, in ebenso überzeugender wie gerechter Weise gelöst. Unser Föderalismus würde insgesamt vitaler und auch unter wettbewerblichen Aspekten attraktiver werden. Und dies ohne daß die selbstverständliche Solidarität mit ärmeren Bundesländern verloren ginge oder auf’s Spiel gesetzt würde. Deshalb kann man nur sagen, hoffen und fordern, daß diese Vorschläge Sarrazins auf ein fruchtbares Echo stoßen möchten. Berlin und Bremen würden hiervon mit Sicherheit profitieren, aber nicht nur dies. Alle Bundesländer würden profitieren, alle Bundesländer wären noch ungleich mehr als heute zu wirtschaftlichen und finanziellen Anstrengungen in eigener Sache verpflichtet, das Kriterium der mit zu berücksichtigenden Wirtschaftskraft würde in hohem Maße dazu beitragen, unser bundesstaatliches System aus den Fesseln des längst viel zu sehr erstarrten kooperativen Bundesstaats zu befreien und wieder hin zu einem offenen und leistungsfähigen System auch kompetitiver Bundesstaatlichkeit zu erschließen.

Ich denke, daß gerade eine Sitzung des Bremer Tabak-Collegiums in Berlin genügend Anlaß bietet, auf die nicht nur parallelen Probleme Berlins und Bremens aufmerksam zu machen, sondern den Blick auf diese Probleme auch mit dem Appell an alle in unserem Land politisch Verantwortlichen zu verbinden, gerade aus den Beispielen von Berlin und Bremen zu lernen und aus diesen Beispielen die richtigen reformpolitischen Konsequenzen zu ziehen. Unserem heutigem Gastgeber, Herrn Finanzsenator Sarrazin, gebührt hierfür aufrichtiger Dank; und das Gleiche kann man auch für den Bremer Senat sagen, der in ganz ähnlicher Weise seine Probleme und damit auch seine Forderungen an die anstehende Föderalismusreform II formuliert hat.

Dies alles hängt, meine sehr geehrten Herren, auch mit der Hauptthematik unseres heutigen Abends zusammen, nämlich mit der „Deutschen Einheit“ und „wie wir mit dieser umgehen“. Denn mit der Erreichung der Wiedervereinigung im Jahre 1990 sind auch die Probleme unseres Föderalismus besonders akut geworden. Das föderalistische System unseres Grundgesetzes, das heute für ganz Deutschland gilt, hatte sich nicht nur den großen wirtschaftlichen und finanziellen Aufbau- und Ausgleichsleistungen für die ostdeutschen Bundesländer zu stellen, es mußte zugleich die eigene Erneuerung für eine wirklich zukunftsfähige und zukunftsweisende Gestaltung unseres Bundesstaates insgesamt erreichen bzw. die Weichen unserer bundesstaatlichen Grundstrukturen insgesamt neu stellen. Dies war schon eine der Hauptaufgaben der nach der Wiedervereinigung von Bundestag und Bundesrat einberufenen Gemeinsamen Verfassungskommission, die die Reformbedürftigkeit des Grundgesetzes im Lichte der deutschen Einheit zu überprüfen hatte. Diese Kommission, der ich damals gemeinsam mit dem Hamburger Bürgermeister Henning Voscherau vorsitzen durfte, hat schon damals auf die entsprechenden Grundprobleme unserer bundesstaatlichen Ordnung aufmerksam gemacht; leider aber nicht den durchgreifenden Erfolg erzielen können, um den es nach wie vor und heute evidenter denn je geht. Die aktuelle Reformdebatte jetzt in der Föderalismus-Reformkommission II muß endlich das einlösen, was seit 1990 auf der Tagesordnung unserer grundgesetzlichen Reformagenda buchstäblich auf Platz 1 steht.

Ich danke Ihnen !

164. Zusammenkunft am 27. September 2007 im Berliner Rathaus

Vortrag – Prof. Dr. Dr. h.c. Richard Schröder

„Wie wir mit der Einheit umgehen„ oder
„Deutsche Einheit – besser als ihr Ruf!“

Wenn mich Journalisten nach dem Stand der deutschen Einheit fragen, ist regelmäßig die erste Frage: „Was ist verkehrt gemacht worden?“ und die zweite: „Wann ist die deutsche Einheit vollendet?“ Meine erste Antwort auf die zweite Frage: wenn ihr mit der blöden Fragerei aufhört. Was soll denn das sein: die vollendete Einheit oder die viel gesuchte „inneren Einheit“? Ost und West ein Herz und eine Seele? Nord und Süd sind doch in Deutschland auch nicht ein Herz und eine Seele, SPD und CDU auch nicht. Dieses und jenes Kunstwerk kann vollendet sein nicht die Beziehungen zwischen lebenden Menschen, auch nicht kollektive. Denn nur Beendetes kann vollendet sein. Zur ersten Frage könnte auch ich einiges nennen, aber meine Liste ist nicht sehr lang.

Warum wird die deutsche Einheit mit Vorliebe unter „Pleiten, Pech und Pannen“ abgehandelt? Sicher spielt dabei eine Rolle, dass gute Nachrichten den Adrenalinspiegel nicht anheben. Nur was aufregt, steigert die Auflagen und die Einschaltquoten. Aber dadurch lassen sich die Leser und Zuschauer nicht unbedingt einreden, dass es ihnen auch persönlich schlecht geht. So belegen den auch Umfragen regelmäßig eine seltsame Diskrepanz. Befragt, wie sie ihre persönliche Lage seit der deutschen Einheit beurteilen, antworten die meisten Ostdeutschen: „gut“ oder „kann nicht klagen“. Befragt nach der Lage in Ostdeutschland allgemein antworten die meisten: „schlecht“. Über ihre eigene Lage werden sie sich ja wohl schlecht täuschen. Die Mehrheit ist zufrieden, jeder hält sich aber für eine Ausnahme.

Wir führen unsere Einigungsdebatten mit Scheuklappen. Ost und West sind auf einander fixiert. Wir führen einen Wettstreit ums Bedauern. Wer hat mehr zu leiden unter der deutschen Einheit, Ost oder West? Nichts scheint begehrter zu sein im vereinigten Deutschland als der Opferstatus. Denn dann hat man Anspruch auf einen Opferbonus. Nur wer klagt, gewinnt. Und so jammern wir uns um die Wette durch die Jahre.

Mit diesen Scheuklappen nehmen wir gar nicht hinreichend wahr, was seit 1989 geschehen ist und bewältigt werden musste. Und deshalb sind auch die Erfolge selten oder nie im Blick. Um die zu bemessen, müssen wir uns klarmachen, dass es bei der deutschen Einheit im Osten nicht um einen, sondern um vier Prozesse ging. Für ein gerechtes Urteil muss man sie unterscheiden, obwohl sie mit einander verschränkt sind.

1. Die Herbstrevolution von 1989.
Die unvermeidliche Folge dieser Revolution war

(a) ein Elitenwechsel, der in der ersten freien Volkskammerwahl am 18. März und den ersten freien Kommunalwahlen am 6. Mai sichtbar vollzogen wurde. Dazu mussten sich Leute finden, die ohne Vorübung politische Verantwortung übernahmen. Man hat sie vom Westen aus gern als Laienspieler betitelt und dabei offenbar übersehen, dass Politprofis nicht zu haben waren, denn die bisherigen waren in Sachen Demokratie und Marktwirtschaft auch Laienspieler, aber mit Ressentiments. Dafür gibt es einen äußerst erfreulichen Beleg. Als das Politbüro nach Honeckers Rücktritt auch Glasnost praktizieren wollte, kam es zu der glücklich verunglückten Pressekonferenz, durch die Schabowski unbeabsichtigt die Maueröffnung auslöste. Wenn heute manche beklagen, kein einziger Bundeswehrgeneral und kein einziger oberster Richter sei Ostdeutscher, so wird schlicht übersehen, dass eine Revolution stattgefunden hat.

(b) Eine Revolution, das Ende einer Diktatur, stellt immer das Problem der sog. Vergangenheitsbewältigung. Täter und Opfer stehen sich gegenüber. Und

(c) löst jede Revolution unvermeidlich erhebliche Orientierungsprobleme aus. Das Bisherige gilt nicht mehr, die bisherigen Autoritäten sind diskreditiert, was gilt jetzt?

2. Die staatliche Vereinigung. Der Osten übernahm die politischen, sozialen, wirtschaftlichen Ordnungen der Bundesrepublik, während im Westen zunächst alles beim alten blieb. Aber aus eigener Machtvollkommenheit konnten sich die Deutschen gar nicht vereinigen. Völkerrechtlich war nämlich der Zweite Weltkrieg noch nicht beendet. Die Siegermächte hatten sich die Zuständigkeit für Deutschland als ganzes vorbehalten, wie am Berlin-Status augenfällig war. Zum Jahreswechsel 89/90 hatten sich lediglich zwei europäische Regierungschefs für die deutsche Einheit ausgesprochen, nämlich der spanische und der irische. Der italienische Politiker Andreotti hatte gesagt „wir lieben Deutschland so sehr, dass wir am liebsten zwei davon haben.“ Der französische Staatspräsident Mitterand stattete der DDR Ende Dezember demonstrativ einen Staatsbesuch ab und schloss mit der DDR ein langfristiges Handelsabkommen. Margret Thatcher berief eine Historiker-Konferenz ein und die Times beschwor die Gefahr eines „Vierten Reichs“. Von der Sowjetunion war zwar zu erwarten, dass Gorbatschow einer inneren Reform der DDR zustimmt, aber doch nicht, dass er den westlichen Vorposten des Imperiums aufgibt.

3. Die staatliche Vereinigung war nicht so einfach wie seinerzeit der Beitritt des Saarlands zur Bundesrepublik, denn nun war im Osten eine zweifache Transformation nötig: von der Diktatur zur Demokratie und von der zentralistischen Planwirtschaft zur sozialen Marktwirtschaft. Es gibt dafür keine Vorläufer, wohl aber sozusagen Mitläufer, nämlich alle anderen ehemals sozialistischen Länder Europas. Die mussten den Prozess aber ohne Vereinigung mit einem prosperierenden westlichen Land absolvieren. Die Schmerzen waren und sind deshalb dort erheblich größer.

4. Die Transformation der DDR-Wirtschaft war aber nicht nur ein organisatorisches Problem. Das war schon groß genug. Die Betriebe mussten aus der Verflechtung mit dem Staatshaushalt und der politischen Kommandostruktur herausgelöst, in neue Rechtsformen überführt werden und sich selbst um ihre Produkte und ihren Absatz kümmern. Es musste aber außerdem ein technologischer Rückstand von zehn bis zwanzig Jahren aufgeholt werden, wie er am Vergleich von Trabant und Golf augenfällig war. Deshalb lief die Modernisierung der DDR-Wirtschaft faktisch auf eine Neugründung hinaus. Nach einer ersten Schätzung der Treuhandanstalt waren ganze zwei Prozent der DDR-Unternehmen auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig.

Die Vereinigung fand zwischen zwei sehr ungleichen Partnern statt. Und das konnte gar nicht anders ein. Ein Fünftel kam zu vier Fünfteln. Ein Staat in Auflösung kam zu einem stabilen Staatswesen, das zwar Reformbedarf, aber keinen Revolutionsbedarf hatte. Ein Staat, dem der Staatsbankrott bevorstand, kam zu einem finanziell wohlsituierten. Für vier Fünftel blieb zunächst alles beim Altbewährten, während sich für ein Fünftel alles änderte. Das eine Fünftel hatte jene drei Prozesse zu durchlaufen, die kein Gegenstück im Westen hatten. Diese Asymmetrien sind nicht durch Fehlentscheidungen entstanden, sondern bildeten die Exposition des Einigungsprozesses.

Und nach welchen Maßstäben können wir Erfolg und Misserfolg des Einigungsprozesses beurteilen?

Ich kenne vier Maßstäbe, an denen plausibel bemessen werden kann, wie es mit der deutschen Einheit steht.

Erster Maßstab: Wie wird der Stand der deutschen Einheit von außen, also im internationalen Vergleich ändern beurteilt? Ein Italiener hat bemerkt, sie sei weiter fortgeschritten als die italienische. Er hat recht. Sie ist auch weiter fortgeschritten als die belgische. Es gibt in Europa hier und da separatistische Bewegungen, bloß nicht in Deutschland. Die Tschechen und Slowaken und die Völker der Sowjetunion haben die neue Freiheit dazu gebraucht, sich schiedlich-friedlich zu trennen. Wir haben uns vereinigt. Nicht einmal die PDS fordert die Wiederherstellung der DDR. Sie hat auf ihre Weise eine Vereinigung vollzogen. Die Mehrzahl ihrer Bundestagsabgeordneten sind jetzt Westdeutsche. Vom Ausland her betrachtet man die deutsche Einigung als eine Erfolgsgeschichte.

Zweiter Maßstab: Einheit in der deutschen Geschichte. Deutschland ist schon immer durch markante Unterschiede geprägt und hat es gelernt, mit ihnen zu leben. Da ist der uralte Unterschied zwischen dem Niederdeutschen und dem Hochdeutschen. Seit der Reformation ist Deutschland zudem konfessionell gespalten. Aber nach dem furchtbaren Dreißigjährigen Krieg hat es in Deutschland nie wieder konfessionelle Kriege gegeben. Man hat dank des Westfälischen Friedens mit den Unterschieden zu leben gelernt. Die traditionellen Unterschiede in Deutschland sind stärker nord-südlich als west-östlich ausgerichtet, übrigens auch in den Neuen Bundesländern. Mecklenburg und Brandenburg waren auch früher vorrangig agrarisch und dünn besiedelt, Sachsen und Thüringen handwerklich-industriell bestimmt. Deshalb sind auch heute die Verständigungsschwierigkeiten zwischen Ostfriesen und Bayern größer als zwischen Thüringern und Hessen oder Schleswig-Holsteinern und Mecklenburgern.

Was vom Westen aus oft übersehen wird, sind die gewaltigen Unterschiede innerhalb des Ostens. Ich meine jetzt nicht die landsmannschaftlichen, sondern die posttotalitären. Es gibt hin und wieder Veranstaltungen, bei denen ehemalige Funktionäre der SED und DDR-Oppositionelle auf einander stoßen. Da fliegen die Fetzen.

Es gibt in den östlichen Bundesländern einen tiefreifenden Bevölkerungsrückgang. Er beruht allerdings nur zur Hälfte auf Abwanderung, die andere Hälfte ist Folge des Geburtenrückgangs nach 1990. Und die Abwanderung ist der Saldo viel größerer Wanderbewegungen in beide Richtungen. Von 2001 bis 2003 ist die ostdeutsche Bevölkerung insgesamt durch Abwanderung um 150.000 gesunken. 862.000 sind gegangen, aber 715.000 sind von West nach Ost gekommen oder zurückgekommen. Wir vermischen uns also.

Dritter Maßstab: die anderen ehemals sozialistischen Länder. Überall war der Transformationsprozess mit schweren wirtschaftlichen Verwerfungen und hoher Arbeitslosigkeit, auch mit Abwanderung verbunden. Überall sitzen postkommunistische Parteien in den Parlamenten, öfter auch in Regierungen. Überall ist das Wahlverhalten und die Wahlbeteiligung sehr wechselhaft. Überall gibt es leider auch nationalistischen Radikalismus. Überall gibt es das Problem des Elitenwechsels, zermürbende Auseinandersetzungen um die Vergangenheit und um Eigentumsfragen. All das und mehr erscheint vielen Westdeutschen als typisch Ost, ist aber in Wahrheit typisch posttotalitär.

Bei diesem Vergleich schneidet Ostdeutschland sehr gut ab. Dank der Vereinigung konnten die Schmerzen dieses Prozesses in Ostdeutschland namentlich für die Rentner und Arbeitslosen erheblich abgefedert werden. Alle jene Länder waren mit dem Problem der hohen Staatsschulden konfrontiert. Sie haben sie durch Inflation abgebaut, was die Sparguthaben vernichtet und zu einer Phase der Altersarmut geführt hat. In Polen beträgt die Arbeitslosigkeit 18 Prozent, in Nordböhmen ebenfalls, aber Arbeitslose bekommen nur ein Jahr Unterstützung. Von allen ehemals sozialistischen Ländern hat Ostdeutschland den weitaus höchsten Lebensstandard und die beste Infrastruktur.

Vierter Maßstab ist der Vergleich der Lebensbedingungen in der DDR mit unseren heutigen.

Die Forderung der ostdeutschen Demonstranten von 1989 sind erfüllt: Stasi raus, Reisefreiheit, freie Wahlen, Einheit Deutschlands.

Ich nenne an erster Stelle den Freiheitsgewinn und denke dabei nicht zuerst an die Reisefreiheit, sondern an die Freiheit von der Angst vor Verhaftung. Noch im Sommer 1989 wurde von SED-Funktionären vertraulich die Warnung weitergegeben, der Platz des Himmlischen Friedens sei näher als manche denken. Gemeint war die blutige Niederschlagung der Demonstrationen in Peking, die Egon Krenz ausdrücklich gelobt hatte. Zum 9. Oktober 89, nach der Jubelfeier des vierzigsten Jahrestag, war alles vorbereitet, um die Leipziger Montagsdemonstration gewaltsam niederzuschlagen. Die Krankenhäuser waren mit zusätzlichen Blutkonserven beliefert und das AGRA-Gelände in Markkleeberg zur Internierung der Demonstranten vorbereitet. Es kam aber kein Einsatzbefehl aus Berlin und die Sicherheitskräfte zogen sich zurück, weil sie befürchteten, mit der unerwartet hohen Anzahl von Demonstranten nicht fertig zu werden.

Als zweites nenne ich die Freiheit vom ideologischen Zwang. Ich denke dabei besonders an die Zeitungen, an die Museen und an die Schule, an Staatsbürgerkunde und Geschichte.

Drittens nenne ich die Freiheit zur politischen Betätigung namentlich für Christen. Als Pfarrer durfte ich in der DDR nicht einmal Mitglied im Elternbeirat werden.

Nun zu den ökonomischen Seiten. Sie wird uns im Detail noch später beschäftigen, auch mit ihren problematischen Seiten. Jedenfalls aber haben die Ostdeutschen einen mit den anderen ehemals sozialistischen Ländern unvergleichlichen Wohlstandsgewinn erfahren. Während sich nämlich in jenen anderen Ländern nach dem Zusammenbruch des Staatssozialismus die Lebensbedingungen und Einkommen über Jahre rapide verschlechterten, kam es nach 1990 im Osten zu beachtlichen Lohnsteigerungen. Die haben auch eine problematische Seite, auf die noch einzugehen ist. Jedenfalls hat die Ausstattung der Haushalte mit technischen Gütern den westlichen Standard erreicht, auch der Grad der Motorisierung, während in der DDR die Lieferfrist für ein Auto mehr als zehn Jahren betrug.

In der DDR herrschte bis zuletzt Wohnungsmangel. Honecker wollte zwar das Wohnungsproblem bis 1990 lösen. Da er das nicht schaffte, wurde verfügt, dass Wohnungssuchende nicht mehr erfasst werden sollen. Man wollte das Problem ersatzweise durch geschönte Statistik lösen. Heute haben wir mit dem Gegenteil zu kämpfen, nämlich Leerstand. Auch der macht erhebliche Probleme. Trotzdem sollten wir doch nicht vergessen, dass der Wohnungsmangel behoben ist und dass sich die Qualität der Wohnungen ganz erheblich verbessert hat. Manche sagen, das Gesundheitswesen sei in der DDR besser gewesen. Das ist falsch. Es war in mancher Hinsicht bequemer. Und Praxisgebühren gab es auch nicht. Wir waren aber damals nicht etwa gesünder, sondern mussten im Durchschnitt früher sterben. Für manche Krankheiten gab es Medikamente und Operationen nur im Westen – oder im Regierungskrankenhaus, aber nicht für Otto Normalverbraucher. Seit 1990 ist die Lebenserwartung im Osten um fünf Jahre gestiegen, das heißt doppelt so schnell wie im Westen. Sie ist jetzt in Ost und West etwa gleich. Auch das hat Milliarden gekostet. Übrigens: seit 1990 ist die Suizidrate in den Neuen Bundesländern erheblich gesunken.

Das Bildungswesen entspricht westlichem Standard. Östliche Universitäten sind auch bei westlichen Studenten beliebt, weil sie nicht so riesengroß und anonym sind. Die Anzahl der Abiturienten pro Jahrgang hat sich enorm erhöht.

Schließlich sind mit ungeheuren Kosten die massiven Umweltschäden beseitigt worden, die die DDR hinterlassen hat. Am gefährlichsten waren die beim Uranbergbau (Kosten: 6,2 Mrd. Euro). Aber auch der Braunkohlenabbau hatte Wüsten hinterlassen, die nun zu Seenlandschaften werden. Die verseuchten Truppenübungsplätze und Kasernengelände, die Beseitigung der Minen am Grenzstreifen, der Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg, die Liste lässt sich fortsetzen.

Die Städte und Dörfer haben ihr Gesicht wiederbekommen. In den sechzehn Jahren seit der Vereinigung ist weit mehr renoviert worden als in vierzig Jahren DDR. Die Infrastruktur, Straßen, Schienen, Telekommunikation, Strom, Wasser, Abwasser haben in einem Aufholprozess, der einen Bruchteil der Zeit gedauert hat, der im Westen für diesen Standard gebraucht wurde, im Ganzen westliches Level erreicht, auch wenn die Landespolitiker hier noch ein Stück Autobahn und dort irgendetwas anderes vermissen. Und weil man nicht auf fünfzehn Jahre alt renovieren kann, kann ein westlicher Bürgermeister auf Besuch im Osten durchaus zu Recht bemerken, sein Rathaus sei in einem schlechteren Zustand als dieses.

Es ist nicht ganz einfach, einen plastischen Eindruck von dem enormen Zuwachs an Lebensqualität zu vermitteln, den wir alle im Osten erfahren haben. Ich habe in vierzig Jahren DDR zweimal in einem Hotel übernachtet. Die waren nämlich dank der Planwirtschaft weitestgehend durch organisierten Tourismus ausgebucht. Urlaub habe ich entweder mit Zelt oder bei Bekannten und Verwandten gemacht. Da ich kein Arbeiter war, waren mir die FDGB-Ferienheime verschlossen. Einen Platz in einer Gaststätte zu bekommen war Glückssache. Vorn das Schild: „Sie werden platziert“ und davor eine Schlange. Ein einziges Mal habe ich ein Flugzeug benutzt, dienstlich, nach Ungarn.

Auch die genialsten Klagekünstler werden sich schwer tun, diese Bilanz im Tatsächlichen anzufechten. Sie können nur jeweils „ja, aber“ dagegensetzen und da mischen sich oft handfeste Irrtümer über die deutsche Einheit ein. Ich habe voriges Jahr ein Buch dazu geschrieben, das im Februar erschienen ist.

Selbstverständlich behaupte ich nicht, es seien im Zuge der deutschen Einheit keine Fehler gemacht worden. Es gab ja weder Vorbilder noch Vorbereitungen für diesen einmaligen Prozess. Bei Umgestaltungen dieses Ausmaßes gibt es immer auch falsche Einzelentscheidungen. Und immer gibt es auch Betrüger und Glücksritter. Ich behaupte aber, dass es für die Grundentscheidungen damals keine Alternative ohne Schmerzen und Nachteile gegeben hat. Meine Fehlerliste ist nicht sehr lang. Ich nenne vier.

1. Es wäre besser gewesen, wenn die Bundesregierung 1990 zu einer großen kollektiven Anstrengung aufgerufen, die enormen Kosten auf den Tisch gelegt und erklärt hätte: das wird hart, aber wir schaffen das. Die deutsche Vereinigung wurde nicht zum nationalen Projekt. Ich weiß aber, warum Helmut Kohl nicht gesagt hat: das wird hart für alle, aber wir schaffen das. Als nämlich der Kanzlerkandidat der SPD (jetzt PDS/Linkspartei) erklärt hat, die schnelle Einigung werde in einem finanziellen Desaster enden und deshalb werde Helmut Kohl die nächste Wahl im Dezember 1990 verlieren, hat er dafür im Westen laut Umfragen so viel Zustimmung bekommen, dass die Bundesregierung an der Belastbarkeit der westlichen Solidarität Zweifel bekam.

2. Die Lohnerhöhungen in Ostdeutschland sind zu schnell zu kräftig ausgefallen. Nun haben aber nicht die Ostdeutschen die schnelle Lohnerhöhung erzwungen. Sie wurde ihnen auf dem silbernen Tablett herübergereicht. Dabei spielte die westliche Angst vor östlicher Billiglohnkonkurrenz wohl die wichtigste Rolle. Und ein Aufbau Ost als Abbau West, Arbeitsplatzgewinn Ost als Arbeitsplatzverlust West, das hätte die westliche Volksseele zum Kochen gebracht: die nehmen uns die Arbeit weg, wir finanzieren unseren eigenen Ruin.

3. Der Aufbau der sozialen Sicherungssysteme im Osten hätte aus Steuern statt aus Beiträgen finanziert werden müssen, da es sich um versicherungsfremde Leistungen gehandelt hat. Das hat die Lohnnebenkosten erhöht. Aber die Bundesregierung hat Steuererhöhungen aus Anlass der deutschen Einheit möglichst vermeiden wollen, aus den bekannten Gründen. Der Solidarbeitrag übrigens wird in Ost und West bezahlt.

4. Die Übernahme der westdeutschen Rechtsordnung rechne ich nicht zu den Fehler. Aber namentlich das Verwaltungsrecht oder auch das Arbeitsrecht war in vierzig Jahren Bundesrepublik dermaßen verfeinert oder besser verkompliziert, dass es seinerzeit den Aufbau West und das Wirtschaftswunder behindert hätte, wenn es damals schon so engmaschig geknüpft gewesen wäre. Bloß: hinter jeder zweiten Vorschrift steht eine Lobby. Und hinter manchen Vorschriften steht die EU. Wie groß die Widerstände gegen Vereinfachungen im Steuersystem oder im Gesundheitswesen in diesem Lande und vorzüglich im Westen sind, kann man täglich studieren. Die Kritik an dieser Mentalität ist immer berechtigt, es war und ist aber eine weltfremde Forderung, aus Anlass der deutschen Einheit im Jahre 1990 nicht nur den Osten, sondern auch noch den Westen umzukrempeln.

Ich will nun nicht aus meiner Liste von Irrtümern über die deutsche Einheit referieren, sondern auf zwei Punkte eingehen, die das Hausklima belasten, nämlich

das im Osten weit verbreitete Gefühl, benachteiligt und betrogen zu sein

und

die sich im Westen immer stärker verfestigende Überzeugung, „der Osten“ sei rechtsextrem und ausländerfeindlich.

Ad 1.
Dieses Gefühl betrogen zu sein, macht sich vor allem an der Arbeit der Treuhandanstalt fest. Sie habe das Volksvermögen Westdeutschen zugeschanzt. Dass es bei der Treuhand nicht mit rechten Dingen zugegangen sei, ist auch im Westen eine weit verbreitete Ansicht. Nun steht es außer Zweifel, dass es bei der Privatisierung auch zu Gaunereien gekommen ist. Man muss aber die Betrugsrate gerechterweise auf den gesamten Umsatz der Treuhand beziehen. Dann kommt man zu dem Ergebnis, dass die Betrugsrate nicht höher ist als sonst in der Wirtschaft. Es stimmt auch nicht, dass unter Westdeutschen die Neigung zum Betrug verbreiteter sei als unter Ostdeutschen. Das beweisen die Betrügereien ostdeutscher Wirtschaftsfunktionäre mit Transferrubeln bei der Währungsunion.

Es ist schon erstaunlich, dass der wirtschaftliche Zusammenbruch mit der enorm hohen Arbeitslosigkeit nicht der Wirtschaftspolitik der SED, sondern der Treuhand angelastet wird. Erstaunlich deshalb, weil zu DDR-Zeiten Witze über den erbärmlichen Zustand unserer Wirtschaft gern erzählt wurden. Außerdem gibt es ein SED-internes, damals geheimes Dokument vom 31.10.1989, von führenden Wirtschaftsfunktionären der DDR für Egon Krenz angefertigt, als dieser die Nachfolge Honeckers antrat. Dort heißt es, die Infrastruktur und der Maschinenpark seien wegen unterlassener Investitionen verschlissen und die DDR stehe in Devisen vor der Zahlungsunfähigkeit.

Eine erste Inventur der Treuhand ergab, dass ganze zwei Prozent der ostdeutschen Betriebe weltmarktfähige Produkte fabrizieren. 68 % konnten mit viel Geld saniert, also modernisiert werden, was aber immer auch eine Reduktion der Belegschaft bedeutete, und 30 % wurden schließlich stillgelegt.

Dass es im Osten nicht, wie nach 1949 im Westen, zu einem Wirtschaftswunder kam, hat mehrere einleuchtende Gründe. Westdeutschland war damals von der Weltwirtschaft isoliert, alle Westdeutschen befanden sich in derselben verzweifelten wirtschaftlichen Lage. 1990 aber wurde eine florierende westliche Wirtschaft mit einer desolaten ostdeutschen Wirtschaft vereinigt. Die westliche Wirtschaft war zu nur 68 % ausgelastet und hätte den gesamten östlichen Bedarf durch eine Steigerung der Produktion um 20 % befriedigen können. Zudem lag die Arbeitsproduktivität im Osten bei 30 % der westlichen. Deshalb kam der Umbau der Wirtschaft im Osten einer Neugründung gleich, und dies unter den erschwerten Bedingungen gesättigter Märkte. Zusätzliche Fabriken im Osten zu bauen wäre gar nicht so schwer gewesen. Woran es fehlte, waren die Kunden für zusätzliche Produkte.

Das ist aber offenbar schwer zu vermitteln und zu kompliziert. Daraufhin tun viele Ostdeutsche, das was wohl alle Menschen tun, wenn ihnen etwas Schmerzliches zustößt, das sie sich nicht erklären können. Sie suchen einen Sündenbock. Und da lag es sehr nahe, der Treuhand und den Westdeutschen die Schuld zu geben.

Aber wo ist denn das Volksvermögen der DDR geblieben? Irgend jemand muss es sich doch angeeignet haben. Ich hatte zu DDR-Zeiten einen Wartburg. Anfang 1989 hätte ich ihn, er war sechs Jahre alt, noch für ein Jahresgehalt verkaufen können. 1991 habe ich ihn nicht einmal mehr verschenken können. Meine Tochter hat abgewinkt. Zwölf Liter auf hundert Kilometer seien ihr zu teuer. Er wurde verschrottet. Nun frage ich: welcher Westdeutsche hat den Wert meines Wartburgs gestohlen? Das Auto hatte ich ja noch, nur der Wert war weg. Mit dem Fall der Mauer und verstärkt nach der Währungsunion war der Wartburg den westlichen Autos hoffnungslos unterlegen, und zwar in den Augen der ostdeutschen Kunden. Der Wert des Wartburgwerks sank ohne Kunden auf den Wert der Immobilie abzüglich Verschrottungskosten. Ökonomisch betrachtet ist daran nichts Verwunderliches. Aber für die Mitarbeiter des Wartburgwerkes war es natürlich eine biographische Katastrophe. In dem Werk steckte doch ihre Lebensarbeitsleistung. Viele sagen: dass die DDR-Wirtschaft marode war, wissen wir. Aber mein Werk, das hätte doch erhalten werden können. Und so hält sich der Verdacht, betrogen worden zu sein. Er wird als Stimmung und auch an die nächste Generation weitergegeben. Ich bin einigermaßen ratlos darüber, was dagegen getan werden kann.

Der andere Punkt, an dem sich das Gefühl betrogen zu sein, festmacht, sind die Unterschiede im Einkommen und im Vermögen zwischen Ost und West. Zwar sind die Einkommen seit 1991 im Osten um 58 % und im Westen nur um 15 % gestiegen. Aber im Durchschnitt wird im Osten immer noch 20 % weniger als im Westen verdient. Dazu kommt noch, dass im Osten das westliche Einkommen von Normalverdienern beachtlich überschätzt wird. Außerdem wird übersehen, dass der westliche Durchschnitt eben auch nur ein Durchschnitt ist, der in manchen Regionen überboten und in anderen unterboten wird. Es herrscht wohl immer noch die Vorstellung von einer landesweiten Einheitlichkeit der Einkommen vor, wie es ihn in der DDR ja tatsächlich gab. Befragungen haben ergeben, dass im Osten das westliche Einkommensniveau überschätzt, im Westen das östliche unterschätzt wird. Wenn man nämlich einmal die 20 % der Großverdiener im Westen beiseite lässt – es gibt tatsächlich sehr viel weniger Großverdiener und Millionäre im Osten als im Westen – und die Familieneinkommen vergleicht – im Osten sind häufiger beide Eltern berufstätig – ist die Einkommensdifferenz nämlich nicht mehr sehr groß.

Besonders seltsam ist die strittige Beurteilung der östlichen Rentenhöhe. Im Westen heißt es nämlich, die Renten im Osten seien durchschnittlich höher als im Westen. Statistisch stimmt das auch bei den gesetzlichen Renten, es stimmt aber nicht bei den Alterseinkommen, denn die sind im Westen höher. In der DDR gab es nämlich nur die gesetzliche Rente, keine Betriebsrenten und vor allem: keine Pensionen, die im Westen im Durchschnitt höher sind als die Renten. Bei derselben Erwerbsbiographie bekommt der Maurer im Osten eine niedrigere Rente, und der Professor eine erheblich niedrigere. Und das empört nun wieder die Ostdeutschen. Das Gefühl betrogen zu sein bestimmt natürlich auch das Wahlverhalten der Ostdeutschen. Ich bitte aber zu beachten, dass etwa 70 Prozent weder PDS/Linke noch NPD wählen. Besonders seltsam finde ich, wenn der Anspruch der PDS/Linken, für die Ostdeutschen zu sprechen, vom Westen aus akzeptiert wird. Inzwischen ist die PDS/Linke ja gar kein ausschließlich ostdeutsches Phänomen mehr. In ihrer Bundestagsfraktion sitzen derzeit mehr Westdeutsche als Ostdeutsche, wegen der Vereinigung mit der WASG.

Ad 2.
In der Nacht zum 19. August wurden in Guntersblum (Rheinland-Pfalz) bei einem Weinfest zwei Afrikaner tätlich angegriffen und der eine schwer, der andere leicht verletzt. Aus der sechsköpfigen Gruppe der Angreifer wurde geschrieen: „Wir machen die Neger platt!“ Der Vorfall wurde erst mit einer Woche Verspätung öffentlich gemacht, „aus ermittlungstechnischen Gründen“. Der Sicherheitsbeirat des Landkreises erklärte, dass das ein Einzelfall sei, was aber m.W. nur der SWR berichtet hat. Empörung hat diese Erklärung jedenfalls nicht ausgelöst.

In derselben Nacht wurden in Mügeln (Sachsen) beim Stadtfest acht Inder angegriffen. Sie flüchteten in eine zwanzig Meter entfernte Pizzeria. „Ausländer raus“ wurde geschrieen. Einige versuchten, die Tür zur Pizzeria aufzubrechen und viele schauten zu.

Gibt man heute bei Google „Guntersblum“ ein, findet man unter den ersten 20 Eintragungen drei, die sich mit dem Vorfall beschäftigen. Bei „Mügeln“ findet man nur drei, die sich mit dem Vorfall nicht beschäftigen. Mügeln hat eine gewaltige Medienkampagne ausgelöst, Guntersblum ist nach wie vor unbekannt.

Mügeln ist wochenlang von den Medienvertretern geradezu überschwemmt worden, in Guntersblum blieb es ruhig. Der Bürgermeister von Mügeln wurde in die Mangel genommen. Seine Erklärung, Ausländerfeindlichkeit gebe es tatsächlich in Mügeln, aber keine rechtsextreme Szene, freilich könne er den Mensche nicht ins Herz sehen, – sie wurde als Verharmlosung gebrandmarkt. Sie entsprach aber genau dem (späteren) Ermittlungsergebnis der Polizei.

Der Bürgermeister von Guntersblum erklärte, er habe von dem Vorfall erst aus der Zeitung erfahren. Darüber hat sich niemand aufgeregt.

Das ist Berichterstattung mit zweierlei Maß – und das ist nicht harmlos. Die sächsische Landtagsfraktion der NPD hat sich in einem Brief an die Einwohner von Mügeln gewandt und ihnen Beistand angeboten. Hoffen wir, dass niemand dort so verblendet ist, in ihnen tatsächlich die Helfer gegen einen Generalverdacht zu sehen.

Nun gibt es aber tatsächlich auf dem Feld von Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus nachgewiesene Unterschiede zwischen Ost und West. Sie liegen aber etwas anders als das Publikum vermeint.

1. Ausländerfeindliche Haltungen sind im Osten tatsächlich weiter verbreitet als im Westen. Dem Satz „Bei Arbeitsplatzmangel sollte man Ausländer zurückschicken“ stimmen im Westen 9 % und im Osten 17 % zu. Dem Satz „Ausländer sollten unter sich heiraten“ stimmen im Westen 6 % und im Osten 12 % zu.

Manche sagen nun: die Vorbehalte gegenüber Ausländern sind im Osten höher, obwohl es im Osten so wenig Ausländer gibt, was sozusagen strafverschärfend wirkt. Es wird wohl umgekehrt sein: weil es so wenige gibt, zu wenig Erfahrung mit dem Ausländer nebenan, die die Westdeutschen auch erst gemacht haben, als die Gastarbeiter kamen. Es ist die Angst vor etwas unbekanntem Unheimlichen, Überfremdungsangst. Und das andere Motiv: die (gemeint sind Asylbewerber) kriegen Geld von Staat und an uns wird’s gespart, also Sozialneid. Und die nehmen uns die Arbeit weg. Dabei konnte doch jeder Ostdeutsche auch eine Dönerbude oder Pizzeria aufmachen. Diese Stimmung spüren die (wenigen) Gewalttäter und deuten sie nicht ganz zu Unrecht als Rückendeckung.

Diese Ausländerfeindlichkeit ist nicht rassistisch, also mit einem Unwerturteil über bestimmte Menschengruppen verbunden wie der Antisemitismus, der im Osten geringer verbreitet ist als im Westen, sondern aus Angst und Neid geboren: die nehmen uns die Arbeit weg, oder: für die hat der Staat Geld, für uns nicht.

Antisemitische Einstellungen sind im Westen verbreiteter als im Osten. Der Satz „Juden haben zu viel Einfluss in der Welt“ wird im Westen von 12 %, im Osten von 9 % bejaht. Der Satz „Juden nutzen die deutsche Vergangenheit aus“ im Westen von 24 %, im Osten von 17 %.

2. Beim Rechtsextremismus müssen wir unterscheiden:
– die rechtsextremen Parteien, die in die Volksvertretungen drängen, nämlich Republikaner, DVU und NPD, und
– rechtsextreme Skinheads und Neonazis, also eine jugendliche Subkultur.

Der Parteienrechtsextremismus ist typisch westdeutsch. Bis 2000 waren 95 % der Parteimitglieder Westdeutsche. Das hat sich inzwischen hinsichtlich der NPD geändert, die ihren Schwerpunkt von Gießen nach Sachsen verlagert hat. Nunmehr sind von 6000 NPD-Mitgliedern 2000 Ostdeutsche.

Dagegen ist der Rechtsextremismus der Jugendkultur, besser Unkultur, typisch Ost. Es gibt davon im Osten relativ zur Bevölkerungszahl etwa dreimal so viele wie im Westen. Dieser Rechtsextremismus ist ideologisch gering fundiert, schwach organisiert, spontan und besonders aggressiv (Richard Stöss).

Grundsätzlich vertragen sich diese beiden Formen des Rechtsextremismus sehr schlecht. Während die rechtsextremen Parteien für Zucht und Ordnung eintreten und den (Klein-)Bürgern imponieren wollen, stilisieren sich die Skinheads und Neonazis geradezu als Bürgerschreck, mit Vorliebe unter Alkohol.

Die NPD hat nun den Brückenschlag zur gewalttätigen Rechtsextremistenszene versucht, bekommt aber dadurch Imageprobleme bei ihren Wählern, die sich vor Gewalttätern fürchten.

So viel zu Mitgliedern. Wie steht es mit den Wählern? Da möchte ich zunächst daran erinnern, dass rechtsextreme Parteien insgesamt zwölf Mal den Sprung in westliche Landtage geschafft haben. Heute sitzt die NPD im sächsischen und mecklenburg-vorpommerschen Landtag. Die DVU saß im sachsen-anhaltinischen Landtag, scheiterte aber bei der letzten Wahl an der 5-Prozent-Klausel. Im Brandenburger Landtag ist sie mit wenigen Abgeordneten vertreten.

Für das Jahr 1998 gibt es eine Umfrage zur Wahlbereitschaft für rechtsextremistische Parteien: „Könnten Sie sich unter Umständen vorstellen, bei Landtagswahlen/Bundestagswahlen auch einmal die Republikaner, die DVU oder die NPD zu wählen?“ Das bejahten in Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg 11 Prozent, in Bayern und Thüringen 10 Prozent, im Saarland und Mecklenburg-Vorpommern 9 Prozent, in Sachsen und Nordrhein-Westfalen 7 Prozent. Aber nur der Osten gilt als rechtsextrem – vom Westen aus.

Ich habe die Lage nach bestem Wissen und Gewissen dargestellt. Ich muss hier nicht eigens betonen, dass wir uns weder mit dem Rechtsextremismus der Parteien noch mit dem der gewalttätigen Skinheads und Neonazis abfinden dürfen. Meine Pointe ist nie: wir irren uns, wenn wir Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit zu typisch ostdeutschen Erscheinungen erklären. Auch im Osten löst jede Gewalttat gegen Ausländer Entsetzen aus und jede Demonstration der NPD eine größere Gegendemonstration. Ich erinnere noch einmal an den Fall Sebnitz aus dem Jahre 2000. Ein irakisch-deutsches Apothekerehepaar aus dem Westen hatte in Sebnitz eine Apotheke eröffnet, aber die Sebnitzer gingen weiter zu den zwei alteingesessenen Apotheken. Die Frau vermutete einen Komplott. Als ihr siebenjähriger Sohn 1997 beim Baden starb, wollte sie die Diagnose „plötzlicher Herztod“ nicht glauben. Über Jahre ermittelte sie, sammelte Aussagen von Kindern, denen sie ein bisschen Geld gab, und kam zu dem Schluss, 50 Neonazis hätten unter Anstiftung der Apothekerstochter ihren Sohn vor dreihundert Zeugen im Stadtbad betäubt, geschlagen und ertränkt. Einige Zeitungen, darunter der Spiegel, hatten nach Prüfung der Unterlagen von einer Veröffentlichung abgesehen. Sie erschienen ihnen nicht glaubwürdig. Im November 2000 aber brachte BILD die Meldung. „Viele hörten seine Hilferufe, keiner half.“ Es kam zu drei Verhaftungen. Die meisten deutschen Medien meldeten darauf die Geschichte als Tatsache. Wenige Tage später stellte sich heraus, dass nichts davon stimmte. Einige Zeitungen entschuldigten sich bei ihren Lesern. Andere warnten vor Entwarnung. „Es hätte passieren können“ titelte die taz. Ich habe das seinerzeit Inländerfeindlichkeit genannt. Denen im Osten ist einfach alles Schlechte zuzutrauen. Dass Neonazis ein Kind umbringen, ist noch nie vorgekommen. Dass es nie vorkommen kann, wage ich nicht zu behaupten, aber es passt nicht in ihr typisches Feindbild. Dass aber dreihundert Zeugen in einem Stadtbad einen öffentlichen Kindermord trotz der Hilferufe des Kindes geschehen lassen und dann noch drei Jahre lang geheim halten, das kann nie vorkommen, nirgends in der Welt. Wer bei Sinnen ist, weiß das.

Mein letzter Punkt: Warum sind die Ostdeutschen nicht dankbar, fragen viele Westdeutsche. Im Klartext soll das heißen: uns müssen sie doch dankbar sein für so viel Hilfe. Sie möchten sich einseitig als Wohltäter anerkannt sehen, eine sehr komfortable Position. Den römischen Patronen mussten ihre Klienten dankbar am Bett ihre Aufwartung machen.

Undank ist verletzend, das ist wahr. Aber die Einforderung von Dankbarkeit ist der Tod jeder Beziehung. Eheberater können davon ein Lied singen.

Im Alltag wissen wir das. Wenn uns jemand dankt, sagen wir „keine Ursache“ oder „gern geschehen“. Wir wehren den Dank ab. Wer Dankbarkeit einfordert, fordert Unterwerfung und verhindert damit, was er erwartet. Denn echte Dankbarkeit gibt es nur in Freiheit, in einer Beziehung wechselseitiger Anerkennung.

In Süddeutschland beantwortet man Hilfe mit dem schönen Satz „vergelt’s Gott“. Darin steckt auch Weisheit. Deine Hilfe hat Lohn verdient. Den kann ich nicht liefern, und wenn ich das versuchte, würde ich dich zum Geschäftemacher degradieren, der es auf Gegenleistung abgesehen hatte. „Vergelt’s Gott“, das ist eine schöne Bezeugung von Dankbarkeit, ohne in die Dankbarkeitsfalle der Abhängigkeit zu geraten. Übrigens: nur Gott können wir ohne Verlust unserer Freiheit uneingeschränkt dankbar sein. Unter Menschen verträgt sich Dankbarkeit mit Freiheit nur bei beiderseitiger Großherzigkeit, am besten unter Liebenden.

Bei Lichte gesehen haben doch beide Seiten Grund zur Dankbarkeit. Erst die Herbstrevolution hat den Weg zur deutschen Einheit eröffnet. Und die große Last der Umstellungen und Umwälzungen hat die ostdeutsche Bevölkerung getragen. Und es ist ja kein persönliches Verdienst, im Westen geboren zu sein unter den freundlicheren Besatzungsmächten, die euch zum Grundgesetz gedrängelt haben.

Es wäre manches einfacher, wenn wir aus Anlass der deutschen Einigung gemeinsam sagen könnten: „Nun danket alle Gott“.

Dr. Heinz Ache
Bremen

Dr. Konrad Adam
Journalist, Berlin
Mitglied ‚Kleines Gremium‘ des Bremer Tabak-Collegiums

Lutz Albrecht
Bremen

Dr. Karsten Bahnson
Bahne Bahnson – Versicherungen, Bremen

Ortwin Baum
Hauptgeschäftsführer Die Unternehmensverbände im Lande Bremen e.V., Bremen

Jürgen Bentlage
Mitglied des Vorstandes Deutsche Schiffsbank AG, Bremen

Dr. h.c. Wolfgang Berghofer
Vorsitzender des Vorstandes, BVUK Betriebliche Versorgungswerke für Unternehmen und Kommunen e. V., Berlin
Oberbürgermeister Dresden 1986-1990

Willem René Bezemer
Mitglied der Geschäftsleitung Bankhaus Carl. F. Plump & Co., Bremen

Dr. Alexander Bob
Vorsitzender des Vorstandes Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, Mannheim

Dr. Georg Böckmann
Rechtsanwalt
Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Dr. Böckmann & Partner, Berlin

Wilhelm von Boddien
Geschäftsführer Förderverein Berliner Schloß e.V., Hamburg
Mitglied ‚Kleines Gremium‘ des Bremer Tabak-Collegiums

Jens Böhrnsen
Bürgermeister und Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen, Bremen

Dr. Johannes Bohnen
Bohnen Kallmorgen & Partner, Berlin

Dr. Volker Borkowski
Vorsitzender des Vorstandes AVAG Holding AG, Augsburg

Gerd von Brandenstein
Präsident Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg e.V., Berlin

Dr. Nikolaus Breuel
Vorsitzender des Vorstandes Deutsche Bahn Fernverkehr AG, Berlin

Dr. Thomas Brinkmann
Rechtsanwalt und Partner, Dr. Schackow & Partner, Bremen

Claus Brüggemann
Vorsitzender des Vorstandes Sparkasse Bremerhaven, Bremerhaven
Präsident Industrie- und Handelskammer Bremerhaven

Dr. Guido Brune
Mitglied des Vorstandes Bremer Landesbank, Bremen

Dr. Frank Büchner
Geschäftsleiter Siemens AG Region Ost, Bremen

Dr. Alan Cadmus
Mitglied des Vorstandes Polis Immobilien AG, Berlin

Jörg Conrad
Geschäftsführender Gesellschafter Lexzau, Scharbau GmbH & Co., Berlin

Claus Detjen
Verleger, Ingolstadt

Marc-Aurel von Dewitz
Mitglied der Geschäftsleitung Deutsche Bank AG Berlin, Berlin

Dr. h.c. Friedrich Dieckmann
Schriftsteller, Berlin
Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste

Andreas R. Dombret
Head of Germany, Austria, Switzerland Vice Chairman GIB Europe Bank of America, Frankfurt am Main

Dr. Thomas Dress
Vizepräsident Bundesamt für offene Vermögensfragen, Berlin

Jan Eder
Hauptgeschäftsführer Industrie- und Handelskammer zu Berlin, Berlin

Patrick Engels
Geschäftsführender Gesellschafter APAMA Beteiligungsgesellschaft mbH & Co. KG, Geisenhausen

Dr. Robert Engels
Geschäftsführer/CEO Pöschl Tobacco Group, Geisenhausen

Rainer Eppelmann
Bundesminister a.D.
Vorsitzender des Vorstandes Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin

Peter Erichreineke
Mitglied des Vorstandes MAN Nutzfahrzeuge AG, München

Prof. Manfred Ernst
Senatsrat
Geschäftsführer Flughafen Bremen GmbH, Bremen

Hans Eveslage
Landrat des Landkreises Cloppenburg Kreisamt, Cloppenburg

Jens Fahlbusch
Partner KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft AG, Bremen

Dr. Vincent Fischer-Zernin
Rechtsanwalt
Weiss • Walter • Fischer-Zernin

Dr. Matthias Fonger
Hauptgeschäftsführer und I. Syndikus Handelskammer Bremen, Bremen

Eckhard Forst
Mitglied des Vorstandes Nord/LB – Norddeutsche Landesbank, Hannover

Hartmut Frerichs
Stellv. Landrat des Landkreises Cloppenburg, Barßel-Harkebrügge

Dr. h.c. Joachim Gauck
Berlin

Heinz-Jürgen Gerdes
Geschäftsführer Bremer Design GmbH, Bremen

Dr. Ralph Geuther
Geschäftsführender Gesellschafter Karl Geuther & Co. Holding GmbH & Co. KG, Bremen

Ulf Giebel
Vorsitzender des Aufsichtsrates LEGA AG, Bremen
Ehrenpräsident Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V.

Ernst-Heinrich von Goetz
Geschäftsführender Gesellschafter Mallorca Domizil Immobilien, Puerto de Andratx, Mallorca

Gerd W. Gossler
Generalbevollmächtigter Bremer Tabak-Collegium, Bremen
Mitglied ‚Kleines Gremium‘ des Bremer Tabak-Collegiums

André Grobien
Pers. Haftender Gesellschafter Lampe & Schwartze KG, Bremen

Prof. Dr. Herwig Guratzsch
Vorstand und Leitender Direktor Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen, Schloß Gottorf

Dr. Louis Hagen
Hauptgeschäftsführer Verband Deutscher Pfandbriefbanken e.V., Berlin

Christoph Frhr. von Hammerstein-Loxten
Frhr. von Hammerstein-Loxten Consult GmbH, Berlin

Hendrik Harms
Mitglied der Geschäftsführung Deutsche Factoring Bank, Bremen

Dr. Peter Haßkamp
Bremen
Senior Advisor Bank of America N.A.
Sprecher ‚Kleines Gremium‘ des Bremer Tabak-Collegiums

Stefan von der Heiden
Leiter der Hauptstadtrepräsentanz British American Tobacco (Industrie) GmbH, Berli

Heinz-Werner Hempel
Geschäftsführender Gesellschafter Hanseatische Waren-Handelsgesellschaft mbH & Co., Bremen

Jörg Hennerkes
Staatssekretär Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Berlin

Heinrich Heuermann
Partner KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft AG, Bremen

Klaus von der Heyde
Präsident Verein Berliner Kaufleute und Industrieller, Berlin

Dr. Tessen von Heydebreck
Vorsitzender des Vorstandes Deutsche Bank Stiftung, Berlin

Wilken Frhr. von Hodenberg
Sprecher des Vorstandes Deutsche Beteiligungs-AG, Frankfurt am Main

Joachim Hoepp
Geschäftsführender Gesellschafter Nanu-Nana – Einkaufs- und Verwaltungs-GmbH, Oldenburg

Claus Friedrich Holtmann
Geschäftsführender Präsident Ostdeutscher Sparkassenverband, Berlin

Kai Horten
Mitglied der Geschäftsführung ATLAS ELEKTRONIK GmbH, Bremen

Dr. Ingolf Hübner
Referent Diakonisches Werk der EKD, Waldesruh b. Berlin

Peter Jung
Vorsitzender des Vorstandes Atlanta AG, Bremen

Helge Klassohn
Kirchenpräsident Evangelische Landeskirche Anhalts, Dessau

Harro G. Kniffka
Präsident des Verwaltungsrate Hanseatic Lloyd AG, Bottighofen/Schweiz

Egon Frhr. von Knobelsdorff
Generalsekretär Balley Brandenburg des Johanniterordens, Bonn

Ingo Köhler
Vorsitzender der Geschäftsleitung Kellogg (Deutschland) GmbH, Bremen

Andreas Kohli
Autohaus Klische Inh. R. Kohli, Görlitz

Dr. Torsten Köhne
Mitglied des Vorstandes swb Aktiengesellschaft, Bremen

Prof. Hans Kollhoff
Architekt, Berlin

Ingo Kramer
Präsident Die Unternehmensverbände im Lande Bremen e.V., Bremen
Member of the Board of Governors, Jacobs University Bremen

Volker Kröning, Senator a.D.
Mitglied des Deutschen Bundestages, Bremen

Klaus Kubbetat
Mitglied des Regionalvorstandes Commerzbank AG, Berlin
Vorsitzender des Vorstandes Ostdeutscher Bankenverband e.V., Berlin

Matthias Kues
Sprecher der Geschäftsführung Nord Holding Unternehmensbeteiligungs-GmbH, Hannover

Dr. Hermann Kues, MdB
Parlamentarischer Staatssekretär Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin

Dr. Eberhardt Kühne
Rechtsanwalt K & L Gates Kirkpatrick & Lockhart Preston Gates Ellis LLP, Berlin

Joachim Kümmritz
Generalintendant Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin, Schwerin

Hans-Dieter Lampe
Geschäftsführender Gesellschafter Handelsgesellschaft Frantz Kragh GmbH, Bremen
Mitglied ‚Kleines Gremium‘ des Bremer Tabak-Collegiums

Olaf von Lehmden
Vorsitzender des Vorstandes Envitec Biogas AG, Lohne

Lambert Leisewitz
ways to market communication GmbH, Bremen

Thomas Lemke
Rechtsanwalt Sozietät Kramer – Lemke – Wilken, Oldenburg

Joachim Linnemann
Geschäftsführender Gesellschafter Justus Grosse GmbH Immobilienunternehmen, Bremen
Präsident Bremer Bürgerparkverein e.V.

Franz-Wilhelm Löbe
Leiter der Niederlassung Bremen Siemens AG – Region Deutschland – Hanse, Bremen

Fritz Lütke-Uhlenbrock
Stellv. Vorsitzender des Vorstandes Bremer Landesbank, Bremen

Dietmar Machold
Geschäftsführender Gesellschafter Geigenbau Machold Gesellschaft Bremen – Zürich – Tokyo, Bremen

Lothar de Maizière
Ministerpräsident a.D., Berlin
Vorsitzender des Vorstandes Stiftung Denkmalschutz Berlin

Helmut Frhr. von Maltzahn
Hotel Schloß Ulrichshusen, Lupendorf

Rüdiger von Maltzahn
Director Commercial Real Estate Group Deutsche Bank AG, Berlin

Hans Georg von der Marwitz
Gut Friedersdorf, Friedersdorf

Prof. Siegfried Matthus
Künstlerischer Leiter und Geschäftsführer Kammeroper Schloß Rheinsberg, Rheinsberg

Florian Mausbach
Präsident Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Bonn

Michael Mayntz
Geschäftsführender Gesellschafter Göbber GmbH & Co. KG, Eystrup

Dr. h.c. Rudolf Mellinghoff
Richter am Bundesverfassungsgericht, Karlsruhe

Dr. Markus Metzger
Mitglied des Vorstandes Klank Holz AG, Oberrot

Dr. Eduard Möhlmann
Mitglied des Vorstandes Landessparkasse zu Oldenburg, Oldenburg

Reinhard Müller
Geschäftsführender Gesellschafter KONZEPT plus Reinhard Müller & Co. GmbH, Berlin
Mitglied des Vorstandes Stiftung Denkmalschutz Berlin

Adolf Muschg
Männedorf/Schweiz

Dr. Kurt-Bernhard Nakath, Generaloberstabsarzt
Inspekteur Sanitätsdienst der Bundeswehr, Bonn

Heinrich von Nathusius
Geschäftsführender Gesellschafter IFA-Maschinenbau GmbH, Haldensleben

Werner Netzel
Mitglied des Vorstandes Deutscher Sparkassen- und Giroverband e.V., Berlin

Manfred Neubauer
Mitglied der Geschäftsleitung Corporate Banking Region Nord Dresdner Bank AG, Hamburg

Dr. Günther R. Niethammer
Partner Odewald & Cie. Gesellschaft für Beteiligungen GmbH, Berlin

Günter Nooke
Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe Auswärtiges Amt, Berlin

Prof. Dr. Axel Nordemann
Rechtsanwalt Sozietät Boehmert & Boehmert, Potsdam

Roland Nosky
Mitglied des Vorstandes AVAG Holding AG, Augsburg

Prof. Dr. Jan Hendrik Olbertz
Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt, Magdeburg

Detlef Olufs
Partner Salans LLP, Berlin

Hillert Onnen
Mitglied des Vorstandes BLG Logistics Group AG & Co. KG, Bremen

Dr. Dr. h.c. mult. Manfred Osten
Bonn
Generalsekretär der Alexander von Humboldt-Stiftung a.D.
Mitglied ‚Kleines Gremium‘ des Bremer Tabak-Collegiums

Lutz H. Peper
Geschäftsführender Gesellschafter
Willenbrock Fördertechnik Holding GmbH, Bremen

Bernd Petrat
Geschäftsführender Gesellschafter Nordwest Industrie Holding GmbH, Hoya

Bernhard von der Planitz, Botschafter a.D.
Berlin

Dr. Dirk Plump
Geschäftsführender Gesellschafter W. Tiemann GmbH & Co., Bremen
Vizepräses Handelskammer Bremen

SKH Dr. Oskar Prinz von Preußen
Herrenmeister Balley Brandenburg des Johanniterordens, Berlin

Prof. Detlef W. Prinz
Geschäftsführender Gesellschafter PrinzMedien Holding, Berlin

Wolf v. Rhade
Geschäftsführender Gesellschafter Nordsaat-Zuchtgesellschaft mbH, Langenstein

Dr. med. Hubertus Riedel
Bremen

Dr. Wolfgang Riedel
Mitglied des Vorstandes Sparkasse Köln/Bonn, Köln

Emile Rijcken
Geschäftsführender Gesellschafter Emile Rijcken GmbH, Essen

Dr. Florenz Rogge
Geschäftsführer Gustav W. Rogge GmbH & Co. KG, Bremerhaven

Dr. Hans Christoph von Rohr
Rechtsanwalt, Mühlheim/Ruhr
Mitglied des Aufsichtsrates swb AG, Bremen

Prof. Gerd Röpke
Universität Rostock – Institut für Physik, Rostock

Dr. Hermann Rudolph
Herausgeber Der Tagesspiegel, Berlin

Theo Sarrazin
Finanzsenator, Berlin

Prof. Dr. h.c. mult. Klaus Gerhard Saur
Senator E.h.
Geschäftsführender Gesellschafter Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin
Mitglied ‚Kleines Gremium‘ des Bremer Tabak-Collegiums

Stephan Schalk
Geschäftsführender Gesellschafter Barth & Könenkamp Seiden GmbH & Co. KG, Bremen

Jörg Schauerhammer
Mitglied der Geschäftsleitung Commerzbank AG Berlin, Berlin

Dr. Peter Schinzing
Mitglied des Vorstandes Oldenburgische Landesbank AG, Oldenburg

Norbert Schmelzle
Vorsitzender der Geschäftsführung Kaefer Isoliertechnik GmbH & Co., Bremen

Dr. Gerd-Dietrich Schmidt
Geschäftsführender Gesellschafter DUDEN PAETEC GmbH Schulbuchverlag, Berlin

Hans-Joachim Schnitger
Geschäftsführender Gesellschafter Karl Geuther & Co. Holding GmbH & Co. KG, Bremen

Prof. Dr. Rupert Scholz
Bundesminister a.D., Berlin
Mitglied ‚Kleines Gremium‘ des Bremer Tabak-Collegiums

Jörg Schönbohm
Generalleutnant a.D.
Innenminister des Landes Brandenburg, Potsdam

Wolfgang Schönecker
Mitglied der Geschäftsleitung Commerzbank AG Bremen, Bremen

Klaus J. Schöniger
Mitglied des Vorstandes Die Sparkasse Bremen AG, Bremen

Prof. Dr. Dr. h.c. Richard Schröder
Lehrstuhl für Systematische Theologie/Philosophie Humboldt-Universität zu Berlin Theologische Fakultät, Berlin
Mitglied des Nationalen Ethikrates

Dr. Heinrich Schulte
Pers. haftender Gesellschafter Reederei Bernhard Schulte KG, Hamburg

Bernd Schultz
Geschäftsführender Gesellschafter Villa Grisebach Auktionen, Berlin

Christoph Schulz
Mitglied des Vorstandes NORD/LB Norddeutsche Landesbank, Hannover

Thomas Schütze
Mitglied des Vorstandes Bankhaus Neelmeyer, Bremen

Dr. Rainer Schwarz
Sprecher der Geschäftsführung Berliner Flughäfen Flughafen Berlin Schönefeld GmbH, Berlin

Stephan Schwarz
Präsident Handwerkskammer Berlin, Berlin

Otto A. Schwimmbeck, Senator E.h.
Vorstand OAS AG, Bremen

Dr. Carsten Sieling
Vorsitzender der Fraktion der SPD in der Bremischen Bürgerschaft, Bremen

Dr. Heiko Staroßom
Mitglied des Vorstandes Die Sparkasse Bremen AG, Bremen

Albert Still
Gesellschafter AVAG Holding Aktiengesellschaft, Augsburg

Prof. Dr. Dr. h.c. Günter Stock
Präsident Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin

Prof. Dr. h.c. Dieter Stolte
Herausgeber Tageszeitung DIE WELT, Berlin

Dr. Joachim Stoltenberg
Chefkorrespondent Tageszeitung DIE WELT, Berlin

Peter Strieder, Senator a.D.
Pleon GmbH, Berlin

Günther Troppmann
Vorsitzender des Vorstandes Deutsche Kreditbank Aktiengesellschaft, Berlin

Prof. Sebastian Turner
Chief Executive Officer Scholz & Friends AG, Berlin

Prof. Dr. med. Paul H. Unschuld
Direktor Horst-Görtz-Stiftungsinstitut Charité Zentrum 1 für Human- und Gesundheitswissenschaften, Berlin

Hans-Jörg Vetter
Vorsitzender des Vorstandes Landesbank Berlin AG, Berlin

Dr. med. Hans-Jörg Volkmann
Verden

Ulrich Voswinckel
Rosengarten
Vorsitzender des Stiftungsrates der Körber-Stiftung, Hamburg

Alexander Wendeln
Geschäftsführender Gesellschafter Wega Support GmbH, Garrel

Dr. Patrick Wendisch
Geschäftsführender Gesellschafter Lampe & Schwartze KG, Bremen
Mitglied ‚Kleines Gremium‘ des Bremer Tabak-Collegiums

Klaus von Werneburg
Rechtsanwalt
C. D. Wälzholz GmbH & Co. KG, Hagen

Michael Westhagemann
Vorsitzender der Geschäftsleitung Siemens AG – Region Hanse, Hamburg

Jörg Woltmann
Alleingesellschafter KPM Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin GmbH, Berlin

Dr. Manfred Zimmermann
Geschäftsführender Gesellschafter Weser-Wohnbau GmbH, Bremen

Dr. Wilhelm Zörgiebel
Geschäftsführer Grundbesitz Hellerau GmbH, Dresden