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174. Zusammenkunft am 27. September 2012 Schloss Wolfenbüttel/Herzog August Bibliothek

174. Zusammenkunft am 27. September 2012 Schloss Wolfenbüttel/Herzog August Bibliothek

Sprecher des Collegiums

Dr. Dr. h. c. mult. Manfred Osten

Vortrag in der Collegiumsrunde

Martin Mosebach

Thema

„Inspiration – Wie kommt die Kunst
in den Kopf?“

174. Zusammenkunft am 27. September 2012 Schloss Wolfenbüttel/Herzog August Bibliothek

Begrüßung – Dr. Dr. h. c. mult. Manfred Osten

Königliche Hoheit,
sehr geehrter Herr Prof. Schmidt-Glintzer,
sehr geehrte Herren,

als der mit Wolfenbüttel so eng verbundene Gotthold Ephraim Lessing 1766 seine berühmte Laokoon-Studie publizierte, ahnte er nicht, dass im 21. Jahrhundert die von ihm damals so sehr gewürdigte Skulptur in den Vatikanischen Museen zum Gegenstand eines besonders originellen Dialogs mutieren würde. Auf die Frage eines Museumsbesuchers nämlich, wo hier die Laokoon-Gruppe sei, erhielt er zur Antwort: „Tut mir leid, ich kann ihnen nicht helfen – Ich bin von der Neckermann-Gruppe.“ Die letztgenannte Gruppe wird ja soeben vom Insolvenzverwalter abgewickelt.

Ich freue mich daher ganz besonders, Sie alle im Namen des ‚Kleinen Gremiums‘ des Bremer Tabak-Collegiums hier in Wolfenbüttel, am Ort jenes kulturellen Gedächtnisses zu begrüßen, das Lessing als Bibliothekar hier in den letzten elf Jahren seines Lebens gestiftet hat. Ein kulturelles Gedächtnis, das allerdings bereits 1929 Hugo von Hofmannsthal mit den Worten bilanziert hat: „Lessing war von einem andern Geschlecht, er zeigte eine Möglichkeit deutschen Wesens, die ohne Nachfolge blieb … Seine Bedeutung für die Deutsche Nation liegt in seinem Widerspruch zu ihr: Innerhalb eines Volkes, dessen größte Gefahr der gemachte Charakter ist, war er ein echter Charakter.“ Weshalb wir denn auch allen Anlaß haben, dem Hausherrn dieses Erinnerungsortes an einen „echten Charakter“, Herrn Prof. Dr. Helwig Schmidt-Glintzer, von Herzen Dank zu sagen für die großzügige Gastfreundschaft.

Wir sind Gäste dieses Erinnerungsortes in einer Zeit der allgemein rapide erodierenden Einsicht, dass das Leben zwar nach vorwärts gelebt, aber nur nach rückwärts verstanden wird. Dieses Verstehen des Lebens nach rückwärts aber ist konstitutiv für den Begriff der Kultur. Kultur aber bedeutet auch, dass alle großen Leistungen nicht denkbar sind ohne die Idee des Schöpferischen und der Inspiration.

Der schöpferische Mensch aber ist das Gegenteil jenes nützlichen Menschentyps, den man heute als Humankapital bezeichnet. Schon 1874 hat Friedrich Nietzsche diesen Menschentyp bezeichnet als den „kuranten Menschen“. Mit der Warnung: “Möglichst viele kurante Menschen zu bilden, in der Art dessen, was man an einer Münze kurant nennt, das wäre also das Ziel.“

Vor diesem Hintergrund ist es deshalb ein Glücksversprechen, daß der Büchnerpreisträger Martin Mosebach mit seinem Festvortrag heute den Begriff des Schöpferischen in das Zentrum seiner Betrachtung stellen wird.

Das Schöpferische aber ist inzwischen ein Thema, das uns allen auf den Nägeln brennen sollte. Denn die Kultusministerkonferenz hat kürzlich beschlossen, die klassischen Fächer des Schöpferischen in den Schulen – unter anderem Musik und Kunst – zu fusionieren zu einem Studienbereich, mit dem ambitionierten Namen „ästhetische Bildung“. Inzwischen gibt es jedoch ernstzunehmende Stimmen, die darauf hinweisen, daß mit diesem Etikettenschwindel in Wahrheit nur Personal eingespart werden soll und gleichzeitig eine Einschränkung und Entprofessionalisierung des Musik- und Kunstunterrichts drohe.

Sollte dies wirklich zutreffen, würde schon aus diesem Grunde für den Festredner das gelten, was wir jetzt gleich beim Trinkspruch zum traditionellen Löffeltrunk hören werden: „Hest den Rechten drapen“ – Hast den Richtigen getroffen. Und zu
diesem gemeinsamen Löffeltrunk darf ich jetzt unseren Gastgeber, Herrn Professor Schmidt-Glintzer zu mir bitten, um mit ihm den vollständigen plattdeutschen Trinkspruch auszubringen:

Sprecher: I ck seh di!

Ick seh di (Ich sehe Dich)
Ick drink di to (Ich trinke Dir zu)
Dat freut mi (Das freut mich)
Dat do (Das tu)
– Prost! –
Ick heb di tosapen
(Ich hab` Dir zugetrunken)
Hest´n Rechten drapen
(Hast den Rechten getroffen)

Prof. Schmidt-Glintzer: Hest den Rechten drapen!

174. Zusammenkunft am 27. September 2012 Schloss Wolfenbüttel/Herzog August Bibliothek

1. Tischrede – Dr. Dr. h.c. mult. Manfred Osten

Königliche Hoheit,
sehr geehrter Herr Professor Schmidt-Glintzer,
meine Herren,ich bitte um Nachsicht, wenn ich das Bremer Abendbrot unterbreche. Ich tue es mit dem Zusatz, den Goethe gegenüber jener Dame äußerte, die in diesem Schloss geboren wurde, Großherzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar. Er lautet: „Wer länger als zehn Minuten redet, erregt den Widerwillen seiner Zuhörer.“ Ich will versuchen, mich daran zu halten. Derartige dynastische Verbindungen wie zwischen Wolfenbüttel und Weimar lassen sich leider zwischen Wolfenbüttel und Bremen nicht nachweisen. Immerhin lässt sich für die Zeit des Dreißigjährigen Krieges zum Ruhme Wolfenbüttels nachweisen, dass diese Stadt 1666, als sie noch Residenzstadt des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg war, durch kaiserliches Dekret zum Beschützer Bremens gegen die Schweden ernannt worden ist. Schon aus diesem Grunde freuen wir uns, dass Sie, Königliche Hoheit, heute bei uns sind.
Denn Wolfenbüttel gehört ja historisch zum ehemaligen Territorialbezirk des Welfenhauses in Gestalt der sogenannten Eigengüter Heinrichs des Löwen. Mit dem eben genannten Stichwort Weimar sitzen wir jedenfalls hier im Renaissancesaal des größten erhaltenen Schlossbaus Niedersachsens auch auf gesichertem klassischen Boden der deutschen Literatur. Zumal wir uns hier im Fürstenhaus selber dichtender Welfenherzöge wie Heinrich Julius und Anton Ulrich befinden. Kein Wunder also, dass die nach dem 30jährigen Krieg hier durch Herzog August geschaffene, größte damalige Bibliothek als das „achte Weltwunder“ gefeiert wurde. Und kein Wunder, dass Herzog Johann Friedrich schließlich keinen Geringeren als den Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz zum Bibliothekar dieses Weltwunders ernannte.Womit wir schon beim Thema des heutigen Festvortrags sind: „Inspiration – Wie kommt die Kunst in den Kopf?“ Denn Leibniz gilt zu Recht als eines der größten Genies der Inspiration. Die Fülle seiner Geistesblitze reicht von binären Zahlen bis zum hochaktuellen Projekt einer Versöhnung der großen Kirchen. Sein berühmtester Geistesblitz aber fällt in die Zeit seiner Tätigkeit als hiesiger Bibliothekar. In seinem philosophischen Traktat über die „vernunftbegründeten Prinzipien der Natur und der Gnade“ gelangte er zu der Überzeugung, dass wir alle in der von Gott geschaffenen besten aller möglichen Welten leben.Man hat allerdings bereits im 18. Jahrhundert diese Inspiration als Optimismus bezeichnet. Es war dann Karl Kraus, der Optimismus im 20.Jahrhundert definiert hat als „Mangel an Information“. Wie es heute um diesen Optimismus steht, verdeutlicht die Anekdote, wonach ein gläubiger Christ nach seinem Tode zwar immer noch in den Himmel kommt, dort aber an der Pforte nicht, wie es sich in der besten aller möglichen Welten gehört, von Sankt Peter empfangen wird, sondern von Luzifer, dem Teufel persönlich. Und zwar mit der Erklärung: “Auch wir haben hier längst fusioniert.“
Meine Herren, mit dem Stichwort der Inspiration möchte ich aber jetzt Ihre Aufmerksamkeit auf das Thema des Festvortrags lenken. Wir werden diesen Vortrag hören in jener Bibliothek, die bereits Lessing gerühmt hat als „Schatzkammer aller Reichtümer des menschlichen Geistes“. Der Geist aber – und das wissen wir aus den Evangelien – weht bekanntlich, wohin er will und nicht wohin wir wollen. Das heißt, die Be-geistung, die Inspiration, als der wahre Quellgrund des Neuen in der Welt, das Schöpferische, entzieht sich dem Zugriff, dem Kommando des menschlichen Willens. Es bleibt sein Geheimnis, wie es in den Kopf eines Menschen kommt. Zum Beispiel in Gestalt der bahnbrechenden Bühnenwerke des bereits erwähnten Wolfenbütteler Bibliothekars, Gotthold Ephraim Lessing. Dieser faszinierend freie Geist in Lessings Kopf ist denn auch der Grund, warum Hofmannsthal – wie bereits erwähnt – Lessing definiert hat als „echten Charakter“ und nicht als einen „gemachten Charakter“. Und dies mit der wenig schmeichelhaften Behauptung, dass Lessings Bedeutung für die Nation in seinem Widerspruch zu ihr liege. Ein Widerspruch, der nach Hofmannsthals Ansicht offenbar in der Gefahr besteht, dass Lessings Nation vor allem „gemachte“, aber keine „echten“ Charaktere hervorbringt.Meine Herren, wie steht es heute um diesen Vorwurf, den Hofmannsthal hier erhebt gegen ein Bildungssystem zur Herstellung „gemachter“ statt „echter“ Charaktere? Können wir heute, 100 Jahre später, diesen schwerwiegenden Vorwurf als obsolet, als überwunden betrachten? Karl Valentin hat behauptet: „alle Menschen sind klug: die einen vorher, die anderen nachher.“ Sind wir Nachgeborenen inzwischen klug geworden? Dient unser Bildungssystem heute der Förderung des „echten“ und nicht des „gemachten“ Charakters? Dient es der Freisetzung des Schöpferischen im Sinne des Themas unseres Festredners „Wie kommt die Kunst in den Kopf“? Oder dient die Bildung heute einer Entwicklung, die schon Karl Kraus als Zeitgenosse Hofmannsthals Anfang des 20. Jahrhunderts auf die Formel gebracht hat: „Das Niveau ist sehr hoch. Es steht bloß keiner mehr drauf“?

Meine Herren, die Antwort auf diese Frage hat Lessing selber schon vor über 200 Jahren hier in Wolfenbüttel gegeben. Es ist die Antwort eines Mannes, der schon damals fürchtete, daß die Kunst nicht mehr in seinen Kopf kommen könnte. Denn er fürchtete, daß sein Geist sich „im Bücherstaub verliert, der immer mehr und mehr auf meine Nerven fällt“.

Man ersetze das Wort „Bücherstaub“ durch das, was unser Bildungssystem heute hauptsächlich bezweckt. Nämlich die fast ausschließliche Vermittlung akademischen Wissens ohne Rücksicht auf Fragen der Charakterbildung. Und man setze anstelle von „Bücherstaub“ eine Bildung, die sich nicht mehr versteht als gedächtnisgestützte Urteilskraft, sondern als Bologna-Prozeß beschleunigter Erwerb von Zukunftskompetenz ohne Herkunftskenntnisse. Mit der Folge, daß sich bereits als Historiker verstehen kann, wer die Tageszeitung von gestern gelesen hat. Und dies im Zeichen jener drohenden digitalen Demenz, vor der schon Hans-Magnus Enzensberger gewarnt hat mit der lapidaren Feststellung: „Gespeichert, das heißt vergessen.“ Selbst Lessing hat bereits befürchtet durch den Brotberuf als Bibliothekar dies zu werden, was Hofmannsthal als „gemachten“ Charakter bezeichnet.

Hier Lessings selbstironische Klage: „Mit mir ist es vollständig aus; und jeder dichterische Funken, deren ich ohnedies nicht viel hatte, ist in mir erloschen.“ Es ist eine Klage, der wir uns – wie ich meine – nicht entziehen sollten. Es wird darin die Frage hörbar: Was können, was müssen wir tun, daß nicht die Inspiration in einer Gesellschaft erlischt, um deren Zukunft es ohne Inspiration herzlich schlecht bestellt wäre? Und deren Zukunft ohne Herkunft wahrscheinlich auf Sand gebaut wäre.

Wir danken daher schon jetzt Martin Mosebach, daß er sich heute Abend dieser dringenden Frage annehmen wird. Anlässlich einer Laudatio bei der Verleihung des Kleist-Preises 2011 hat Martin Mosebach bereits hingewiesen auf die Bedeutung der Inspiration. Er betrachtet sie nach wie vor als die eigentliche „Hauptaufgabe der Kunst“. Womit er an das erinnert, was Lessing den soeben erwähnten „dichterischen Funken“ genannt hat. Denn für Mosebach ist die Kunst die Fähigkeit, „die Gegenstände, die sie sich vornimmt, anzuzünden und zum Leuchten, zum Strahlen und womöglich gar zum Brennen zu bringen“.

Lassen Sie mich daher zum Schluß erinnern an eine Anekdote zum Thema geistreicher Inspiration. Es ist ein Beispiel für das hohe Niveau, das man kennen muß, um die Gegenstände „zum Leuchten“ zu bringen. Als der im Mai dieses Jahres leider verstorbene große Sänger Dietrich Fischer-Dieskau zum ersten Mal unter der Leitung des berühmten Dirigenten Klemperer Bachs Johannes-Passion sang, unterbrach Fischer-Dieskau die Probe mit dem geistreichen Hinweis, ihm sei heute Nacht Johann Sebastian Bach im Traum erschienen. Er habe ihm gesagt, das Tempo der zuletzt gesungenen Arie sei leider zu langsam. Daraufhin habe am nächsten Tag Klemperer an derselben Stelle die Generalprobe unterbrochen mit dem Hinweis, auch ihm sei heute Nacht Johann Sebastian Bach erschienen. Als Fischer-Dieskau sich neugierig erkundigte, was Bach denn gesagt habe, soll Klemperer geantwortet haben: „Er kennt Sie gar nicht.“

Meine Herren, Sie sehen, Klemperers Antwort ist jedenfalls „Geist-reich“ im ursprünglichen Sinne des Wortes. Weshalb ich denn auch an dieser Stelle abbrechen möchte, um dem Festredner nicht zuvorzukommen. Vorher aber wollen wir jetzt das Bremer Abendbrot fortsetzen. Ich wünsche hierzu guten Appetit und weiterhin inspirierende Gespräche.

174. Zusammenkunft am 27. September 2012 Schloss Wolfenbüttel/Herzog August Bibliothek

2. Tischrede – Prof. Dr. Helwig Schmidt-Glintzer

Königliche Hoheit,
verehrte Mitglieder des ‚kleinen Gremiums‘,
sehr verehrte Herren,so kurzweilig, wie Herr Osten es eben gemacht hat, will ich es nicht machen, sondern nur einige Worte über die Herzog August Bibliothek verlieren, die Sie gleich sehen werden.Vor dem Tor dieser Bibliothek beklagte sich vor einiger Zeit der große Göttinger Germanist Albrecht Schöne bei mir darüber, dass das Rauchen in der Bibliothek vergangenen Zeiten angehöre. Das will ich nicht weiter kommentieren; doch ist dies Anlass, meine Herren, in Wolfenbüttel mit dem Gedanken Sie zu begrüßen, dass wir selbst Zeugen von sich wandelnden Wertvorstellungen sind.Die Debatten der letzten Zeit zeigen Zweierlei; erstens die Kurzlebigkeit einzelner Diskurse, die Moden und die wechselnden Aufmerksamkeitsfokussierungen. Sie zeigen aber auch, dass auch Kulturen und Lebenswelten sich wandeln. Da ist es gut, sich daran zu erinnern, dass die Herzog August Bibliothek sich jenseits aktueller Aufgeregtheiten versteht und zugleich auch immer unmittelbar beteiligt ist. Als Ort der Bücher und Handschriftensammlungen, die mit dieser Region verbunden sind, aber auch weit darüber hinaus greifend, wenn ich etwa an die Wolfenbütteler Corvin-Handschriften denke oder die inzwischen tausendjährige Bibliothek des Klosters Weißenburg im Elsass, die vor dreihundert Jahren hierher kam, ist die herzogliche Bibliothek in Wolfenbüttel ein Zeugnis vieler Kulturen, Geistesprägungen, Konfessionalismen, und sie ist sich dabei natürlich darüber im Klaren, dass ihr eigenes jeweiliges Handeln, ihr Sammeln und Ihr Erforschen, ihre Neugier und ihre Antworten auf Fragen der Wissenschaft, stets zeitgebunden bleiben.Indem Sie, meine Herren, sich mit Ihrem Collegium in dieser Bibliothek versammeln, versammeln werden, fügen Sie mit Ihren Vorträgen und Gesprächen diesem kulturellen Gedächtnis weitere Spuren hinzu. Dafür bin ich dankbar.

Ich möchte zugleich betonen, dass kaum Einer, der diese Bibliothek besuchte, gänzlich unverändert sie wieder verließ. Das wünsche auch ich Ihnen und Sie werden mir sicher bestätigen, dass es kaum einen anregenderen Raum, als die Augusteerhalle mit den Buchbeständen des Namenspatrons dieser Bibliothek gibt. Sie werden nach dem geplanten Vortrag, der ja schon mehrfach angekündigt wurde, den Sie dort hören werden, mit Einsichten und Gewinn abreisen. Sie werden aber womöglich auch viele neue Fragen unbeantwortet mitnehmen. Angeregt durch die Atmosphäre und die Bestände der Herzog August Bibliothek, die einen gewissermaßen in ihr internes Wechselgespräch hinein nehmen und einen zu Fragen ermutigt, die einem sonst nicht eingefallen wären.

Damit bin ich aber nun bei jenem Thema dieses Abends, der Inspiration, welches nachher Martin Mosebach uns vorlegen wird, hier will ich nur noch einen Wunsch formulieren, dass Sie sich nicht einschüchtern lassen mögen, in Ihrer Geistigkeit angesichts der sich uns dort umstellenden gesammelten Gelehrsamkeit und Meinungsvielfalt in diesen Büchern. Bei aller Bescheidenheit und Bewunderung für die Textzeugnisse aus der Vergangenheit versteht man sie doch nur recht und rechtfertigt sich ihre Erhaltung und Überlieferung nur dann, wenn man ihnen unvoreingenommen gegenüber tritt und ihrer Sprache das eigene Wort auch die eigene Tonlage und gelegentlich die eigene Bildvorstellung entgegen setzt. Dies ist eine weitere Beschreibung der Wolfenbütteler Bibliothek als Forschungsbibliothek, die ich vor Ihnen gerne so formuliere, weil ich Ihren Besuch mit einer langen Reihe von Begegnungen in dieser Bibliothek sehe. Ich könnte jetzt von Casanova sprechen, der hier war, und vielen anderen, das will ich Ihnen ersparen.

Es bleibt wichtig – noch nicht ganz am Ende – die Gespräche und die Kontroversen der Vergangenheit zu erinnern, weil sie die Begründungszusammenhänge jener scheinbaren Selbstverständlichkeiten verständlich machen, die frühere und vielleicht noch heutige Lebenspraxis geprägt haben und prägen – vielleicht auch verständlich machen, warum Sie sich in dieser Form hier versammelt haben.

Gerade wenn wir von einer christlich geprägten Kultur sprechen wollen, was ja gerade oft aus unglaubwürdigem Munde beschworen wird, scheint die Einsicht unabdingbar, dass es für uns Menschen eine letztgültige Wahrheit wohl nicht geben kann. Aber unverbrüchlich und unhinterfragbar ist doch – und ich glaube wir sind da ähnlich getaktet, Herr Osten – ist doch die Gegenwart. Trotz der fortschreitenden Historisierung aller überlieferten Bestände; die Ideenkämpfe finden immer nur in der Gegenwart statt oder sie finden nicht statt – und gleiches gilt für den Einfall und die Inspiration. Damit beschreibe ich auch die Lage, wie ich sie in zwei Jahrzenten in dieser Bibliothek verspürt habe. Es ist die Freiheit des Geistes und des Blickes auf die Spuren vergangener Suchbewegungen und Behauptungen, auf Diskurse und Deutungsbemühungen, auf Sinnstiftungen und Verwerfungen. Wenn es in der Gegenwart aufgegriffen wird, wird es zugleich aktuell und ist keineswegs überholt im Sinne von Abständigkeit, sondern allenfalls überholt im Sinne einer Revitalisierung und Erneuerung – einer Renaissance, für welche die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel steht. In diesem Sinne, wünsche ich Ihnen, uns allen, einen erneuernden Abend. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

174. Zusammenkunft am 27. September 2012 Schloss Wolfenbüttel/Herzog August Bibliothek

Vortrag: Martin Mosebach

 

„Inspiration – Wie kommt die Kunst in den Kopf?“

Königliche Hoheit,
Prinz Ernst August,
meine Herren,

Manfred Osten tausend Dank für die höchst ehrenvolle Einführung.

Ich trage Ihnen ein Stück vor über Inspiration – das Land der Dichtung habe ich diesen kleinen Essay genannt.

Ein Schriftsteller soll über das Thema der Inspiration sprechen. Das ist keine unproblematische Aufgabe. Wieso eigentlich? Hat uns die Literaturwissenschaft nicht ein reiches Instrumentarium in die Hand gegebenen, um die Entstehung eines Werkes befriedigend erklären zu können? Verbergen sich dem erfahrenden Leser, wenn er sich ein Buch vornimmt etwa die sprachlichen Muster, die literarischen Traditionen, die Konventionen, denen es entspricht oder gegen die es aufgebehrt? Welches erzählerische Motiv kann nicht auf eine lange Geschichte zurückblicken. Der Schriftsteller unterliegt ebenso vielen Determinationen, wie andere Menschen auch: Er ist ein Kind seiner Zeit, er ist Diener einer ihm im wehrlosen Kindesalter vorgegebenen Sprache, er ist ein Mitglied seiner gesellschaftlichen Klasse; er hat eine Lebensgeschichte, die ihn trägt, die prägt, die ihn belastet; seine Werke haben auch dann, wenn sie vom handwerklichen weit entfernt scheinen, eine mehr oder weniger solide handwerkliche Grundlage – weil sie sonst nämlich gar nicht gelesen werden könnten, auch der kühnste und explosivste Gedanke muss sich in einen wie immer weiten oder auch engeren handwerklichen Rahmen spannen lassen, um überhaupt wahrgenommen zu werden.

Wer alle diese Aspekte berücksichtigt und sie in eine feine Balance zu bringen weiß, der erfährt viel über ein Werk, vielleicht sogar genug. Was soll da noch die Frage nach der Inspiration? Ist sie mehr und anderes, als eine gute Stimmung, als ein Zufluss von Einfällen, der durch günstige Umstände: Ruhe, Ausgeschlafenheit, Entspannung – oder auch durch ungünstige Umstände: Erregung, Überreizung, Unruhe, befördert wird? Ist Inspiriertheit etwas anderes und mehr, als ein gewisser erfreulicher Schwung? Ein Anflug von Mühelosigkeit, spielerischer Freude, Scharm, Leichtigkeit, Überzeugungskraft, die Fähigkeit zu Verblüffen und zu gewinnen? Gehört es nicht zum Irrationalismus eines durch die Psychologie überwundenen Geniekults, der Inspiration über solches Stimmungshafte hinaus noch eine eigene gewichtige Bedeutung für die Entstehung eines Werkes zuzusprechen? Etwas derart luftiges, wie Inspiration, wie soll man so etwas zu fassen bekommen? Luftig ist sie ja im wörtlichen Sinn. Die Inspiratio ist die Einblasung, die Einhauchung. Als Gott, wie in der Genesis berichtet, dem Erdenklos Adam durch Mund und Nase seinen Geist einblies, handelte es sich um den ersten Fall von Inspiration. Es gibt Wissenschaftler, die versucht haben, das Gewicht der auf solche Art eingeblasenen Seele bestimmen zu können, indem sie Sterbende unmittelbar vor und nach dem Eintritt des Todes gewogen haben. Ja, es gab einen Unterschied. Und zwar war der Tote, der, wie man so schön sagt, seinen Geist aufgegeben hat, tatsächlich leichter, als er es lebend gewesen war. Und auf diese paar Gramm einer im Übrigen unsichtbaren Substanz soll es nun gegenüber all den manifesten Determinanten eines Werks ernsthaft ankommen? Das könnte man sich immerhin vorstellen. In der Biologie können die kleinsten Abweichungen, die größten Wirkungen haben. Alle kennen unsere nächste Cousine, die Taufliege Drosophila, deren Erbgut zu weit über 90%, mit dem des Menschen identisch ist. Die wenigen Prozentchen Differenz schaffen den ganzen Abstand zwischen uns und dem Insekt.

So mag dieses Unfassbare, was so selbstverständlich Inspiration genannt wird, denn tatsächlich über den Wert und die Lebensfähigkeit eines Werkes entscheiden. Dieser Hauch mag tatsächlich bedeutsamer sein, als die aufgewandte Handwerkskunst, die Brillanz der Gedanken, die Makellosigkeit der Sprache, die Bereicherung der Tradition, der neuartige Zugriff auf das Sujet. Die eigentliche Zumutung enthält für den modernen Menschen der Gedanke, der im Wort Inspiration freilich inbegriffen ist, dass dieser begeisternde Hauch nicht aus dem Menschen selber kommt, sondern dass er ihn von Außen erreicht. Das der Schriftsteller der Empfänger, nicht der Hervorbringer dessen ist, was inspirativ in ihm wirkt.

Was Inspiration sei, ist Glaubenssache, wenn man den Begriff des Glaubens als die höchste Steigerung des Überzeugtseins definiert. Zwei Glaubenssätze stehen sich hier unversöhnlich gegeneinander. Wenn man mir die saloppe Ausdrucksweise gestattet, würde ich diese beiden Glaubenssätze so definieren: Der eine sagt, der Mensch sei eine leere Flasche; der andere, er sei eine volle Flasche.

Wer glaubt, der Mensch sei eine leere Flasche, der sieht ihn als Gefäß, für alles, was von außen in ihn hineinfließt. Seine Persönlichkeit besteht nur in der Form der Flasche, die dem in sie hineingelangten, seine besondere nur in diesem einzigen Menschen zu verwirklichende Gestalt verleihen. Dies hat zur Voraussetzung, dass es eine Außenwelt tatsächlich gibt. Dass sie nicht nur Konstrukt, schöpferischer Irrtum, Illusion des in sich gefangenen menschlichen Geistes ist. Das bedeutet, dass der Mensch ein Nicht-Ich fruchtbar aufnehmen kann. Das er sogar aus vielen Nicht-Ichs zu bestehen vermag, die in ihm, dem von ihm gebildeten Innenraum, jene die Amalgamierung annehmen, die die Substanz seines Ichs bilden.

Diese Überzeugung teilten die meisten Menschen von den frühesten Zeiten bis hinein ins 19. Jahrhundert – jedenfalls sofern sie nicht Buddhisten waren.

Der Glaube an den Menschen als volle Flasche wurde in Europa vielleicht zuerst von David Hume formuliert in seinem großem Satz: „Die Menschen gelangten in ihrem Denken und Fühlen nicht einen Schritt über sich selbst hinaus.“ Alles, was wir in unseren Gedanken bewegen, stamme aus uns. Eine Wahrnehmung, die uns echte Objektivität zu gewinnen erlaube, sei den Menschen nicht gegeben.

Die Sprache verharre auf einem niedrigeren erkenntnisgeschichtlich weit überholten Erkenntnisniveau, wenn sie etwa vom Einfall sprechen. Der Einfall suggeriert ja das Hereinfallen einer Einsicht, eines Eindrucks von außen. Der „Eindruck“ geht von der Vorstellung aus, die Menschenseele werde durch Einfluss von Außen geprägt, wie das Pfund Butter vom auf es gepressten Model. Der Enthusiasmus geht gar davon aus, ein Gott könne im Menschen Wohnung nehmen und aus seinem Mund sprechen, und wer «außer sich gerät», der hat den eigentlich doch unmöglichen Schritt über sich hinaus dann eben doch getan – wenn uns das überwundene Menschheitsbewusstsein von vielen tausend Jahren hier nicht einen in der Sprache überdauernden Streich spielte. Die Neurobiologen sehen den Menschen ohnehin im Selbstgespräch versunken und springen den neueren Philosophen mit ihrer Wissenschaft zur Seite. Alle berühmten Beispiele, in denen Propheten und Philosophen, Dichter und Heilige die Stimmen einer jenseitigen Welt hörten und sich von ihnen leiten ließen, seien Phänomene buchstäblicher Schizophrenie, in denen sich die beiden Kammern des Gehirns miteinander unterhielten. Aber ist diese heute weitgehend unwidersprochene herrschende Lehre nicht eigentlich auch ein Zeugnis von Schizophrenie, von geteiltem Bewusstsein? Sie sieht den Menschen im geschlossenen Käfig seines ganz nach innen gerichteten Daseins gefangen und traut ihm dennoch allgemeingültige Erkenntnisse über sein Denken, seine Produktivität und seine Wahrnehmung zu. Ich räume ein, dass die Empfindung, eine These sei grauenvoll und bedrückend, kein Beweis für ihre Unrichtigkeit sein kann, aber befinde ich mich in einem heillosen Irrtum, wenn ich vermute, dass der philosophischen und naturwissenschaftlichen Überzeugung, der Mensch baue sich die Welt aus den Bausteinen seines subjektiven Wahnes, keineswegs die reinste Objektivität geprüfter Fakten zugrunde liege, sondern dass sie auf einem Willen, einer vorgefassten Weltsicht beruhe, die sich den Menschen in einer Offenheit für den ihn umgebenden Kosmos mit allen darin kreisenden sichtbaren und unsichtbaren Dingen nicht mehr vorstellen kann? Es wäre für mich ein Albtraum, wenn ich davon überzeugt wäre, in meinem ganzen Denken, Sehen und Fühlen immer nur auf mich verwiesen zu sein, wenn alles Forschen und Entdecken immer nur nach dem Modell von Hase und Igel verliefe, wenn hinter jeder Tür, die ich öffnete, immer wieder nur ich, dem penetranten, selbstzufriedenen Igel vergleichbar, säße und mir selbst zuriefe: «Ick bün allhier!» Wenn es eine Person auf Erden gibt, die mich nicht interessiert, dann bin ich selbst diese Person. Es wird deshalb von mir im Folgenden auch nicht weiter die Rede sein, obwohl es vielleicht gerechtfertigt wäre, wenn der Schriftsteller, der nach seiner Auffassung von der Inspiration gefragt wird, auch von seinen eigenen Erfahrungen mit diesem Phänomen berichtet. Stattdessen möchte ich von Schriftstellern sprechen, die davon überzeugt waren, dass das Beste, was sie geleistet haben, nicht von ihnen stammte, die sich, wie der große Wilhelm Raabe einmal sagte, als Boten betrachteten, die von unbekanntem Absender versiegelte Pakete überbrächten. Ihre Zahl ist so groß, dass meine Auswahl mehr als willkürlich und zugleich gewiss nicht einfallsreich ist; und ebenso willkürlich mag meine Entscheidung anmuten, in der Frage der Inspiration lieber Homer als Wolf Singer zu glauben, oder, um es genauer und noch etwas bescheidener zu sagen, die lebhafte Hoffnung zu hegen, dass Homer in dieser Hinsicht schärfer sieht als unsere zeitgenössischen Wissenschaftler. Durch die Jahrhunderte des Humanismus schon haben wir uns daran gewöhnt, die Musen – Homer spricht von einer einzigen Muse, ihre Zahl hat in den Jahrhunderten des ersten vorchristlichen Jahrtausends geschwankt – als schöne Allegorien aufzufassen, als Vorwand für die Malerei, eine tänzerisch bewegte Gruppe anmutiger junger Frauen darzustellen. Aber für Homer ist die Muse als Überbringerin und Befreierin seines Gesangs mit Sicherheit keine Allegorie gewesen, sondern etwas Reales, ein Wesen, dessen Kraft und Macht er am eigenen Leibe spürte und als dessen jederzeit beflissenen Diener er sich betrachtete. Er sah sich als den Mund an, durch den die Muse spricht; wir dürfen uns dabei gern eine der wundervoll grotesken antiken Theatermasken mit dem als Schalltrichter geformten offenen Fischmaul vorstellen. Dass die Aufforderung in der ersten Zeile der Odyssee «Sag mir den Mann, o Muse, den vielverschlagenen, den Irrsal schlug, nachdem er die Burg der heiligen Troja zerbrochen» keine dekorative Phrase war, beweist viele Gesänge später die Szene, in der der Rächer Odysseus den Sänger- Dichter Phemios verschont, der mit seinem Gedichtvortrag den prassenden Freiern das Mahl zum Fest gemacht hatte und eigentlich – wie sie – dem Tod verfallen war. Phemios macht einen Fußfall vor dem grausamen Heimkehrer, «rührte sein Knie und sprach mit Flehen die beflügelten Worte: ‹Schone mich, Herr, erbarme dich mein, ich rühre dein Knie an. Würde dir‘ s selber hernach doch leidtun, wenn du den Sänger / der ich den Göttern da hier und den Sterblichen singe, getötet. / Denn kein Meister lehrte mich noch. Vielfältige Weisen / pflanzte mir Gott ins Herz …»

Das hätte Homer mit Gewissheit auch von sich selber gesagt: dass sein Gesang ihm von Gott eingepflanzt sei, das Wichtigste davon jedenfalls, wenn man alle Traditionen und alle Formeln, an denen sein Gedicht so reich ist, in Abzug bringt. Und so wie die Sonne über den Guten und den Bösen scheint, wie Jesus es sagt, so hat auch der Dichter kein Recht, sein Publikum nach den Guten und den Bösen zu sortieren; sein Gedicht ist Gottesgabe wie Luft und Wasser, es gehört gleichsam zum Sphärengesang des Kosmos, ist nicht individuelle Leistung, sondern göttliche Emanation einer vor- und außermoralischen Lebenskraft, die die Welt durchwärmt und durchflutet. Hesiod, der im siebten Jahrhundert vielleicht nicht gar so fern von Homer lebte, ist den Musen in Person begegnet; am Helikon, wo er als Hirte seine Herde weidete, haben sich ihm, in dichten Dunst gehüllt, die tanzenden Musen genähert und ihn zum Dichter geweiht, um ihn zu befähigen, von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu künden. Mit Amüsement lese ich, dass moderne Fachgelehrte Hesiod konzedieren, dass diese Dichterweihe kein bloßer Topos sei, sondern «ein intensives subjektives Erleben des Dichters» dahinterstehe – was denn sonst, möchte man da ausrufen, wenn man Hölderlin abnehmen darf, dass er die Götter gesehen hat, dann Hesiod doch wohl erst recht. Mir fällt in diesem Zusammenhang die Bemerkung eines Mönches auf dem Berg Athos ein: Nicht jeder sei imstande, alles zu sehen: Die Hirten von Bethlehem sahen die Engel, die Magier aus dem Morgenland, und die Intellektuellen und Wissenschaftler mithin, nur den Stern. Für Sokrates steht fest, dass die Dichter nicht Herren ihrer Hervorbringungen sind. In der Apologie schildert er seine vergebliche Suche nach Weisheit in Athen: «Nach den Politikern suchte ich die Dichter auf, die Tragödien- und Dithyrambenschreiber …, um mich dort auf frischer Tat überführen zu lassen, dass ich unwissender sei als sie. Ich nahm mir ihre Dichtungen vor, und zwar die, mit denen sie sich meiner Meinung nach besonders viel Mühe gegeben hatten, und fragte sie, was sie damit sagen wollten, um zugleich noch etwas von ihnen zu lernen. Ich scheue mich jetzt, ihr Männer, euch die Wahrheit zu sagen. Trotzdem – ich muss es tun. Denn eigentlich wussten fast alle Anwesenden verständiger über die Sachen zu reden als die Verfasser selbst. So stellte ich denn auch bei den Dichtern in kurzer Zeit fest, dass sie nicht aus Weisheit hervorbrachten, was sie schrieben, sondern aufgrund einer besonderen Veranlagung und in Gotterfülltheit wie die Seher und Orakelsänger. Denn auch diese Leute sagen schöne Dinge, ohne zu wissen, was sie sagen…»

Die Dichter, die Sokrates im Auge gehabt haben muss, weil sie seine Zeitgenossen waren, sind nebenbei Sophokles, Euripides und Aristophanes, und auch für diese Riesen ihrer Zunft steht nach des Sokrates Überzeugung fest – sie schreiben mehr, als sie wissen, sie sind nicht die Meister ihrer Stücke, sondern haben sie wie Prophetien in entrücktem Zustand empfangen. Hier sei eine Parenthese geöffnet: Der Dichter als Vater, als Prophet, als Übermittler göttlicher Botschaften, das klingt sehr erhaben, es verleiht dem Dichter, so könnte man meinen, priesterlichen und königlichen Rang. Aber hören wir in den erwähnten Passagen nicht auch etwas ganz anderes heraus? Phemios auf den Knien vor Odysseus, seine eigene Unzurechnungsfähigkeit geltend machend, kein sehr erhabenes Bild. Sokrates wird schon deutlicher. Der Dichter, der nicht verantwortlich gemacht werden kann für das, was er sagt – ist der als Bürger eigentlich ernst zu nehmen? Der Dichter ein Medium unsichtbarer Gewalten – wahr und richtig –, aber fällt einem dazu nicht auch das Faktum ein, dass mediale Persönlichkeiten oft nah am Schwachsinn sind? Nicolas Gomez Davila mag durch solche Gedanken zu dem Wort angeregt worden sein, die Kunst sei das Höchste auf Erden, der Künstler aber gehöre einem niedrigen Menschentypus an. Einer der berühmtesten Fälle solcher prophetischer Dichtung, in der der Dichter nach der Überzeugung seiner späteren Leser tatsächlich unendlich viel mehr gesagt hatte, als er wissen oder ahnen konnte, ist die vierte Ekloge der Bucolica von Vergil. In diesem Gedicht verband der Dichter die Huldigung für den neugeborenen Sohn des Konsuls Pollio mit einer Vision des wiederkehrenden saturnischen, des eigentlich goldenen Zeitalters. «Schon erfüllete sich die Zeit cumaeischer Sänge, / schon von neuem beginnt der Jahrhunderte mächtiger Kreislauf, / kehrt uns die heilige Magd und kehrt das Reich des Saturnus / schon vom hohen Olymp erscheint ein neues Geschlecht uns. / Sei der Geburt des Sohns, dem bald dies eiserne Alter / weicht und das goldene Jahr neu aufgeht über der Erde, / keusche Lucina geneigt: schon herrscht dein Bruder Apollo.

Als Hommage an Bremen ist dies die Übersetzung von Rudolf Alexander Schröder. Der neugeborene Sohn bewirkt eine vollständige Umwandlung der Erde. Löwe und Rind schließen Frieden, die Pflanzen wachsen ohne Pflege des Bodens, die Natter und die giftigen Kräuter sterben, die Zivilisation gelangt an ihr Ende, kein Handel und kein Krieg mehr, der Stier geht nicht mehr im Joch, die Wolle färbt sich schon auf dem Leib des Widders rot und safrangelb. «Komm doch, o Knäblein, komm», so singt oder besser betet Vergil wiederholt, und es muss auch seinen Zeitgenossen, die den Konsul Pollio kannten und die kurzzeitig gewichtige Rolle, die er spielte, schon seltsam vorgekommen sein, dass diese äußersten Glückverheißung nun ausgerechnet mit der Geburt von dessen Söhnchen verbunden sein sollten. Auch für den hemmungslosesten Panegyriker war diese Ekloge, hatte sie tatsächlich die Familie Pollio im Auge, überinstrumentiert. Im Jahr 40 vor Christus war nur eine kurze Ruhepause in dem großen Bürgerkrieg erreicht, Pollio stand noch dazu auf der Seite des Markus Antonius, des künftigen Verlierers. Alle Unwahrscheinlichkeiten dieses Gedichts, an dem auch heute noch die Auslegungsversuche der Wissenschaft scheitern, lösten sich für Kaiser Konstantin den Großen, als er es als christliche Prophetie deutete und den heidnischen Dichter Vergil und die von ihm erwähnte Sibylle von Cumae damit unter die Propheten Jesu aufnahm. Die heilige Jungfrau, der Knabe, der den Menschen das verlorene Paradies wieder öffnet, dies alles bekam aus christlicher Sicht eine Bedeutung, die das Rätsel der vierten Ekloge, die mit der Sprache der mythischen Überlieferung das neue christliche Zeitalter ankündigte, für viele Jahrhunderte befriedigend löste. Aber auch wer Vergil nicht als unbewussten christlichen Propheten gelten lassen will, muss doch die tiefgreifenden Folgen dieser Deutung des energischen Kaisers anerkennen. Sie hat wahrlich Geschichte gemacht. Mit ihr wurde das griechische und römische Heidentum zu einem zweiten Alten Testament – von dem Platz, den Dante dem Propheten Vergil zugewiesen hat, kann ihn die wissenschaftliche Skepsis unseres Jahrhunderts jedenfalls nicht mehr verdrängen. Die Reihe der Zeugen der Inspiration als einer außerpersönlichen Einhauchung sei mit einem neueren Dichter beschlossen, der aus einer der Gegenwart schon sehr nahe gerückten Sphäre stammt. Das Beispiel scheint zunächst nicht zugunsten einer Deutung der Inspiration als einer vom Dichter empfangenen Stimme von außen zu sprechen, die ihm diktiert, was er selbst weder weiß noch deuten kann, denn es handelt sich um einen träumenden Dichter, und die Träume haben wir uns gewöhnt gänzlich unserem Innenleben zuzurechnen, sie als etwas aus der vollen Flasche Stammendes zu sehen, um bei meinem Bild zu bleiben. Und dazu kommt noch, dass es sich hier um ein unter Einwirkung von Laudanum, einem sanften Opiat, empfangenes Traumbild handelt. In der angelsächsischen Welt ist die Geschichte berühmt: Samuel Taylor Coleridge lag im Sommer 1797 krank in dem kleinen Farmhaus, das er in der Nähe des Dorfes Porlock gemietet hatte. Seine Lektüre war ein Reisebuch aus dem 17. Jahrhundert, Purchas‘ «Pilgrimage», in dem, gestützt auf Marco Polos Schilderung, der Palast des mongolisch-chinesischen Kaisers Kublai Khan nördlich von Peking in der mongolischen Steppe beschrieben wurde, ein Ort, der heute Changdhu transkribiert wird, bei Purchas latinisiert als Xanadu erscheint. Coleridge hatte seine Droge genommen, an die er inzwischen mehr als gewöhnt war, er las, die Augen fielen ihm zu über dem ersten Satz: «Here the Khan Kubla commanded a palace to be built, and a stately garden thereunto. And thus ten miles fertile ground were inclosed with a wall.» Coleridge schreibt, dass er drei Stunden tief geschlafen habe und dass er in diesem tiefen Schlaf ein Gedicht von mindestens zweihundert Zeilen komponiert habe, «without any sensation or consciousness of effort». Als er erwachte, stand das ganze Gedicht deutlich vor seinen Augen. Er setzte sich sofort an den Schreibtisch und schrieb die ersten fünfzig Zeilen herunter – dann kam es zu einer Störung, die in England anscheinend zitatfähig geworden ist: «a Person from Porlock» trat ein und behelligte ihn mit irgendeiner praktischen Frage, und als der legendäre Störenfried wieder ging – ist man nicht geneigt, dieser geschlechtslosen «person from Porlock» dämonischen Charakter zuzusprechen, sie als bösen Geist zu sehen, der wegnahm, was der Gute im Traum gewährt hatte –, da war auch das Gedicht verschwunden, «Wie die Spiegelbilder auf einer Wasseroberfläche, in die ein Stein geworfen wurde – aber leider ohne dass sie sich nach der Beruhigung des Wassers wiederherstellten» – so notiert Coleridge in dem kurzen Avis, den er seinem Gedichtfragment bei der Veröffentlichung beigab. Sehr weit hatten sich die Traum- und Sprachbilder von der Purchas-Beschreibung entfernt: Die Mauern der Palastgärten umschlossen eine unheimliche Landschaft, das Lustschloss stand gleichsam über den Pforten der Unterwelt, das Tosen der Wasserfluten beschwor für den Khan die Stimmen seiner Ahnen, die vom Krieg sprachen, und der Palast, der in Wirklichkeit eher ein transportables Luxus-Zelt gewesen war, hatte nun «a sunny pleasure-dome and caves of ice» – dies Gedicht gehört in der englischen Sphäre zu den unumstrittenen Höhepunkten von Sprachmusik, Swinburne meinte, wer es analysieren könne, sei auch imstande, den Regenbogen zu zerlegen. Ich habe dies Zitat in einem Aufsatz von Jorge Borges gefunden, der die berühmte Coleridge-Geschichte noch um eine sensationelle Drehung bereichert und sie aus der Folge der nicht so seltenen Künstlerträume, die Werke vorwegnehmen, herauslöst. Und hier wird es wieder für unsere Frage nach der Inspiration interessant, die wir ja nicht unter dem Gesichtspunkt betrachten wollen, wieweit äußere und innere Gegebenheiten, Rituale, Trancen und geistige Lockerungsübungen aus dem Autor das ihm Unbewusste und damit auch für ihn neue und unbekannte, das aber eben doch ganz und gar aus ihm stammt und niemandem sonst, herauszukitzeln vermögen. Es soll uns im strengen Sinn um Inspiration gehen, um die Anhauchung von außen, die Geisteinblasung in einen Körper, in dem dieser Geist vorher nicht gewesen ist. Der Polyhistor Borges hat das Verbindungsstück gefunden, das die Coleridge-Traum- Geschichte, die, so bemerkenswert sie ist, doch Ähnliches und Vergleichbares kennt, in die Einzigartigkeit und in den Bereich echter Inspiration führt. Zwanzig Jahre nach Erscheinen von «Kubla Khan», dem Xanadu-Gedicht, kam in Paris zum ersten Mal im Abendland die Geschichtensammlung von Rashid-ed-Din, einem persischen Wesir des vierzehnten Jahrhunderts, heraus, und darin war zu lesen: «Im Osten von Changdhu errichtete Kublai Khan einen Palast nach einem Plan, den er in einem Traum geschaut und im Gedächtnis behalten hatte.» Nicht nur das Gedicht über den Palast war geträumt, auch der Palast selbst entstammte einem Traumgesicht, ohne dass Coleridge davon wissen konnte. An diese Koinzidenz, die auch ohne Erklärung den Geist aufs Höchste zu beschäftigen und zu erstaunen vermag, knüpft Borges eine Spekulation, die den Begriff der Inspiration in unerhört anregender Weise erweitert, wenngleich der Kreis der Menschen, die Borges hier folgen werden, wohl eher klein sein dürfte. Den Zufall zur Erklärung heranzuziehen, ist ihm zu langweilig, und für die geäußerte Erklärung, Coleridge habe den persischen Text eben doch gekannt und seine Erzählung danach zurechtgemacht, bedarf es der willkürlichen Annahme einer bis heute unbekannt gebliebenen vorausgegangenen Ausgabe der Rashid-ed-Din-Geschichten, die in Coleridges Hände gelangt sein könnte. Drei Lösungen hat Borges parat. Erstens könnte die Seele des Kaisers, nachdem sein Palast zerstört worden war, in die Seele Coleridges eingedrungen sein, damit ihn dieser mit Worten aere perennius wiederauferbaue. Zweitens scheint ihm die Abfolge der Träume, die erst einen Palast, dann ein Gedicht hervorbringt, auf einen Plan hinzudeuten: «Die ungeheure Zeitspanne zwischen beiden Träumen verrät einen übermenschlichen Urheber.» Und so könnte die Folge der Träume rund um Xanadu ihr Ende noch nicht erreicht haben. Wenn es bei dem Schema bleibe, werde vielleicht jemand in einer Nacht, von der wir durch Jahrhunderte getrennt sind, den gleichen Traum träumen, ohne seine Vorgänger zu kennen, und ihm die Form von Marmor oder Musik geben. Auch die dritte Spekulation ist fruchtbar: «Vielleicht ist ein Archityp, der den Menschen noch nicht offenbart wurde, auf dem Wege, allmählich in unsere Welt einzutreten; zunächst als Palast, dann als Gedicht. Wer sie verglichen hätte, der hätte gesehen, dass sie im Wesentlichen gleich waren.» Diesen Gedanken darf man jedenfalls entnehmen, dass Borges den radikalen Begriff von Inspiration liebte und dass er versuchte, ihn sich auch ohne die im dichten Dunst den Dichter umtanzenden Musen erklärbar und ganz zu eigen zu machen. Für die Schriftsteller selbst sind freilich solche Spekulationen, so sehr sie zu entzücken vermögen, gar nicht notwendig, um an der Vorstellung außer persönlicher, wirklich von außen hinzutretender Inspiration festzuhalten; sie dürfte für sehr viele von ihnen eine häufige oder doch gelegentliche Erfahrung sein, über die sie sich allerdings nicht aussprechen, als könne das Aussprechen deren Eintreten gefährden. Die Schriftsteller pflegen hier gleichsam die christliche Tugend der Hoffnung, die darauf vertraut, das Wesentliche werde vom Menschen nicht geleistet, sondern ihm hinzugegeben. In seinem Repertorium, einem «Begreif-Buch von höheren und niederen Lebenssachen», spricht der Romanschriftsteller Heimito von Doderer unter dem Lemma «Erfolge» diese Hoffnung so aus: «Niemand, und bei keinem Ziele, kann die Arbeit vermeiden und der notwendigen Überwindung seiner Trägheit aus dem Wege gehen; führt nun die Mühe bis zu dem Punkt, dass man klar und offenbar sieht, der erreichte Erfolg könne ganz unmöglich aus dieser erklärt werden, sondern es müsse ein Drittes hinzugekommen sein, welches ihn erst ermöglichte, dann war die Arbeit nicht umsonst. Bleibt aber die Leistung und das fertige Werkstück im Bewusstsein ganz unser und uns zugehörig, fehlt also jenes früher angedeutete Erstaunen über unsere Hervorbringung als über ein uns nicht gemäßes: dann war die Arbeit vergeblich. » Doderer deutet an, dass dies Dritte, bei ihm jedenfalls, nicht ganz ungerufen hinzukommt, von Überwindung und Arbeit und Mühe spricht er, die gleichsam die Aufgabe haben, den magischen Kreis, den schamanischen Zirkel, herzustellen, in den das heiß ersehnte Dritte dann eintreten kann. Wie ein solcher magischer Zirkel aussehen kann, hat Richard Wagner, der, wie nicht nachdrücklich genug festgestellt werden kann, ein glanzvoller, genialer Librettist gewesen ist, während der Arbeit am «Parsifal» so beschrieben: «Der dramatische Komponist sehe sich nun z. B. die eine Person, die ihn gerade heute am nächsten angeht, recht genau an: trägt sie eine Maske – fort damit; ist sie in das Gewand der Figurine eines Theaterschneiders gekleidet – herab damit! Er stelle sie sich in ein Dämmerlicht, da er nur den Blick ihres Auges gewahrt; spricht dieser zu ihm, so gerät die Gestalt selbst jetzt wohl auch in eine Bewegung, die ihn vielleicht sogar erschreckt, – was er sich aber gefallen lassen muss; endlich erbeben ihre Lippen, sie öffnet den Mund, und eine Geisterstimme sagt ihm etwas ganz Wirkliches, durchaus Fassliches, aber auch Unerhörtes (wie etwa der ‹steinerne Gast›, wohl auch der Page Cherubino es Mozart sagte), so dass – er darüber aus dem Traum erwacht. Alles ist verschwunden; aber im geistigen Gehöre tönt es ihm fort: Er hat einen ‹Einfall› gehabt (diesen Einfall setzt Wagner in Anführungszeichen, eben weil es kein schlichter Einfall, sondern wirklich die Begegnung mit einer fremden Realität war), und dieser ist ein sogenanntes musikalisches ‹Motiv›; Gott weiß, ob es andere auch schon einmal so oder ähnlich gehört haben. Gefällt es dem oder missfällt es jenem? Was kümmert ihn das! Es ist sein Motiv, völlig legal von jener merkwürdigen Gestalt in jenem wunderlichen Augenblick der Entrücktheit ihm überliefert und zu eigen gegeben.» Eine regelrechte Geisterbeschwörung ist hier beschrieben, sie gleicht den Berichten von spiritistischen Sitzungen, die Tote herbeirufen, die dann schattenhaft anwesend sind und zu sprechen beginnen, ja man muss an die Begegnung des Odysseus mit den Toten denken, die sich um das ausgeschüttete Rinderblut versammeln. Ist es nicht weniger interessant, hier hurtig von einem Akt der Autosuggestion zu sprechen, als im Gedächtnis zu behalten, dass Wagner selbst Wert darauf legt, seine Inspiration von einer außer ihm existierenden Gestalt «völlig legal», wie er geradezu naiv schreibt, empfangen zu haben? Ein «Drittes» war es, das bei Doderer hinzutreten musste, um die Arbeit gelingen zu lassen. Wagner tritt uns in seiner Version dieses Dritten geradezu als Rabbi von Prag entgegen, der den Golem macht, den Sohn seiner Hände, der aber Eigenleben annimmt, zu einer eigenen, vom Schöpfer unabhängigen, sie durchaus beeinflussenden und regierenden Person wird. Für Goethe hat dies Dritte, dieser Dritte einen Namen von Anbeginn: der Genius, und man mache sich ganz klar, dass dieser Goethesche Genius ein von seiner Person getrenntes Wesen ist, ganz nach der Religion der Antike, die sich bei Geburt jedes Menschen zugleich auch die Geburt eines ganz auf diesen einen bezogenen Gottes dachte. «Wen du nicht verlässest, Genius …» brüllte der in Sturm und Regen allein durch den Wald zwischen Frankfurt und Darmstadt wandernde junge Dichter den Windböen entgegen, in seinem Gedicht «Wanderers Sturmlied» ist es ihm gelungen, aus diesen abgerissenen einsamen Ruffetzen ein großes Gedicht zu machen, das die späten Hymnen Hölderlins vorwegnimmt. Dieser Genius, der da angerufen wurde, war keine Rokoko-Allegorie, es gab ihn, der Glaube an den ihn begleitenden, ihn voran stoßenden, ihn beschützenden und stets wieder verjüngenden Genius hat ihn sein Leben lang nicht verlassen. Zwölf Jahre vor seinem Tod übersetzte er den alten Hymnus «Veni creator spiritus» ins Deutsche und schickte den Text Zelter, der ihn komponieren sollte: Goethe wünschte, dass sein «Komm heiliger Geist, du Schaffender / komm, deine Seele suche heim; mit Gnaden-Fülle segne sie / die Brust, die du geschaffen hast …» allsonntäglich auf dem Frauenplan vor seinem Haus gesungen werde. In den Maximen und Reflexionen notiert er: «Der herrliche Kirchengesang Veni creator spiritus ist ganz eigentlich ein Appell ans Genie; deswegen er auch geist- und kraftreiche Menschen gewaltig anspricht.» Beim Heiligen Geist ist denn die Inspiration auch ganz zu Hause; liturgisch wird der Heilige Geist nicht nur durch das Taufwasser und die Handauflegung, sondern auch durch die Anhauchung übertragen; der Wind ist seine Verkörperung, die flatternden Gewänder der Ikonen-Engel sind vom Pneuma angeblasen; dass der junge Goethe seinen Genius physisch im Sturm erlebte und sich ihm dort lustvoll aussetzte, zeigt ihn eng mit den spirituellen Erfahrungen der christlichen Jahrtausende verbunden, mag der Jupiter Bromios auch noch so ungehalten seinen Donnerkeil schütteln. Ich möchte, bei Goethe schließlich angelangt, dem Kronzeugen der Inspiration, auf dasjenige seiner Werke zu sprechen kommen, das den Gedanken der Inspiration am reinsten verwirklicht – ja, um es höchst widersprüchlich auszudrücken, das unter dem Vorzeichen eines intellektuellen Konzepts von der Inspiration steht. Der Genius, der in diesem großen Werk die Dichtung anregt und überhaupt möglich macht und teilweise sogar unmittelbar hervorbringt, ist hier weniger als eigene Person präsent, er erscheint vielmehr aufgelöst in einen Raum, den der Dichter betritt, dessen Luft er atmet, dessen Stimmen er aufnimmt, in dessen Echos er einstimmt, ein Raum, in dem alles Dichtung ist, in dem die Namen der einzelnen Dichter aber eine untergeordnete Rolle spielen, schon gar nicht im Sinne des Copyright. Man könnte sich diesen Raum mit einem zeitgenössischen Bild etwa vorstellen wie von einer poetischen Jam-Session erfüllt, wer in ihm als Dichter seine Stimme erhebt, tut es, um einzustimmen, mitzusingen, sich von der poetischen Dichte, die hier herrscht, tragen zu lassen, wie die Körper im salzgesättigten Toten Meer nicht untergehen können. Mit diesem Meer ist schon angedeutet, wo sich dieser Raum befindet, den man betritt, indem man am Eingang seine Individualität abgibt: Es ist der Osten, das Land der aufgehenden Sonne, und das Werk, das in ihm entstanden ist, ist der «West-östliche Divan». Das Programm zu diesem Werk hat Johann Georg Hamann, Goethes geheimer Lehrmeister, lange bevor es selbst auch nur geahnt, geschweige denn gedacht werden konnte, in seiner «Aesthetica in nuce» formuliert: «Poesie ist die Muttersprache des menschlichen Geschlechts … Sinne und Leidenschaften reden und verstehen nichts als Bilder. In Bildern besteht der ganze Schatz menschlicher Erkenntnis und Glückseligkeit … Wodurch sollen wir aber die ausgestorbene Sprache der Natur von den Toten wieder auferwecken? Durch Wallfahrten nach dem glücklichen Arabien, durch Kreuzzüge nach den Morgenländern, und durch die Wiederherstellung ihrer Magie.» Es ist die Reise auf der Suche nach der verlorenen Unmittelbarkeit, von der Hamann spricht und die Goethe mehr als dreißig Jahre später antreten wird, indem er sich vornahm, in diesen Morgenländern als ein jugendlich Beweglicher, Unfertiger, Beeindruckbarer aufzutreten, der sich der Führung und der Prägung durch eine andere Welt und die Verbindung mit anderen Menschen bereitwillig überließ. Sein Genius nahm die Gestalt eines Landes an – «Wer das Dichten will verstehn, muss ins Land der Dichtung gehen» – diese Devise, die Goethe seinen Noten und Abhandlungen zum «Divan» voranstellte, gibt dem Raum, in dem der «Divan» entstand, seinen Namen. Im Land der Dichtung wird jeder zum Dichter, weil die Sprache dort die Poesie, die Bildersprache ist. Es nimmt den Flüchtling auf, wenn der bereit ist, sein ästhetisch-philosophisches, sein humanistisch-rationalistisches Gepäck aufzugeben und gleichsam waffenlos einzureisen. Und Flüchtling war Goethe, gleich in mehrerer Hinsicht. Schon der Titel des Eingangsgedichts, «Hegire» (die französische Version von «Hedschra», der Flucht des Propheten von Mekka nach Medina), bekennt den Eskapismus, der von uns gern moralisch schief angesehen wird, weil wir uns zumuten sollen, alles uns Unbekömmliche bis zur bitteren Neige auszukosten, anstatt ihm den Rücken zuzukehren. Der «Divan» ist die Flucht Goethes aus der Politik nach seinem schier bedingungslosen Engagement für den räuberischen Napoleon, an dem er auch noch festhielt, als der Kaiser seine vor allem aus deutschen Soldaten bestehende Grande Armée in die russische Katastrophe führte; nun sah er sich unter seinen Zeitgenossen verdächtigt und isoliert. Es ist die Flucht aus dem Altern, dem Stumpf-, Kalt- und Zynisch- Werden, der erotischen Unempfindlichkeit, und es ist die Flucht aus den Festlegungen des eigenen Lebenswerks, aus dem Klassizismus und den aus der Antike übernommenen Konventionen. Lasten abschütteln, jung werden, kein Ich mehr sein, wenn dies Ich Festlegung auf verbackene verkrustete Erfahrung bedeutet – das sind die Hoffnungen, die sich mit dieser Flucht verbinden. Gedanken denken, die nicht die eigenen Gedanken sind, Wörter sprechen, die andere schon gebraucht haben, sich anderen Tradition unterordnen, wie sich die Tänzer dem Rhythmus einer Melodie unterordnen, im Zutrauen, dass die poetische Schönheit sich offenbart, wenn man ihr ohne Ehrgeiz, Prätention, Prinzipien, Originalitätsgier und Eitelkeit naht. Es gibt zahllose Gesichtspunkte, unter denen man die Dichtung des «West-östlichen Divan» betrachten kann – ich möchte, angeregt durch das Nachdenken über die Rolle der Inspiration beim Gedichteschreiben, einen einzigen Aspekt dieses für die deutsche Literatur so untypischen und sie zugleich krönenden Gedichtzyklus andeuten. Der reisende, der fliehende Dichter, der die Grenzen des Landes der Dichtung überschreitet, ist hier dem Gedicht ohne Autor auf der Spur, dem sich selbst schreibenden Gedicht, das wie die berühmten Acheiropoietos-Ikonen seinen Ursprung nicht einem individuellen Schöpfer verdankt, sondern aus einer poetischen Kultur aufschießt, Gedichte, die Gemeinschaftswerke sind, an denen Dichter mehrerer Generationen und sogar die Sprache selbst mitgeschrieben haben. Dies Land der Dichtung ist kein historisch-geografisch umgrenzter Raum, das «Gränzenlose» ist vielmehr gerade ein Schlüsselbegriff in diesem Zyklus, mit ä geschrieben, diese Gränzenlosigkeit hebt wirklich alle Grenzen auf und öffnet den Blick bis hinter den Horizont. Die alten jüdischen Patriarchen, die frühmittelalterlichen Beduinen, die heidnischen Sassaniden, die Parsen und natürlich die Muslime vorzugsweise Persiens, die Wüste und die Kaiserstadt, die Karawane und der Hof, das Zelt und der Palast, das Schlafzimmer und die Moschee – dies alles verschwimmt in Gleichzeitigkeit, und überall liegen die Materialien der Dichtung zum Gebrauch von jedermann herum. Dichten ist ein erotisches Spiel, der Reim entsteht durch das Gespräch der Verliebten, er hat keinen einzelnen Autor, sondern zwei, die ihn sich unvorhersehbar entwickeln lassen können. Zum Konzept des «Divan» gehört dies Auflösen der Individualität, das Verströmen in andere Seelen, um sich mit ihnen zu verschmelzen, das Verunklaren der Autorschaft, das Ausprobieren fremder Gedanken, die man sich im Gedicht zu eigen macht, ohne sie deshalb, und schon gar nicht auf der Ebene der «Meinung», des «Bekenntnisses», zu übernehmen. Die gelehrte Frage, die noch heute die Wissenschaft beschäftigt, wieweit Goethe mit dem Islam sympathisiert habe, ob der Dichter mit dem Gebet des Parsen womöglich wirklich seiner persönlichen religiösen Überzeugung Ausdruck verliehen habe, wie allen Ernstes behauptet worden ist, geht weit am Ziel vorbei, es gehört geradezu zum Prinzip des «Divan», sich von den Strudeln und Strömungen einer fremden Gedankenwelt treiben zu lassen. «Hat der Dichter etwas zu sagen?», das ist auch heute noch eine beliebte Kritikerfrage. Goethe wirft die Pflicht, etwas sagen zu müssen, eine Botschaft zu verkünden, das Ureigene, Unverwechselbare preiszugeben, im «Divan» ab, weil es nicht zur Substanz des Dichterischen gehört. Die besteht in etwas anderem: in einem Zustand. So wie es in dem Gedicht «Anklaget» heißt, im Buch Hafis: «Weiss denn der – der Dichter – mit wem er geht und wandelt? / Er der immer nur im Wahnsinn handelt. / Gränzenlos, von eigen‘sinngem Lieben / wird er in die Öde fortgetrieben, / seiner Klagen Reim, in Sand geschrieben, / sind vom Winde gleich verjagt; / Er versteht nicht was er sagt / was er sagt wird er nicht halten.» Der Dichter gleicht einem Saiteninstrument, auf dem eine ganze Kultur von Jahrhunderten ihr Lied spielt, und Goethe wollte im «Divan» nichts anderes mehr sein als ein solches Instrument. Es ist ein verblüffendes Erlebnis, wenn man liest, wie die zartesten und eigentümlichsten, die persönlichsten Gedichte seines Lebens oft nichts anderes sind als die verknappende, präzisierende Bearbeitung altorientalischer Schriftsteller, wie er sie in der Quellensammlung des Orientalisten Joseph von Hammer-Purgstall vorfand; das buchstäblich ihm vor die Füsse Gerollte ist gerade recht als Anlass zu einem Gedicht. Und oft ist gerade das Element, das den grössten poetischen Reiz auslöst, eben nicht seine Erfindung, sondern in der Vorlage entdeckt und in seiner Poesie-Trächtigkeit erkannt worden. Um nicht den ganzen «Divan» zu zitieren, ein einziges kurzes Beispiel. In Hammers Fundgruben wird ein Mann aus dem Stamm der Galga-Inguschen, eines kleinen Kaukasus- Volkes, geschildert, der freiheitsliebend die Forderung nach Unterwerfung zurückweist, man solle ihn fortreiten lassen, «über seiner Mütze sehe er nur den Himmel». Goethe macht aus dieser Antwort des wilden Mannes das kleine Gedicht «Freysinn » gleich im ersten «Divan»-Buch. «Lasst mich nur in meinem Sattel gelten! / Bleibt in euren Hütten, euren Zelten! / Und ich reite froh in alle Ferne / über meiner Mütze nur die Sterne.» Es ist ja das Wort «Mütze», an dem der spezifische Reiz dieser kleinen Verse hängt, die Mütze gibt ihnen die knabenhafte Frische, die spielerische Lust, auch das Vergegenwärtigende, das ist nun kein Galga-Ingusche mehr, das ist jeder, der schon einmal nachts aufgebrochen ist und ein altes Leben hinter sich gelassen hat. Die Methode, mit dem Fremden das eigene zu sagen, entdeckt er gleichfalls in Hammers Quellensammlung, wo er sich für die Chiffren- Briefe begeistert: den Brauch Liebender, sich mit bezeichneten Stellen in einem Gedichtband zu unterhalten und das höchst Eigene mit fremden Zitaten auszudrücken. Die Anekdote, dass der Sassanidenkönig Behramgur gemeinsam mit seiner Favoritin den Reim erfunden habe im 5. Jahrhundert, wird folgenreich für Goethe. «Die Veranlassung zur Erfindung des Reims soll Dilaram, seine Geliebte gewesen sein, welche aus gleichgestimmter liebender Gesinnung die Rede ihres Kaisers und Geliebten mit gleichgemessenen gleichtönenden Worten wiederholt habe.» Noch nach der «Divan»-Zeit hat Goethe dieser Geschichte im «Faust II» ein Denkmal gesetzt, wenn er Faust und Helena aus den antiken Hexametern in den Reim herüber gleiten lässt: Helena: «So sage denn: wie sprech ich auch so schön? Faust: Das ist gar leicht: es muss von Herzen gehn! Und wenn die Brust von Sehnsucht überfließt, / man sieht sich um und fragt – Helena: Wer mit genießt. Faust: Nun schaut der Geist nicht vorwärts, nicht zurück; / die Gegenwart allein – Helena: Ist unser selbst glück …» So hat Goethe selbst in der «Divan»-Zeit seine Freundin Marianne von Willemer in das Dichten eingeführt, Behramgur und Dilaram wurden in den beiden lebendig, so dass Marianne-Suleika an Hatem- Goethe schreiben kann: «War Hatem lange doch entfernt / das Mädchen hatte was gelernt, / Von ihm war sie so schön gelobt / da hat die Trennung sich erprobt. / Wohl dass sie dir nicht fremde scheinen / Sie sind Suleikas, sind die deinen!» Und so verfuhr Goethe auch mit Mariannes Gedichten, er gab sie als die seinen heraus, aber nicht weil er sich mit fremden Federn schmücken wollte, sondern weil es geradezu zum inneren Gesetz des «Divan» gehört, dass er nicht das Eigentum eines Autors ist – Goethe, einer der Erfinder des Urheberrechts, setzt in seinem bedeutendsten Dichtwerk auf den Dichter als Unperson – er hätte Rimbauds Wort: «Moi, c‘est un autre» übertreffen können: Ich bin viele andere; bezeichnend ist in diesem Zusammenhang auch, wie er die Sammlung seinen Sekretären mit der Anweisung übergibt, nach ihrem Gutdünken die Zeichen zu setzen – «aber nicht zu viele!» Man denke nur, welches Gewicht ein Komma oder das Ausbleiben eines solchen in einem neueren Gedicht hat, um das Ausmaß dieser Unbekümmertheit angesichts fremder, durchaus akzentuierender Eingriffe in die lyrischen Gebilde zu begreifen. Auch die Sprache der «Divan»-Gedichte spricht von einem Geist der Entpersönlichung. Wann wäre ein Gedichtzyklus jemals mit derart nüchternen, an Gleichgültigkeit grenzenden Worten vorgestellt worden: «… zuvorderst also darf unser Dichter wohl aussprechen, dass er sich im Sittlichen und Ästhetischen Verständlichkeit zur ersten Pflicht gemacht, daher er sich denn auch der schlichtesten Sprache, in dem leichtesten fasslichen Silbenmaße seiner Mundart befleißigt und nur von weitem auf das hindeutet, wo der Orientale durch Künstlichkeit und Künstelei zu gefallen sucht –» hier wird keine Schulfibel vorgestellt, sondern der größte Gedichtschatz der Deutschen, die ihn denn auch gar so schlicht, verständlich und leicht fasslich nicht gefunden haben. Und das ist er auch nicht, er ist geheimnisvoll und tief, aber das war nicht die Intention des Dichters, es hat sich ereignet, es ist hinzugetreten, als der Dichter von der eigenen Person absah und sich der Führung anderer Kräfte überließ. Martin Luther bemerkt einmal, dass Gott die Welt aus nichts geschaffen habe; und das heiße: Wer nicht nichts geworden sei, aus dem könne Gott auch nichts machen. Er formuliert damit nichts anderes als das Grund- und Hauptgesetz der Inspiration.

Danke.

Georg Abegg
Vorsitzer
Kunstverein Bremen

Dr. Konrad Adam
Publizist
Oberursel
Mitglied ‚Kleines Gremium‘ Bremer Tabak-Collegium

Finnbogi A. Baldvinsson
Geschäftsführer
Catana GmbH, Lüneburg

Prof. Dr. Dr. Klaus Bergdolt

Professor
Institut für Geschichte u. Ethik der Medizin
Universität Köln

Willem René Bezemer
Generalbevollmächtigter
Bankhaus Carl. F. Plump & Co., Bremen

Ludwig Blomeyer-Bartenstein
Mitglied der Geschäftsleitung
Deutsche Bank AG, Bremen

Rechtsanwalt Dr. Georg Böckmann

Rechtsanwalt, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater
Trinavis GmbH & Co. KG, Berlin

Nicholas Bodde
Kunstmaler und Bildhauer
Bremen

Wilhelm von Boddien
Geschäftsführer
Förderverein Berliner Schloß e.V., Hamburg
Mitglied ‚Kleines Gremium‘ Bremer Tabak-Collegium

Dr. Thomas Brinkmann, LL.M. (Tulane)
Rechtsanwalt u. Notar
Dr. Schackow & Partner – Rechtsanwälte und Notare, Bremen
Mitglied ‚Kleines Gremium‘ Bremer Tabak-Collegium

Claus Brüggemann
ehem. Vorstand Sparkasse Bremerhaven
Vizepräsident IHK Bremerhaven

Dr. Guido Brune
Mitglied des Vorstandes
Bremer Landesbank, Bremen

Thomas W. Buchler
Geschäftsführender Gesellschafter
Buchler GmbH, Braunschweig

Dirk Burghardt
Kaufmännischer Direktor
Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Dr. Torsten Casimir
Chefredakteur
Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel,
Frankfurt am Main

Georg Graf zu Castell-Castell
Rechtsanwalt und Notar
Sozietät Heinichen, Laudien, von Nottbeck, Berlin

Camill Frhr. von Dungern

Persönlich haftender Gesellschafter
Bankhaus C. L. Seeliger, Wolfenbüttel

Dr. Dietrich Elsner von der Malsburg

Rechtsanwalt u. Notar
Hannover

Hans Eveslage
Landrat
Landkreis Cloppenburg

Dr. Matthias Fonger
Hauptgeschäftsführer und I. Syndikus
Handelskammer Bremen

Dr. Wolfram von Fritsch
Vorsitzender des Vorstandes
Deutsche Messe AG, Hannover

Thomas Fürst
Mitglied des Vorstandes
Die Sparkasse Bremen AG, Bremen

Dr. Hans J. Gätjens
Vice President Marine
Bureau Veritas S.A., Zweigniederlassung Hamburg

Jörn-Michael Gauss
Geschäftsführer
Bremer Aufbau-Bank GmbH, Bremen

Prof. Dr. Lüder Gerken
Vorsitzender des Vorstandes
Stiftung Ordnungspolitik, Freiburg i. Br.

Ulf Giebel
Vorsitzender des Aufsichtsrates Lega AG, Bremen
Ehrenpräsident Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V.,
Berlin

Bürgermeister a.D. Dr. Georg Girardet

Berlin
ehem. Bürgermeister von Leipzig

Christoph Gottschalk
Medien-Berater
Dolce Media GmbH, München

Dr. Peter Götz von Olenhusen
Präsident
Oberlandesgericht Celle

Dr. Christoph Grunenberg
Direktor
Kunsthalle Bremen

Prof. Dr. Herwig Guratzsch

Hamburg
ehem. Direktor Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen, Schleswig
Mitglied ‚Kleines Gremium‘ Bremer Tabak-Collegium

Staatssekretär a.D.
Prof. Dr. Lothar Hagebölling

Braunschweig
ehem. Chef des Bundespräsidialamtes

Kai Haller
Domäne Schickelsheim, Königslutter am Elm

S. K. H. Ernst August

Erbprinz von Hannover
Pattensen

Hendrik Harms
Mitglied der Geschäftsführung
Deutsche Factoring Bank, Bremen

Peter Harren
Geschäftsführender Gesellschafter
Harren & Partner Ship Management GmbH & Co. KG, Bremen

Dr. Peter Haßkamp
Bremen
ehem. Vorsitzender des Vorstandes der Bremer Landesbank, Bremen
Stv. Vorsitzender des Aufsichtsrates der Eurogroup Consulting AG,
Bad Homburg v.d.H.
Mitglied ‚Kleines Gremium‘ Bremer Tabak-Collegium

Dr. Wolfgang Heindl
Zahnarzt
Oldenburg

Tobias Henkel
Direktor
Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz,
Braunschweig

Heinrich Heuermann

Partner
KPMG AG, Bremen

Joachim Hoepp
Geschäftsführer
Nanu-Nana Einkaufs- und Verwaltungsgesellschaft mbH, Oldenburg

Prof. Dr. Karl-Peter Höhn
Oldenburg

Dr. Christoph Hollenders
Notar
Honorarkonsul der Republik Korea
Dresden

Kai-Uwe Hollweg
pers. haft. Gesellschafter
Cordes & Graefe KG, Bremen

Dipl.-Ing. Stephan Hupertz
Architekt
Hamburg

Markus Joppien
Geschäftsführender Gesellschafter
NBI Norddeutsches Bewachungsinstitut GmbH & Co. KG, Bremen

Dipl.-Ing. Franz Kaldewei
Geschäftsführer
Franz Kaldewei GmbH & Co. KG, Ahlen

Dr. Christoph von Katte
Rechtsanwalt
Gut Hohenkamern GbR, Kamern

Carl Kau
Niederlassungsleiter
Oldenburgische Landesbank AG, Bremen

Senatsdirektor a.D. Ulrich Keller

Rechtsanwalt
Bremen
ehem. Vorsitzender der Geschäftsführung der Bremer Investitionsgesellschaft mbH

Dr. Martin Klinkhammer
Mitglied der Geschäftsleitung
Deutsche Bank AG, Bremen

Dr. Michael Knoche
Direktor
Klassik Stiftung Weimar – Herzogin-Anna-Amalia-
Bibliothek, Weimar

Dr. Torsten Köhne
Mitglied des Vorstandes
swb Aktiengesellschaft, Bremen

Konteradmiral
Dr.-Ing. Horst-Dieter Kolletschke
Amtschef
Marineamt Rostock

Dr. Wilhelm Krull
Generalsekretär
Volkswagen-Stiftung, Hannover

Klaus Krusemark

Leiter der Niederlassung
Siemens AG, Braunschweig

Otto Lamotte
Geschäftsführender Gesellschafter
Henry Lamotte Oils GmbH, Bremen
Präses der Handelskammer Bremen

Hans-Dieter Lampe
Geschäftsführender Gesellschafter
Handelsgesellschaft Frantz Kragh GmbH, Bremen
Generalbevollmächtigter und Mitglied ‚Kleines Gremium‘ Bremer Tabak-Collegium

Thomas Lemke
Rechtsanwalt
Sozietät Kramer, Lemke und Wilken, Oldenburg

S.D. Ferdinand
Prinz zur Lippe-Weißenfeld M.A.
Rechtsanwalt
SLB Kloepper Rechtsanwälte, München

Franz-Wilhelm Löbe
Niederlassungsleiter
Siemens AG Siemens Deutschland Region Nord,
Bremen

Robert von Lucius
Korrespondent
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Hannover

Peter Lürssen
Geschäftsführender Gesellschafter
Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG, Bremen

Kersten Mackel
Head Market Group Germany
Managing Director
Credit Suisse AG SIDD, Zürich

André Mangin
Mitglied des Vorstandes
Deutsche Beteiligungs AG, Frankfurt

Michael May
Geschäftsführender Gesellschafter
May & Co. Wohn- und Gewerbebauten GmbH, Itzehoe

Martin Mosebach
Schriftsteller
Frankfurt/Main

Cornelius Neumann-Redlin
Rechtsanwalt u. Hauptgeschäftsführer
Die Unternehmensverbände im Lande Bremen e.V.

Karl Niggemeier
Mitglied der Geschäftsleitung
Commerzbank AG, Bremen

Dr. Dr. h.c. mult. Manfred Osten
Bonn
Generalsekretär der Alexander von Humboldt-Stiftung a.D.
Mitglied ‚Kleines Gremium‘ Bremer Tabak-Collegium

Minister a.D.
Prof. Dr. Dr. h.c. Karl-Heinz Paqué

Lehrstuhl für Internationale Wirtschaft –
Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft
Otto-von Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg
Mitglied ‚Kleines Gremium‘ Bremer Tabak-Collegium

Lutz H. Peper
Geschäftsführender Gesellschafter
Willenbrock Fördertechnik Holding GmbH, Bremen
Vizepräses Handelskammer Bremen

Albrecht Perrin
Geschäftsführer
Buchler GmbH, Braunschweig

Bernd Petrat
Geschäftsführender Gesellschafter
Nordwest Industrie Holding GmbH, Hoya

Dr. med. Joachim Pieper
Braunschweig

Dr. Dirk Plump
Geschäftsführender Gesellschafter
W. Tiemann GmbH & Co. KG, Bremen

Prof. Dr. Dr. Karl Wilhelm Pohl
Köln
Juristische Fakultät Ruprecht-Karls-Universität
Heidelberg

Christoph Raithelhuber
Mitglied des Vorstandes
Bankhaus Neelmeyer AG, Bremen

Klaus Rempe
Diplom-Psychologe
Institut Klaus Rempe UG, Münster

Dr. med. Hubertus Riedel
Internist
Bremen

Wolfgang von Rohden
Vorsitzender des Aufsichtsrates
Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG, Berlin

Piet Rothe
Geschäftsführer
Hotels Amaris und Adena, Bremerhaven
Vizepräsident IHK Bremerhaven

Thomas Salz
Vorstandsmitglied
Sparkasse Osnabrück

Dr. Heiko Sanders
Mitglied des Vorstandes
EWE Aktiengesellschaft, Oldenburg

Senator E.h.
Prof. Dr. h.c. mult. Klaus Gerhard Saur

München
ehem. Geschäftsf. Gesellschafter Walter de Gruyter GmbH Verlag, Berlin
Vorstand Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin
Mitglied ‚Kleines Gremium‘ Bremer Tabak-Collegium

Dr. Michael Schäfer
Partner
Sozietät Freshfields, Bruckhaus und Deringer,
Hamburg

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Michael Schenk
Institutsdirektor
Fraunhofer Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung, Magdeburg

Prof. Dr. Helwig Schmidt-Glintzer
Direktor
Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel

Bernd Schmielau
persönlich haftender Gesellschafter
H. Siedentopf (GmbH & Co. KG), Bremen

Bernd Schultz
Mitinhaber
Villa Grisebach Auktionen GmbH, Berlin
ehem. Mitglied ‚Kleines Gremium‘ Bremer Tabak-Collegium

Hellmut Seemann
Präsident
Stiftung Weimarer Klassik

Botschafter a.D.
Dr. Hans-Ulrich Seidt

Leiter der Kultur- und Kommunikationsabteilung
Auswärtiges Amt, Berlin

Dr. Heiko Staroßom
Mitglied des Vorstandes
Die Sparkasse Bremen AG, Bremen

Hendrick Steckhan
Business Unit President
Coca-Cola Deutschland GmbH, Berlin

Max F. Stegemann
Mitglied des Vorstands
Minerva Versicherungs-AG, Bremen

Ministerialrat
Dr. Heinz-Werner Streletzki
Referatsleiter
Niedersächsisches Ministerium für ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Hannover

Chawkat Takla
Geschäftsführer
Miditec Datensysteme GmbH, Bremen

Ministerialrat
Dr. Alexander Tettenborn

Referatsleiter
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Berlin

Dr. Lutz Thomas
Geschäftsführer
Amino GmbH, Frellstedt

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Joachim Treusch
Präsident
Jacobs University Bremen, Bremen
Mitglied ‚Kleines Gremium‘ Bremer Tabak-Collegium

Dr. Uwe Jens Unger
Vice Präsident Parts
MAN Nutzfahrzeuge, Salzgitter

Rolf A. Weidelt
Geschäftsführender Gesellschafter
A. Weidelt Systemtechnik GmbH & Co. KG, Bremen

Christoph Weiss
Geschäftsführender Gesellschafter
BEGO Bremer Goldschlägerei Wilh. Herbst GmbH & Co. KG, Bremen
Vizepräses Handelskammer Bremen

Dr. Patrick Wendisch
Geschäftsführender Gesellschafter
Lampe & Schwartze KG, Bremen
Vizepräses Handelskammer Bremen
Mitglied ‚Kleines Gremium‘ Bremer Tabak-Collegium

Dr. Kuno Wilhelm
Rechtsanwalt
München

Titus Wouda Kuipers
Director Western Europe
Imperial Tobacco Limited, Southville/Bristol

Dr. Matthias Zimmermann
Geschäftsführender Gesellschafter
Weser-Wohnbau GmbH & Co. KG, Bremen