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177. Zusammenkunft am 05. Juni 2014 in der Österreichischen Nationalbibliothek/Hofburg in Wien

177. Zusammenkunft am 05. Juni 2014 in der Österreichischen Nationalbibliothek/Hofburg in Wien

Sprecher des Collegiums

Dr. Peter Haßkamp

Vortrag in der Collegiumsrunde

Bundeskanzler a.D. Dr. Alfred Gusenbauer

Thema

„Die neue Rolle Deutschlands in Europa aus der Sicht seiner Nachbarn“

177. Zusammenkunft am 05. Juni 2014 in der Österreichischen Nationalbibliothek/Hofburg in Wien

Begrüßung – Dr. Peter Haßkamp / Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, Dr. Johanna Rachinger

Sehr verehrte Frau Generaldirektorin Dr. Rachinger, meine Herren!

Ich begrüße Sie im Namen des Kleinen Gremiums des Bremer Tabak-Collegiums im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek. Die Begrüßung, bei der entsprechend dem Protokoll des Bremer Tabak-Collegiums die Nennung einzelner Persönlichkeiten nicht vorgesehen ist, muss heute besonders kurz ausfallen, um Ihre Standfestigkeit nicht über Gebühr zu strapazieren. Denn – abweichend vom üblichen Ablauf unserer Zusammenkünfte, bei der der Gastgeber oder die Gastgeberin eine Tischrede hält, – wird Frau Dr. Rachinger nicht erst bei Tisch, sondern schon hier in diesem prächtigen Barocksaal zu Ihnen sprechen. Den Grund ahnen Sie sicher!

Frau Dr. Rachinger, Sie haben das Wort!

Sehr geehrte Herren des Bremer Tabak-Collegiums,

ich heiße Sie alle sehr herzlich willkommen hier im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek. Ich freue mich sehr, dass Sie – eine Gesellschaft mit einer beeindruckenden historischen Tradition – heute bei uns zu Gast sind. Ich weiß, dass die jährlichen Treffen des Bremer Tabak-Collegiums immer an sehr sorgfältig ausgewählten historischen Kulturstätten stattfinden. Insofern ist es eine Ehre für unser Haus und auch für mich, dass Sie sich dieses Mal für die ehemalige kaiserliche Hofbibliothek hier im Zentrum Wiens entschieden haben.

Erlauben Sie, dass ich Ihnen zunächst einen kurzen Einblick in die Geschichte dieses traditionsreichen Hauses gebe und Ihnen dann diesen beeindruckenden Prunksaal, einen der schönsten barocken Bibliothekssäle weltweit, etwas näher vorstelle.

Die kaiserliche Hofbibliothek in Wien war über Jahrhunderte eng mit dem Habsburgischen Herrscherhaus verbunden. 1575 bestellte Kaiser Maximilian II. den niederländischen Gelehrten Hugo Blotius zum ersten offiziellen Praefecten der Hofbibliothek. 31 weitere Praefecten bzw. Generaldirektoren sind ihm bis heute gefolgt, darunter viele bedeutende Gelehrte aus ganz Europa: etwa der Holländer Gerard van Swieten, er war übrigens auch Leibarzt der Kaiserin Maria Theresia, oder der bekannte polnische Literaturwissenschaftler und Kulturhistoriker Josef Graf Ossolinski, nach dem das bis heute existierende „Ossolineum“ in Breslau benannt ist.

Erst mit dem repräsentativen Barockbau hier am Josefsplatz erhielt die Bibliothek zu Beginn des 18. Jahrhunderts ein eigenes Gebäude. Kaiser Karl VI. ließ es nach Plänen von Johann Bernhard Fischer von Erlach und dessen Sohn Josef Emanuel in nur vier Jahren, zwischen 1723-26, errichten. Zur finanziellen Abdeckung der Kosten hatte er eine Sondersteuer erlassen, die Drucker für den Verkauf ihrer Kalender und Zeitungen zu entrichten hatten. Noch während der Bauphase entschied der Kaiser, diese Zeitungssteuer dauerhaft einzuführen und sie der Bibliothek als Ankaufs- und Erhaltungsbudget zu widmen – eine sehr kluge Entscheidung. Das würde uns heute auch noch freuen!

Über dem Mittelportal beim Außeneingang können Sie die kaiserliche Widmung in lateinischer Sprache lesen, übersetzt lautet sie:

„Karl von Österreich, Sohn des verewigten Kaiser Leopold, römischer Kaiser, Vater des Vaterlandes, hat nach allgemeinem Kriegsschluss zur bleibenden Förderung der Wissenschaften die ererbte Bibliothek in ihrem Bücherstand gewaltig vermehrt und in einem geräumigen Neubau der öffentlichen Nutzung übergeben. 1726“

Das ist insofern bemerkenswert, als die Bibliothek damit eine der ersten Großbibliotheken Europas war, die – trotz ihrer primären Funktion als kaiserliches Repräsentationssymbol – ausdrücklich für eine öffentlichen Benützung bestimmt wurde. Die wertvollen kaiserlichen Bücherschätze dem „gemeinen Volk“ zugänglich zu machen, war damals durchaus keine Selbstverständlichkeit, sondern eine sehr fortschrittliche Idee.

Der Kaiser persönlich erließ für das neue Gebäude noch im Jahr der Fertigstellung eine Bibliotheksordnung. Sie endet mit folgendem programmatischen Satz, der schon ganz den Geist der Aufklärung zeigt:

„Der Benützer braucht nichts zu bezahlen, er soll reicher von dannen gehen und öfter wiederkehren.“

Allerdings folgt darauf noch ein Nachsatz, der noch mehr im Geiste des Absolutismus steht:
„Unwissende, Diener, Faule, Schwätzer und Herumspazierer mögen fernbleiben.“

Diesen Schlusssatz finden Sie heute übrigens nicht mehr in unserer Bibliotheksordnung. Gestatten Sie mir ein paar Worte zur Architektur dieses eindrucksvollen Saales, der wohl zu den schönsten Bibliotheksbauten weltweit zählt. Zwei Langhäuser und eine zentrale Kuppel geben dem Raum eine dreiteilige Struktur, die sich auch in den von Daniel Gran (1694–1757) ausgeführten Fresken ausdrückt. Dem gesamten Saal liegt im Sinne eines barocken Gesamtkunstwerks ein sehr ausgeklügeltes ikonographisches Programm zu Grunde, dessen zentraler Inhalt die Verherrlichung Kaiser Karls VI. darstellt. Im Zentrum, hier im Mitteloval, steht seine lebensgroße Statue, gekleidet als römischer Imperator, als Schirmherr und Förderer der Wissenschaften und Künste. Umgeben ist er von einer Ahnengalerie seiner kaiserlichen Vorgänger und siegreichen Feldherren. Die Kuppel zeigt eine Apotheose Karls VI. mit einer Allegorie auf die Geschichte der Erbauung der Bibliothek.

Der Prunksaal beherbergte ursprünglich die gesamten Bestände der Hofbibliothek. Heute werden rund 200.000 historische Bücher in diesem Saal aufbewahrt. Besonders hervorzuheben ist die Bibliothek des berühmten Feldherrn Prinz Eugen von Savoyen (1663–1736), die im Mitteloval aufgestellt ist. Karl VI. erwarb die berühmte Bibliotheca Eugeniana nach dem Tode des Prinzen Eugens von der Nichte und Erbin, Victoria von Savoyen. Eine sehr interessante Dame übrigens, die bis zu ihrem 52. Lebensjahr als Nonne im Kloster lebte, dann aber durch das enorme Erbe ihres Onkels schlagartig zu einer der reichsten Frauen Europas wurde. Sie erbte ein Vermögen von ungefähr zwei Millionen Gulden, dazu Schlösser, Güter, die berühmte Bibliothek und die Gemäldesammlung. Daraufhin erwachte sie zu ganz neuer Lebenslust, heiratete einen um 20 Jahre jüngeren Prinzen und verbrachte ihre verbleibenden Jahre recht vergnüglich.

Doch zurück zu diesem Saal: Wenn wir diesen prachtvollen Raum als vollkommenen Ausdruck eines barocken Lebensgefühls und kaiserlicher Machtdemonstration erleben, so stellt sich natürlich auch die Frage, wofür steht die Österreichische Nationalbibliothek heute? Immer noch ist sie neben ihrer praktischen Funktion als wissenschaftliche Bibliothek und Kulturzentrum auch ein besonderer symbolischer Ort, der sich als „Stätte der geistig-kulturellen Identität Österreichs“ definiert.

Diese symbolische, politisch exponierte Stellung von Nationalbibliotheken macht sie aber auch in besonderer Weise anfällig für politische Vereinnahmung und Missbrauch durch die herrschenden Machthaber. Das zeigte sich für dieses Haus besonders stark in der Epoche des Nationalsozialismus, in der die Bibliothek unter der Leitung eines überzeugten Nationalsozialisten stand und massiv an der systematischen Beraubung von NS-Opfern beteiligt war. Wir konnten – und darüber sind wir sehr froh – dieses dunkelste Kapitel in der Geschichte dieses Hauses im letzten Jahrzehnt gründlich und vorbehaltlos aufarbeiten und auch die Rückgaben des geraubten Gutes an die Erben der rechtmäßigen Besitzer abschließen.

Insbesondere seit 1945 fungiert die Österreichische Nationalbibliothek als wichtiger Bezugspunkt österreichischer Identität in der Zweiten Republik, einer Identität, die erst in einem mühevollen Weg der Selbsterfahrung gefunden werden musste.

In einer bekannten Wiener Operette heißt es: „Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist …“* Vielleicht drückt sich in diesen Zeilen ein verführerischer Aspekt österreichischer Mentalität aus. Wir wissen aber sehr wohl, dass wir mit dem Verlust unseres kulturellen Gedächtnisses unsere Gegenwart nicht begreifen und die Zukunft nicht gestalten können. Wer sein Gedächtnis verliert, ist geistig tot. Darum haben alle Kulturen und Gesellschaften versucht, vergangenes Wissen und Wissen über Vergangenes zu bewahren und an die nächste Generation weiter zu geben. Denn wir leben als Menschen in Sinnhorizonten, die tief in unserer Vergangenheit wurzeln. In der Geschichte erkennen wir unsere Wurzeln und damit auch unsere eigene kulturelle Identität. Deshalb ist es unsere Aufgabe, diese Bestände und ihre Geschichte zu erhalten und zu erweitern und an eine nächste Generation weiter zu geben, so wie das Generationen vor uns für uns getan haben.

Eine historische Universalbibliothek – wie die unsere hier – hat den großen Vorteil, dass man zu praktisch allen vorstellbaren Themen Interessantes finden kann. Wir haben für Sie zwei passende Objekte vorbereitet: einerseits ein eindrucksvolles historisches Dokument zu jener Stadt, die Namensgeberin für Ihre Gesellschaft ist, und andererseits die vermutlich erste Abbildung der Tabakpflanze aus dem 16. Jahrhundert – wir dachten, da Sie auf den Tabakgenuss hier in unserem Haus leider völlig verzichten müssen, ist das hoffentlich ein kleiner Trost.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen einen noch schönen, interessanten und angenehmen Abend hier in der Wiener Hofburg.

Ich danke Ihnen, Frau Dr. Rachinger, für diese sehr tiefgehende, wie ich finde, über eine Beschreibung dieses Raumes weit hinausgehende Rede, die dann auch noch sehr humorvoll war. Ganz herzlichen Dank!

Bevor wir uns zu Tisch zum Bremer Abendbrot in den ‚Kleinen Redoutensaal‘ begeben, kann ich Ihnen, Frau Dr. Rachinger, und Ihnen, meine Herren, ein unverzichtbares Zeremoniell des Bremer Tabak-Collegiums nicht ersparen. Es stammt aus norddeutschen Marschen und Mooren, dort, wo plattdeutsch gesprochen wird. Sie, Frau Dr. Rachinger, spielen dabei die Hauptrolle.

Bitte nehmen Sie alle den Zinnlöffel, den Sie als Erinnerungsstück an den heutigen Abend behalten dürfen, in die linke, zur Faust geformte Hand und lassen ihn sich mit dem Stoff füllen, den die Bauern in unserer Gegend „Klares Wort Gottes“ nennen. Wenn alle Löffel gefüllt sind, werde ich den Trunk mit dem dazu gehörigen Wechselreim ehrfürchtig mit unserer Hausherrin zelebrieren. Anschließend sollten sich mit dem Zeremoniell vertraute Herren aus Bremen und Umgebung finden, die meinen Part des Begrüßungszeremoniells den Umstehenden gegenüber übernehmen; die übrigen Gäste bitte ich, die Worte nachzusprechen, mit denen mir gleich Frau Dr. Rachinger in perfektem Platt mit leichtem Wiener Dialekt antworten wird.

Darf ich Sie, Frau Dr. Rachinger schon mal zu mir bitten; wir warten noch ab, bis alle Löffel gefüllt sind.

Frau Dr. Rachinger,
Ick seh di (Ich sehe Dich)
Ick drink di to (Ich trinke Dir zu)
Dat freut mi (Das freut mich)
Dat do (Das tu)
– Prost! –
Ick heb di tosapen
(Ich hab` Dir zugetrunken)
Hest´n Rechten drapen
(Hast den Rechten getroffen)

Nachdem Sie sich nun gegenseitig versichert haben, dass Sie sich freuen, sich gesehen und die Richtigen getroffen zu haben, bitte ich Sie, sich unverzüglich auf den Weg in den ‚Kleinen Redoutensaal‘ zu machen und dort, wenn Sie sich an Ihrem Tisch bekannt gemacht haben, zügig Platz zu nehmen.

* Aus der Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauss, 1874 in Wien uraufgeführt

177. Zusammenkunft am 05. Juni 2014 in der Österreichischen Nationalbibliothek/Hofburg in Wien

Tischrede – Dr. Peter Haßkamp

Liebe Gäste, dabei sind auch Damen eingeschlossen, meine Herren!

Wenngleich unsere Zusammenkunft eine zwanglose sein will, so ist es doch vorgegeben, dass der jeweilige Sprecher, der den Gastgeber vertritt, die Gespräche am Tisch mit einer Tischrede zu unterbrechen hat.

Er soll Verbindungslinien zwischen Bremen und dem Ort der Zusammenkunft, also Wien, herstellen, darf aber auch Fäden knüpfen zwischen dem Thema des Hauptvortrages und den beiden Städten oder Ländern, denen sie zugehören.

Bevor ich dazu komme, habe ich einige Bemerkungen nachzuholen, die ich ursprünglich im Rahmen der Begrüßung machen wollte.

Jenen Gästen unter uns, die zum ersten Mal in unserer Runde sitzen, bin ich ein Wort der Erklärung schuldig, um was es sich beim Bremer Tabakkollegium eigentlich handelt: Es ist eine Gesprächsrunde von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, der Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Es gibt keine juristische Verfassung, keine Statuten und keinen Vorstand, nur das „Kleine Gremium“, das Orte, Themen und Redner der Zusammenkünfte festlegt und die Einzuladenden bestimmt. Finanziert werden die Zusammenkünfte dankenswerterweise von einer Reihe überwiegend Bremer Unternehmen, die als Förderer anonym bleiben und keinen Einfluss auf die Entscheidungen des „Kleinen Gremiums“ nehmen. Ziel der Zusammenkünfte ist es, Sie, die aus Bremer Sicht auswärtigen Gäste zu Freunden Bremens zu machen, indem wir Sie einladen, mit uns – bei Wein und, wenn Sie mögen, später bei Tabak aus der Tonpfeife – aus Vortrag und Gespräch Erkenntnis zu gewinnen oder nachdenklich zu werden.

Dass es sich beim Bremer Tabak-Collegium um eine Veranstaltung handelt, bei der grundsätzlich nur Männer zugelassen sind, entspringt der Historie des Vorläufers der heutigen Institution, des Tabak-Collegiums des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I – auch, obwohl er nie einen Krieg führte: „der Soldatenkönig“ genannt.

In Wien kommen wir zum dritten Mal zusammen. 1974 durften wir schon einmal in der Hofburg zu Gast sein, fünf Jahre später in Schloss Schönbrunn. Beide Collegien, wie auch die späteren in Österreich – in der Salzburger Residenz , der Innsbrucker Hofburg, Schloss Eggenberg in Graz und im Salzburger Festspielhaus -, gehören schon wegen ihrer glanzvollen, ja prunkvollen Räumlichkeiten zu den Höhepunkten unserer Zusammenkünfte; wir hatten aber auch immer herausragende Redner aus Ihrem Land. Ich begrüße an dieser Stelle mit großer Freude als Redner des heutigen Abends Herrn Bundeskanzler Dr. Alfred Gusenbauer, ferner Herrn Bundeskanzler Dr. Franz Vranitzky, der nach dem nächsten Gang ein Grußwort sprechen wird.

Nun zu den Verbindungslinien zwischen Bremen und Wien; ich will mich auf zwei beschränken – eine historische und eine aktuelle: Ein Ereignis, das den Namen Wiens unvergesslich in die Geschichtsbücher eingraviert hat, ist auch für Bremen von geradezu schicksalhafter Bedeutung geworden:
Ich spreche vom Wiener Kongress, der sich in einem Jahr zum zweihundertsten Mal jährt. Die Hansestädte wurden vom damals Bremer Senator für auswärtige Angelegenheiten und späteren Bremer Bürgermeister Johann Smid, dessen Ur-Ur-Ur-Enkel heute unter uns ist, vertreten. Während die meisten Staaten mit großen Delegationen gekommen waren, war Smid – wie außer ihm nur Talleyrand – ohne Begleitung angereist. Und trotzdem (oder gerade deshalb?) gelang es ihm in zähen Verhandlungen, die 1646 von Kaiser Ferdinand III im Linzer Diplom garantierte Selbständigkeit Bremens zu bewahren oder besser gesagt nach der Herrschaft Napoleons wiederherzustellen und die Aufnahme Bremens in den deutschen Bund durchzusetzen; als einziger der Hansestädte wurde Bremen in der Bundesakte zudem das Recht zugestanden, eine eigene auswärtige Politik zu betreiben. Das Alles erreichte ein nur 39jähriger; dies zeigt, auch junge Außenminister (einen solchen haben sie zurzeit in Österreich) können erfolgreich sein!

Im Theater in der Leopoldstadt wurde übrigen just zu dieser Zeit der „Vetter aus Bremen“ gespielt, aber -wie ich gelesen habe – nur einmal; man kann vermuten, dass es am Autor lag, der vermutlich einen Vetter in Bremen hatte, Bremen aber nie gesehen hat.
Die aktuelle Verbindungslinie ist eine der Musik. Darauf ausgerechnet in Wien zu verweisen, mag vermessen klingen: Aber es ist noch nicht lange her, dass eine Wiener Zeitung nach der Aufführung der weltweit von Kritikern hymnisch gefeierten Aufführung aller Beethoven-Symphonien durch die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen bei den Salzburger Festspielen 2009 geschrieben hat: „Wir wussten bisher gar nicht, dass es außer den Wiener Philharmonikern noch ein Orchester gibt, das Beethoven spielen kann.“ Und die Salzburger Nachrichten kurz und prägnant : „Das Wunder von der Weser!“ – ein Attribut, mit dem sich vorher nur unser Fußball-Club Werder Bremen hatte schmücken können, übrigens mit Bruno Pezzey und Andy Herzog in Hauptrollen. Und noch ein Hinweis zur Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, der Geschäftsführer Albert Schmitt befindet sich ebenfalls unter unseren Gästen: Sie gastiert in dieser Woche – letztmalig heute – mit einer konzertanten Aufführung von Mozarts Così fan tutte im Theater an der Wien! Inszeniert vom österreichischen Oscar-Preisträger Michael Haneke. Natürlich galt der Jubel des Publikums, von dem ich mich gestern Abend selber überzeugen konnte, in erste Linie dem Regisseur. Der ‚Kurier‘, der in seiner gestrigen Ausgabe auf der Titelseite von einem Operntriumph sprach, erwähnte aber immerhin wohlwollend auch das Bremer Orchester und das betörende Spiel seiner Holz- und Blechbläser.

Aber nicht nur die Musik verbindet die beiden Städte! Bremen hat nicht unwesentlich das Wiener Theaterleben bereichert: Peter Zadek, der am Burgtheater aufsehenerregende Inszenierungen bot, hatte seine ersten Erfolge unter Werner Hübner in Bremen. An dem kleinen Theater in Bremen – einem der wichtigsten seiner Zeit in Deutschland – war damals auch Peter Stein, der in Wien ein gern gesehener Gast ist und in dieser Saison den König Lear am Burgtheater inszeniert hat. Und auch das haben Bremen und Wiens Theater gemeinsam: Ärger mit den Finanzen, hier in Wien ja ganz aktuell!

Nun aber zur zweiten dem Tischredner auferlegten Aufgabe: Fäden zu knüpfen zwischen dem Thema des Hauptvortrages und den beiden Städten oder Ländern. Nachdem sich unser Ehrengast in der Collegiums-Runde dazu äußern wird, wie Deutschlands Nachbarn dessen neue Rolle in Europa sehen oder sehen wollen, will ich in der für eine Tischrede gebotenen Kürze einen Blick auf das in der Vergangenheit nicht immer unproblematisch erscheinende Verhältnis der Bewohner der beiden Nachbarn Österreich und Deutschland werfen:

Das Wort vom „Ösi gegen Piefke“ darf man wohl getrost als das nicht besonders ernst zu nehmendes Ergebnis wechselseitiger Klischees betrachten: Der Deutsche: effizient, humorlos, überheblich, rechthaberisch; der Österreicher: leicht schlampig, leichtlebig, schmähführerisch, unentschlossen.
Dabei klingt der von den Deutschen geprägte „Ösi“ eigentlich fast wie ein Kosename, aber auch der Begriff „Piefke“ ist eo ipso keineswegs abwertend, wenn man sich vor Augen führt, wie er entstand oder zumindest entstanden sein soll: Am 31. Juli 1866 fand nach dem Ende des preußisch-österreichischen Krieges im Marchfeld bei Wien eine große Parade vor König Wilhelm I von Preußen statt. Neben Johann Gottfried Piefke – genannt „August“ – dirigierte auch sein Bruder Rudolf ein Musikkorps. Unter den herbeigeeilten Wienern soll sich der Ruf „Die Piefkes kommen“ verbreitet haben und zum Sinnbild für 50. 000 marschierende Preußen geworden sein.

Diese Vorgeschichte wird indes nur den wenigsten Einheimischen bekannt gewesen sein, als sie – kurz nach dem Krieg noch um die wirtschaftliche Existenz kämpfend – für die häufig protzig – auf österreichisch: „präpotent“ – auftretenden Gäste aus dem damaligen Wirtschaftswunder-Land verständlicherweise eine aus ihrer Sicht abwertende Bezeichnung wählten. Aber Hand aufs Herz: Der „Piefke“ ist doch harmlos gegenüber dem „Saupreiß“, mit dem die Bayern – angeblich auch nicht bös gemeint – alle Norddeutschen, selbst die Bremer bezeichnen, obwohl Bremen nie zu Preußen gehörte.
Die Auffassung, dass das Verhältnis der beiden Nachbarn wenig entspannt sei, scheint mir vor allem in Österreich verbreitet gewesen zu sein. Aber es ist ja keineswegs ungewöhnlich, dass sich der kleinere Nachbar mehr am größeren reibt als der größere am kleineren. Und wir Bremer haben da eher noch ein Problem mit den Holländern, als mit den Österreichern. Umso bemerkenswerter finde ich, dass die meisten österreichischen Stimmen die Hauptschuld für ein zeitweise angespanntes Verhältnis zwischen beiden Ländern in einer Mischung aus Neid und Bewunderung mehrheitlich ihren eigenen Landsleuten geben. Das hat manchmal geradezu selbstzerfleischende Züge.

Sollte die von einem österreichischen Historiker als „begehrliche Verachtung gegenüber Deutschland“ beschriebene Rivalität ihren Ursprung etwa darin haben, dass es im kollektiven Gedächtnis der Österreicher die Deutschen waren, die über mehr als 120 Jahre anhaltende Bestrebungen Österreichs zu einer Vereinigung mit Deutschland zunichtemachten? Ich darf insbesondere den Gästen aus Deutschland, denen die entsprechenden Ereignisse eher nicht so gewärtig sein dürften, in Erinnerung rufen:
Im Wiener Kongress war der Einheitsstaat zwar gemeinsam von Fürst von Metternich und Karl August von Hardenberg angestrebt worden, und trotzdem scheiterte er – und zwar an den deutschen Klein- und Mittelstaaten, die befürchteten, in die Bedeutungslosigkeit zu versinken.

Nach der Revolution von 1848 war es dann – aus österreichischer Sicht – Preußen, das die „großdeutsche Lösung“ verhinderte; dabei wird allerdings unterschlagen, dass Fürst Felix von Schwarzenberg die für Preußen unannehmbare Forderung stellte, die Habsburgermonarchie als eine unteilbare politische Einheit innerhalb des neuen Reiches fortzuführen.

Dann im Jahr 1866 Österreichs Niederlage gegen Preußen in der Schlacht bei Königgrätz, nach der dann ja die Piefkes aufmarschierten. Trotzdem entwickelte sich erneut der Wunsch nach einer Vereinigung. Bismarck indes zeigte Österreich bei der Reichsgründung die kalte Schulter.
Besonders ausgeprägt war der österreichische Wunsch eines Zusammengehens mit Deutschland nach dem gemeinsam verlorenen Ersten Weltkrieg; diesmal verhinderten es die Siegermächte, die ein „Anschlussverbot“ aussprachen.

Ich habe vorhin im Prunksaal eine Tafel gesehen, die mir völlig neue Erkenntnisse brachte und dem einen und anderen, den ich darauf angesprochen habe auch, dass es damals bereits am 31. Oktober 1918 einen Beschluss der deutschen Nationalversammlung gab, Deutschland und Österreich zu einem Staat zusammenzuführen. Dies ist aber dann von den Siegermächten verboten worden.
Das es schon soweit war, dass bereits ein Beschluss vorlag, habe ich heute erstmals auf dieser Tafel bei ihnen im Prunksaal gesehen.

Verwirklicht wurde der lang ersehnte „Anschluss“ erst 1938 mit einem – wie wir wissen – traurigen Ausgang. Danach war die Sehnsucht nach Deutschland bei der Mehrheit der Österreicher geheilt. Und es verwundert nicht, dass die von Franz Josef Strauß 1958 im Deutschen Bundestag getroffene Feststellung, „die Frage der Deutschen Einheit betreffe auch Österreich“, erhebliche Irritationen auslöste – übrigens auch in Deutschland. Wie so mancher Ausspruch von Strauß, z.B. der der Finnlandisierung. Ich habe zwei finnische Freunde hier, die mir versichern, dass sich die Finnen seinerzeit sehr darüber geärgert haben.

Knapp 20 Jahre später bei der Zusammenkunft des Bremer Tabak-Collegiums 1979 in Schloss Schönbrunn konnte ihr damaliger Bundespräsident Dr. Kirchschläger nicht ohne Stolz vermerken: „Aus dem Rumpfstaat, dem niemand eine Chance gab, ist ein Staat geworden, mit einem eigenen Bewusstsein, einem eigenen Charakter, mit einer eigenen Politik, die, abgestimmt auf Europa, doch seine besondere Individualität nicht verleugnen will.“

Verzeihen Sie mir, wenn ich nach diesen wahrlich staatsmännischen Worten noch einmal auf Störfaktoren im Verhältnis der beiden Länder zu sprechen komme und dazu in die Niederungen des Fußballs steige: Aber es gibt da ein historisches Ereignis, das in diesem Zusammenhang unvergessen ist: Der historische Sieg von Cordoba im Jahr 1978, als die österreichische Fußball-Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Argentinien die deutsche Mannschaft schlug – übrigens verdient! In einer seinerzeit im Rabenhoftheater zu sehenden Szene tritt der damalige Trainer der deutschen Nationalmannschaft, Berti Vogts, als die Kameras in Córdoba ausgeschaltet werden, auf Hans Krankl zu, der das entscheidende Tor zum 3:2 für Österreich geschossen hatte und gratuliert: „Mensch, Junge. Ich freu mich tierisch für Euch.“ „Dafür gewinnt Ihr heuer sicher einmal ein Skirennen“, erwidert Krankl. „Außerdem, Bruder, wenn Ihr noch eine Chance gehabt hättet, ins Endspiel zu kommen, wir hätten Euch gewinnen lassen!“
Dies war natürlich eine Satire! Die Boulevardpresse – sah es anders: Krankl freute sich in „Sport am Montag“, „dass jetzt die Deutschen den Mund halten müssen“; und die „Bild“-Zeitung erklärte Krankl daraufhin zum Staatsfeind.

Ich möchte diese Episode indes als einen Beleg dafür deuten, dass wir es in erster Linie mit so Etwas wie Hassliebe zwischen nahen Verwandten zu tun haben, die das Verhältnis beider Länder zueinander kennzeichnet.
Äußerst elegant brachte der ehemalige Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky, der übrigens genau vor 40 Jahren bei der ersten Zusammenkunft des Collegiums hier in der Hofburg ein Grußwort sprach, das ambivalente Verhältnis der beiden Gesellschaften auf den Punkt. Als er gefragt wurde, warum er so gern ins Bayrische zur Kur fahre: „Da bin ich nicht in Österreich und noch nicht in Deutschland.“

Vieles hat sich seitdem geändert. Vor fünf Jahren wurde in einer umfangreichen Studie die Meinung der Österreicher über Deutschland erfragt. Die Ergebnisse waren verblüffend: Die Deutschen wurden gegenüber einer Vergleichsstudie aus dem Jahr 1980 nun als plan- und erfolgloser, konservativer und pessimistischer, gleichzeitig aber auch als fröhlicher, friedliebender und großzügiger eingeschätzt. Woher dieser Sinneswandel? Es hat sicherlich damit zu tun, dass Deutschland nicht mehr der primäre Bezugspunkt der Österreicher ist und sie Deutschland nicht mehr benötigen, um sich selber zu definieren.
Er dürfte aber auch damit zusammenhängen, dass Deutschland nach der Wiedervereinigung durch die Sanierung der ehemaligen DDR wirtschaftlich zurückgefallen war, während Österreich – von den Deutschen ungestört – beträchtliche Erfolge im Geschäft mit Osteuropa aufweisen konnte und Deutschland streckenweise im Wirtschaftswachstum deutlich überlegen war. Schwäche macht eben sympathisch!

Und umgekehrt? Die Deutschen mussten zur Kenntnis nehmen, dass es deutlich mehr gut ausgebildete Deutsche gibt, die ihrem Beruf in Wien nachgehen als umgekehrt, und dass Unmengen deutscher Studenten die österreichischen Universitäten besuchen, und das nicht nur wegen des in Deutschland geltenden Numerus Clausus, sondern weil sie exzellente Arbeitsbedingungen und eine hohe Qualität der Lehre vorfinden.

Viele von ihnen warten jetzt sicher auf den – übrigens fälschlich – Karl Kraus zugeschriebenen Satz: „Das Einzige, was Deutschland und Österreich trennt, ist die gemeinsame Sprache“. Ich verzichte darauf, dem tieferen Sinn dieser Aussage nachzugehen – falls es ihn überhaupt gibt. Aber es gibt Besonderheiten im hier gesprochenen Deutsch; neben uns altertümlich erscheinenden Begriffen der aus dem Habsburgischen stammenden Amtssprache sind es vor allem solche auf kulinarischem Gebiet; für unsere deutschen Gäste einige Beispiele, denen sie, wenn sie noch einige Tage in Wien bleiben, begegnen werden: dem berühmten Erdapfel für die Kartoffel, den Eierschwammerln für Pfifferlinge, Kren für Meerrettich und Paradeiser für Tomate; 23 dieser Begriffe aus dem Bereich der Landwirtschaft sind übrigens durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe anzuwenden.

Nachdem sie, die österreichischen Gäste, den ersten Gang des einfachen Bremer Abendbrotes überstanden haben und sie, die Gäste aus Deutschland, sich damit abgefunden haben, dass sie heute Abend auf die unaussprechlich guten Canapés des legendären „Trzesniewski“, einen Tafelspitz mit Apfelkren, Schnittlauchsauce und Dillrahmfisolen im „Plachutta“ oder ein Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat im „Schwarzen Kameel“ oder in der „Roter Bar“ des Hotel Sacher verzichten mussten, werden wir nach dem jetzt anstehenden Fleischgang und dem angekündigten Grußwort von Bundeskanzler Vranitzky kulinarisch wieder auf einen Nenner kommen: Mit dem sich anschließenden Käsegang, zu dem Bordeaux gereicht werden wird.

177. Zusammenkunft am 05. Juni 2014 in der Österreichischen Nationalbibliothek/Hofburg in Wien

Grußwort – Bundeskanzler a.D. Dr. Franz Vranitzky

Guten Abend,
ich störe nur kurz.
Ich bin Beauftragter, sie zu begrüßen.
Ich kenne das Bremer Tabak-Collegium seit etlichen Jahren und weiß, dass es etliche Spezifika aufweist. Eines dieser Spezifika scheint darin gelegen zu sein, dass jemand die Versammlung begrüßen soll, obwohl sie schon längst hier ist.
Aber seien sie herzlich willkommen in Wien!Unser heutiger Abend koinzidiert, ich glaube recht glücklich und recht gut – obwohl heute erst der 5. Juni ist, mit dem 12. Juni. Am 12. Juni 1994 – also vor 20 Jahren – haben wir Österreicher uns in einer sehr überzeugenden Volksabstimmung, 66,6 %, dazu entschlossen, der Europäischen Gemeinschaft, wie sie damals hieß, beizutreten.Auch dieser Prozess der Willensbildung, der Meinungsbildung, und da knüpfe ich jetzt sehr gerne an meinen Vorredner Dr. Haßkamp an, war in vieler Hinsicht ein Tête-á-Tête mit unserem großen deutschen Nachbarn.Es begann damit, dass der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl bei einer öffentlichen Sitzung unter vier Augen in seinem Urlaubsort St. Gilgen am Wolfgangsee mir sagte: „Ich werde alles unternehmen, um Euch zu unterstützen, dass Ihr Mitglieder werdet; aber vereinbaren wir ab sofort, dass ich kein Wort darüber verliere!“.Das war sehr wichtig und sehr nützlich, weil wir in Österreich Stimmen hatten, die diesen Beitritt assoziierten mit dem Anschlussgedanken.
Das war ein gar nicht so kleines Hindernis für mich und meine Mitstreiter, denn wir hatten zwei Vorbehalte.

Der eine Vorbehalt war, dass die Europäische Union (die damals noch nicht so hieß) eine Nato-Affinität vorschreibt, und Zweitens, dass der Art. 7 des Staatsvertrages von Wien, nämlich das Anschlussverbot an Deutschland, verletzt werden könnte.

Es hat vieler, vieler Anstrengungen bedurft – und Kohl war hier ein wichtiger Helfer, weil er außerhalb Österreichs (auch andere deutsche Kollegen und Freunde haben das so gehalten) sehr, sehr dafür eingetreten ist, dass Österreich Mitglied dieser Gemeinschaft sein würde.

Der Kommissionspräsident Jacques Delors sagte mir einmal, „ihr seid so eng verflochten mit der europäischen Gemeinschaft (nämlich mehr als 2/3 des gesamten Außenhandelsvolumens spielt sich mit den damals 12 Mitgliedern der Union ab), mit euch werden wir nicht lang verhandeln müssen!“

Das war 1989. Als es 1991/1992 überhaupt keine Bewegung gab, hab ich ihn angerufen und gefragt, du hast gesagt, es wird nicht lang dauern, wir sind jetzt schon im vierten Jahr. Er sagte darauf: „Bitte hab Geduld, in der Europäischen Union fallen die wichtigen Entscheidungen immer in den letzten 15 Minuten. Du musst nur wissen, wann die beginnen!“

Dann hatten wir noch ein anderes Thema, das in Österreich wichtig war – aber nicht nur in Österreich.

1991 habe ich eine Reise angetreten nach Moskau. Eine große Wirtschaftsdelegation, ein AUA-Flugzeug voll mit Generaldirektoren, Vorstandsvorsitzenden der österreichischen Industrie. Ich saß unprivilegiert in der ersten Reihe des Flugzeuges und die Herren kamen im Laufe des Fluges und sagten, „Bitte, Herr Bundeskanzler, wenn in Moskau verhandelt wird, wir haben so wichtige Themen, bitte sagen sie nichts von unseren EU-Ambitionen.“ Ich hab gesagt, „Ihr werdet doch nicht glauben, dass die das nicht wissen!“.
Dann kamen wir in den Kreml. Der Ministerpräsident Ryschkow, großer Kreml, riesiger Tisch, 60 Personen, Mikrophone, damit der eine mit dem anderen reden kann, usw.. Der Ryschkow sagt, herzlich willkommen, etc. alte Freunde, und, und, und, aber eines – bevor wir verhandeln – möchte ich nur sagen, ich habe gehört, ihr wollt der EU beitreten, das kommt natürlich nicht in Frage.
Die Stirnen meiner Industriellen waren auf Augenhöhe mit der Tischkante.

Ich habe dann gesagt, wir waren beim Vornamen, „Lieber Nikolai Iwanowitsch, das wird aber nicht hier entschieden!“. Er: „Wieso? Ihr müsst doch den Staatsvertrag einhalten.“ Sag‘ ich: „Das hat mit dem Staatsvertrag nichts zu tun.“
Sagt er: „Oh doch. Die Neutralität steht im Staatsvertrag und die müsst ihr einhalten und wenn ihr da beitretet…“ Das war ein aufgelegter 11er!

Die Neutralität steht nicht im Staatsvertrag. Die Neutralität ist ein eigenes österreichisches Verfassungsgesetzt, das wir selber anwenden und interpretieren, etc.

Wir waren vier Tage dort! Am dritten Tag, bei jedem Abendessen, bei jedem Kaviar und Wodka usw. habe ich ihn gewonnen, und am dritten Tag hat er dann der Tass (ich weiß gar nicht, ob es die heute noch gibt – eine Nachrichtenagentur) ein Interview gegeben und gesagt, „Der Österreichische Bundeskanzler ist hier und hat versichert, Österreich wird alle internationalen Vereinbarungen einhalten“.

Das war der Sieg!

Das schlimmste wäre gewesen in Schwechat, dem WienerFlugplatz, anzukommen mit einem „Njet“ der Russen.

Vierter Tag, Abreisetag! Am Nachmittag. Vormittag Termin bei Gorbatschow.

Viele wissen, wenn man in Moskau von einem Ministerium zum anderen unterwegs ist, wenn man von A weggeht zu B, weiß B bereits, was man bei A verhandelt hat.

Jetzt hab ich mir gedacht, was wird der Gorbatschow mir jetzt erzählen. Eine ganze Stunde lang haben wir gesprochen über die Antarktis und die Unausrottbarkeit der Maikäfer. Kein Wort über unsere EU-Ambitionen.
Das Gespräch war zu Ende. Gorbatschow ist ein sehr interessanter Gesprächspartner, indem er einem ununterbrochen ins Wort fällt, man überlebt nur, indem man ihm selber ins Wort fällt. Das Opfer ist der Dolmetscher.

Dann war es vorbei. Und er begleitet mich und wir gehen diese Kreml-Stiegen runter und dann sagt er, „Übrigens, kennst Du die Margaret Thatcher?“

„Natürlich kenn‘ ich Margaret Thatcher, Premierministerin in Großbritannien.“
„Kennst Du sie gut?“
„Ja, ich kenn sie gut.“
„Sehr gut?“
„Ja, sehr gut.“
„Was? Du kennst sie sehr gut und trotzdem willst du in die EU?“

Und so haben wir dann diesen Weg fortgesetzt.

Mein Vorredner hat in sehr sympathischer und hübscher Weise immer auf die Diskrepanzen zwischen den Deutschen und uns hingewiesen. In der Sprache, im Verhalten usw. Das ist natürlich immer wieder ein Thema – aber ich meine, kein ernsthaftes.

Es gibt einen österreichischen Romancier, der ein paar Romane schrieb und eine Reihe von Kurzgeschichten. Er hat eine Geschichte geschrieben, die wirklich den Nagel auf den Kopf trifft:

In der trüben Zeit zwischen 1938 und 1945 gab es diese Geheimpolizisten. Österreich hatte am Anfang keine eigenen, sondern erst im Verlauf der Ereignisse. Das waren die mit den Ledermänteln und den Schlapphüten.
Und die Wiener haben irgendwie mit Mundpropaganda einander mitgeteilt, wenn einer von denen daher kommt und dich was fragt, dann sag „Ich habe damit nicht das Geringste zu tun!“.

Und in der ersten Zeit, als die Geheimpolizei noch aus Deutschen bestand, hatten diese den „reichsdeutschen Akzent“.

Nach dem Krieg kommt ein deutscher Urlauber nach Wien, schaut sich um, geht in ein Geschäft und sagt zu dem Geschäftsinhaber, „hören sie, ich komme aus Deutschland und wir Deutschen sind sehr stolz und wir rühmen uns unseres Wirtschaftswunders. Aber wenn ich mich da in Wien so umschauen, ist es nicht viel anders. Es gedeiht, es blüht, es wächst.“

Sagt der Geschäftsinhaber, nachdem er den „reichsdeutschen Akzent“ vernommen hat: „Ich habe damit nicht das Geringste zu tun!“.

Jetzt sind wir in diese Europäische Gemeinschaft gewandert. Ich werde oft gefragt und das wird wahrscheinlich die nächsten Tage und Wochen beherrschen, „haben sich unsere Erwartungen erfüllt?“.
Wir haben abgestimmt in der nächsten Woche vor 20 Jahren und sind beigetreten am 01. Jänner 1995 in eine Gemeinschaft der 12!
Jetzt haben wir eine Gemeinschaft der 28.

Dazwischen liegt eine „phantastische“ internationale Finanzkrise. Dazwischen liegt die Erweiterung mit allen Eruptionen, Unsicherheiten, Hoffnungen, Enttäuschungen. Von 12 auf 15, von 15 auf 27, dann auf 28. Dazwischen liegt die Erfahrung einer gemeinsamen Währung. Ich behaupte, eine positive Erfahrung. Ich würde uns die Finanzkrise im Jahre 2008 und folgende nicht ohne gemeinsame Währung wünschen erlebt haben zu müssen. Und die sogenannte Europa-Skepsis ist da.
Geben wir unser Projekt auf? Lassen wir es floaten? Oder nehmen wir, insbesondere unter dem Aspekt, dass das neue Parlament gewählt worden ist und ein neuer Kommissionspräsident eingesetzt werden muss usw., einen neuen Anlauf. Nicht zuletzt unter dem Eindruck von Kiew und Co.

Ich werde Ihnen hier keine probate Lösung vorschlagen können, wahrscheinlich kann das niemand.

Vielleicht ist es angesichts des Jahrestages unserer Volksabstimmung und angesichts dessen, dass sie hierhergekommen sind, und ich fühle mich wirklich einigermaßen – beflügelt wäre zu viel, das ist nicht mein Naturell – aber positiv beeindruckt, dass sie da sind – schon ein bisschen nachdenklich, ob das, was sich jetzt in Europa abspielt, so sorgfältig abgespult wird, dass letztendlich unsere europäischen Interessen auch wirklich wahrgenommen werden.

In Wirklichkeit haben wir – und das kam heute zurecht zu Tage – ein Spannungsfeld zwischen amerikanischen Interessen und europäischen Interessen. Und es wäre verfehlt, nicht zu erkennen, dass die amerikanischen Interessen andere sind, als unsere.
Ich gehöre nicht zu denen, wie wir heute im Boulevard lesen, verfehlten Putin- Verstehern. Das sicher nicht. Aber ich glaube auch, dass ein undifferenzierter Anti- Putinismus auch keine Lösung erbringt.

Und dass wir Europäer in unserem eigenen Interesse sehr sorgfältig sein müssen und aufpassen müssen, dass mit der Schwächung durch Sanktionen und, und, und Russlands, nicht unsere eigene Schwächung parallel läuft.

Ich hoffe, die Weisheit der Staatslenker bewahrt uns vor einer solchen Entwicklung.

Lieber Dr. Haßkamp, herzlichen Dank, dass Du das Bremer Tabak-Collegium nach Wien geschleust hat. Wir haben ja eine zusätzliche Entwicklung: Ich war etliche Jahre Vorstandsvorsitzender der österreichischen Länderbank. Dieses Gebäude ist mittlerweile ein Park Hyatt Hotel der Gruppe Benko geworden. Ich bin eingeladen worden, heute Abend dahin zu gehen. Ich habe eine gewisse Neigung, diese Einladung nicht anzunehmen. Nicht, weil ich gegen den Herrn Benko etwas habe, sondern, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass mein Vorstandsvorsitzenden- Zimmer ein Hotelzimmer geworden ist.
Aber gut, ich habe dort nie übernachtet!

Ich freue mich, dass sie gekommen sind und heiße sie, ex post, herzlich willkommen. Ich hoffe, dass Sie sich hier wohlfühlen. Wir haben heute von der Frau Generaldirektorin gehört, dass viel, viel Geschichte der Österreichischen Nationalbibliothek, wie alles bei uns, ist halt immer Habsburger Geschichte.
Es ist so schwierig – auf der anderen Seite, nachdem die Habsburger irgendwie verschwunden sind, hat sich nur mehr Geschichte der Moderne abgespielt.

Und die Geschichte der Moderne ist zwar nicht viel menschlicher, als die Geschichte der Habsburger, das ist eine wunderbare Legende für Filme aus dem Walchauer Landl – aber es ist halt so.
Und ich glaube, wer seine Geschichte nicht kennt oder wer sein Gedenken ablegt, ist gedanklich tot. Und das wollen wir nicht sein.

Und sie sind heute ein sichtbares Zeichen deutschen Interesses an internationalen Entwicklungen und daher nicht gedanklich tot, sondern sehr lebendig!

Seien sie willkommen und verbringen sie eine angenehmen Zeit in Wien.

177. Zusammenkunft am 05. Juni 2014 in der Österreichischen Nationalbibliothek/Hofburg in Wien

Vortrag – Bundeskanzler a.D. Dr. Alfred Gusenbauer

„Die neue Rolle Deutschlands in Europa aus der Sicht seiner Nachbarn“

Liebe Johanna Rachinger, lieber Franz Vranitzky, meine sehr geehrte Herren,

es freut mich sehr, dass Sie heute zu Gast sind bei Ihrem größten Nachbarn.
Sie werden sich denken, ich beginne bereits meine Rede mit der ersten Fehleinschätzung oder mit dem ersten Versprecher. Ich weise Sie allerdings darauf hin, dass es kein Land gibt, dass mit Deutschland eine längere Grenze hat als Österreich.
Denn weder Polen, Tschechien, Frankreich, die Niederlande und all ihre anderen Nachbarn, haben eine längere Grenze mit ihnen, als wir.
Und man nimmt ja immer als Erstes wahr, was an der Grenze ist. Das, was dahinter kommt, kann dann manchmal kleiner, größer, sympathischer oder weniger sympathisch sein.
Bevor ich auf das eigentliche Thema unseres heutigen Abends zu sprechen komme, bleibt es einem natürlich nicht erspart, ein bisschen das Verhältnis unserer beiden Staaten auch zu paraphrasieren, wie das schon meine Vorredner in einer sehr humorvollen Art und Weise und auch in einer nachdenklichen Art und Weise getan haben. Der kleine Nachbar Österreich, der in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bedeutend ärmer war, als Deutschland – im Jahr 1960 war das Brutto-Inlands-Produkt pro Kopf umgerechnet auf heute in Österreich EUR 900,– und in Deutschland EUR 1.300,–.
Im Jahr 2013 war es in Deutschland EUR 33.300,– und in Österreich EUR 37.000,–.
Also wir haben uns ein bisschen angestrengt. Im Übrigen haben sich auch andere Verhältnisse etwas verändert.:
Mein Vater hat noch zu jener Generation gehört, Ende der 50er und beginnenden 60er Jahre, die nach Deutschland zum Arbeiten gefahren sind, um sich dann eine kleine Wohnung einrichten zu können oder einen Hausbau beginnen zu können. Es waren zu diesem Zeitpunkt über 400.000 Österreicher in Deutschland arbeitend tätig.
In der Zwischenzeit haben sich auch hier die Verhältnisse etwas geändert.
Im Jahr 1999 gab es noch in Österreich 15.634 Deutsche die hier arbeiteten. Im Jahr 2013 sind es knapp 89.000.
Während die Österreicher, die in Deutschland arbeiten im Jahr 1999 noch 66.000 waren, sind es jetzt nur noch 59.000.
Also, es arbeiten bedeutend mehr Deutsche in Österreich als Österreicher in Deutschland!

Das verführt uns nicht zu der Aussage, dass wir es jetzt mit einer Welle der Deutschen Gastarbeiter zu tun hätten.
Aber es ist wahr, dass aufgrund der aktuellen Einwanderungsquoten auf jährlicher Basis aus Deutschland mehr Menschen nach Österreich einwandern als aus der Türkei, dem ehemaligen Jugoslawien oder anderen Teilen Europas und der Welt. Das heißt, die Deutschen sind unsere größte Zuwanderergruppe.
Das hat sich für Österreich außerordentlich positiv ausgewirkt.
Es führt nämlich dazu, dass in den Tiroler Tourismusorten jetzt weniger mit steirischen, Tiroler, Vorarlberger oder Kärntner Idiomen gesprochen wird, sondern doch in viel stärkeren Ausmaß Sächsisch und Thüringisch und es ist so, dass in der Zwischenzeit in der Landesberufsschule Hall in Tirol, wo die Tiroler Gastronomie ausgebildet wird, 50% aller Auszubildenden – also Lehrlinge – aus Deutschland kommen. Mehr als aus Österreich oder jedem anderen Land!
Und ich finde diese Veränderungen sind nicht nur in der Gastronomie, sondern auch an den Universitäten und an vielen Betrieben spürbar – es geht natürlich nicht nur um die Numerus-Clausus-Flüchtlinge, sondern auch um sehr viele Facharbeiter, Ingenieure und Manager, die aus Deutschland heute in Österreich tätig sind. Und ich finde, das hat das Verhältnis der beiden Länder zueinander auch etwas geändert.
Wir haben ja auch schon einige Schnurren aus der Geschichte heute gehört, und Peter Haßkamp hat uns auf elegante Art und Weise versucht klarzumachen, dass wir uns mit dem Sieg 1978 in Cordoba doch für die Niederlage von 1866 in Königgrätz ausreichend revanchiert hätten. Wobei wahrscheinlich dieses Thema in Deutschland nicht ganz einheitlich betrachtet wird. Nachdem ja bekanntlich die Bayern der Meinung sind, dass 1866 der letzte Zeitpunkt war, als man noch legal auf die Preußen schießen konnte.
Es gibt natürlich eine Reihe von Unterschieden, die wahrscheinlich ihren Grund darin haben, dass der Idealismus in Deutschland eine sehr tiefe Verankerung hat; Österreich vom Idealismus kaum angekränkelt war und sich eher eine spezifisch österreichische Art des Pragmatismus entwickelt hat, die bei uns dazu geführt hat, dass wenn es irgendwelche Probleme zu lösen gibt, dass wir zur Meinung kommen, wir sollten eine „österreichische Lösung“ finden.
Und „österreichische Lösungen“ sind im schlechteren Fall weder „Fisch noch Fleisch“; im besseren Fall sind es Lösungen, die nicht von idealtypischen Vorstellungen ausgehen, sondern von der pragmatischen Sichtweise, die Interessen und Zukunftsperspektiven in einer vernünftigen Art und Weise zueinander gebracht werden können.
Wir haben natürlich einige Boshaftigkeiten aufzuweisen, die auch Teil des österreichischen Charakters sind.

Ein Österreicher zu sein ist ja nicht einfach! Es handelt sich ja nicht um eine ethnische Kategorie, wie das in Deutschland der Fall ist.
Die österreichische Nation ist ja bekanntlich ein politisches Konstrukt, das sich ergibt aus den Spezifika der politischen und sozialen Entwicklung. Spätestens seit dem Zeitpunkt, als Deutsch-Österreich als Rest der ehemaligen K.-und- k.-Monarchie verblieben ist.

Aber ein paar Dinge haben wir ganz gut gemacht, denn aus Adolf Hitler einen Deutschen zu machen und aus Ludwig van Beethoven einen Österreicher das bedarf schon einigen Geschicks!

Ich weiß, dass das vielleicht nicht auf universelle Zustimmung in Deutschland treffen wird, aber zumindest in der Welt ist es so, und das ist auch nicht so schlecht.

Nun sind wir auf das Engste miteinander verbunden, was die Wirtschaft der beiden Länder betrifft, was die kommunizierenden Kultur- und Kommunikationsgefäße in unseren Ländern anbelangt – Peter Haßkamp war ja so freundlich und hat darauf hingewiesen, was der „Kurier“ über die Aufführung im Theater an der Wien von „Cosi fan tutte“ geschrieben hat unter der besonderen Erwähnung der Bremer Musikanten – wir sind ja nicht ganz damit zufrieden, wenn wir nur im „Kurier“ vorkommen. Wenn nicht zumindest das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen oder der Süddeutschen oder der ZEIT über Veranstaltungen kultureller Natur in Österreich berichtet, dann betrachten wir das schon als eine gewisse Art der Zurücksetzung.
Denn wir sind natürlich nach wie vor der Meinung, dass das, was wir hier kulturell produzieren oder machen, nicht für uns alleine tun, sondern weit über Österreich hinaus geht.
Nachdem ja unausgesprochen wir der Meinung sind, dass fast alles in Österreich seine Probe hält und, um mit Karl Kraus zu sprechen, in erster Linie der Weltuntergang. Das heißt Österreich leidet unter einer gewissen Selbstüberhöhung auf der einen Seite und einem gewissen Minderwertigkeitsgefühl auf der anderen Seite. Das ist eine spezifische Form von kognitiver Dissonanz, die unseren sympathischen Nationalcharakter ausmacht und offensichtlich dazu beiträgt, dass nach wie vor im ungebrochenen Zahlen unsere Freunde und Freudinnen aus Deutschland nach Österreich kommen.
Man könnte natürlich einen ganzen Abend gestalten , um das Österreichisch-Deutsche Verhältnis humoristisch, ironisch, politisch, philosophisch zu analysieren – allerding wurde mir untersagt, diese Übung heute durchzuführen und mir ein ganz anderes Thema gegeben, was ganz offensichtlich von einer gewissen Ernsthaftigkeit getragen ist.
Normalerweise, wenn man in Deutschland einen Vortrag hält, muss man immer über Österreich reden. Heute einen Vortrag über Deutschland vor Deutschen zu halten ist eine ganz besondere Herausforderung!
Keine Sorge, ich werde nicht zur Publikumsbeschimpfung übergehen! Auch wenn das sättigende Abendessen die meisten sicherlich in eine Art von vormitternächtlicher Trance versetzt hat. Verbunden mit den Tabak-Gerüchen, die ich wahrnehmen kann, und der Menge des Weinkonsums, den ich vermuten kann. Eine bestimmte Art von Provokation würde mit Sicherheit die Aufmerksamkeit steigern – aber ich versuche, dem nachzukommen, was die Einlader mir verordnet haben.
Wobei sie natürlich wissen müssen, dass sie es mit einem spezifischen Austriacus zu tun haben, wenn sie mich eingeladen haben. Bekanntlich bin ich ja österreichischer Sozialdemokrat und im Unterschied zu anderen habe ich auch keine Scheu, das zu bekennen.

Ich komme aus der niederösterreichischen Provinz. Von den Abhängen des Stiftes Göttweig.

Sie werden sich fragen, was das jetzt damit zu tun hat.
Nun das etwas damit zu tun, dass die Familie meines Vaters in der dortigen Pfarrgemeinde seit dem Jahr 1724 registriert ist; die meiner Großmutter seit dem Jahr 1613. Und einer meiner Vorfahren Abt von Göttweig war – nämlich Abt Rudolf Gusenbauer.
Ich habe mir bis zum Ende noch nicht überlegt, ob ich meine Erbrechtsansprüche geltend machen werden, weil noch nicht klar ist, zu welche Steuerpolitik sich die österreichische Bundesregierung in Bezug auf Erbschaftssteuer, Vermögenssteuer und ähnlichen in den nächsten Monaten entschließen wird.
Also, ich befinde mich fürs Erste auf der sicheren Seite, hier keine Ansprüche geltend zu machen.
Also ich bin aus einer katholischen Vergangenheit, österreichischer Sozialdemokrat und befasse mich mit Europa und der Welt.
Das Widersprüchliche in einer Person aufzulösen ist etwas, was wir Österreicher immer wieder tun müssen.
Nun gibt es unterschiedliche Meinungen über Deutschland.
Wenn man vor 10 Jahren den „Economist“ aufgeschlagen hat und über Deutschland als den „Patienten Europas“ berichtet wurde, und die große Sorge vorhanden war, dass der zentrale Wirtschaftsmotor Europas nicht mehr funktioniert, dann hat sich dieses Bild in der Zwischenzeit doch einigermaßen geändert. Es kommt zu neuen Betroffenheiten und zu neuen Einschätzungen.
Emmanuel Todd, einer der wesentlichen französischen Philosophen und Präsidentschaftsberatern hat vor zwei Wochen in der Hamburger Wochenzeitung „Die ZEIT“ ein Interwiew gegeben und unter anderen den folgenden bemerkenswerten Satz gesagt: „Deutschland lebt mit einem falschen Bild seiner selbst. Unbewusst auf eine undramatische Art und Weise, bei der es keine Drohungen und keine Toten gibt, sind die Deutschen heute dabei, ihre katastrophenbringende Rolle für die andren Europäer und eines Tages auch für sich selbst wieder einzunehmen.“ Das heißt offensichtlich, dass Denker in Europa – und Frankreich ist immerhin eines der wesentlichen Bündnisländer innerhalb der Europäischen Union – die Auffassung vertreten, dass
1. die europäische Politik heute in erster Linie durch Deutschland gestaltet ist und zum
2. diese Politik direkt oder indirekt in die Katastrophe Europas und letztendlich auch Deutschlands führen wird.

Ich widerspreche dieser Auffassung ganz vehement und versuche heute zu argumentieren, wieso ich der Meinung bin, dass Deutschland Führungsfähigkeit in Europa entwickeln und übernehmen muss. Aus Überlegungen, die sowohl im Inneren der deutschen Struktur als auch in den Außenverbindungen Deutschland gelegen sind.
Das erste, was Deutschland auszeichnet ist – aufgrund der katastrophalen Erfahrungen der beiden Weltkriege – eine tiefe Abneigung gegen kriegerische Auseinandersetzungen und eine weit verbreitete, tief verwurzelte Auffassung, dass Kriege nicht mehr im Stande sind, die Probleme der Menschheit und der Geschichte zu lösen.
Diese Grundauffassung hat sich letztendlich auch an der Weigerung Deutschlands, am Krieg im Irak teilzunehmen, ganz eindrücklich bestätigt. Und erfährt- so meine ich zumindest- auch heute eine Bestätigung, wenn Deutschland zu den Ländern gehört, nicht zuletzt vertreten durch den deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier, die der Meinung sind, dass eine bellizistische Zuspitzung unseres Verhältnisses zu Russland erstens gefährlich, zweitens falsch und drittens entgegen unseren kurz oder langfristigen Interessen gelegen ist.
Zum Zweiten: Deutschland ist heute ein tolerantes Land geworden. Von der deutschen Steifheit kann man wohl schwerlich mehr sprechen, wenn über 19% der deutschen Bevölkerung einen Migrationshintergrund haben und in einzelnen Städte wie Offenbach, Mannheim, München und vielen anderen der Anteil der Zuwanderer bei über 25% liegt.
Deutschland ist heute eine Zuwanderungsgesellschaft, und man braucht nur in den deutschen Bundestag zu blinken und sich die Namensliste der deutschen Abgeordneten anzugucken, und man wird sehen, aus wie vielen Ländern Europas und der Welt heute die Abgeordneten kommen, die in zweiter oder dritter Generation in Deutschland wohnen.
Es gibt also in Deutschland also Toleranz, wenn auch nicht die von manchen strapazierte multi-kulturelle Gesellschaft, weil viele Zuwanderungsgruppen da und dort noch in ihrem eigenen kulturellen Ambiente leben.

Deutschland ist die stabilste Demokratie des Kontinents. Während bei den Wahlen zum europäischen Parlament in Großbritannien, der ältesten Demokratie unseres Kontinents, eine rechtsradikale europafeindliche Gruppierung an die 25% erhalten hat (UKIP), in Frankreich (Front National) mit etwa 25%, in vielen anderen europäischen Ländern – Österreich nicht ausgenommen – rechtsextreme, rechtsradikale, fremdenfeindliche und europaskeptische Gruppierungen 20% oder mehr erhalten haben, ist Deutschland ein Land, in dem es de facto keine rechtsradikalen Gruppierungen in den Parlamenten gibt, und selbst die europaskeptische Partei, die jetzt den Einzug ins europäische Parlament geschafft hat, ist nicht zu vergleichen mit rechtsextremen Parteien anderen Länder.
In Deutschland ist das Votum nach wie vor mit großer Mehrheit für die großen Volksparteien plus den GRÜNEN. Wenn man das alles zusammenzählt muss man sagen, dass bei allen wahlpolitischen Veränderungen, die es gibt oder gegeben hat, der pro-demokratische, pro-europäische Konsens in Deutschland stärker ausgeprägt ist als sonst wo.

Zum Vierten: Deutschland ist eine leistungsfähige Volkswirtschaft.
Und auch wenn es richtig ist, dass Österreich und Deutschland durch den EURO bedeutend bessere Konditionen vorfinden und vorgefunden haben als in der Vergangenheit, weil uns die kompetitiven Abwertungen der mediterranen Staaten unter denen wir Jahrzehnte leiden mussten, erspart blieben, und wir daher zu stabilen Währungsrelationen nämlich innerhalb des EURO exportieren und damit den Wettbewerb gestalten können.
Auch wenn wir diesen Vorteil überall in Betracht ziehen, müssen wir sagen, dass die Leistungsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft eine der größten in Europa ist, und wir Österreicher müssen neidvoll zugestehen, dass zumindest im heurigen Jahr das erste Mal seit längerer Zeit Deutschland eine höhere Wachstumsrate haben wird, als wir. Keine Sorge, das wird uns anspornen! Wir werden das nicht kommentarlos zur Kenntnis nehmen.
Zum Fünften ist Deutschland ein Land der sozialen Marktwirtschaft, das nach sozialem Ausgleich orientiert ist, in dem es – wie in vielen skandinavischen Ländern und eben in den mitteleuropäischen Staaten, wie Deutschland und Österreich – bedeutend ausgeglichenere soziale Verhältnisse gibt, als im ganzen Rest der Welt. Wenn man sich die internationale Tabelle des Gini-Index ansieht, dass das Maß der Ungleichheit in den Gesellschaften ist, dann schneiden die Gesellschaften in Skandinavien, Deutschland und Österreich am allerbesten ab.
Weil vor dem Hintergrund eines sozialen Dialogs, der manchmal auch in kämpferischen Auseinandersetzungen münden kann, in Deutschland öfter als bei uns in Österreich, denn wir messen Streiks nach wie vor in Sekunden. Aber nichtsdestotrotz gibt es hier aufgrund dieses institutionellen Settings eine weit verankerte soziale Verantwortung.
Und Deutschland ist ein föderales Land, das seit langer, langer Zeit an Gewaltenteilung und -trennung gewöhnt ist. Das bei allen Schwierigkeiten und Problemen, die sich in einem föderalen Staat stellen, die uns auch in Österreich nicht unbekannt sind, sich eine Gesellschaft daran gewöhnt hat, dass nicht von einer einzigen Machtzentrale ausgehend alle Entscheidungen zu treffen sind, sondern, dass in einem ausgeklügelten Institutionensystem es eine Verbindung gibt von Entscheidungsfähigkeit, lokaler Autonomie und föderale Aufteilung der Aufgaben.
Wieso nenne ich diese sechs Punkte? Ich nenne diese sechs Punkte deswegen, weil es in der zentrale Herausforderungen für Europa heute sind.
Und wenn ein Land in Europa heute Führungsverantwortung wahrnehmen will, dann muss es bei sich zu Hause im eigenen Land all jene Ingredienzien aufweisen, die es gerne in Europa heute verwirklichen möchte.
Es kann nicht ein Land, das zentralistisch ist, ein Europa anführen, das selbstverständlich eine Gewaltentrennung braucht.
Es kann nicht ein Land, das dem Manchester-Liberalismus verpflichtet ist, für sozial ausgeglichene Verhältnisse in Europa sorgen. Und es kann nicht ein Land, dessen Demokratie täglich auf die Probe gestellt wird durch radikale Gruppierungen, im Stande sein, Europa in eine demokratische Zukunft zu führen.

Nein, Deutschland hat heute die Voraussetzungen Europa zu führen. Die Frage stellt sich wohin und wie?

Wobei wir beim „wie“ ganz besonders sensibel sein müssen. Die Art Deutschland zu führen hat sich in der Geschichte geändert.

Vor zwei Wochen habe ich mit Hans-Dietrich Genscher bei der Vorstandssitzung der Bonner Akademie für praktische und angewandte Politik ein interessantes und amüsantes Gespräch geführt. Er hat gesagt, „immer, wenn wir Deutschen das Große in der Geschichte wollten, dann ist das meistens in einer Katastrophe gemündet. Und je Größer das war, was wir wollten, desto größer war die Katastrophe! Seit 1945 backen wir von unserem Anspruch her kleinere Brötchen und wir sind bedeutender, als jemals zuvor“.

Das heißt Führung hat nicht immer etwas zu tun mit dem prätorischen ostentativen Anspruch: „Versammelt Euch alle hinter mir!“ – sondern Führung hat heute in unseren komplexen Gesellschaften viel mehr damit zu tun, die unterschiedlichen Akteure und deren Interessen soweit in Übereinstimmung zu bringen, dass ein vernünftiges gemeinsames Ganze dabei herauskommt.
Also nicht Führen mit starker Hand, nicht Führen mit quasi autokratischem Verhalten, sondern Führen mit demokratischem Ausgleich und mit Sensibilität.

Das ist eine Lehre der Geschichte, die ich nicht geringschätzen möchte, weil sie uns unter Umständen auch auf einen anderen Weg bringt, was die Beantwortung einzelner unserer Zukunftsfragen betrifft. Und wo liegen die?
Die liegen wohl darin, dass bei aller Stäke der europäischen Volkswirtschaft, die auch heute noch vorhanden ist, wir uns darüber im Klaren sein müssen, dass es im Jahr 2040 kein einziges Mitgliedsland der Europäischen Union geben wird, das zu den acht größten Volkswirtschaften der Welt gehört.
Deutschland, als unsere größte Volkswirtschaft, wird zu diesem Zeitpunkt nur mehr Nummer 10 sein.
Derzeit sind noch vier unter den größten acht. Im Jahr 2040 keiner unter den größten acht!
Das heißt, auch das deutsche Interesse wird sich nur verwirklichen können in einem europäischen, gemeinsamen Auftreten, mit und gegenüber den anderen Teilen der Welt.
Denn nicht einmal das größte Land unseres Kontinentes – alleine – wird im Stande sein die Interessen gegenüber dem Rest der Welt zu vertreten.
Daher ist es das ureigenste Interesse Deutschlands, dass Europa weiter existiert, dass Europa sich weiter integriert und das Europa jene Stärke entwickelt, damit auch die deutschen Interessen in der Welt nicht untergehen.

Zum Zweiten: wir werden ohne die Rohstoffvorkommen und die großen Märkte der Weite Russlands nicht auskommen können.

All das, was heute an Unsinn gesprochen wird, über alternative Gaslieferungen, an alternativen Lieferungen an Öl und anderen fossilen Brennstoffen, das alles auf den Tisch der Bewertung gelegt, muss zur Conclusio führen, dass es keine Alternative gibt – zumindest zu einer rohstofforientierten Kooperation mit Russland.

Glaubt wirklich jemand, dass das Gas, das heute durch die Pipelines fließt, durch Natural liquide Gas aus des Vereinigten Staaten von Amerika mit noch so vielen Tankschiffen – die es nicht gibt – und mit noch so vielen Konversionsstationen kompensiert werden könnte? Das ist meines Verständnisses nach zumindest ökonomischer Unsinn!
Wir brauchen die natürlichen Ressourcen, die in Russland lagern ganz dringend. Wir brauchen die Möglichkeit, die Märkte dort zu nutzen.
Und Russland braucht ganz dringend unsere technologische und politische Expertise, um das Land im geeigneten Ausmaß zu modernisieren.

Diese strategische Zielsetzung sollten wir nie außer Acht lassen, wenn wir auch aktuelle Konfliktfälle bewerten.

Und es würde heute zu weit führen, die Situation in der Ukraine im Detail zu analysieren – ich verweise auf meine einschlägigen Publikationen zu diesem Thema – aber immer die Möglichkeit offen zu lassen, die Möglichkeit, dass es zu einer Deeskalierung und zu einem friedlichen Ausgleicht kommt, ist eine Grundbedingung dafür, dass Europa von Russland nicht ganz getrennt wird.

Und wenn Franz Vranitzky heute darauf hingewiesen hat, dass wir bei massiveren Sanktionen gegen Russland unter Umständen die Mitverlierer sind, dann muss man ganz offen sagen, bei all unserer Freundschaft zu den Vereinigten Staaten von Amerika und die transatlantische Zusammenarbeit es steht für mich außer jeden Zweifels. Ebenso, wie ich der Meinung bin, dass wir alle Möglichkeiten der Handlungsintensivierung mit den USA auch durch ein Freihandelsabkommen nützen müssen.

Aber wir werden nicht erlauben, dass wir von den USA in eine Entscheidungssituation gedrängt werden, wo sie uns sagen, entweder handelt ihr mit uns und macht mit uns Geschäfte oder mit Russland.

Diese binäre Entscheidungssituation wäre für Europas Wirtschaft und für Europas Gesellschaft eine völlig falsche – ganz im Gegenteil – wir müssen versuchen, die bestehen Konflikte zu lösen und mit Russland ein Verhältnis zu entwickeln, das uns die Möglichkeit verschafft, daraus auch den maximalen ökonomischen Nutzen zu ziehen bei völliger Beibehaltung unserer Handelsbeziehungen und unserer politischen Verpflichtungen mit unseren Bündnispartnern.
Zu entscheiden, Europa gehst Du mit den USA oder gehst Du mit Russland, schon diese Frage schwächt Europa ganz entscheidend.
Und es gibt nicht wenige in den Vereinigten Staaten von Amerika, die der Meinung sind, sie sollten Europa vor diese Frage stellen, denn dann schwächen sie nicht nur Russland, sondern auch uns.

Die dritte große Herausforderung vor der wir stehen ist ganz sicherlich, wie wir die anstehenden wirtschaftlichen und sozialen Probleme in Europa bewältigen. Und dazu brauchen wir – jetzt nach den europäischen Wahlen – auch politische Voraussetzungen.

Ich halte nichts von kindischen Erpressungstaktiken.

Und wenn jetzt Personalfragen schon eine Prominenz erhalten, wo gesagt wird, wenn der oder die gewählt wird, dann treten wir aus der europäischen Union aus, dann darf man sich auf ein solches Spiel nicht einlassen.

Es zeigt aber gleichzeitig, wie dünn in der Zwischenzeit der Konsens geworden ist.

Und daher bin ich der Meinung, Europa und die Bürgerinnen und Bürger Europas, die in den Wahlen ihre politische Entscheidung getroffen haben, dürfen nicht das Opfer einer politischen Erpressung werden.
Aber, man muss auch die Fragestellungen ernst nehmen, die von einzelnen unserer Partner gestellt werden und die nicht alle unrichtig sind.

Wenn Premierminister Cameron darauf hinweist, dass es notwendig wäre, darüber zu reden, was ist denn wirklich wichtig, was wir gemeinsam in Europa machen und sollte sich Europa nicht darauf konzentrieren, das Große zu machen und das Kleine den Nationalstaaten überlassen? Dann muss man sicherlich im Detail darüber diskutieren, was damit gemeint ist, aber die Regelungswut der Kommission geht nicht nur in Großbritannien, sondern auch in Deutschland und in Österreich großen Teilen der Bevölkerung gehörig auf die Nerven.

Denn die Menschen haben den Eindruck, dass sich die Kommission in Dinge einmengt, die nach dem breiten Verständnis der Bevölkerung sie nichts angeht, während die großen Herausforderungen unseres Kontinentes nicht gelöst werden.

Und daher ist eine Debatte darüber, wie die Kompetenzen in Europa einer gewissen Revision unterzogen werden können, eine legitime Diskussion – bedeutend legitimer, als die Diskussion darüber, ob man wegen einer Personalentscheidung aus der europäischen Union austreten will oder nicht.

Die unglaubliche Jugendarbeitslosigkeit, mit der wir heute in Spanien, in Italien, in Frankreich in anderen Ländern und in Griechenland konfrontiert sind, wird durch das Wirtschaftswachstum, das wir derzeit erreichen, nicht verschwinden. Der Aufschwung ist außerordentlich flach. Wenn die politische Konfliktlage im Osten unseres Kontinentes sich weiter zuspitzen sollte, wird aus dem flachen Aufschwung ein wirtschaftspolitisches Nullum. Und diese Wachstumsraten sind in keinem Fall dazu geeignet, mehr als 50% Jugendarbeitslosigkeit abzubauen.

Das heißt, eine europäische Union, die sich anschickt, die Verbindungen zu den Bürgerinnen und Bürgern wieder herzustellen, eine solche europäische Union müsste in den nächsten fünf Jahren ein zentrales Mandat haben: die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit und der Arbeitslosigkeit.

Und dabei sind wir natürlich sofort nicht nur bei Arbeitsmarkt, sondern auch bei Investitions- und Verteilungsfragen.
Wo soll das Wachstum herkommen, wenn alle Nationalstaaten gleichzeitig zur Austeritätspolitik verpflichtet worden sind, und gleichzeitig Europa keine Mittel zur Verfügung hat zu investieren, dann kann die europäische Zentralbank die Zinsen noch weiter reduzieren, vielleicht auch für die privaten Konsumenten unter null, das wird den Aufschwung nicht bringen.
Das wird den Aufschwung nicht bringen, weil mit Geldpolitik alleine die wirtschafts- und sozialpolitischen Probleme unseres Kontinentes nicht zu lösen
sind.

Und daher müssen wir uns entscheiden.

Wenn wir bei der Austeritätspolitik auf nationaler Ebene bleiben, dann müssen wir das ergänzen durch Investitionspolitik auf europäischer Ebene. Und wenn wir nicht bereit sind, mehr Mittel für Investitionspolitik auf europäischer Ebene zur Verfügung zu stellen, dann müssen wir die Schrauben bei den nationalen Budgets lockern.
Ohne mehr Investitionen und ohne mehr Nachfrage wird es nicht das Wachstum in Europa geben, das wir dringend brauchen, um die sozialen Herausforderungen zu bewältigen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir leben an einer Wegkreuzung. An einer Wegkreuzung, wo Europa vieles zustande gebracht hat und die historische Leistung ist unbezweifelt.

Dass es nach dem zweiten Weltkrieg gelungen ist, die Wunden, die der Zweite Weltkrieg in unserem Kontinent aufgerissen hat, zu heilen, ist von welthistorischer Dimension. Dass die Osterweiterung das wesentliche Instrument war, um die Spaltung Europas durch den ‚Eisernen Vorhang‘ zu überwinden, hat sich bewahrheitet.

Wir stehen nun vor der nächsten großen Herausforderung – der westliche Balkan, der durch den Krieg im ehemaligen Jugoslawien erschüttert wurde und fragmentiert ist, dass dieser westliche Balkan eine europäische Perspektive hat, um auch dort für Frieden sorgen zu können – auf der Basis einer Aussöhnung zwischen den Konfliktvölkern, wie es derzeit zwischen Serbien und dem Kosovo der Fall ist. Und auf Basis von jenen Reformen der Rechtsstaatlichkeit und der Bekämpfung von Korruption, die die Grundvoraussetzungen für eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union darstellen.
Das heißt, auf der Seite des Friedens und auf der Seite der Stabilität wurde viel erreicht, aber wir haben noch nicht die gesamte Tagesordnung bewältigt.

Aber ich stimme Tony Blair zu, wenn er in einem heute veröffentlichten Kommentar für ‚Project Syndicat‘ schreibt, dass die Frage der letzten Jahrzehnte in Europa war ‚Frieden‘. Die Frage der nächsten Jahrzehnte in Europa ist ‚Macht‘, und zwar Macht im Sinne der Vertretung europäischer Interessen in der Welt.
Denn bis jetzt war Europa für sich gesehen ein ökonomischer Riese, aber weltpolitisch ein Zwerg. Und es zeigt sich immer mehr, dass nur dann, wenn man auch weltpolitisch ein Riese ist, man seine Interessen in geeignetem Ausmaß vertreten kann.

Und wir haben es mit einer traditionellen und gewohnten Supermacht wie den Vereinigten Staaten von Amerika zu tun, wir haben es mit einer aufstrebenden Supermacht wie China zu tun und vielen anderen regionalen Mächten. Und wir sollten nicht so naiv sein zu glauben, dass die machtpolitische Enthaltsamkeit dazu führen wird, dass europäische Interesse in der Welt geeignet vertreten werden.

Nein, Europa muss sich, was seine Außen- und Sicherheitspolitik betrifft, weiter zu einander entwickeln und gemeinsam auftreten. Und Deutschland ist das erste Land, das das verstehen wird und schon verstanden hat.

Ich fasse zusammen:

Wir leben nicht in Zeiten des historischen Revisionismus. Wenn heute bei den einleitenden Reden des Öfteren auf Österreich und teilweise auch auf seine mangelnde Lebensfähigkeit nach dem ersten Weltkrieg hingewiesen worden ist, dann muss man dazu sagen, es handelt sich dabei nur um Deutsch-Österreich – nämlich um jenen kleinen Teil eines ehemals größeren Reiches, in dem deutsch gesprochen wurde und wo in der Tat es erhebliche Zweifel darüber gab, dass dieser Staat überlebensfähig sein wird.

Es ist auch eine österreichische Eigenart, dass nach allen Umfragen der beliebteste österreichische Politiker der gesamten Geschichte Kaiser Franz Josef ist. Wie wir wissen, der größte ‚Looser‘, den es gegeben hat. Denn er hat letztendlich jede kriegerische Auseinandersetzung verloren und hatte am Ende das Auseinanderfallen seines Reiches zu verantworten und zwar nicht auf friedlicher, sondern auf kriegerischer Grundlage.

Keine Angst, Österreich wird nicht den Anspruch stellen, dass es nach der Wiedervereinigung Deutschlands, jetzt auch zur Wiedervereinigung Österreichs kommen sollte.

In der Tat nicht!

Aber wir in Österreich fühlen uns als Europäer im Zentrum, die Verantwortung dafür tragen und tragen wollen, dass es zu einer friedlichen Entwicklung in unserer engeren und weiteren Nachbarschaft kommt.
Deswegen sind wir sehr starke Protagonisten für einen Beitritt aller Länder des westlichen Balkans auf Basis einer bestimmten Zeitstrecke zur europäischen Union.
Ebenso, wie wir stark dafür eingetreten sind, dass die Osterweiterung – also die erste Welle der Erweiterung – stattgefunden hat.

Nicht aus altimperialen Ambitionen heraus, sondern im tiefen Verständnis, dass es hier darum geht, Wunden der Geschichte Europas zu heilen und das gesamte Potential unseres Kontinents für die Zukunft zu erschließen.

Wird akzeptieren, dass Deutschland ein aufrechter und verlässlicher Partner ist.

Nicht nur in den Fragen, in denen wir einen speziellen Beitrag leisten können, sondern vor allem auch bei der Entwicklung eines gemeinsamen geeinten und starken Europas. Ein Deutschland, das kein Interesse daran hat, dass es erneut kriegerische Auseinandersetzungen gibt. Und ein Deutschland, das daran interessiert ist, dass wir nicht vor die Frage USA oder Russland gestellt werden, sondern die Potentiale aus Kooperationen mit beiden zieht.
Dies ist kein falsch verstandener Neutralismus, sondern dies ist vor dem Hintergrund der Herausforderungen, die sich stellen – so meine ich – eine klug formulierte Strategie.

Ich fühle mich – zumindest meistens – wohl, wenn ich einzelne deutsche Politiker über Europa reden höre und spüre die Verantwortung, die nicht nur für Deutschland, sondern auch für Europa übernommen wird.
Und nachdem ich einmal Politiker war, möchte ich noch einen abschließenden Satz zum Nachdenken Ihnen mitgeben:

Meiner Meinung nach besteht auch ein untrennbarer Zusammenhang zwischen dem Erfolg, der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung eines Landes und der Qualität der politische Klasse. Und es wäre, meinem Verständnis nach, weder der Aufstieg Österreichs noch – in einem viel größeren Ausmaß – der Aufstieg und die Wiedervereinigung Deutschlands möglich gewesen ohne jene Männer und Frauen, die in der Politik nicht Verantwortung für sich selbst, sondern für ihr Land, für die Bevölkerung und für ihren Kontinent getragen haben.

Herzlichen Dank!

Prof. Thomas Albert
Intendant
Musikfest Bremen

Dr. Matthias Albert
Vorstand und Partner
Bank Gutmann AG, Wien

Prof. Dr. Ivo Baca
ehem. Chefarzt
Klinik für Allgemein- und Unfallchirurgie, Zentralkrankenhaus Bremen-Ost

Rainer de Backere
Vorsitzender des Aufsichtsrates
Frankonia Eurobau AG, Münster

Nikolaus Behr
Mitglied des Vorstands
EWE AG, Oldenburg

Prof. Dr. h.c. Roland Berger

Unternehmensberater
Roland Berger Strategy Consultants, München

Wilhelm von Boddien
Geschäftsführer
Förderverein Berliner Schloß e.V., Hamburg
Mitglied ‚Kleines Gremium‘, Bremer Tabak-Collegium

Dr. Thomas Brinkmann, LL.M. (Tulane)
Rechtsanwalt und Notar
Dr. Schackow & Partner – Rechtsanwälte und Notare, Bremen
Sprecher ‚Kleines Gremium‘, Bremer Tabak-Collegium

Marko Broschinski
Vorstand
Bankhaus Carl F. Plump & CO AG, Bremen

Matthias Brückmann

Mitglied des Vorstandes
EWE AG, Oldenburg

Christian-Hans Bültemeier
Vorstand
Hansa-Flex AG, Bremen

Martin Butollo
Country Manager Austria
Commerzbank AG, Wien

S.E. Botschafter Alberto Carnero Fernandez
Botschaft des Königreiches Spanien, Wien

Prof. Mag. Robert L. Dauber

Wien

Matthias Claussen

Geschäftsführender Gesellschafter
C. Melchers GmbH & Co., Bremen

Henrich Clewing
Geschäftsführender Gesellschafter
Merlo Deutschland GmbH, Bremen

Dr. Manfred Drennig
Schriftsteller
Partner
Privatconsult Vermögensverwaltung GmbH, Wien

Honorarkonsul Robert O. Drewes
Österreichisches Honorarkonsulat, Bremen

Dr. Gunter Dunkel
Vorsitzender des Vorstandes
Norddeutsche Landesbank Girozentrale, Hannover

Rainer Effinger
Geschäftsführer
NORD KB Beteiligungsgesellschaft mbH, Hannover

Prof. Dr. Konrad Elmshäuser
Leitender Direktor
Staatsarchiv Bremen

Kommerzialrat Andreas Egger

Geschäftsführer
oeticket.com Ticket Express GmbH, Wien

Dipl.-Kfm. Patrick Engels
Geschäftsführender Gesellschafter
Pöschl Tobacco Group, Geisenhausen

Hofrat Dr. Peter Fischer-Colbrie
Scheibbs
ehem. Direktor Österreichische Bundesgärten, Wien

Dipl.-Kfm. Peter Foerstendorf
Berlin
Präsidiumsmitglied des Arbeitgeberverbandes
Berlin Brandenburg (Bauwirtschaft)

Dr. Matthias Fonger
Hauptgeschäftsführer und I. Syndikus
Handelskammer Bremen

Michael Friedrich
Leiter der Niederlassung Weser-Ems
Daimler AG, Bremen

Stephan M. Friedrich
Geschäftsführer
Lürssen Industrie Beteiligungen GmbH & Co. KG, Bremen

Stephan Fritsch
Managing Director
Captiva Capital Management GmbH, Hamburg

Christoph W. Gabath
Geschäftsführender Gesellschafter
Acelot GmbH, München

Erich Gebhardt
Bremen
Aufsichtsrat-Mitglied
Greiner Holding AG, Kremsmünster

Dr. Christian Geinitz

Wirtschaftskorrespondent, Redakteur
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Wien

Prof. Dr. Lüder Gerken
Vorsitzender des Vorstands
Sfiftung Ordnungspolitik, Freiburg i. Br.

Prof. DDr. Christoph Grabenwarter
Verfassungsrichter
Verfassungsgerichtshof, Wien
Stellvertretender Institutsvorstand
Institut für Europarecht und Internationales Recht, Wirtschaftsuniversität Wien

Prof. Dr. Dietrich Grashoff

Partner
Ebner, Stolz, Mönning, Bachem, Wirtschaftsprüfer,
Steuerberater, Rechtsanwälte, Bremen

Achim Griese
Geschäftsführer
Achim Griese Treuhandgesellschaft, Hamburg

André Grobien
Pers. haftender Gesellschafter
Lampe & Schwartze KG, Bremen

Dipl.-Kfm. Christian Gruner
Reeder
Kitzbühel

Senator Martin Günthner
Senator für Wirtschaft und Häfen
Bremen

Prof. Dr. Herwig Guratzsch
Hamburg
ehem. Direktor Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen, Schleswig
Mitglied ‚Kleines Gremium‘, Bremer Tabak-Collegium

Georg Gürtler
Geschäftsführender Gesellschafter
Sacher Hotels Betriebsgesellschaft, Wien

Bundeskanzler a.D.
Dr. Alfred Gusenbauer
Wien
Bundeskanzler a.D. der Republik Österreich

Gerhard Harder
Bremen
Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse
Bremen AG

Jukka Härmälä
Senior Advisor
CapMan Capital Management OY, Helsinki

Peter Harren
Geschäftsführender Gesellschafter
Harren & Partner Ship Management GmbH & Co. KG, Bremen

Johannes Hartig
Vorsitzender des Vorstands
Sparkasse Osnabrück

Dipl.-Ing. Harm Haslob
Architekt
Haslob, Kruse & Partner, Bremen

Dr. Peter Haßkamp
Bremen
ehem. Vorsitzender des Vorstands, Bremer Landesbank
Mitglied des Beirates, Signa Holding GmbH, Wien
Ehem. Mitglied ‚Kleines Gremium‘, Bremer Tabak-Collegium

Philipp Haßkamp
Co-Founder
Healthcommunity S.L., Madrid/Spanien

Senator a.D. Josef Hattig
Bremen

Thomas Haukje
Geschäftsführender Gesellschafter
Nordwest Assekuranzmakler GmbH & Co. KG, Bremen
Geschäftsführender Gesellschafter Lampe & Schwartze, Bremen

Mag. Roland Hebbel
Geschäftsführer
Steinbacher Dämmstoff GmbH, Erpfendorf/Österreich

Staatsrat Dr. Heiner Heseler

Senator für Wirtschaft und Häfen, Bremen

Joachim Hoepp
Geschäftsführer
Nanu-Nana Einkaufs- und Verwaltungsgesellschaft mbH, Oldenburg

Andreas Hoetzel
Leiter Unternehmenskommunikation
BLG Logistics Group AG & Co. KG, Bremen

Dipl.-Ing. Johann-Christian von Höfer
Geschäftsführender Gesellschafter
Colony Golf Betriebs GmbH, Wien

Dr. Rüdiger Hoffmann

Geschäftsführender Gesellschafter
media projects public relations GmbH, Bremen

Carsten Hofmeister

Vorstand
Seghorn AG, Bremen

Kai-Uwe Hollweg

Persönlich haftender Gesellschafter
Cordes & Graefe KG, Bremen

Dipl.-Ing. Stephan Hupertz
Architekt
Hamburg

Dr. Gerhard Kandler
Stv. Vorsitzender des Aufsichtsrats
Global Welding Technologies AG, Hinterbrühl
Stv. Vorsitzender des Aufsichtsrats
igm Robotersysteme AG, Wiener Neudorf

Dr. Stephan-Andreas Kaulvers
Vorsitzender des Vorstands
Bremer Landesbank, Bremen

Mag. Dr. Oliver Kempf
Partner
Stauder, Schuchter, Kempf
Wirtschaftsprüfungs- u. Steuerberatungs GmbH & Co KG, Innsbruck

Dr. Martin Klinkhammer
Mitglied der Geschäftsleitung
Deutsche Bank AG, Bremen

M.A. Florian Köchert
Geschäftsführer
A. E. Köchert, Salzburg

Axel Kühner
Vorsitzender des Vorstands
Greiner Holding AG, Kremsmünster/Österreich

Horst Küpker
Mitglied des Vorstands
Erste Abwicklungsanstalt Anstalt des öffentlichen Rechts, Düsseldorf

Hans-Dieter Lampe
Geschäftsführender Gesellschafter
Handelsgesellschaft Frantz Kragh GmbH, Bremen
Generalbevollmächtigter und Mitglied ‚Kleines Gremium‘, Bremer Tabak-Collegium

Hofrat Prof. Dr. Helmut W. Lang
Wien
ehem. stv. Generaldirektor der Österreichischen Nationalbank

Gisbert Lehmhaus
Rechtsanwalt
Düsseldorf

Dr. Stefan Lehnert
Geschäftsführer
Vector Foiltec GmbH, Bremen

Dr. h.c. Dipl-Ing. Willi Liebherr
Präsident des Verwaltungsrats
Liebherr International AG, Bulle/Schweiz

Dr. Claus Liesner
Geschäftsführender Gesellschafter
AMC Asset Management Consulting GmbH, Hamburg

S.D. Ferdinand

Prinz zur Lippe-Weißenfeld, M.A.
Rechtsanwalt
SLB Kloepper Rechtsanwälte, München

Ulf Lipske

Director
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Bremen

Peter Lürßen
Geschäftsführender Gesellschafter
Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG, Bremen

Staatsrat a.D. Prof. Dr. Jürgen Lüthge

Geschäftsführer
BREBAU GmbH, Bremen

Robert Mahn
Mitglied des Vorstands
Minerva Versicherungs-AG, Bremen

Mag. Klaus Malle

Country Managing Director
Accenture Österreich, Wien

Bernd M. Manchen
CIO
Signa Prime Selection AG, Wien

Dr. Dirk Markus

Vorsitzender des Vorstandes
Aurelius AG, Grünwald

Franz Peter Marx
Hauptgeschäftsführer und Rechtsanwalt
Verband der deutschen Rauchtabakindustrie, Bonn

Prof. Dr. h.c. Rudolf Mellinghoff
Präsident
Bundesfinanzhof, Ottobrunn
Mitglied ‚Kleines Gremium‘, Bremer Tabak-Collegium

Dipl.-Ing. Carl-Anton von Minutillo
Graz

Dr. Eduard Möhlmann
Vorstand
Eriksen-Grensing-Stiftung, Oldenburg

Dr. Marcus Mühlberger
Geschäftsführer
Signa Holding AG, Wien

Götz-Michael Müller
Mitglied des Verwaltungsrates
Arysta AG Zürich, Bremen

Uwe Müller
Mitglied der Geschäftsführung
Deutsche Factoring Bank, Bremen

Dipl.-Ing. Michael Munte
HVg Michael Munte Hausverwaltung, Braunschweig

Cornelius Neumann-Redlin
Rechtsanwalt und Hauptgeschäftsführer
Die Unternehmensverbände im Lande Bremen e.V.

Jan-Martin Nufer
Director Treasury & Funding
Borealis AG, Wien

Dr. Dr. h.c. mult. Manfred Osten

Bonn
ehem. Generalsekretär der Alexander von Humboldt-Stiftung
Mitglied ‚Kleines Gremium‘, Bremer Tabak-Collegium

Kari Osterlund

Senior Advisor
CapMan Oyj, Helsinki

Minister a.D.
Prof. Dr. Dr. h.c. Karl-Heinz Paqué

Lehrstuhl für Internationale Wirtschaft
Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft
Otto-von Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg
Mitglied ‚Kleines Gremium‘, Bremer Tabak-Collegium

Dr. Joachim Peters
Hauptgeschäftsführer
Oldenburgische Industrie- und Handelskammer

Bernd Petrat
Geschäftsführender Gesellschafter
Nordwest Industrie Group GmbH, Frankfurt am Main

Dr. Gerold Piringer
Vorsitzender des Aufsichtsrats
SPAR-Finanz Bank AG, Wien

Christian Plump
Persönlich haftender Gesellschafter
Plump KG, Wien

Dr. Dirk Plump
Geschäftsführender Gesellschafter
W. Tiemann GmbH & Co. KG, Bremen

Dr. Johanna Rachinger
Generaldirektorin
Österreichische Nationalbibliothek, Wien

Dipl.-Oec. Bernd Ranneberg
Sprecher der Geschäftsführung
Tönsmeier Dienstleistung GmbH &. Co. KG, Porta Westfalica

Ing. Klaus Rogetzer
Geschäftsführer
Rettig Austria GmbH/Vogel und Noot, Wartberg i.M.

Wolfgang von Rohden
Bremen
Vorsitzender des Aufsichtsrats
Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG , Berlin

Heinrich Rönner

Unternehmensgründer
Heinrich Rönner Gruppe, Bremerhaven

Alexander Ruddat
Geschäftsführender Gesellschafter
Ruddat Grundbesitz GmbH & Co. KG, Bremen

Julius C. Runge
Geschäftsführer
Tegro Runge GmbH, Bremen

S.E. Botschafter Detlev Rünger
Botschaft der Bundesrepublik Deutschland, Wien

Thomas Rust
Managing Director
Breko GmbH, Bremen

Prof. Dr. Dominic Sachsenmaier

Professor
Jacobs University Bremen

Senator E.h. Prof.
Dr. h.c. mult. Klaus Gerhard Saur

München
Vorstand Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin
ehem. Geschäftsf. Gesellschafter Walter de Gruyter GmbH Verlag, Berlin
Mitglied ‚Kleines Gremium‘, Bremer Tabak-Collegium

Stephan Schalk
Geschäftsführender Gesellschafter
Barth & Könenkamp Seiden GmbH & Co. KG, Bremen

René Scheer
Vorsitzender des Vorstands
Allgemeiner Unternehmensverband Östliches Ruhrgebiet e.V., Dortmund

Ole Scheeren
Architekt
Peking/China

Albrecht F. Schirmacher

Geschäftsführer
Platow Medien GmbH, Frankfurt

Dr. Frank Schlaberg
Mitglied des Vorstands
Bankhaus Neelmeyer AG, Bremen

Albert Schmitt
Geschäftsführer
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen

Hans-Joachim Schnitger
Geschäftsführender Gesellschafter
Karl Geuther & Co. Holding GmbH & Co. KG, Bremen

Mag. Rupert Schöttle
Cellist
Wiener Philhamoniker, Wien

Dipl.-Kfm. Michael Schroiff
Bremen
ehem. Geschäftsführender Gesellschafter
Unterweser Reederei GmbH
Mitglied des Vorstands
Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, Bremen

Prof. MMag. Dr. Josef Schuch
Steuerberater, Geschäftsführer, Partner
Deloitte Tax Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mbH, Wien

Klaus-Peter Schulenberg
Vorsitzender des Vorstands
CTS EVENTIM AG, Bremen

Dr. Rudolf Schulten
Senior Advisor
The Boston Consulting Group, Neuss

Michael Seeber
Geschäftsführer
Leitner AG, Sterzing

Dr. Thomas C. Sittel

Partner
goetzpartners CORPORATE FINANCE GmbH, München

Johann G. Smidt

Geschäftsführer
Joh. Gottfr. Schütte GmbH & Co. KG, Bremen

Dr. Dr. h.c. Veit Sorger

Präsident
Mondi AG, Wien

Michael Stark

Hauptgeschäftsführer
Industrie- und Handelskammer Bremerhaven

Max F. Stegemann
Mitglied des Vorstands
Minerva Versicherungs-AG, Bremen

Dr. Karl Stoss
Generaldirektor
Österreichische Lotterien, Wien

Manfred Strasser
Geschäftsführer
Eurogroup Consulting AG Österreich, Wien

Markus Strehle
Vorsitzender des Vorstands
DAL Deutsche Anlagen-Leasing GmbH & Co. KG, Mainz-Kastel-Wiesbaden

Werner Studener
Generaldirektor
Europäische Zentralbank, Frankfurt

Chawkat Takla
Geschäftsführender Gesellschafter
Miditec Datensysteme GmbH, Bremen

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Joachim Treusch
President Emeritus
Jacobs University Bremen
Mitglied ‚Kleines Gremium‘ Bremer Tabak-Collegium

Christian Trierenberg
Vorsitzender des Vorstands
Trierenberg Holding AG, Traun

Prof. Dr. Dr. h.c. Felix Unger
Präsident
Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste, Salzburg
ehem. Chefarzt Uniklinik für Herzchirugie, Salzburg

Michael Vinnen
Geschäftsführender Gesellschafter
Reederei F.A. Vinnen & Co. (GmbH & Co. KG), Bremen
Vorsitzender des Bremer Reedervereins e.V.

Bundeskanzler a.D. Dr. Franz Vranitzky

Wien
Bundeskanzler a.D. der Republik Österreich

Dr. Philipp-Christian Wachs
Direktor
Haus Rissen, Hamburg

Dr. Günter Wagner

Rechtsanwalt und Notar
Sozietät Dr. Wagner, Ohrt & Partner, Bremen

Christian Weber
Präsident
Bremische Bürgerschaft, Bremen

André Wedemeyer
Pers. haftender Gesellschafter
Cordes & Graefe KG, Bremen

Dr. Patrick Wendisch
Geschäftsführender Gesellschafter
Lampe & Schwartze KG, Bremen
Präsident der Eiswette von 1829
Mitglied ‚Kleines Gremium‘, Bremer Tabak-Collegium

Dr. Kuno Wilhelm
Rechtsanwalt
München

Titus Wouda Kuiper
Director Western Europe
Imperial Tobacco Limited, Southville/Bristol

Kurt Zech
Geschäftsführender Gesellschafter
Zech Group GmbH, Bremen

Volker Zieske
Partner
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Stuttgart

Dr. Matthias Zimmermann

Geschäftsführender Gesellschafter
Weser-Wohnbau GmbH & Co. KG, Bremen