Begrüßung – Dr. Torsten Köhne
Meine Damen, meine Herren,
im Namen des „Kleinen Gremiums“ begrüße ich sie ganz herzlich zu unserer 198. Zusammenkunft hier in Groningen.
Besonders willkommen heißen möchte ich den Kommissar des Königs für die Provinz Groningen, Herrn René Paas, verbunden mit großem Dank, dass wir heute hier sein dürfen. Mijnheer Paas, van harte welkom hier op het Bremer Tabak-Collegium.
Ebenfalls herzlich begrüßen möchte ich Patrick Lammers, der nachher zu uns sprechen wird. Vielen Dank, lieber Patrick, dass du dir die Zeit für unser Collegium nimmst. Wir freuen uns auf deinen Vortrag.
Letztes Jahr um diese Zeit haben wir uns in Rom im Palazzo della Cancelleria getroffen.
Das war ein sehr besonderes Collegium, weit weg von zuhause, aufwändig zu organisieren, es war heiß und auf vatikanischem Boden – für uns bremische Kaufleute trotz all der Reisen, die wir schon unternommen haben, ungewohnt, aufregend und auch ein Stück exotisch.
Heute sind viele von uns „mal eben“ hier hergefahren, waren vielleicht schon oft hier in Groningen, das Wetter kommt den Bremern unter uns normalerweise ziemlich bekannt vor und irgendwie ist das nah und vertraut und trotzdem sehr interessant. Ich finde das schön und wünsche mir, dass wir noch oft in den Niederlanden sind und unsere niederländischen Freunde bei uns. Gemeinsamkeiten zwischen Groningen und Bremen gibt es viele und es ist gute Tradition, in der Begrüßung zu diesem Abend einige davon kurz zu beleuchten.
Dies ist das Bremer Tabak-Collegium und deshalb geht es wie schon oft natürlich zuallererst um Tabak. Hier und heute können wir nachher in der Collegiumsrunde aus holländischen Tabakpfeifen holländischen Tabak rauchen. Das ist einerseits auf unseren Veranstaltungen immer so und natürlich sehr angemessen, andererseits sei für diejenigen unter uns, die bisher noch nicht unsere Gäste waren, der Hinweis erlaubt, dass es für unsere gesellige Zusammenkunft selbstverständlich keine Verpflichtung zum Rauchen gibt. Das ist auch ganz gut so, denn so cool wie früher, als jedenfalls in meiner Generation die echten Männer und manche zu bewundernde Frauen in der 9. Klasse holländischen Shag drehten, werden wir vielleicht, und man muss wohl sagen bedauerlicherweise, in unserer Runde nicht mehr sein. Der Shag war oft „Javaanse Jongens“ und der kam von Koninklijke Niemeyer aus Groningen. Unsere Väter rauchten Lux oder Lord Extra, die kamen von Martin Brinkmann aus Bremen.
Tabak wurde ab dem 16. Jahrhundert unter anderem von holländischen Seeleuten nach Europa eingeführt. Er kam später oft aus der ehemals niederländischen Kolonie Indonesien, wo es ideale Bedingungen für den Tabakanbau gab. Durch die für sie günstigen Handelsmöglichkeiten kauften besonders die niederländischen Hersteller dort Rohtabake ein und sowohl in den Tabakmischungen als auch bei den Zigarren waren „Java“ und „Sumatra“ schnell nicht mehr wegzudenken und generierten großes Wachstum auch auf dem deutschen Tabakmarkt.
Bremische Seeleute brachten nicht nur und zum Glück den Bordeaux ins Land, sondern Bremen blickt ebenfalls auf eine über 300-jährige Tabaktradition zurück. Davon übrig geblieben ist neben uns, dem Bremer Tabak-Collegium, die Bremer Tabakbörse, die seit Ende der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts und bis heute das Zentrum für den Handel indonesischer Tabake für Europa ist. Auch übrig geblieben ist das über 160 Jahre alte Tabakhandelsgeschäft Niemeyer Cigarren mit mehr als 100 Filialen, wobei es familiäre Verbindungen zwischen der Bremer Familie Niemeyer und der Groninger Familie Niemeyer trotz gleicher Schreibweise nicht zu geben scheint.
Gemeinsam haben Groningen und Bremen aber, dass 2022 die große Tabakfabrik Niemeyer in Groningen ebenso wie 2021 die große Tabakfabrik Brinkmann in Bremen nach gut 200 Jahren ihren Betrieb endgültig eingestellt haben. Das ist traurig, aber man soll nach vorne blicken und in Bremen haben wir mit dem Tabakquartier ein tolles Beispiel dafür, was man aus einer alten Tabakfabrik machen kann.
Traditionen soll man pflegen, andererseits aber fest und optimistisch in die Zukunft schauen. Groningen tut das beim Tabak in besonderem Maße mit dem Beschluss, die erste raucherfreie Stadt zu werden und damit die Vorreiterrolle der Niederlande im Kampf gegen den Tabakkonsum besonders zu unterstützen. So ändern sich die Zeiten seit der 9. Klasse!
Nicht nur der Tabak verbindet Groningen und Bremen, auch die Geschichte dieses Gebäudes und des Rathauses in Bremen weisen einige Parallelen auf.
Das Provinciehuis in Groningen ist sehr alt. Ursprünglich, nämlich seit 1425, eine Lateinschule, finden hier seit 1602 die Provinzversammlungen statt, also die Zusammenkünfte des Provinzrates, des Parlaments der Provinz Groningen. Das Bremer Rathaus ist, wenngleich als Rathaus gebaut, ähnlich alt, nämlich 1405 bis 1408 erbaut und wird seitdem durchgängig vom Senat genutzt. Beide Gebäude sind Anfang des 19. Jahrhunderts um Neubauten im Neo-Renaissance-Stil ergänzt worden, hier in Groningen 1917 um das neue Provinciehuis, in Bremen um das neue Rathaus von 1913. Da sind wir also nah beieinander und wer hier den Statenzaal betrachtet, wird finden, dass dieser gut ins Bremer Rathaus passen würde und die dortige obere Rathaushalle oder auch der Senatssaal hier in dieses Gebäude.
Vielleicht ist dieser Eindruck auch ein wenig Folge der über die Jahrhunderte intensiven Beziehungen zwischen Groningen und Bremen. Da ging es viel um Streit vor allem in der Zeit zwischen 1420 und 1500, gern auch mal über „genommene Schiffe“, im Staatsarchiv gibt es aber auch viele Dokumente über das Bemühen um Frieden. Nach den dunklen Jahren des Zweiten Weltkrieges gab es umfangreichen Kulturaustausch, unter anderem im musikalischen Bereich. Und heute eben diese Nähe. Mit ähnlichen politischen Rahmenbedingungen in Deutschland und den Niederlanden. Mit Handel, Häfen, Schifffahrt und ähnlichen Herausforderungen bei Klima und Umwelt, Migration, Demografie, Industrie und so langsam auch bei der Parteienlandschaft. Das ist Europa, und zwar ein besonders nahes und selbstverständliches Europa.
Meine Damen und Herren, wie schön, dass wir heute hier sein dürfen!
Und wie immer wird es nun etwas intensiver mit dem Löffeltrunk, der übrigens eine ostfriesische Tradition ist.
Bitte suchen sie sich dazu eine Partnerin oder einen Partner – ich habe schon einen eingeladen, nämlich René Paas. Sie müssen nicht geübt haben – René Paas hat bestimmt auch nicht geübt, aber achten sie darauf, dass ihr Löffel schön voll ist, und dann tauschen sie den schönen Trinkspruch aus: